Die bekanntesten Werke von Edgar Allan Poe (100 Titel in einem Band). Эдгар Аллан По

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Die bekanntesten Werke von Edgar Allan Poe (100 Titel in einem Band) - Эдгар Аллан По


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es durch Gottes Gnade hoffentlich niemals werden.

      All dies und mehr – viel mehr – würde ich höchst bereitwillig auseinandersetzen. Aber, um es kurz zu sagen, ich muß meinen Lohn haben. Ich lechze nach der Rückkehr zu meiner Familie und meiner Heimat, und als Preis für weitere Mitteilungen meinerseits muß ich – in Anbetracht dessen, daß ich die Macht besitze, auf viele bedeutende Zweige der physikalischen und metaphysischen Wissenschaft ein bedeutsames Licht zu werfen – durch Vermittlung Eurer ehrenwerten Persönlichkeit um Verzeihung für ein Verbrechen ersuchen, dessen ich mich durch die Tötung meiner Gläubiger beim Verlassen Rotterdams schuldig gemacht habe. Das also ist der Zweck vorliegender Zuschrift. Ihr Überbringer, ein Mondbewohner, den ich mit genauen Weisungen versehen und bestimmt habe, mein Bote nach der Erde zu sein, wird Eurer Exzellenzen gütige Verfügungen entgegennehmen und mit der bewußten Verzeihung zu mir zurückkehren, sofern diese irgendwie erreicht werden kann.

      Ich habe die Ehre usw. … und verbleibe Eurer Exzellenzen untertäniger Diener

      Hans Pfaall

      *

      Als Professor Rubadub die Lektüre dieses höchst eigenartigen Dokumentes beendet hatte, soll ihm vor Erstaunen die Pfeife entfallen sein, und Mynheer Superbus van Underduk nahm seine Brille von der Nase, wischte sie ab, steckte sie in die Tasche und vergaß sich und seine Würde so weit, daß er vor unerhörter Verwunderung und Bewunderung sich dreimal auf dem Absatz herumdrehte. Kein Zweifel – die Verzeihung sollte gewährt werden. So wenigstens verschwor sich Professor Rubadub, und so dachte auch der berühmte van Underduk, als er jetzt seinen Bruder in der Wissenschaft beim Arme nahm und, ohne ein Wort zu sagen, den Heimweg antrat, um die zu ergreifenden Maßnahmen zu überlegen. Als man aber vor der Tür des Bürgermeisterhauses angekommen war, tat der Professor die Äußerung: da der Bote es vorgezogen habe, zu verschwinden – offenbar von der befremdlichen Erscheinung der Burghers von Rotterdam zu Tode entsetzt –, so werde die Verzeihung nicht viel Zweck haben, da keiner als höchstens ein Mondmensch eine so weite Reise unternehmen würde. Der Bürgermeister schloß sich der Wahrheit dieser Bemerkung an, und die Sache war somit erledigt. Nicht so aber das Gerede und die Mutmaßungen. Der Brief, der veröffentlicht worden war, gab Veranlassung zu allerlei Geschwätz und Meinungsaustausch. Ein paar Überkluge machten sich sogar lächerlich, indem sie die ganze Sache für eine Fopperei erklärten. Ich meine aber, diese Art Leute hat eben für alles, was über ihr Begriffsvermögen geht, immer nur die Bezeichnung »Fopperei« zur Hand. Ich meinesteils kann nicht einsehen, mit welchem Recht sie die Sache so abtun dürfen. Hört nur, wie sie es begründen! Sie sagen:

      Erstens, in Rotterdam gäbe es ein paar Spaßvögel, die gegen gewisse Bürgermeister und Astronomen eine gewisse Antipathie hätten.

      Zweitens, ein verrückter kleiner Zwerg und Zauberkünstler, dem als Strafe für irgendeine Büberei beide Ohren dicht am Kopf abgeschnitten worden waren, sei seit einigen Tagen aus der benachbarten Stadt Brügge verschwunden.

      Drittens, die Zeitungen, mit denen der kleine Ballon um und um bedeckt war, seien holländische Zeitungen gewesen und könnten daher nicht vom Monde stammen. Es seien schmutzige – sehr schmutzige Blätter gewesen, und Gluck, der Drucker, wolle auf die Bibel schwören, daß sie in Rotterdam gedruckt wären.

      Viertens, Hans Pfaall selber, der betrunkene Wicht, und die drei faulen Kumpane, seine Gläubiger betitelt, seien alle erst vor zwei bis drei Tagen in einer Vorstadtschenke gesehen worden, wohin sie, die Taschen voll Geld, von einem Ausflug übers Meer zurückgekehrt wären.

      Und letztens, es sei eine sehr verbreitete Ansicht – oder solle es sein –, daß das astronomische Kollegium der Stadt Rotterdam gerade wie alle andern Kollegien in allen andern Weltgegenden – von Kollegien und Astronomen im allgemeinen überhaupt ganz zu schweigen – zumindest nicht um ein Haar besser oder größer oder gescheiter sei, als eben nötig wäre.

      König Pest

       Inhaltsverzeichnis

      King Pest

      Unter der Regierung des ritterlichen Königs Eduard III. ereignete es sich eines Mitternachts im Oktober, daß zwei Matrosen des Handelsschooners »Frei und Leicht«, der regelmäßig zwischen Sluys und der Themse hin und her fuhr und nun in diesem Fluß vor Anker lag, sich zu ihrem eigenen Erstaunen in der Trinkstube eines Bierhauses der Gemeinde St. Andreas in London sahen – eines Bierhauses, das als Wahrzeichen einen lustigen Matrosen im Schilde führte.

      Das dürftig eingerichtete, rauchgeschwärzte Zimmer mit der niedrigen Decke, das auch in allem anderen durchaus den Charakter wahrte, wie er zur damaligen Zeit solchen Lokalen eigen war, schien den sonderbaren Gästen, die in Gruppen herumsaßen, für seine Bestimmung ganz geeignet.

      Von diesen Gruppen bildeten unsere zwei Schiffer wohl die interessanteste.

      Der eine, der der ältere zu sein schien und den sein Genosse bezeichnenderweise »Bein« nannte, war bei weitem der größere von beiden. Er mochte sechseinhalb Fuß haben, und ein gewohnheitsmäßiges Vornüberbeugen war wohl die notwendige Folge einer so gewaltigen Länge. Dies Zuviel einerseits wurde jedoch durchs anderweitige Zuwenig mehr als ausgeglichen. Er war auffallend mager und hätte, wie seine erten, als Wimpel an der Mastspitze hängen oder auch als Klüverbaum diesen können. Doch diese und andere ähnliche Scherze hatten anscheinend auf die Lachmuskeln des Matrosen nicht die geringste Wirkung auszuüben vermocht. Mit seinen starken Backenknochen, der großen Hakennase, dem zurücktretenden Kinn, dem hängenden Unterkiefer und den großen hervorquellenden Augen blieb der Ausdruck seines Gesichts allen Neckereien zum Trotz ernst und feierlich – um nicht zu sagen gleichgültig gegen alles.

      Der jüngere Seemann war in seiner äußeren Erscheinung das gerade Gegenteil seines Gefährten. Seine Höhe betrug keine vier Fuß. Ein paar stämmige, krumme Beine trugen seine gedrungene, schwerfällige Gestalt, während seine ungewöhnlich kurzen und dicken Arme, an deren Enden viel zu kleine Fäuste saßen, zu beiden Seiten herabschlenkerten wie die Flossen einer Meerschildkröte. Kleine Augen von unbestimmter Farbe zwinkerten aus einer runden und rosigen Fleischmasse hervor, in der die kurze Nase fast begraben lag; und seine dicke Oberlippe ruhte auf der noch dickeren Unterlippe mit einem Ausdruck großer Selbstgefälligkeit, der noch dadurch erhöht wurde, daß ihr Besitzer die Gewohnheit hatte, sie oft zu lecken. Für seinen langen Freund hatte er offenbar ein Gefühl, bei dem sich Bewunderung und Spott die Wage hielten, und gelegentlich starrte er zu seinem Antlitz auf wie die rot untergehende Sonne zu den Felsenhöhen von Ben Newis.

      Die Wanderung dieses würdigen Paares durch die Schenken der Nachbarschaft war gründlich und abenteuerlich gewesen; doch selbst die reichste Quelle versiegt einmal, und so hatten unsere Freunde nun diese letzte Schenke mit leeren Taschen betreten.

      Zur Zeit, da diese Geschichte beginnt, saßen Bein und sein Kamerad, Hugo Tarpaulin, am langen Eichentisch in der Mitte der Gaststube mit aufgestützten Ellenbogen da. Sie starrten hinter einer riesigen Kanne voll Starkbier zu den gewichtigen Worten »Hier wird nicht angekreidet« empor, die zu ihrer Verwunderung und Entrüstung über der Türe geschrieben standen – und zwar vermittels eben jenes Minerals, dessen Vorhandensein sie ableugneten. Nicht etwa, daß einer dieser Seebären die Gabe besessen hätte, Geschriebenes entziffern zu können – eine Gabe, die dem gemeinen Volk jener Tage kaum weniger kabbalistisch dünkte als die der Rednerkunst –, aber die Buchstaben waren so seltsam verschnörkelt, hatten eine so bedenklich schiefe Neigung leewärts, daß sie den Schiffern schlechtes Wetter anzuzeigen schienen; sie beschlossen daher, um die bezeichnenden Worte Beins anzuwenden, »Wasser auszupumpen, alle Segel aufzugeien und vor dem Wind zu treiben.«

      Nachdem sie also den Rest des Bieres passend untergebracht und die Enden ihres kurzen Kamisols hochgenommen hatten, machten sie einen Ausfall nach der Straße. Wenngleich Tarpaulin zweimal in die Feuerstelle rollte, die er irrtümlicher die Türe hielt, so glückte ihnen schließlich doch die Flucht, und gerade als es halb eins schlug, rannten unsere Helden, zu allen Schandtaten bereit, die dunkle Straße hinunter, die zur Sankt-Andreas-Treppe führte – und hinter ihnen her lief scheltend die Wirtin vom »Lustigen


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