Erfolg lacht!. Jumi Vogler
Читать онлайн книгу.Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Früher Vogel fängt den Wurm.
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Sehr schön sind auch Nonsenssprüche.
Liegt der Bauer tot im Zimmer, lebt er nimmer.
Liegt die Bäuerin tot daneben, ist auch sie nicht mehr am Leben.
(Ich kann nichts dafür. Der Spruch kommt aus der Rhön.)
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit. Warum auch nicht.
Es hat ja Zeit. (Heinz Erhardt)
Nur die Harten kommen in den Garten.
Es hilft ungemein, sich Comedians und Kabarettisten anzuschauen und die Pointen und Bonmots aufzuschreiben.
Sollten Sie sich nun fragen, wann Sie bei diesem Humorpensum noch Zeit haben zu arbeiten, kann ich Sie beruhigen. Der Humor wird Sie nur so anfliegen. Besonders im Beruf – dort verbringen wir den Hauptteil unserer Zeit. Da Sie die Entscheidung getroffen haben, sich auf Humorvolles zu konzentrieren, müssen Sie eigentlich nur noch ernten.
Nun zur nächsten Übung.
Übung 4
Verknüpfen Sie alle möglichen Sprüche miteinander, und das möglichst sinnfrei. Sollte einmal eine Party oder ein Familientreffen nicht in Schwung kommen, schlagen Sie einfach dieses Spiel vor. So entstehen wundervolle Sätze wie:
Man soll den Vogel nicht vor dem Abend loben.
Der Apfel fällt nicht weit vom Wurm.
Ich hab schon Krüge kotzen sehen … vor dem Brunnen.
Wenn man sich erst einmal solche Kombinationen gestattet hat, fällt es immer leichter. Und der Sinn dahinter? Sie lernen erstens wieder, etwas zu tun, weil es Spaß macht. Einfach so, wie als Kind. Und außerdem regen diese Übungen Ihre Gehirnzellen an, Verbindungen zu schaffen, die Sie nicht gewohnt sind. Sie erhöhen Ihre Denkgeschwindigkeit und Ihre Fähigkeit zu assoziieren. Beides brauchen Sie unbedingt für die anderen Übungen in diesem Buch.
Übrigens, Ihr Humorpotenzial ist sehr weit fortgeschritten, wenn Sie sich trauen, die oben stehenden Kombinationen mit bierernstem Gesicht in eine Unterhaltung einfließen zu lassen. Wenn Sie das für noch zu schwer halten, ist das kein Problem. Erweitern Sie zunächst einmal Ihr Humorpotenzial mit und an Freunden, Familie oder Kollegen. Suchen Sie sich jemanden in Ihrer Umgebung, bei dem Sie vermuten, dass er einen ähnlichen Humor hat wie Sie und Ihre Übungen nicht als »Quatsch« abtut. Wer neue Wege geht, muss leider immer damit rechnen, entmutigt zu werden. Veränderungen ängstigen die meisten Menschen, das Risiko scheint ihnen zu groß. Aber Sie haben Mut bewiesen und sich an das gefährliche Thema Humor (das ist ein Witz!) gewagt. Sie müssen ja Ihren Mut nicht sofort wieder einem Härtetest unterwerfen. Dafür kommt schon noch die richtige Zeit.
Jetzt kommen erst einmal zwei Spiele. Das erste heißt »Ja, genau«.
Übung 5
Jetzt geht es darum, alles, was gefragt wird, zu bejahen. Der Humorvolle bejaht das Leben so, wie es ist, und nicht so, wie er es gerne hätte. Sie stellen sich also einander gegenüber, einer fängt an zu fragen. Zum Beispiel:
»Du hast eine sehr schöne Jacke an. Sie sieht aus, als sei sie aus dem Fell eines Wolpertingers*.«
Der Partner antwortet: »Ja, genau.«
Wahlweise: »Ja, genau, aus dem Fell eines Wolpertingers.«
»Hast du den Wolpertinger selbst geschossen?«
»Ja, genau, ich habe ihn selbst geschossen.«
»Sind Wolpertinger nicht sehr gefährlich?«
»Ja, genau, Wolpertinger sind sehr gefährlich.«
Und so weiter, und so weiter.
Dann wechseln Sie bitte. Es liest sich vermutlich ganz einfach, ist aber recht schwer. Wir sind es nämlich nicht gewohnt, Dinge zu bejahen; normalerweise reagieren wir mit »Nein« oder »Nein, aber …«. Ablehnen fällt leichter als Annehmen. Wenn wir etwas annehmen, müssen wir uns damit beschäftigen. Letztlich bedeutet jede Annahme, einer Veränderung zuzustimmen.
Um das Spiel weiter voranzutreiben, kann der Antwortende in einem zweiten Durchgang noch etwas hinzuerfinden, also:
»Du hast eine sehr schöne Jacke an. Es sieht aus, als sei sie aus dem Fell eines Wolpertingers.«
Der Partner antwortet: »Ja, genau, aus dem Fell eines Wolpertingers. Er war schwarz-rot gefleckt. Sehr schönes Tier.«
»Hast du ihn selbst geschossen?
»Ja, genau, das habe ich. Mit einer Armbrust.«
»Sind Wolpertinger nicht sehr gefährlich?«
»Ja, genau, Wolpertinger sind sehr gefährlich. Und dieser war der gefährlichste überhaupt. Er stammt aus der Nähe von München, trank Bier und sprach bayrisch.«
Und so weiter, und so weiter.
Mit dem nächsten Spiel erhöhen wir das Tempo und die Anforderung an Ihr Humorpotenzial und das Ihres Humorpartners.
Übung 6
Der Antwortende aus Übung 5 erfindet jetzt wieder neue Details dazu. Auf die muss der Fragende eingehen.
»Du hast eine sehr schöne Jacke an. Es sieht aus, als sei sie aus dem Fell eines Wolpertingers.«
Der Partner antwortet: »Ja, genau, aus dem Fell eines Wolpertingers. Er war schwarz-rot gefleckt. Sehr schönes Tier.«
»Ein schwarz-rot gefleckter Wolpertinger? Sind die nicht sehr selten? Und stehen die nicht unter Artenschutz?«
»Ja, genau, sie stehen unter Artenschutz. Allerdings nur in Wolperting-City. In Bayern entwickeln sie sich zu Problem-Wolpertingern und sind zum Abschuss freigegeben.«
»Oh, man hört ja immer wieder, dass die Menschen in Bayern so viele Probleme mit Tieren haben. Haben Sie denn den Wolpertinger selbst erschossen. Oder Herr Seehofer?«
Und so weiter, und so weiter.
Das ist Gesprächsführung auf hohem Humorniveau. Einzelne Themenbereiche, die streng logisch nicht zusammengehören, werden verbunden und erzeugen Komik. Diese Übungen stärken Ihr Kreativitätspotenzial erheblich. Sollte der eine oder andere nun denken, die Autorin wolle schwer arbeitende Menschen mit Kindergartenquatsch veräppeln, muss ich das weit von mir weisen. Ich bin ebenfalls ein schwer arbeitender Mensch.
Humor ist eine sehr ernsthafte Angelegenheit.
Wie die nächsten Übungen beweisen, ist Humor eine ernsthafte Angelegenheit. Denn nun kommen wir zur höheren Weihe für »Humoriker«. Dass Sie komische Situationen wahrnehmen und darüber lachen können, haben Sie bewiesen. Aber können Sie auch über sich selbst lachen? Über Ihre vermeintlichen Mängel und Schwächen?
Ein Grund dafür, dass Menschen schlecht über sich selbst lachen können, ist, dass sie sich schämen. Wir leben in einer Welt, in der wir angeblich alle perfekt sein müssen, um etwas zu erreichen, ja, um überhaupt halbwegs gut leben zu können. Wer nicht supergut aussieht, reich ist, Erfolg hat, wird nicht respektiert. Man lacht über ihn und er hat auch noch selbst Schuld daran. Das fürchten die meisten Menschen. Männer übrigens mehr als Frauen. Männer haben ganz besonders gelernt, dass sie sich nicht lächerlich machen dürfen. Sie würden sonst Gefahr laufen, nicht ernst genommen zu werden. Das wiederum bedeutet unter Männern Gesichts- und Statusverlust. Frauen ist es gesellschaftlich