Der neue Dr. Laurin Box 1 – Arztroman. Viola Maybach

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Der neue Dr. Laurin Box 1 – Arztroman - Viola Maybach


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und ein paar einfachen Spielen war es längst nicht mehr getan.

      Leon, der ihr bis eben ziemlich angespannt vorgekommen war, grinste plötzlich über das ganze Gesicht. »Ihr wolltet doch in dieses Musical gehen, oder?«, fragte er. »Ich habe ja frei an deinem Geburtstag, ich könnte euch begleiten.«

      Kyra blieb der Mund offen stehen. »Aber dafür kriegen wir keine Karten«, sagte sie. »Das ist doch längst ausverkauft, Papa!«

      »Na ja, als ich hörte, dass das dein Wunsch ist, habe ich mich natürlich gleich auf den Weg gemacht und Karten gekauft. Aber du musst allmählich aufhören, immer noch mehr Kinder einzuladen, sonst reichen die Karten nicht, Mäuschen.« Mit einer lässigen Gebärde warf er ein kleines Bündel Karten auf den Tisch.

      Kyra sprang mit einem spitzen Schrei auf und stürzte sich auf ihren Vater. Er wurde mit Küssen überschüttet, danach tanzte die Kleine ausgelassen um den Tisch herum.

      Kaja beobachtete sie mit leicht säuerlicher Miene. »Als ich mir mal Zirkuskarten gewünscht habe …«, begann sie, verstummte aber, als sie dem bittenden Blick ihrer Mutter begegnete.

      Kajas Zwillingsbruder Konstantin hingegen freute sich uneingeschränkt für seine jüngste Schwester, und auch Kevin ließ nicht erkennen, dass er ihr den Musicalbesuch neidete.

      Antonia schenkte ihrem Mann ein dankbares Lächeln. Mit keinem Wort hatte er die Karten erwähnt, dabei hatte sie ihm erst vor zwei Tagen von dem bevorstehenden Stress mit Kyra und ihren Gästen vorgejammert.

      Er erwiderte ihr Lächeln, aber sie merkte dennoch, dass er nicht so heiter war, wie er gern gewirkt hätte. Etwas schien ihm zu schaffen zu machen. Sie würde ihn später, im Bett, danach fragen.

      Aber dazu kam es nicht mehr, denn er legte sich vor ihr hin, weil er so müde war – und als sie dann endlich auch das Schlafzimmer betrat, war er bereits eingeschlafen. Sie legte sich neben ihn, strich ihm zart mit einer Hand über die Wange. »Ach, Leon«, sagte sie leise und wünschte wieder einmal, sie hätte das entscheidende Gespräch mit ihm bereits hinter sich.

      Er öffnete die Augen, sah sie an und murmelte etwas Unverständliches. Im nächsten Moment drehte er sich um, gab einen leisen Schnaufer von sich und schlief weiter.

      *

      Marco Friedrich bestellte noch ein Bier. Er wusste, dass er zu viel trank, seit Eva sich von ihm getrennt hatte, aber er konnte nicht anders. Ohne Alkohol hielt er es überhaupt nicht mehr aus. Wenn er nüchtern war, überfiel ihn ein solcher Schmerz, dass er am liebsten wie ein Wolf den Mond angeheult hätte. Sie waren glücklich gewesen, Eva und er, und dann, von einem Tag auf den anderen, hatte sie Schluss mit ihm gemacht. »Ich liebe dich nicht mehr«, hatte sie gesagt, und das war das Ende gewesen. Zack, Schluss.

      Eva machte eine Ausbildung zur Erzieherin, er selbst wollte Schreiner werden, demnächst würde er seine Gesellenprüfung ablegen. Er hatte nach der mittleren Reife eine gute Lehrstelle gefunden, aber sie würden ihn bald hinauswerfen, wenn er so weitermachte, das wusste er. Der Meister hatte ihn schon mal beiseite genommen und gefragt, was eigentlich mit ihm los sei, er sei ja ganz verändert. Natürlich hatte er nichts gesagt. Mit seinem Ausbilder konnte man nicht über Liebeskummer reden, das war unmöglich.

      Überall sah er Eva. Wenn er auf der Straße eine schlanke blonde junge Frau von hinten sah, der die Haare bis zum Kinn reichten, war er überzeugt, das müsse Eva sein. Hörte er ein helles Frauenlachen, erinnerte ihn das an Evas Lachen. Sah er lange schlanke Beine unter einem kurzen Rock, mit Füßen, die in Turnschuhen steckten, konnte das nur Eva sein. Er träumte von ihr, und nicht selten schreckte er mitten in der Nacht auf, weil er überzeugt war, dass sie neben ihm lag und seinen Namen gesagt hatte.

      Nein, nüchtern war das alles nicht zu ertragen. Eva war die Richtige für ihn, das war ihm vom ersten Augenblick an klar gewesen. Seine Freunde hatten sich darüber lustig gemacht. »Wieso willst du dich jetzt schon festlegen? Du hast doch überhaupt noch keine Erfahrungen mit Frauen!«

      Sein Vater sagte das im Übrigen auch. Nur seine Mutter, die hatte Eva gleich gemocht und ihm das auch gesagt. Aber nun war Eva weg. Einmal hatte er sie noch abholen wollen aus der Kita, damit sie ihm erklärte, warum sie so plötzlich Schluss gemacht hatte, aber sie war angeblich krank gewesen. Später hatte er sie dann gesehen, wie sie die Kita durch einen Nebenausgang verlassen hatte.

      So weit war es mit ihnen gekommen: Sie ließ sich verleugnen, damit sie ihm nicht begegnen musste! Wenn er daran dachte, wie sie sich ängstlich umgesehen und dann ganz eilig aus dem Gebäude gelaufen war, wurde der Schmerz unerträglich. Dabei hatten sie sich ewige Liebe geschworen, und er war so dumm gewesen, daran auch noch zu glauben.

      Jemand schob sich auf den Barhocker neben ihm. Wie üblich hatte er sich an den Tresen gesetzt, bloß keinen Umstand beim Trinken machen! Je schneller sich sein Hirn vernebelte, desto besser.

      »Mir auch ein Bier«, hörte Marco. Ohne den Kopf zu wenden, wusste er, wer sich neben ihn gesetzt hatte: Tom Fröbel. Der hatte ihm gerade noch gefehlt! Tom war auch mal in Eva verliebt gewesen, aber Eva hatte ihn abblitzen lassen, sie mochte Tom nicht. Marco mochte ihn auch nicht. Tom war ein Aufschneider, außerdem war er gewalttätig. Mit solchen Leuten hatte er nicht gern zu tun.

      »Also hat sie dich jetzt auch sitzen lassen«, sagte Tom.

      Marco biss die Zähne zusammen. Bloß nicht provozieren lassen, dachte er. Er hielt es für das Beste, überhaupt nicht zu antworten.

      »Bist du taub?«, fragte Tom.

      »Keine Lust auf Unterhaltung«, erwiderte Marco.

      Aber natürlich ließ Tom nicht locker. »Eva ist eine Schlampe«, sagte er. »Das war sie schon immer. Erst macht sie dich heiß, dann zeigt sie dir die kalte Schulter. Verdammte Weiber.«

      Marco merkte, dass er unwillkürlich die Fäuste ballte, aber natürlich wusste er, dass Tom es nur darauf anlegte, ihn aus der Reserve zu locken. Tom prügelte sich gern, dafür war er bekannt. Er bekam zu Hause Prügel von seinem Alten, und den Frust darüber musste er dann woanders loswerden.

      »Hör auf, über Eva zu reden«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

      »Ich kann reden, über wen ich will. Und über Eva schon sowieso. Andere reden auch über sie, und sie sagen genau das Gleiche wie ich.«

      »Gut, dann geh zu den anderen und rede mit denen über sie, aber nicht mit mir. Lass mich einfach in Ruhe, in Ordnung?«

      »Ich kann sitzen und trinken, wo ich will. Und ich kann auch sagen, was ich will. Du hast mir überhaupt nichts zu befehlen.«

      Marco legte einen Geldschein auf den Tresen und winkte dem Mann am Zapfhahn. Wenn Tom nicht ging, würde eben er selbst gehen.

      Er bekam sein Wechselgeld, ließ einen Euro liegen und rutschte von seinem Barhocker. Ohne ein weiteres Wort bahnte er sich seinen Weg zur Tür. Bloß weg hier!

      Aber als er draußen auf der Straße stand, war Tom wieder neben ihm. »Ich hab gehört, du weinst der Schlampe nach?« Seine Stimme war höhnisch. »Das hat sie überhaupt nicht verdient, die Eva. Je eher du sie vergisst, desto besser.«

      Die klare Luft traf Marco nach dem alkoholgeschwängerten Dunst in der Kneipe wie ein Keulenschlag. Anders konnte er sich hinterher nicht erklären, wieso seine Faust nach vorn geschossen war, mitten in Toms höhnisches Gesicht hinein. Es krachte, Tom schrie auf und taumelte.

      Marco drehte sich um und ging. Endlich fühlte er sich besser.

      *

      Um Mitternacht war es endlich ruhig in der Notaufnahme der Kayser-Klinik.

      Eckart Sternberg und sein Assistent Michael Hillenberg freuten sich über dieses unerwartete Geschenk, denn bis dahin hatten sie mehr als genug zu tun gehabt: zwei Verkehrsunfälle, eine Prügelei, ein häuslicher Sturz von einer Leiter, Verbrennungen, Prellungen, ein gebrochener Arm, ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt. Nicht eine Minute Pause hatten sie sich gönnen können – bis jetzt. Auch Schwester Marie war zufrieden, bedeutete die Ruhe doch, dass sie sich besser um die Patientinnen und Patienten kümmern


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