Vierundzwanzig Unterredungen mit den Vätern. Johannes Cassianus
Читать онлайн книгу.diese nach der Untreue Adams durch die frech werdenden Laster, d. i. die chananäischen Völker aus ihrer Heimath vertrieben worden sind, so muß man nicht glauben, daß sie fremdes Gebiet weggenommen, sondern das eigene wieder erlangt haben, wenn es ihnen mit Gottes Gnade durch unsern Fleiß und Eifer wieder zugestellt worden ist.
25. Verschiedene Zeugnisse über die Bezeichnung der acht Sünden.
Über diese acht Sünden wird im Evangelium Folgendes angedeutet: 231 „Wenn aber der unreine Geist von einem Menschen ausgegangen ist, irrt er umher durch öde Gegenden, sucht Ruhe und findet sie nicht. Dann sagt er: Ich will zurückkehren in das Haus, von welchem ich auszog. Und nun kommt er, findet es leer, mit Besen gereinigt und geziert. Da geht er hin, nimmt sieben andere Geister mit, die ärger sind als er, und sie ziehen ein und wohnen dort, und es werden die letzten Dinge dieses Menschen ärger als die ersten.“ Siehe, wie wir dort von sieben Völkern lesen, mit Ausnahme des ägyptischen, von welchem die Söhne Israels weggezogen waren, so heißt es auch hier, daß sieben unreine Geister zurückkehren, mit Ausnahme dessen, der, wie gesagt wurde, von dem Menschen vorher ausgegangen war. Von diesem siebenfachen Zunder der Laster schreibt auch Salomon in den Sprüchwörtern: 232 „Wenn dich dein Feind bittet mit lauter Stimme, so gib ihm nicht nach; denn sieben Bosheiten sind in seinem Herzen,“ d. h. wenn der überwundene Geist der Gastrimargie anfängt, dir mit seiner Verdemüthigung zu schmeicheln, gleichsam bittend, du möchtest ein Bischen nachlassen in dem angefangenen Eifer und ihm geben, was das Maaß der Enthaltsamkeit und das Gesetz der gerechten Strenge überschreitet, so laß dich durch seine Unterwerfung nicht umstimmen; und wenn dir die Sicherheit vor Anfechtung lächelt, in der du dich ein wenig vor der fleischlichen Brunst in Ruhe findest, so kehre ja nicht zu der frühern Gemächlichkeit oder den alten Begierden des Gaumens zurück. Denn damit sagt jener Geist, den du besiegt hattest: „Ich will zurückkehren in mein Haus, von dem ich ausgegangen bin;“ und die sieben sogleich aus ihm hervorgehenden Geister der Laster werden für dich ärger sein als jene Leidenschaft, welche in ihren Anfängen überwunden worden war, und sie werden dich bald zu schändlichern Arten von Sünden hinreissen.
26. Daß nach Besiegung der Gaumenlust unsere Mühe auf die Erwerbung der übrigen Tugenden zu verwenden sei.
Wenn wir also dem Fasten und der Enthaltsamkeit obliegen, so müssen wir uns sofort nach Besiegung der Gaumenlust bestreben, unsere Seele nicht leer sein zu lassen von den nöthigen Tugenden, sondern mit ihnen alle Tiefen unseres Herzens fleissiger auszufüllen, damit nicht der zurückkehrende Geist der Begierlichkeit uns von ihnen leer und ledig finde und, nicht zufrieden für sich allein den Einzug zu halten, noch jenen siebenfachen Zündstoff der Laster mit sich in unsere Seele einführe und so unser Ende schlechter mache als unsern Anfang. Denn schlechter und unreiner wird darnach eine Seele und strafwürdiger, als sie früher war in der Welt lebend, da sie noch nicht die Negel und den Namen des Mönches angenommen hatte, wenn sie jetzt, wo sie sich rühmt, der Welt entsagt zu haben, von diesen acht Lastern beherrscht wird. Denn diese sieben Geister werden deßhalb schlechter genannt als jener frühere, der ausgezogen war, weil die Begierde des Gaumens, also die Gastrimargie an und für sich nicht schädlich wäre. 233 wenn sie nicht andere schwerere Leidenschaften zubrächte, nämlich Unzucht, Habsucht, Zorn, Traurigkeit oder Hochmuth, die ohne Zweifel durch sich selbst der Seele schädlich und verderblich sind. Und deßhalb wird Derjenige nie die Reinheit der Vollkommenheit erreichen, der sie mit dieser Enthaltsamkeit allein, d. i. mit dem körperlichen Fasten zu erringen hofft, wenn er nicht einsieht, daß er diese deßhalb üben müsse, damit er nach der Demüthigung des Fleisches durch das Fasten um so leichter gegen die andern Laster kämpfen könne, wenn der satte und angefüllte Leib nicht mehr frech sich erhebt.
27. Daß die Reihenfolge der Kämpfe nicht dieselbe sei wie die der Laster.
Man muß jedoch wissen, daß die Reihenfolge der Kämpfe nicht in Allen dieselbe sei, weil wir, wie gesagt, nicht alle auf gleiche Weise angefochten werden und nun ein Jeder von uns nach der Art des Angriffes, durch den er in erster Reihe beunruhigt wird, den Gegenkampf aufnehmen muß, so daß der Eine nöthig hat, gegen das Laster, welches als drittes angesetzt ist, zuerst sich im Kampfe zu üben, der andere aber gegen das vierte oder fünfte und so fort, wie gerade die Laster in uns ihre Herrschaft behaupten. Wie es also die Art der Anfechtung erfordert, so müssen wir die Reihenfolge der Kämpfe ordnen, der gemäß dann auch der eintretende Erfolg des Sieges und Triumphes uns zur Reinheit des Herzens und zur Fülle der Vollkommenheit führen wird.
Soweit der Abt Serapion in seiner Abhandlung über die Natur der acht Hauptsünden, in der er uns die Gattungen dieser in unseren Herzen verborgenen Leidenschaften, deren Ursachen und Verwandtschaft wir vorher, obwohl wir täglich von ihnen Schaden litten, weder ganz erkennen noch unterscheiden konnten, so lichtvoll ausschloß, daß wir sie wie vor Augen gestellt gleichsam im Spiegel zu schauen meinten.
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