Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen). Чарльз Дарвин
Читать онлайн книгу.wird, wie es mich dünkt, später als ein sehr ernster Fehler in den Werken J. S. Mill's angesehen werden.
239 H. Sidgwick sagt in einer trefflichen Erörterung dieses Gegenstandes (The Academy, 15. June, 1872, p. 231): »eine höher entwickelte Biene würde, wie wir überzeugt sein können, eine mildere Lösung der Bevölkerungsfrage anstreben«. Nach den Gewohnheiten vieler oder der meisten Wilden zu urtheilen, löst indessen der Mensch das Problem durch weiblichen Kindermord, Polyandrie und völlig freies Vermischen; es ließe sich daher wohl zweifeln, ob es durch eine mildere Methode gelöst werde. Miss Cobbe, welche über dasselbe Beispiel Erörterungen anstellt (Darwinism in Morals, in: Theological Review, Apr., 1872, p. 188-191) sagt, die Grundsätze der socialen Pflicht würden dadurch umgekehrt werden. Damit meint sie, wie ich vermuthe, daß die Erfüllung einer socialen Pflicht die Individuen zu schädigen streben würde; sie übersieht aber die Thatsache, welche sie ohne Zweifel zugeben wird, daß die Instincte der Biene zum Besten der Gemeinschaft erlangt worden sind. Sie geht so weit, daß sie sagt, wenn die in diesem Capitel vertheidigte Theorie der Moral jemals allgemein angenommen würde, »könne sie nicht umhin zu glauben, daß in der Stunde ihres Triumphs die Tugend der Menschheit zu Grabe geläutet wird!« Es steht zu hoffen, daß der Glaube an die Dauer der Tugend auf dieser Erde nicht bei vielen Menschen an einem so schwachen Faden hängt.
240 Die Darwin'sche Theorie, p. 101.
241 R. Browne in: Proceed. Zoolog. Soc. 1868, p. 409.
242 Brehm, Thierleben. 2. Aufl. Bd. I. 1864, p. 115, 162. In Bezug auf die Affen, welche sich gegenseitig Dornen ausziehen, s. p. 116. In Bezug auf die Hamadryas-Paviane, welche Steine umdrehen, wird die Thatsache nach dem Zeugnis von Alvarez gegeben (p. 158), dessen Beobachtungen Brehm für völlig glaubwürdig hält. Wegen der Fälle, wo die alten Pavianmännchen die Hunde angreifen, s. p. 162, und wegen des Adlers p. 118
243 Mr. Belt führt den Fall an, wo ein Affe, ein Ateles, in Nicaragua bald zwei Stunden lang in dem Walde schreien gehört wurde und man einen Adler dicht bei ihm auf dem Zweige sitzen fand. Der Vogel fürchtete offenbar ihn anzugreifen, solange er ihm Aug' in Auge dasaß. Nach dem, was Belt von der Lebensweise dieser Affen gesehen hat, glaubt er, daß sie sich gegen die Angriffe der Adler dadurch schützen, daß zwei oder drei zusammenhalten. The Naturalist in Nicaragua, 1874. p. 118.
244 Annals and Magaz. of Natural History. 1868, Novbr., p. 382.
245 Sir J. Lubbock, Prehistoric Times. 2. edit. p. 446.
246 Wie L. H. Morgan in seiner Schrift: The American Beaver. 1878, p. 272 citiert. Capt. Stansbury giebt auch einen interessanten Bericht über die Art und Weise, wie ein sehr junger Pelikan, welcher von einer starken Strömung fortgetrieben wurde, in seinen Versuchen, das Ufer zu erreichen, von einem halben Dutzend alter Vögel geleitet und ermuthigt wurde.
247 Wie Mr. Bain bemerkt: »wirksame Hilfe einem Leidenden gebracht entspringt wirklicher Sympathie«. Mental and Moral Science. 1868, p. 245.
248 Thierleben. 2. Aufl. Bd. 1, p. 154.
249 De l'Espèce et de la Classification. 1869, p. 97.
250 Die Darwinsche Art-Lehre. 1869, p. 54.
251 s. auch Hooker's Himalayan Journals, Vol. II. 1854, p. 333.
252 Brehm, Thierleben. 2. Aufl. Bd. I, p. 159.
253 s. seinen äußerst interessanten Aufsatz über Geselligkeit beim Rinde und Menschen in: Macmillan's Magazine. Febr. 1871, p. 353.
254 s. das erste wunderbare Capitel in Adam Smith, Theory of Moral Sentiments, auch Bain's Mental and Moral Science. 1868, p. 244 und 275-282. Mr. Bain führt an, daß »Sympathie indirect eine Quelle des Vergnügens für den sie empfindenden sei«, und erklärt dies als eine Folge der Reciprocität. Er bemerkt, daß »die Person, welche Wohlthaten empfing, oder andere an ihrer Stelle, durch Sympathie oder gute Dienste für das Opfer sich erkenntlich zeigen können«. Wenn indessen Sympathie, wie es der Fall zu sein scheint, streng genommen ein Instinct ist, so würde ihre Ausübung direct Vergnügen machen, in derselben Weise wie die Ausübung fast jeden anderen Instinctes oben als solches dargestellt wurde.
256 Diese Thatsache wurde nach der Angabe L. Jenyns' (s. dessen Ausgabe von White's Natural History of Selborne. 1853, p. 204) zuerst von dem berühmten Jenner berichtet in den Philos. Transact. für 1824, und ist seit jener Zeit von mehreren Beobachtern, besonders von Mr. Blackwall bestätigt worden. Der letztgenannte sorgfältige Beobachter untersuchte zwei Jahre hintereinander spät im Herbst sechsunddreißig Nester. Er fand, daß zwölf davon junge todte Vögel, fünf dem Ausschlüpfen nahe Eier und drei nur eine Zeit lang bebrütete Eier enthielten. Es werden auch viele Vögel, welche zu einem so langen Fluge noch nicht alt genug sind, gleichfalls aufgegeben und zurückgelassen, s. Blackwall, Researches in Zoology. 1834, p. 108, 118. Für weitere Beweise, deren kaum welche nöthig sind, s. Leroy, Lettres philos. 1802. p. 217. In Bezug auf Schwalben s. Gould's Introduction to the Birds of Great Britain, 1873, p. 5. Ähnliche Fälle sind von Mr. Adams auch in Canada beobachtet worden; s. Popular Science Review, July, p. 283.
Der Mensch ein sociales Thier. – Die meisten Leute geben zu, daß der Mensch ein sociales Wesen ist. Wir sehen dies in seiner Abneigung gegen Einsamkeit und in seinem Wunsch nach Gesellschaft noch über die seiner eigenen Familie hinaus. Einzelnhaft ist eine der schärfsten Strafarten, welche über Jemand verhängt werden kann. Einige Schriftsteller vermuthen, daß der Mensch im Urzustände in einzelnen Familien lebte; wenn aber auch heutigen Tages einzelne Familien oder nur zwei oder drei die einsamen Gefilde irgend eines wilden Landes durchziehen, so stehen sie doch immer, soweit ich es nur ermitteln konnte, mit anderen, denselben Bezirk bewohnenden Familien in freundschaftlichem Verkehr. Derartige Familien treffen gelegentlich zu Beratschlagungen zusammen und vereinigen sich zur gemeinsamen Verteidigung. Darin, daß die, benachbarte Bezirke bewohnenden Stämme fast immer mit einander im Kriege sind, liegt kein Grund dagegen, daß der Mensch ein sociales Thier ist; denn sociale Instincte erstrecken sich niemals auf alle Individuen einer und derselben Art. Nach Analogie mit der größten Zahl der Quadrumanen zu schließen, ist es wahrscheinlich, daß die frühen affenähnlichen Urerzeuger des Menschen gleichfalls social waren; dies ist aber für uns von keiner großen Bedeutung. Obschon der Mensch, wie er jetzt existiert, wenig specielle Instincte hat und wohl alle, welche seine frühen Urerzeuger besessen haben mögen, verloren hat, so ist dies doch kein Grund, warum er nicht von einer äußerst entfernten Zeit her einen gewissen Grad instinctiver Liebe und Sympathie für seine Genossen behalten haben sollte. Wir sind uns in der That alle bewußt, daß wir derartige sympathische Gefühle besitzen;257 unser