Wettbewerbsvorteil Gender Balance. Anke van Beekhuis

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Wettbewerbsvorteil Gender Balance - Anke van Beekhuis


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in diesem Fall nicht so genau – eine Diskriminierung der Frauen.

      Es sind Sprache, und bestimmte Verhaltensweisen, die das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen in Unternehmen erst sichtbar machen. Wenn eine männliche Führungskraft Aussagen dieser Art dermaßen locker tätigt, kann man sich ausrechnen, dass sich dieser Stil durch das gesamte Unternehmen zieht. Und tatsächlich konnte ich genau das im Laufe der Zeit in diesem Unternehmen beobachten.

      Nun fragen Sie sich vielleicht: Wie soll dieses Ungleichgewicht, das mit leichten Schwankungen seit Generationen besteht, überhaupt jemals in Balance gebracht werden? Schauen wir uns dazu zunächst einmal an, was die Wissenschaft zur althergebrachten Ansicht, dass Männer und Frauen grundsätzlich wie Tag und Nacht seien, sagt.

      Der Soziologe und Psychologe Tomas Chamorro-Premuzic führte dazu eine Untersuchung mit rund 1000 ManagerInnen aus 40 Ländern durch. Er wollte wissen, wie sich Männer und Frauen anhand ihrer vorherrschenden Persönlichkeitsmerkmale unterscheiden. Das Ergebnis: Frauen bestechen vorrangig durch Bescheidenheit, emotionale Intelligenz und Teamfähigkeit. Männer hingegen weisen sehr oft aggressive, selbstbezogene und narzisstische Tendenzen auf. Sie denken jetzt vielleicht, dass die Männer bei dieser Untersuchung nicht gut wegkommen. Das ist ein Irrglaube, denn die erwähnten männlichaggressiven Tendenzen decken sich exakt mit den Erwartungen, die in unserer Wirtschaftsgesellschaft an eine sogenannte »Führungspersönlichkeit« gestellt werden. Sie werden also als wünschenswertes Verhalten betrachtet – und das, obwohl dies einer Organisation nachweislich nicht dient!

       Jeder muss sich bewegen, damit sich etwas bewegt! Das schließt auch die kleinste Zelle der Gesellschaft ein – die Familie.

      Wie viele Korruptionsfälle kennen Sie, in denen Frauen eine maßgebliche Rolle spielen? Natürlich könnte man argumentieren, es liegt daran, dass weitaus mehr Männer in Führungspositionen sind als Frauen. Doch die Analysen sehen eher die unterschiedlichen Eigenschaften der Geschlechter als Ursache. »Fake it ’til you make it« – so tun als ob – wird eher Männern zugeschrieben. Doch wie ist es möglich, dass dies als wünschenswert betrachtet wird? Ein in der »Harvard Business Review« publizierter Artikel zu oben erwähnter Studie schlussfolgert, dass unsere Gesellschaft »unfähig ist, zwischen Selbstüberzeugung und tatsächlichem Können zu unterscheiden«. Und da liegt die Wurzel einer Tendenz, die im Grunde ihres Wesens widersinnig und selbstzerstörerisch ist und leider sehr erfolgreich ein Ungleichgewicht aufrechterhält: Jene Werte und Verhaltensweisen, die in unserer Gesellschaft geschätzt, angestrebt und hochgehalten werden, decken sich nicht mit jenen, die für eine gesellschaftliche Weiterentwicklung notwendig wären.

      In Zusammenhang mit dem Gender-Balance-Gedanken drängt sich zudem die Frage auf, ob eine solche Weiterentwicklung überhaupt erreichbar ist, solange Frauen sexuelle Diskriminierung akzeptieren. Ich denke, es braucht Zeit und einige Mechanismen, um dieses Verhalten und Denken zu durchbrechen und neue Wege zu gehen. Genau mit diesem Thema beschäftige ich mich seit rund zehn Jahren. Meine Erkenntnis: Ähnlich dem Henne-Ei-Problem befindet sich das Thema »Gender Balance« in einer Endlosschleife, da konservative Unternehmenskulturen auf gesellschaftlich akzeptierten Werten basieren. Im Klartext bedeutet das: Eine Frau hat in einem Umfeld, das typisch männliche Verhaltensweisen pflegt, keine echte Chance, sich mit ihrer Denk- und Arbeitsweise zu profilieren. Ändert sich hier nichts, so ändern sich weder die Unternehmenskultur noch die Gesellschaft. Im Gegenteil: Die Eckpfeiler der Macht bestätigen und verhärten sich immer wieder aufs Neue.

      Weitere fatale Einflussfaktoren für den Nichtwandel sind darüber hinaus die folgenden: Geschäftsführer sind sehr oft der Meinung, dass ihr eigenes Verhalten keinerlei Einfluss auf die Gesellschaft hat und es ausschließlich Sache der Politik ist, Dinge zu verändern. Gleichzeitig meinen Frauen oft, Unternehmen müssten umdenken. Die Politik fordert wiederum von Unternehmen, sich zu entwickeln oder zu ändern. Die simple Wahrheit ist natürlich: Jeder muss sich bewegen, damit sich etwas bewegt! Das schließt auch die kleinste Zelle der Gesellschaft ein – die Familie.

      Frauen, die voraussetzen, dass der Mann das Geld nach Hause zu bringen hat, begeben sich in eine Abhängigkeit. Erst wenn Frauen lernen, die Klischeerolle der perfekten, allbeschützenden, omnipräsenten »Nesthüterin« zu hinterfragen, und anerkennen, dass Familie und Job möglich sind, kann sich die Sonne der Gleichbehandlung über den geistigen Horizont schieben. Aber aufgegangen ist sie deshalb noch lange nicht. Erst wenn Männer verstehen, dass Haushalt, Kinder und Erziehung nicht alleinige Frauensache sind, sondern jeder Elternteil einen Beitrag leisten kann, fällt ein anderes Licht auf ein Thema, das ansonsten gerne achselzuckend im Dunkeln gehalten wird. Der Gedanke »Das war schon immer so« ist dabei der größte Hemmschuh für Veränderung – also auch für Gender Balance. Dabei wäre der geistige Knoten so leicht zu lösen: Jede und jeder kann all das: Geld verdienen, Karriere machen, putzen, einkaufen, kochen, bügeln, mit Kindern malen und sie versorgen. Es ist nur eine Frage der Einstellung, nicht des Könnens. Es gibt kein Gen, das einen Menschen zum talentierten Bügelgroßmeister macht. Niemandem wurde die Kochkunst als Gottesgeschenk in die Wiege gelegt. Alle können einen Nagel in die Wand schlagen. Nun ja, zumindest jene, die sich dazu entschließen, einen Hammer in die Hand zu nehmen. Aber genau an diesem Punkt scheitert vieles: am bremsenden Gedanken, der die entwicklungsbegünstigende Tat verhindert.

      Die Entwicklung unserer Gesellschaft aber haben wir in der Hand. Sie betrifft unser Leben, unseren Alltag, unsere Partnerinnen und Partner, unsere Kinder, unser Zuhause. Wenn meine Tochter mich fragt, warum ich arbeite und warum stattdessen das ein oder andere Mal Papa am Nachmittag zu Hause ist, erkläre ich ihr, dass wir beide unseren Beitrag für die Familie leisten. Ich erzähle ihr auch, dass es uns wichtig ist, dass jeder von uns einen finanziellen Beitrag zum gemeinsamen Leben beisteuert.

       Blick in den Rückspiegel

      Wir leben im 21. Jahrhundert, in dem es für Frauen in unserer westlichen Welt selbstverständlich ist, arbeiten gehen zu dürfen. Das war nicht immer so. Natürlich hatten und haben Politik und Gesetzgebung Einfluss auf unsere Rollenbilder. Schauen wir nur ein paar Jahrzehnte zurück. Vieles erscheint uns heute völlig weltfremd.

      Der Anteil der für Lohn arbeitenden Frauen stieg in der Zeit der Industrialisierung an und machte dadurch das Thema erstmals zu einer großen sozialen Frage. Vor allem die Arbeitsbedingungen, der Arbeitsschutz und die Frage einer gerechten Entlohnung für Frauen standen dabei im Blickpunkt. Frauen, die sich mit dem Thema auseinandersetzten, initiierten mit ihren Ideen, Worten und Schriften die Frauenbewegung. Diese sorgte letztendlich dafür, dass wir heute ein wesentlich ausgeglicheneres Verhältnis haben als damals. Ein paar Zahlen dazu: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die tägliche Arbeitszeit in Frankreich auf elf Stunden beschränkt – darunter fiel auch Frauen- und Kinderarbeit. Der »Berufszählung« von 1907 zufolge waren im Deutschen Reich 28 Prozent der erwachsenen Frauen außerhalb des Privathaushalts berufstätig. Drei Millionen Frauen arbeiteten zusätzlich in anderen Haushalten, 400 000 in Industrie und Gewerbe. Von diesen 400 000 waren 43 953 »Heimarbeiterinnen«, 34 000 Wäscherund Plätterinnen, 37 000 Schneiderinnen und 22 000 Näherinnen.

      Die Welt hat also prinzipiell schon länger kein Problem mehr damit, dass Frauen arbeiten. Es geht jedoch darum, als was sie arbeiten. Solange es – überspitzt formuliert – nur um »niedere Dienste« ging, wurde der Zuwachs an Arbeitskraft begrüßt – schließlich diente das zu diesem Zeitpunkt ja auch den Männern, die durch körperliche Verausgabung oder Kriegsverwundungen auf das zusätzliche Einkommen ihrer Frauen angewiesen waren.

      1958 erfolgte der nächste große Schritt in Deutschland: Ab nun durften Frauen ohne Zustimmung des Ehemanns einer Arbeit nachgehen. Das entsprechende Gesetz lautete: »Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.« Selbstverständlich? Heute vielleicht. In Deutschland durften Frauen bis 1957 ohne Zustimmung ihres Ehemanns nicht einmal ein eigenes Bankkonto eröffnen. Eine weitere Reform erfolgte in den 1960er- und 70er-Jahren. In Deutschland wurde festgelegt, dass die Ehepartner ihre Verbindung so gestalten, »dass die Frau ihre berufliche und gesellschaftliche Tätigkeit mit der Mutterschaft vereinbaren kann«. In Österreich wurden durch die Familienrechtsreform


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