Perry Rhodan Neo 241: Sporensturm. Lucy Guth

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Perry Rhodan Neo 241: Sporensturm - Lucy Guth


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nicht mehr fähig gewesen – außer zu jenen, die sein Leben aufrechterhielten, wie essen und schlafen. Er hatte lediglich funktioniert wie eine Maschine. An dem Abend, als sie den Pilz losgeworden und von der seltsamen Forschungsstation auf Carxtröll-Fabb geflüchtet waren, hatte sich Abimola seit langer Zeit mal wieder einen Scotch genehmigt.

      »Trinken Sie regelmäßig?«, hatte Sud gefragt, als er ihr das bei einer Therapiesitzung erzählt hatte.

      Diese medizinischen Betreuungstermine waren denjenigen vorbehalten, die das Pech hatten, noch Myzelfragmente in sich zu tragen. Abimola mochte Sud, doch die Therapiesitzungen waren ihm zuwider.

      »Nein, im Gegenteil«, hatte er geantwortet. »Ich bin zwar kein Antialkoholiker, aber ich habe schon vor Jahren gemerkt, dass Alkohol mir nicht guttut. Deshalb habe ich damit aufgehört. An jenem Abend allerdings ... brauchte ich einfach einen Scotch.«

      Sud hatte genickt und die Behandlung fortgesetzt. Bestrahlung mit UV-Licht gehörte ebenso dazu wie die Injektion von Antimykotika. Manchmal legte Sud zudem ihre kleinen Hände auf Abimolas breites Gesicht und setzte ihre sonderbaren Fähigkeiten ein. Ihm war das unangenehm – nicht Suds Berührung an sich; die fand er entspannend, und sie linderte den Juckreiz. Aber die Situation machte ihn unruhig: Er war ein großer, breitschultriger Mann. Dass ein winziger Pilz ihn derartig und über Wochen in Verlegenheit brachte, kratzte an seinem Stolz.

      Die Erinnerung an den Behandlungstermin weckte in ihm den Wunsch, die Medostation aufzusuchen und sich etwas Wirkungsvolles gegen das Jucken verabreichen zu lassen. Andererseits sträubte sich etwas in ihm dagegen. »Gbaga, ich habe Freischicht! Ich werde die Zeit nicht mit einer weiteren Therapiesitzung verschwenden – ich muss erst morgen wieder dorthin.« Er fluchte nicht gern, und wenn, dann in seiner Muttersprache Yoruba.

      Während er sich anzog, verschwand der Juckreiz. Erleichtert trank Abimola einen Vitaminsaft, ehe er sein Quartier verließ. Sein Ziel war das Freizeitzentrum dieser Sektion.

      Eine schöne Massage und ein Aufguss in der Sauna, das ist jetzt genau das Richtige. Diese Juckerei kommt garantiert vom Stress. Ich werde meine Freischicht ausgiebig genießen und ausspannen.

      Als Memde Abimola einige Stunden später an der Bar des Freizeitzentrums saß, vor sich ein Energiegetränk und ein paar Chickenwings vom ertrusischen Wurgahuhn mit Chilisoße, hatte er sein Ziel erreicht: Er war vollkommen entspannt. Erstaunlich, was für einen Effekt es hat, sich mal so richtig durchkneten zu lassen.

      Er bedauerte zwar, dass auf dem Raumschiff keine menschlichen Masseure zur Verfügung standen, denn an deren Fingerspitzengefühl kam keine Maschine heran. Doch auch der Massageroboter hatte seine Sache erstaunlich gut gemacht. Jede Verspannung war aus Abimolas Körper gewichen, und vom Juckreiz merkte er überhaupt nichts mehr.

      »Hallo, Memde«, erklang eine schüchterne Stimme neben ihm.

      Er wandte den Kopf und grinste breit. Es war Donna Stetson, eine Positronikpsychologin aus dem SENECA-Team. Die beiden hatten sich vor einiger Zeit im Freizeitzentrum kennengelernt, als Memde Abimola über seinem Ayobrett brütete. Zu seiner Überraschung hatte Stetson ihn angesprochen, weil sie das traditionelle Yorubaspiel kannte und ihn zu einer Partie auffordern wollte. Inzwischen trafen sie sich häufig zu Ayospielen.

      »Hallo, Donna«, gab er die Begrüßung zurück. »Ich fürchte, heute habe ich keine Zeit für eine Partie – mein Dienst beginnt gleich.«

      »Meiner auch.« Stetson sah ihn mit ihren weit auseinanderstehenden, graugrünen Augen an, ernsthaft wie immer. Obwohl sie so etwas wie Freunde geworden waren, hatte Abimola die junge Frau bislang nur selten lächeln sehen. Sie hatte nicht viele Freunde an Bord, denn sie war introvertiert und wirkte in den Augen vieler etwas verschroben. Sie hatte ihm gegenüber selbst zugegeben, auf dem Feld zwischenmenschlicher Interaktion ihre Defizite zu haben.

      Er indes kam gut mit ihr klar, und er war sicher, dass sie viel mehr Freunde haben könnte, wenn sie bereit wäre, auf andere zuzugehen. Mittlerweile wusste er, dass sie ihn damals nur auf das Ayospiel angesprochen hatte, weil sie so begeistert gewesen war, jemand anderen zu treffen, der es kannte.

      »Was hast du hier getrieben?«, fragte Abimola. Stetson hatte, von ihren Spielpartien abgesehen, nicht viele Hobbys, die sie ins Freizeitzentrum führten.

      »Ich war ein paar Bahnen schwimmen.« Sie setzte sich neben ihn auf einen Barhocker.

      Er musste grinsen. Sie gaben wahrscheinlich ein skurriles Bild ab: die kleine, blasse Donna Stetson und Mende Abimola, ein breitschultriger, fast zwei Meter großer Yoruba mit ebenholzschwarzer Haut. Ein Gegensatz, wie er größer nicht sein könnte.

      »Du schwimmst immer nur, wenn du ein Problem zu lösen hast«, sagte er. »Macht SENECA dir Kummer?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, SENECA ist toll – ein echter Schatz.« Vermutlich war Stetson die Einzige an Bord der CREST II, die von der Positronik auf diese Weise sprach. Angeblich war der Hauptrechner des Raumschiffs auf dem Weg, eine tatsächliche Künstliche Intelligenz zu werden. Abimola verstand nicht viel davon. Stetson hingegen redete immer voller Begeisterung darüber.

      »Was ist es dann? Wieder Ärger mit Kollegen?«

      Sie nickte und verzog unglücklich den Mund. Am liebsten hätte er sie tröstend in den Arm genommen, denn in solchen Momenten wirkte die junge Frau wie ein trauriges Kind. Doch er wusste, dass sie mit Körperkontakt nicht besonders gut umgehen konnte.

      »Gina Rossi aus dem SENECA-Team hält mich offenbar für unqualifiziert. Sie redet mit mir, als ob ich fünf Jahre alt wäre.«

      »Dann sag ihr, dass sie das lassen soll.« Abimola seufzte. Er hatte Stetson häufig genug zugeredet, dass sie sich durchsetzen solle. Aber es fiel ihr unendlich schwer. »Sie hat kein Recht, so mit dir umzugehen. Ich wette, du bist viel cleverer als sie.«

      Sie lächelte wie gewöhnlich nicht, doch er sah die Freude in ihren Augen. »Es ist nett, dass du das sagst. Manchmal, wenn sie so mit mir redet und ich nicht weiß, wie ich reagieren soll, komme ich mir gar nicht clever vor.«

      »Das ist ...« Ein scharfer Schmerz schoss Memde Abimola durch den Kopf. Er sog heftig die Luft ein. Und da war er wieder: der Juckreiz. Sein Gesicht kribbelte, als marschiere eine Ameisenarmee über seine Haut. Er wischte sich fahrig über das Gesicht.

      Stetson betrachtete ihn verwirrt. »Geht es dir gut?«

      Er stand auf. »Ich kann nicht weiter mit dir reden«, murmelte er. »Ich muss mich für den Dienst fertig machen.«

      »Oh«, sagte Donna Stetson. »Okay.«

      Ohne sich zu verabschieden, ging Memde Abimola. Er kehrte in sein Quartier zurück und zog seine Dienstkleidung an, konnte dabei keinen klaren Gedanken fassen. Das Jucken trieb ihn fast in den Wahnsinn. Dazu hatte sich ein drückender Kopfschmerz gesellt, der seinen Schädel zum Bersten bringen wollte. Als er den Leitstand der Reaktorsektion erreichte, war ihm speiübel. Und das sah man ihm wohl an.

      »Abimola, was ist denn mit Ihnen los?«, fragte Isadora Phelps, die derzeit diensthabende Ingenieurin.

      »Alles in Ordnung, Ma'am«, brachte Abimola hervor. »Ich ... Es juckt nur wieder ein bisschen.«

      »Sie sehen aus, als hätte man Sie durch den Fleischwolf gedreht.« Phelps schürzte die Lippen. »So lasse ich Sie auf keinen Fall Dienst machen. Sie gehen sofort auf die Medostation und lassen sich durchchecken, klar?«

      »Zu Befehl, Ma'am.«

      Memde Abimola schleppte sich wieder aus der Reaktorsektionszentrale hinaus und ging zu den Aufzügen, die ihn zur Krankenstation bringen würden. Doch kurz bevor er den Expresslift erreichte, hörte er eine Stimme in seinem Kopf flüstern. Er wusste sofort, dass er sich gegen die Befehle, die sie ihm erteilte, nicht wehren konnte.

      2.

      Krisensitzung

      Wenige Stunden zuvor

      Es tat gut, wieder an Bord der CREST II zu sein. Perry Rhodan freute sich über jede


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