Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg

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Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band) - Rosa Luxemburg


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Kapitel

       Vierundzwanzigstes Kapitel

       Dritter Abschnitt. Die geschichtlichen Bedingungen der Akkumulation

       Fünfundzwanzigstes Kapitel

       Sechsundzwanzigstes Kapitel

       Siebenundzwanzigstes Kapitel

       Achtundzwanzigstes Kapitel

       Neunundzwanzigstes Kapitel

       Dreißigstes Kapitel

       Einunddreißigstes Kapitel

       Zweiunddreißigstes Kapitel

      Erster Abschnitt.

       Das Problem der Reproduktion

       Inhaltsverzeichnis

      Erstes Kapitel.

       Gegenstand der Untersuchung

       Inhaltsverzeichnis

      Zu den unvergänglichen Verdiensten Marxens um die theoretische Nationalökonomie gehört seine Stellung des Problems der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Bezeichnenderweise begegnen wir in der Geschichte der Nationalökonomie nur zwei Versuchen einer exakten Darstellung des Problems: an ihrer Schwelle, bei dem Vater der Physiokratenschule, Quesnay, und an ihrem Ausgang, bei Karl Marx. In der Zwischenzeit hört das Problem nicht auf, die bürgerliche Nationalökonomie zu quälen, doch hat sie es nie bewußt und nie in seiner reinen Form, losgelöst von verwandten und durchkreuzenden Nebenproblemen, auch nur zu stellen, geschweige zu lösen gewußt. Bei der fundamentalen Bedeutung dieses Problems jedoch kann man bis zu einem gewissen Grad an der Hand dieser Versuche die Schicksale der wissenschaftlichen Ökonomie überhaupt verfolgen.

      Worin besteht das Problem der Reproduktion des Gesamtkapitals?

      Reproduktion ist wörtlich genommen einfach Wiederproduktion, Wiederholung, Erneuerung des Produktionsprozesses, und es mag auf den ersten Blick nicht abzusehen sein, worin sich der Begriff der Reproduktion von dem allgemeinverständlichen der Produktion eigentlich unterscheiden und wozu hierfür ein neuer, befremdender Ausdruck nötig sein soll. Allein gerade in der Wiederholung, in der ständigen Wiederkehr des Produktionsprozesses liegt ein wichtiges Moment für sich. Zunächst ist die regelmäßige Wiederholung der Produktion die allgemeine Voraussetzung und Grundlage der regelmäßigen Konsumtion und damit die Vorbedingung der Kulturexistenz der menschlichen Gesellschaft unter allen ihren geschichtlichen Formen. In diesem Sinne enthält der Begriff der Reproduktion ein kulturgeschichtliches Moment. Die Produktion kann nicht wiederaufgenommen werden, die Reproduktion kann nicht stattfinden, wenn nicht bestimmte Vorbedingungen: Werkzeuge, Rohstoffe, Arbeitskräfte, als Ergebnis der vorhergegangenen Produktionsperiode gegeben sind. Auf den primitivsten Stufen der Kulturentwicklung aber, bei den Anfängen in der Beherrschung der äußeren Natur, ist diese Möglichkeit der Wiederaufnahme der Produktion jedesmal noch mehr oder weniger vom Zufall abhängig. Solange hauptsächlich Jagd oder Fischfang die Grundlage der Existenz der Gesellschaft bilden, ist die Regelmäßigkeit in der Wiederholung der Produktion häufig unterbrochen durch Perioden des allgemeinen Hungerns. Bei manchen primitiven Völkern haben die Erfordernisse der Reproduktion als eines regelmäßig wiederkehrenden Prozesses schon sehr früh einen traditionellen und gesellschaftlich bindenden Ausdruck in bestimmten Zeremonien religiösen Charakters gefunden. So ist nach den gründlichen Forschungen von Spencer und Gillen der Totemkult der Australneger im Grunde genommen nichts anderes als die zur religiösen Zeremonie erstarrte Überlieferung gewisser seit undenklichen Zeiten regelmäßig wiederholter Maßnahmen der gesellschaftlichen Gruppen zur Beschaffung und Erhaltung ihrer tierischen und pflanzlichen Nahrung. Doch erst der Hackbau, die Zähmung der Haustiere und die Viehzucht zu Ernährungszwecken ermöglichten den regelmäßigen Kreislauf von Konsumtion und Produktion, der das Merkmal der Reproduktion bildet. Insofern erscheint also der Begriff der Reproduktion selbst als etwas mehr denn bloße Wiederholung: Er umschließt bereits eine gewisse Höhe in der Beherrschung der äußeren Natur durch die Gesellschaft oder, ökonomisch ausgedrückt, eine gewisse Höhe der Produktivität der Arbeit.


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