Falk 8: Pippo di Fiumes Schatz. Melanie Brosowski

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Falk 8: Pippo di Fiumes Schatz - Melanie Brosowski


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      »Komm, lass uns nachsehen! Vielleicht hat der Bauer den Hof verlassen und ist in die Stadt gezogen und hat das Gehöft einfach sich selbst überlassen.«

      Falk folgte ihm den Hügel hinab – doch an diese Erklärung konnte er einfach nicht glauben. Warum hatte der Bauer dann seinen Besitz nicht verkauft?

      Zu allem Unglück fing es nun auch noch an, heftig zu regnen.

      »Hallo!« Bingo hingegen hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. »Hallo?«, rief er nochmals.

      Nichts.

      Nicht mal ein Hund, der bellte. Keine gackernden Hühner, keine muhenden Kühe.

      Nur Stille.

      »Keine Antwort. Es ist niemand hier, Bingo.«

      Sein Freund seufzte bedauernd. »Du hast wohl recht.« Vor dem Stall glitt er aus dem Sattel und betrat vorsichtig das Gebäude, um sich darin umzusehen. Es dauerte nicht lange, bis er wieder herauskam. »Das Stalldach ist noch ganz.«

      Das war doch was! »Na, dann verbringen wir die Nacht wenigstens im Trocknen.«

      Falk führte beide Pferde hinein. Sie sattelten sie ab, rieben sie trocken und gaben ihnen was zu fressen und Wasser, das sie ja nun im Überfluss hatten. Sie fanden sogar einen alten Eimer, den sie dafür benutzen konnten.

      Glück musste man haben!

      Dann richteten sie sich so gut es ging ein und aßen etwas, ehe sie sich hinlegten.

      »Wenigstens?«, nahm Bingo das Gespräch wieder auf, während er die dünne Decke über sich zog. »Ich möchte jetzt nicht draußen sein. Hör, wie der Regen rauscht!«

      Das tat er wirklich. Klatschte gegen die Wände und fuhr zusammen mit dem Wind durch die Ritzen.

      »Ja, Bingo.« Falk gähnte, blinzelte müde. »Gute Nacht!« Erschöpft schloss er die Augen. Lauschte. Das stetige Prasseln war irgendwie beruhigend.

      Sein Pferd schnaubte.

      Irgendwo im Gebälk raschelte es. Vermutlich eine Maus auf der Suche nach etwas Fressbarem.

      Augenblicke später wurde das Rauschen des Regens auch schon von Bingos Schnarchen übertönt.

      Gerade als Falk dabei war, ins Land der Träume zu driften, vernahm er ein Geräusch.

      Er öffnete die Augen, starrte ins Dunkle.

      Lauschte angestrengt.

      Das klang nach … Hufschlag.

      Ja, eindeutig.

      Und er näherte sich.

      Falk war beunruhigt. Er rüttelte Bingo an der Schulter. »Wach auf! Wir bekommen Besuch.«

      Es dauerte, bis sein Begleiter die Augen aufschlug.

      Verwirrt sah er ihn an.

      »Wie …? Was …?«

      »Komm, steh auf!«, flüsterte er.

      »Wieso?« Er rieb sich verschlafen mit der Rechten über das Gesicht. »Es ist doch noch mitten in der Nacht.«

      »Ich weiß. Aber ich habe Hufschlag gehört.«

      »Hufschlag?« Bingo setzte sich auf. »Bist du sicher? Nicht, dass dein übermüdeter Geist dir einen Streich gespielt hat.«

      »Sicher nicht.«

      »Nun denn.« Stöhnend erhob er sich, während Falk die Laterne anzündete.

      Gerade als der Fremde mit seinem Pferd vor die Tür trat, öffneten sie ihm. »Willkommen in dieser bescheidenen Herberge, Fremder!«, begrüßte Falk ihn.

      Erschrocken wich der Mann einen Schritt zurück. »Teufel!«, fluchte er. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, hier jemandem zu begegnen. Er und sein Tier waren klitschnass; sie waren offenbar länger unterwegs gewesen. Und er schien nicht erfreut darüber zu sein, diese Nacht nicht allein verbringen zu müssen.

      »Was macht ihr hier?«, fuhr er die beiden Ritter an.

      Falk musterte ihn. Der Ton gefiel ihm gar nicht. »Das seht Ihr doch! Wir übernachten in diesem Stall.« Damit schien sein Gegenüber ganz und gar nicht einverstanden zu sein. »Ich dulde keine Fremden auf meinem Besitz. Packt eure Sachen und verschwindet!«

      »Wie?«, entfuhr es Bingo.

      Falk war überrascht. Das sollte der Bauer sein, dem das hier gehörte?

      Als sie nicht sofort reagierten, wurde er ungehalten. »Seid ihr taub? Los, los, beeilt euch!« Er deutete zur Tür. So einfach wollte Falk sich jedoch nicht geschlagen geben. Schließlich regnete es draußen immer noch. »Ist das die berühmte Gastfreundschaft, von der du gesprochen hast, Bingo?« Vielleicht gelang es ja dem Gaukler, den Mann zu überzeugen, dass sie zumindest die Nacht hier bleiben durften.

      »Einen Augenblick! Ich kenne den Bauern, dem dieses Gehöft gehört. Ihr seid es nicht!«, wandte Bingo sich an den Mann.

      Bingos Worte ließen Falk misstrauisch werden. Eine unerwartete Wendung des Blattes.

      Der Fremde leugnete den Vorwurf nicht. »Ich bin sein Nachfolger.«

      Falk sah Bingo an, dass er von dieser Antwort nicht ganz überzeugt war, auch wenn seine Worte anders klangen. »Dann habt Ihr gut gewirtschaftet. Gratuliere zu dem herrlichen Hof!«

      Doch der Mann ließ sich keinen Honig um den Bart schmieren. »Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten! Verschwindet!«

      Jetzt reichte es Bingo. Wütend packte er den Mann am Hemdaufschlag. »Nein! Wir lassen uns nicht in das Unwetter hinausjagen. Es ist noch genug Platz hier für Euch und Euer Pferd!«

      Sichtlich eingeschüchtert, sowohl von Bingos hartem Ton als auch von seinem selbstbewussten Auftreten, nickte der Bauer. »Oh! Ich …« Er zitterte. »Wie kommt ihr überhaupt hierher?«, fragte er. »Ihr seid Fremde?«

      »Ja.«

      Falk beschloss, dass es jetzt genug war. Sie waren schließlich Ritter. Beruhigend redete er auf den Bauern ein. »Mein Freund ist etwas stürmisch!« Er lächelte und deutete mit dem Kopf auf Bingo. »Aber Ihr braucht keine Angst zu haben, wir sind keine Räuber.«

      Endlich gab er nach, wenn auch sichtlich widerstrebend – weshalb auch immer. »Na schön. Ihr könnt bleiben.«

      »Danke!«, sagte der Gaukler und ließ ihn nunmehr los.

      Er und Falk legten sich wieder hin.

      Ganz traute Falk dem Frieden jedoch nicht. Ihm schien, als hätte der Bauer etwas zu verbergen. Nur was?

      War er wirklich der neue Besitzer, oder hatte er nur so getan?

      Vielleicht war es besser, ihn nicht aus den Augen zu lassen. Er wollte ungern mit einem Messer im Rücken aufwachen.

      *

      Teufel! Was mache ich jetzt? Der Fremde mit dem Kinnbart sah nachdenklich zu den beiden seltsamen Gestalten rüber, die es sich wieder auf dem Boden gemütlich gemacht hatten – soweit das möglich war.

      Sie waren wirklich zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt aufgetaucht! Und jetzt wurde er sie nicht mehr los.

      Er kann jeden Augenblick kommen. Die beiden sind zwar Fremde, aber man kann nie vorsichtig genug sein. Er stützte den rechten Ellenbogen auf das Knie und legte das Kinn auf die Hand. Grübelte. Wenn sie ihn später wiedererkennen … Schlimm genug, dass sie mich gesehen haben!

      Eine Weile blieb er so sitzen. Schließlich erhob er sich und ging Richtung Tür. »Ich gehe ins Haus hinüber und hole etwas!«, warf er dem Großen über die Schulter zu.

      Falk richtete sich auf. In seinem Blick lag Zweifel. »Gut.«

      Erleichtert schloss er die Tür und legte den Riegel vor. Dann lief er, so schnell er konnte, ins Haus und kam mit einigen Balken zurück, die er gegen


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