Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen). Чарльз Дарвин

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Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen) - Чарльз Дарвин


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zwischen diesen und den Boden gedrückt zu werden, und als wäre die Krümmung mit der Zeit bleibend geworden, sich von selbst einfügend, wenn das Thier zufällig auf den Schwanz zu sitzen kam«. Unter diesen Umständen ist es nicht überraschend, daß die Oberfläche des Schwanzes rauh und schwielig geworden ist; Dr. Murie,151 welcher diese Art und drei andere, nahe verwandte Arten mit unbedeutend längerem Schwanze im zoologischen Garten sorgfältig beobachtet hat, sagt, daß wenn sich das Thier setzt, »der Schwanz nothwendigerweise auf eine Seite des Gesäßes gesteckt wird; und mag er kurz oder lang sein, die Wurzel ist immer dem ausgesetzt, abgerieben oder gestutzt zu werden«. Da wir nun dafür Beweise haben, daß Verstümmelungen gelegentlich vererbt werden,152 so ist es nicht sehr unwahrscheinlich, daß bei kurzschwänzigen Affen der vorspringende, functionell nutzlose Theil des Schwanzes nach vielen Generationen rudimentär und verdreht worden ist, weil er beständig gerieben und verdrückt wurde. Wir sehen beim Macacus brunneus den vorspringenden Theil in diesem Zustand und beim M. ecaudatus und mehreren höheren Affen vollständig abortiert. So weit wir es beurtheilen können, ist dann schließlich der Schwanz beim Menschen und bei den anthropomorphen Affen in Folge davon verschwunden, daß der terminale Theil eine sehr lange Zeit hindurch durch Reibung beschädigt wurde, während der basale, in der Haut eingebettete Theil reduciert und modificiert wurde, um sich der aufrechten oder halbaufrechten Stellung anzupassen.

      Man kann daher den directen und indirecten Resultaten natürlicher Zuchtwahl eine sehr beträchtliche, wennschon unbestimmte, Ausdehnung geben; doch gebe ich jetzt, nachdem ich die Abhandlung von Naegeli über die Pflanzen und die Bemerkungen verschiedener Schriftsteller, besonders die neuerdings von Prof. Broca in Bezug auf die Thiere geäußerten, gelesen habe, zu, daß ich in den früheren Ausgaben meiner Entstehung der Arten wahrscheinlich der Wirkung der natürlichen Zuchtwahl oder des Überlebens des Passendsten zu viel zugeschrieben habe. Ich habe die fünfte Ausgabe der »Entstehung« dahin geändert, daß ich meine Bemerkungen nur auf die adaptiven Veränderungen des Körperbaus beschränkte; ich bin aber nach den Aufklärungen, die wir selbst in den letzten wenigen Jahren erhalten haben, überzeugt, daß sehr viele Bildungen, die uns jetzt nutzlos zu sein scheinen, sich später als nützlich erweisen und daher unter die Wirksamkeit der natürlichen Zuchtwahl fallen werden. Nichtsdestoweniger hatte ich früher die Existenz vieler Structurverhältnisse nicht hinreichend beachtet, welche, soweit wir es für jetzt beurtheilen können, weder wohlthätig noch schädlich zu sein scheinen; und ich glaube, dies ist eines der größten Versehen, welches ich bis jetzt in meinem Werke entdeckt habe. Es mag mir als Entschuldigung zu sagen gestattet sein, daß ich zwei bestimmte Absichten vor Augen hatte, erstlich, zu zeigen, daß Species nicht einzeln geschaffen worden sind, und zweitens, daß natürliche Zuchtwahl das bei der Veränderung hauptsächlich Wirksame war, wenn sie auch in großem Maße durch die vererbten Wirkungen des Gebrauchs und in geringerem Maße durch die directe Wirkung der umgebenden Bedingungen unterstützt wurde. Indessen bin ich nicht im Stande gewesen, den Einfluß meines früheren und damals sehr verbreiteten Glaubens, daß jede Species absichtlich erschaffen worden sei, vollständig zu beseitigen, und dies führte mich zu der stillschweigenden Annahme, daß jedes einzelne Structurdetail, mit Ausnahme der Rudimente, von irgendwelchem speciellen, wenn auch unerkannten Nutzen sei. Mit dieser Annahme im Sinne würde wohl ganz natürlich Jedermann die Wirkung der natürlichen Zuchtwahl, sei es während früherer oder jetziger Zeiten, zu hoch anschlagen. Einige von Denen, welche das Princip der Entwicklung annehmen, aber natürliche Zuchtwahl verwerfen, scheinen zu vergessen, während sie mein Buch kritisieren, daß ich die beiden eben erwähnten Absichten vor Augen hatte. Wenn ich daher auch darin geirrt haben sollte, daß ich der natürlichen Zuchtwahl eine große Kraft zuschrieb, was ich aber durchaus nicht zugebe, oder daß ich ihren Einfluß übertrieben hätte, was an sich wahrscheinlich ist, so habe ich, wie ich hoffe, wenigstens dadurch etwas Gutes gestiftet, daß ich dazu beigetragen habe, das Dogma einzelner Schöpfungsacte umzustoßen.

       Daß alle organischen Wesen mit Einschluß des Menschen viele Modificationen des Körperbaus darbieten, welche für dieselben weder jetzt von irgend einem Nutzen sind, noch es früher gewesen sind und daher keine physiologische Bedeutung haben, ist, soviel ich jetzt erkennen kann, wahrscheinlich. Wir wissen nicht, was die zahllosen unbedeutenden Verschiedenheiten zwischen den Individuen einer jeden Species hervorbringt; denn der Rückschlag verlegt das Problem nur wenige Schritte rückwärts; und doch muß jede Eigentümlichkeit ihre eigene wirksame Ursache gehabt haben. Sollten diese Ursachen, welcher Art sie auch gewesen sein mögen, gleichförmiger und energischer längere Zeit hindurch wirken (und es läßt sich kein Grund dafür annehmen, warum dies nicht zuweilen eintreten sollte), so würde das Resultat hiervon das Auftreten nicht bloß einer unbedeutenden individuellen Verschiedenheit, sondern einer scharf markierten constanten Modification sein, wenn auch einer Modification ohne physiologische Bedeutung. Structurveränderungen nun, welche in keiner Weise wohlthätig sind, können durch natürliche Zuchtwahl nicht gleichförmig gehalten werden, wennschon alle solche, welche nachtheilig sind, durch dieselbe werden beseitigt werden. Indessen würde Gleichförmigkeit der Charaktere natürliche Folge der angenommenen Gleichförmigkeit der anregenden Ursachen sein, wie auch in gleicher Weise Folge der ungehinderten Kreuzung vieler Individuen. Derselbe Organismus kann daher auf diese Weise im Verlauf aufeinanderfolgender Zeiträume nach einander mehrere Modificationen erlangen, und diese werden in einem nahezu gleichförmigen Zustande überliefert werden, so lange die anregenden Ursachen dieselben bleiben und freie Kreuzung eintreten kann. In Bezug auf diese anregenden Ursachen können wir hier, ebenso wie bei Besprechung der sogenannten spontanen Abänderungen, nur sagen, daß sie in einer viel innigeren Beziehung zu der Constitution des abändernden Organismus als zu den Naturbedingungen, denen derselbe ausgesetzt war, stehen.

       Fußnote


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