Seekadett Jack Freimut. Фредерик Марриет

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Seekadett Jack Freimut - Фредерик Марриет


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daran, sich als sein eigener Herr zu sehen, deshalb beeilte er sich nicht sehr, auf das Schiff zu gehen. Fünf oder sechs nicht gerade sehr achtbare Gesellen, von denen er aufgefischt worden war, rieten ihm, das Leben erst auf dem Lande zu geniessen und den Eintritt auf das Schiff bis zum allerletzten Augenblicke zu verschieben. Da dieser Rat zufälligerweise mit Jacks Absicht übereinstimmte, befand sich unser Held drei Wochen in Portsmouth, ehe nur jemand etwas von seiner Ankunft daselbst wusste; mittlerweile erhielt jedoch Kapitän Wilson von Herrn Freimut ein Schreiben, aus dem er ersah, dass Jack zu der erwähnten Zeit von Hause abgegangen sei: der Kapitän beauftragte daher seinen ersten Leutnant, Nachforschungen anzustellen, denn er befürchtete, es möchte dem jungen, unerfahrenen Jack ein Unfall zugestossen sein. Da Herr Sawbridge, der erste Leutnant, gerade am Abend vor dem Tage der Abfahrt des Schiffes noch einmal ans Land ging, begab er sich nach dem Gasthofe „Georg“, in die „blauen Pfosten“, sowie in den „Springbrunnen“, um nachzufragen, ob nicht ein solches Individuum, wie Master Freimut, dort eingetroffen sei.

      „O ja“, erwiderte der Kellner im ‚Springbrunnen‘, „Herr Freimut wohnt schon seit drei Wochen hier.“

      „Den Teufel noch einmal“, rief Herr Sawbridge mit der ganzen Entrüstung eines ersten Leutnants, der drei Wochen lang um die Erziehung eines jungen Seekadetten betrogen wurde, „wo ist er? Im Gastzimmer?“

      „O nicht doch, Sir“, antwortete der Kellner, „Herr Freimut hat im ersten Stock die Zimmer vorn heraus.“

      „Nun, so führt mich hinauf.“

      „Dürfte ich Sie um Ihren werten Namen bitten?“

      „Ein erster Leutnant lässt sich bei einem Kadetten nicht melden; er soll bald erfahren, wer ich bin.“

      Der Kellner stieg, gefolgt von Herrn Sawbridge, die Treppe hinauf und öffnete die Thür zu Herrn Freimuts Zimmer.

      „Ein vornehmer Herr wünscht Sie zu sprechen, Sir“, meldete er.

      „Lasst ihn hereinkommen“, sagte Jack, „und merkt’s Euch, Bursche, dass der Punsch diesmal besser sein muss, als gestern. Ich habe noch zwei Herren zum Essen eingeladen.“

      Unterdessen war Herr Cambridge, der keine Uniform trug, hereingetreten; er fand Jack allein im Zimmer, aber einen für acht Personen elegant gedeckten Mittagstisch, als sei die Tafel eher für einen Oberbefehlshaber, als für den Kadetten einer Korvette ausgerüstet.

      „Darf ich mir erlauben, Sie zu fragen“, fing Jack an, der stets äusserst höflich und artig in seinen Anreden war, „womit ich Ihnen dienen kann?“

      „Ja, das können Sie, junger Mann, dadurch, dass Sie augenblicklich auf Ihr Schiff gehen. Und dürfte ich meinerseits mir erlauben, Sie zu fragen, weshalb Sie drei Wochen am Land bleiben, ohne auf Ihr Schiff zu kommen?“

      Jack, dem der entschiedene Ton des Herrn Sawbridge nicht sehr behagte, nahm einen Stuhl, kreuzte seine Beine, spielte mit der goldenen Kette, an welcher seine Uhr befestigt war, und fragte nach einer kleinen Pause ganz kaltblütig:

      „Und darf ich fragen, wer Sie sind?“

      „Wer ich bin, Sir?“ entgegnete Sawbridge, von seinem Stuhle aufspringend, „mein Name ist Sawbridge, Sir, und ich bin der erste Leutnant auf der ‚Harpy‘.“

      Sawbridge, der sich einbildete, der Name des ersten Leutnants würde einem strafbaren Kadetten Schrecken einjagen, warf sich wieder auf einen Stuhl und nahm eine wichtige Miene an.

      „In der That, Sir“, erwiderte Jack, „meine Unkenntnis des Dienstes lässt mich durchaus nicht erraten, was Ihre Stellung an Bord sein mag, aber aus Ihrem Benehmen darf ich wohl den Schluss ziehen, dass Sie keine geringe Meinung von sich selbst haben.“

      „Hören Sie mich wohl an, mein junger Mann; Sie mögen allerdings nicht wissen, was ein erster Leutnant ist, und nach Ihrem Benehmen zu urteilen, will ich das auch gern glauben; aber verlassen Sie sich darauf, Sie sollen es sehr bald erfahren. Einstweilen bestehe ich übrigens darauf, Sir, dass Sie sofort an Bord gehen.“

      „Ich bedaure sehr, dass ich Ihrem äusserst bescheidenen Verlangen nicht entsprechen kann“, erwiderte Jack kaltblütig. „Ich werde an Bord gehen, wann es mir beliebt, und bitte Sie, in betreff meiner sich durchaus nicht weiter zu bemühen.“

      Jack zog die Klingel; der Kellner, der aussen gehorcht hatte, erschien sogleich, und ehe noch Herr Sawbridge zu einer Antwort Zeit fand, antwortete Jack:

      „Kellner zeigt diesem Herrn den Weg die Treppe hinunter.“

      „Beim Gott des Krieges!“ rief der erste Leutnant, „warten Sie nur, ich will Ihnen bald den Weg zum Boot hinunter zeigen, Sie junger Bengel. Wenn ich Sie nur einmal an Bord habe, will ich Sie schon den Unterschied zwischen einem Kadetten und einem ersten Leutnant kennen lehren.“

      „Ich kann bloss Gleichheit gelten lassen, Sir“, entgegnete Jack; „wir sind alle gleich geboren, das werden Sie hoffentlich zugeben.“

      „Gleichheit! Man sollte fast meinen, Sie übernehmen den Befehl des Schiffes. Übrigens, Sir, wird Ihre Unwissenheit nach und nach verschwinden. Ich werde mich jetzt auf die Korvette begeben und Ihr Benehmen dem Kapitän Wilson melden; und das sage ich Ihnen, wenn Sie bis heute abend nicht an Bord sind, so werde ich morgen in aller Frühe einen Sergeanten nebst einigen Marinesoldaten schicken, um Sie zu holen.“

      „Verlassen Sie sich darauf, Sir“, antwortete Jack, „auch ich meinerseits werde nicht ermangeln, dem Kapitän Wilson zu sagen, dass ich Sie für einen höchst streitsüchtigen impertinenten Gesellen halte, und ihm deshalb dringend anempfehlen, Sie ja nicht länger an Bord zu lassen.“

      „Er muss verrückt sein — ganz verrückt“, rief Sawbridge, bei dem die Verwunderung über den Zorn Meister wurde. „Toll, wie ein Märzhase!“ —

      „Nicht doch, Sir“, entgegnete Jack, „ich bin nicht toll, aber ein Philosoph.“

      „Ein — was?“ schrie Sawbridge, „und was noch mehr? Gut, mein Spassmacher, um so besser für Sie, ich werde Ihre Philosophie auf die Probe stellen.“

      „Gerade aus diesem Grunde, Sir“, antwortete Jack, „habe ich den Entschluss gefasst, zur See zu gehen; und wenn Sie an Bord bleiben, so hoffe ich, Ihnen den Punkt zu beleuchten und Sie zur wahren Lehre der Gleichheit und Menschenrechte zu bekehren.“

      „Beim Gott, der uns beide erschaffen hat, ich will Sie bald zu den sechsunddreissig Kriegsartikeln bekehren — das heisst, wenn Sie an Bord bleiben. Jetzt will ich übrigens zum Kapitän gehen und Ihr Benehmen melden, Sie selbst aber dem Essen überlassen, zu dem Sie Appetit, soviel Sie nur wollen, haben mögen.“

      „Ich bin Ihnen unendlich verbunden, Sir. Wegen meines Appetites brauchen Sie jedoch keine Sorge zu haben: ich bedaure nur, dass ich Sie, obwohl Sie zu demselben Schiffe gehören, aus schuldiger Rücksicht gegen die gebildeten jungen Leute, die ich erwarte, nicht wohl einladen kann mitzuspeisen.“

      „Er ist toll; offenbar ganz toll“, mit diesen Worten stürzte der erste Leutnant zum Zimmer hinaus.

      Jack war selbst ein wenig verwundert. Wäre Herr Sawbridge in Uniform erschienen, so würde es vielleicht anders gegangen sein; aber dass ein schlicht aussehender Mann mit schwarzem Backenbart, einem alten blauen Frack und einer gelben Kasimirweste es wagen sollte, ihn so anzureden, war ihm ganz unerklärlich. Er nennt mich toll, dachte Jack, aber ich will dem Kapitän Wilson meine Meinung über seinen Leutnant sagen.

      Unterdessen hatte sich Sawbridge nach des Kapitäns Wohnung begeben und diesem einen getreuen Bericht über das Vorgefallene erstattet, den er in grosser Wut mit dem Verlangen schloss, unseren Helden Jack entweder sofort zu entlassen oder aber vor ein Kriegsgericht zu stellen.

      „Warten Sie einmal“, erwiderte Kapitän Wilson, „setzen Sie sich; wie Herr Freimut sagt, müssen wir diesen Punkt beleuchten. Was das Stellen vor ein Kriegsgericht anbelangt, so wird das nicht wohl gehen, denn erstens war Herr Freimut noch nicht auf dem Schiffe eingetroffen, und zweitens konnte man, da Sie nicht in Uniform kamen, nicht voraussetzen, dass er in Ihnen den ersten Leutnant oder


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