Der letzte Admiral 3: Dreigestirn. Dirk van den Boom

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Der letzte Admiral 3: Dreigestirn - Dirk van den Boom


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Wieder sagte Dalia einige Worte und es kehrte ein wenig Ruhe ein, aber die Aufmerksamkeit blieb.

      »Die Nachtwache«, stellte Dalia die Gruppe vor. »Skell, bring unseren Gästen Wasser.«

      Skell, dem Aussehen nach der Jüngste in der Gruppe, erhob sich klaglos, während die Neuankömmlinge sich hinsetzten. Nur Momo traute den Holzstühlen nicht und blieb stehen. Er zog furchtsame Blicke auf sich, ein Gefühl, das er gewiss gut kannte. Das Wasser, fast einen Eimer voll, nahm er dennoch mit Dankbarkeit und der ihm eigenen Demut entgegen.

      »Besucher aus Kryv?«, fragte einer der anderen. Er verwendete höflicherweise die alte Sprache, was Ryk anerkennend zur Kenntnis nahm. Dalia hatte ihn gewiss darauf hingewiesen.

      »Nein, Xander. Sie sagen, sie kämen von den Sternen.«

      »Ah.« Wieder diese eher indifferente Reaktion. Es schien sich nicht um eine völlig absurde Vorstellung zu handeln, oder man hielt sie schlicht für etwas verrückt. Ryk setzte sich, streckte die schmerzenden Beine aus, trank Wasser, bis er genug hatte, und fühlte sich mit einem Schlag sehr müde. Ob die Gastfreundschaft über die Versorgung mit Flüssigkeit hinausreichte? Es war so viel spaßiger, auf die bereits bestehenden Missverständnisse weitere aufzuhäufen, wenn man ausgeschlafen war.

      In der Tat ließ die Gastlichkeit ihrer Gönner nichts zu wünschen übrig. Als der Nachtwache klar wurde, dass die erschöpften Besucher nicht viel zu einem Gespräch beizutragen hatten, wurden ihnen in einem Schlafsaal Betten zugewiesen, die in die dicke Borke des Hives gemeißelt worden waren. Sogar Momo fand darin mit angezogenen Beinen Platz. Sie wuschen sich behelfsmäßig mit Schüsseln voller warmem Wasser und legten sich hin. Ryk benötigte keine Minute, um in einen tiefen und erleichterten Schlaf zu fallen.

      Als er wieder erwachte, merkte er erst richtig, dass die Luft im Inneren des toten Hives alles andere als schwül und stickig war. Tatsächlich war sie angenehm kühl und Ryk genoss dieses Gefühl. Er hatte damit gerechnet, schweißgebadet zu erwachen, malträtiert durch einen unruhigen Schlaf, aber das Gegenteil war der Fall. Er richtete sich auf, sah sich um und bemerkte, dass die anderen schon auf waren und ihn hatten ruhen lassen. Das war auf der einen Seite sehr nett, auf der anderen aber auch etwas traurig, zeigte es doch, dass seine Anwesenheit nicht wirklich erforderlich war. Getrieben von dem Bedürfnis, nichts zu verpassen, schwang er seine Beine aus dem Bett, unterzog sich einer vielleicht etwas zu oberflächlichen Morgentoilette und betrat dann den Wachraum der Nachtwache, von der nur noch Dalia anwesend war. Stattdessen war eine Gruppe von anderen Wachleuten eingetroffen, zweifelsohne die Tagesschicht, sowie drei weitere, ältere Personen, die Ryk alle auf die eine oder andere Weise an Uruhard erinnerten.

      Ryk hatte spätestens seit seiner Begegnung mit Ritas Großvater auf der Perlenwelt gemerkt, dass Menschen mit fortgeschrittenem Alter nicht notwendigerweise klüger oder einsichtiger wurden als jüngere. Viele waren verbohrt, unbeweglich, getrieben von den Geistern ihrer Vergangenheit, gefangen im ewigen Rückblick. Er war daher nicht bereit, dem ehrwürdig dreinschauenden Gremium mehr als nur einen sehr übersichtlichen Vertrauensvorschuss zu geben.

      »Ah, Ryk«, begrüßte Sia ihn lächelnd. Sie schob ihm einen Holzteller zu, in dem eine Art Porridge vor sich hin dampfte. Dann gab sie ihm einen Löffel. »Ist lecker und pappt einem übel den Magen zu. Da drüben ist frisches Trinkwasser.« Ein zugepappter Magen erschien Ryk spontan verheißungsvoll, denn sobald er den süßlichen Duft des Getreidebreis wahrnahm, machte sich sein Bauch mit einem schmerzhaft intensiven Hungergefühl bemerkbar.

      »Du hast nichts verpasst. Die drei da haben bisher nur Small Talk betrieben. Alle warten auf den Chef der Skrutinatoren.«

      »Was sind das für Leute?«

      »So was Ähnliches wie die Regierung dieser Siedlung. Sie sind vor allem damit befasst, Situationen und Personen zu bewerten. Es gibt offenbar Aufnahmekriterien für diesen Ort.«

      »Wir wollen uns hier doch nicht ansiedeln?« Ryk stopfte sich den ersten Löffel Porridge in den Mund und genoss ihn. Er war nicht zu schleimig und hatte eine angenehme, unaufdringliche Süße, die sogleich seinen Appetit anregte. Zumindest dieses Frühstück war ein Anreiz, länger zu bleiben.

      »Wir haben vielleicht keine Alternative«, murmelte Sia. Ryk nickte, schwieg und aß.

      Uruhard plauderte mit den drei Alten und soweit Ryk es mitbekam, ging es nur um allgemeine Eindrücke, vor allem um die Frage, wie es gelingen konnte, in einem toten Hive zu leben. Er erfuhr, dass es relativ leicht war, von einem solchen Besitz zu ergreifen, wenn er erst ausgebrannt war, ein Hinweis darauf, dass das von ihnen letzte Nacht beobachtete Phänomen keine Seltenheit war. Noch etwas fiel ihm auf: So freundlich und mitteilsam die drei auch waren, ihre Blicke fielen immer wieder auf Sia. Er wusste nicht, ob die anderen es ebenso bemerkten, aber Uruhard wurde nur mit eher höflicher Aufmerksamkeit bedacht, was diesen aber nicht weiter zu stören schien.

      »Die haben nur Augen für dich«, sagte er leise zwischen zwei Löffeln Porridge.

      »Ja. Seit sie hier aufgetaucht sind«, gab Sia leise zurück. Es war ihr natürlich aufgefallen. Wie hätte er auch anderes annehmen können?

      »Du bist eine Schönheit«, versuchte er, eine nette Erklärung zu finden. Sia lächelte dünn, würdigte Ryks Bemerkung aber nicht einmal einer Antwort. Sie ahnten wohl beide, dass das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht die Erklärung war. Die wackere Dalia, obgleich erkennbar müde, sah bei hellem Licht betrachtet auch sehr gut aus, sie wurde von den drei Alten aber weitgehend ignoriert.

      Dann trat diejenige ein, auf die sie alle gewartet hatten.

      Und ohne ein weiteres Wort sprechen zu müssen, wurde Ryk klar, warum Sia so intensiv gemustert worden war.

      Denn die alte Frau, die sich mit mühsamen Schritten in den Raum schleppte, machte dabei Geräusche. Es war nicht das Stöhnen eines geplagten Körpers, erschöpft von der Last der Jahre und der Anstrengung der Fortbewegung, kein Seufzen oder Keuchen. Nichts dergleichen kam über die Lippen der fragilen Gestalt. Mit den weißen Spinnenweben als Haupthaar und der fleckigen, fast durchsichtigen Haut war sie beinahe das weibliche Gegenstück zu Ritas Großvater, an den niemand hier gerne zurückdachte.

      Das Geräusch, das sie hörten, war ein singendes. Ryk kannte es. Es war das eines sich anstrengenden Elektromotors, verbunden mit einer Hydraulik. Er kannte das Geräusch, denn in Extremsituationen war es auch aus Sias Leib hörbar, es war die Quelle der großen Kraft, die in ihren schlanken Gliedmaßen steckte. Sia war auf dem aktuellen Stand irdischer Technik, was auch immer davon noch übrig war, unterlag ständiger Wartung und war auf der Perlenwelt, als sie noch in Gnaden der Auri gestanden hatten, überprüft und verbessert worden. Danach war sie noch einmal in der Krankenstation der Korvette gewesen, die manches chronische Leid aus ihrem Körper hatte verbannen können. Sie war eine funktionierende, verbesserte und junge Hybride.

      Ein Luxus, den die alte Frau schon lange nicht mehr genossen hatte. Soweit ihre Haut zu erkennen war, schien diese grün und blau geschlagen, mit Flecken und Wunden, die wenig mit ihrem Alter zu tun hatten, sondern mit dem, was Sia selbst trocken »verpasste Werkstatttermine« nannte. Die Geräusche, die ihr biomechanischer Hybridkörper von sich gab, ließen nur ein Urteil zu und Sias erschrockenem Gesichtsausdruck war anzusehen, dass sie zu einem ähnlichen Schluss gekommen war: Die alte Dame, wie sehr sie auch um Würde rang, um aufrechten Gang, die traurigen, mitleidigen Blicke ignorierend, pfiff aus dem letzten Loch, und das leider nicht einmal im übertragenen Sinne.

      Sie war eine Hybride.

      Und sie stand am Ende ihres Weges.

      Sias und ihre Blicke trafen sich. Sia stand auf und ging auf die Dame zu, die angetan war mit einem weiten Kleid aus einem unbekannten Stoff, dunkelgrün, ohne Muster, ein Zelt, in dem sie beinahe verschwand und das hoffentlich nicht so schwer war, wie es aussah.

      »Ich bin Sia.«

      Die alte Frau starrte sie an und schien jedes Detail ihres Körpers, jede elegante und kraftvolle Bewegung der Jüngeren mit einer Mischung aus Unglauben und Faszination aufzunehmen. Sie bewegte ihre Lippen, ohne ein Wort zu sagen, als wollte sie erst einmal üben. Dann sprach sie.

      »Mein


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