Die Goldminen von Midian. Richard Francis Burton

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Die Goldminen von Midian - Richard Francis Burton


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einen vizeköniglichen Palast handle. Ein falsches Tympanon krönt seine Vorderfront, hinten ist es unvollendet, und gleich den Missgeburten in den Vereinigten Staaten ist es innen in muffige kleine Schlafräume unterteilt, die sonderbar mit seiner gediegenen Halle, seinem großartigen marmornen Treppenhaus und seinen riesigen öffentlichen Salons kontrastieren.

      Die anderen drei uns vormals bekannten Einrichtungen sind noch immer auf ihre jeweiligen Nationen beschränkt, sprich Franzosen und Griechen, Deutsche und Engländer. Das alte rote Hôtel de l’Orient alias Coulomb’s, gegenüber der neuen Place de la Bourse und jetzt im Besitz eines Hellenen, berechnet sechzehn Franc pro Tag anstatt derselben Summe in Schilling. Das Tagesgericht im Hôtel du Nil (Herr Friedmann) wird von ständig in Kairo wohnhaften Personen bevorzugt, aber unglücklicherweise ist der Zugang zu dem hellhörig gebauten Haus eine lange Gasse, die vom Muski herabführt, und man hört seinen nächsten Türnachbarn schnarchen. Aus Shepheard’s ist Zech’s geworden. Früher öffnete sich das Tor zu den Gärten hin, jetzt grenzt es an den seltsamsten Gegenstand, der jemals von einem sterblichen Mann bearbeitet wurde: einen Block aus Steinmetzarbeit, dessen Äußeres einem lockeren Haufen Fadennudeln oder einem Schwarm von Raupen nachgebildet zu sein scheint.

      Ich kann nicht an Sam Shepheards altem Haus vorübergehen, ohne seines ersten Besitzers zu gedenken, eines in vielen Punkten bemerkenswerten Mannes. Der Sohn eines Bauern aus Warwickshire, geboren auf dem Landgut von V…, welches seit Generationen einer alten Grafenfamilie gehört hatte, fühlte in sich eine Berufung über den Pflug hinaus und entschloss sich, sein Glück jenseits der Äcker zu suchen. Er trat als Bäckerlehrling bei Herrn Walker in Dienst, einem Konditormeister in Leamington, und in glücklicheren Zeiten sandte er nach seinem alten Meister, der zu Hause gescheitert war und eröffnete mit charakteristischer Großzügigkeit für ihn ein Geschäft in Kairo.

      Als Kabinenjunge an Bord der Bark Bangalore unter Kapitän Smith landete er 1840 in Suez, als Waghorn gerade dabei war, den Transit zu organisieren. Hier wurde er aus den Reisemitteln der Fahrgäste gestärkt, und mein alter Freund, Herr Henry Levick, welcher noch das englische Postamt betreibt, führte ihn bei Herrn Hill ein, Mohammed Ali Paschas Arabagí-Basch (Leibkutscher), der damals ein kleines Gasthaus im Darb el-Beráberah in Kairo betrieb. Nachdem er eine Zeit lang die Suez-Transporter für fünf Pfund pro Person gefahren hatte, besaß er bald Geld und Kredit genug, um ein Geschäft auf eigene Rechnung zu eröffnen. Wann genau er auf die fixe Idee verfallen ist, dass er geboren wurde, um den Grundbesitz von V… zu erstehen, kann ich nicht sagen – und eine fixe Idee ist ja nicht immer ein Zeichen von Wahnsinn. Wohl aber war er zwischen den Jahren 1840 und 1845 von dieser Idee besessen und machte bei seinen Kunden, einschließlich meines verstorbenen Freundes und Blutsverwandten, des armen Sam Burton, kein Hehl daraus.

      Da er ungebildet war, begann er nun, sich in die Materie einzulesen, welche die Position erforderte, die einzunehmen ihm bestimmt war. Und obwohl er nur schwach die Erwartungen an einen Lancashire-Gutsherrn der letzten Generation erfüllte, schrieb er Gesellschaftsverse, welche am Ort zur Modeerscheinung avancierten. Mir ist, als hörte ich ihn noch immer rezitieren:

      »Komm in die Wüste, komm, Polly, mit mir!«

      Sein Arabisch war stets unbeholfen: Bei ihm war ein Tarbúsch nichts weiter als ein Tarbrush (Teerpinsel). Es waren wilde Geschichten im Umlauf, welche seinen Aufstieg zum Glück erklären sollten, typisch für die Klasse der Hotelbesitzer im Allgemeinen und für die Gattung der Hoteliers in Ägypten im Besonderen. So soll er von Mohammed Ali mit der Herstellung von Schinken-Sandwiches (!) betraut worden sein, welche er in einem doppelt verschlossenen silbernen Behälter transportierte; einen Schlüssel bewahrte er selbst auf, den anderen der Konsument. Die Wahrheit aber ist, dass er ein Zechkumpan des verstorbenen Khayr el-Dín Pascha war, und dieser der Chef des alten Transitbüros, der sich am Billardspiel ebenso wie an hochprozentigen Getränken erfreute und Shepheard einen Vertrag über die Lieferung von Versorgungsgütern an die Passagiere der Kutschen und Nildampfer verschaffte – eine gewinnbringende Angelegenheit, da wir zwölf Pfund pro Kopf bezahlten. Niemand murrte über seinen guten Stern: Er war großherzig und gab mit offenen Händen, als er wohlhabend geworden war; seine liebenswürdigen Taten sind zahllos, und die Souveränität seines Geistes und Auftretens erregte bei nur wenigen Unmut, sicherte ihm hingegen viele Freunde. Er hätte eigenhändig jeden Prinzen von seiner Schwelle gejagt, wenn der sich nicht wie ein Gentleman benommen hätte, und einmal hatte ich einige Mühe, ihn vor den geballten Fäusten eines wütenden angloindischen Majors zu bewahren.

      Schließlich füllten die Verträge zur Verpflegung unserer Truppen während des Krimkrieges und des Sepoy-Aufstandes seine Taschen mit Gold. Unverzüglich eilte er nach Warwickshire; er kaufte sofort einen Teil des begehrten Grundbesitzes auf, welcher – außergewöhnlich genug – gerade feilgeboten wurde; und nach und nach fiel dann das Ganze in seine Hände, bis er starb.

      Meinen einzigen Besuch beim »Gutsherrn Shepheard« habe ich in angenehmer Erinnerung behalten. Er war zum Liebling all seiner Nachbarn geworden. Er ritt wie ein Mehlsack, aber er ließ kaum eine Jagdgesellschaft aus, und seine Freunde waren bei seinen eigenen Jagd- und Angelausflügen stets willkommen. Seine bescheideneren Tage hat er niemals vergessen, doch munkelte man plötzlich von mittellosen aristokratischen Verbindungen, wie das immer geschieht, wenn ein Mann reich wird, und er wurde mit einem Baron in Verbindung gebracht. Sein einziger Kummer war, keinen Sohn zu haben, der ihm nachfolgen und eine Familie gründen würde – eine wahrhaft englische Vorstellung und eher lobenswert denn blamabel.

      Kurz und gut, wenige Menschen haben ein glücklicheres Leben geführt oder mehr Gutes getan oder sind erfolgreicher als der liebenswürdige und ehrliche Sam Shepheard, R.I.P., verschieden.

      Diese Schilderung aus vergangenen Zeiten rief einen weiteren alten Reisenden an den Ufern des Nils wieder in mein Gedächtnis zurück: den verstorbenen Mansúr Effendi, Herrn Lane. Sein »Modern Egyptians« ist für den Studenten ebenso notwendig wie Wilkinsons »Ancient Egyptians«, aber die Erfahrungen von 1835–1842 reichen jetzt nicht mehr aus. Ein beträchtlicher Teil der Arbeit, insbesondere der erste Teil, macht die Heckenschere erforderlich – und bewahrt indessen die Blumen und die Frucht: die für diese Zeiten so charakteristischen Anekdoten. Einem gestandenen und praktisch veranlagten Arabisten wie etwa Herrn Konsul Rogers sollte es erlaubt sein, das Werk zu modernisieren und mit den neuesten Erkenntnissen zu ergänzen. Vieles, was zu kurz abgehandelt worden ist, sollte in voller Länge ausgeführt werden, die Gebete sollten nicht nur im Dialekt, sondern auch in Arabisch und ebenso in lateinischer Schrift wiedergegeben werden. Es wäre lohnend, mehr über Abu-Zayd zu erfahren. Das Kapitel IX über die Wissenschaft sollte völlig neu geschrieben werden, andere interessante Themen nicht aus Rücksichtnahme auf die Vorurteile und die ignorante Ungeduld des gewöhnlichen Lesers geopfert werden, wie es vierzig Jahre zuvor geschah. Baron von Hammer-Purgstall und andere Orientalisten haben auf mancherlei Unzulänglichkeiten hingewiesen, und die gelehrten Begründungen des Autors für seine oberflächliche Darstellung und für seine häufigen Auslassungssünden können nicht länger als stichhaltig hingenommen werden.

      Ägypten besitzt nunmehr zwei wissenschaftliche Gesellschaften: Keine von beiden wird indessen in dem Ausmaß gefördert, das sie verdient hätte. Die ältere ist das Ägyptische Institut, welches 1860 die Stelle des alten Institut d’Égypte unter Said Pascha eingenommen hat. Sein Hauptquartier und seine Bibliothek sind im Gesundheitsministerium von Alexandria untergebracht, wo wir es auf unserer Rückreise besuchen werden. Sein letztes Bulletin, die Nr. 13, herausgegeben im Zeitraum 1874–1875, enthält sowohl für den einheimischen als auch für den allgemeinen Studenten sehr aufschlussreiche Themen.

      Die Königliche Geographische Gesellschaft von Kairo trägt den Titel »Société Khédiviale de Géographie«. Ein unglückliches Ereignis beraubte sie der gelehrten Dienste von Dr. Schweinfurth, seines Zeichens Botaniker und Forscher – Seine Hoheit Prinz Husain Pascha, der zweite Sohn des Vizekönigs und Kriegsminister, ist seit dem bedauernswerten Rücktritt bereits als künftiger Präsident im Gespräch. Von dem traurigen Schicksal seines energischen Generalsekretärs habe ich schon gesprochen: Unter seiner Verantwortung erschien die erste Nummer des Bulletin Trimestriel im Februar 1876, und es ist eine sehr gute Ausgabe. Die Schilderung der letzten Reiseroute des bedauernswerten Ernest Linant de Bellefonds


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