Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean. W. A. Hary

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Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean - W. A. Hary


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verteilten sich auf die Inseln, die eine große Fläche übersäten, groß wie mancher Kontinent auf einem der Planeten des »äußeren Universums«, von denen die Menschen hier nicht das Geringste auch nur ahnten.

       Denn der unendliche Ozean mit seiner Inselwelt war das innere Universum des Herrn aller Dinge. Dass es auch noch ein äußeres Universum geben könnte, das war hier nicht bekannt.

       Regiert wurde das Inselreich von drei Königen, die alle Inseln untereinander gerecht aufgeteilt hatten und in Frieden ihre Völker regierten.

       Ihre Namen waren unaussprechlich. In irdische Begriffe übersetzt hießen die Könige FINOS TERRE, HUNDEAUGEN-HANS und INGOSCH AUS DER KALTEN LEERE.

       Jeder Name war gleichzeitig sein Titel, auch von letzterem, denn sein Volk, das waren die Ingosch. Wieso diese irgendwann aus der kalten Leere gekommen sein sollten, das wussten sie selbst nicht mehr. Noch nicht einmal, was eigentlich kalte Leere bedeutete. Es interessierte hier auch herzlich wenig, denn das Leben war zwar bescheiden, wenig aufregend und ziemlich arbeitsintensiv, sofern man sich der Landwirtschaft verpflichtet hatte oder einem der Handwerksberufe, doch es gab kaum so etwas wie Unzufriedenheit. Mithin auch keine Neugierde.

       Das war nicht nur unter Ingosch aus der kalten Leere so, sondern auch in ähnlicher Form beim Hundeaugen-Hans. Wobei auch hier der Name gleichzeitig der Titel war. Ein König allerdings, der sich Hundeaugen-Hans nannte? Wieso eigentlich?

       Da ging es den Hundeaugen-Menschen genauso wie den Ingosch. Aber auch die Home Terre mit ihrem König Finis Terre waren nicht anders. Man nahm alles so hin, wie es anscheinend schon immer war und höchstwahrscheinlich auch für immer sein würde.

       Wieso auch was ändern? Jeder hatte genug zu essen, ein Dach über dem Kopf, liebe Verwandte und gute Freunde und über allem natürlich Ad Aberitsch, den Herren aller Dinge, der alles dies erschaffen hatte und seine Schöpfung höchstpersönlich schützte vor allem, was von außen hätte kommen können, um ihr zu schaden.

       Wobei bemerkt werden musste, dass auch der Begriff »von außen kommen könnte« nicht den geringsten Sinn für die Menschen ergab. Denn befand man sich nicht im unendlichen Ozean, auf Inseln, die unaufhörlich von sanften Wellen umspült wurden, immer die gleiche Brandung erlebten, keinen Sturm, keine Nacht, keine Jahreszeiten und kein Ende und mithin auch kein AUSSEN kannten?

       Die ewige Gleichheit, das ewige Werden und Gehen von Menschen und Nutztieren, die mindestens genauso glücklich und zufrieden waren mit dem was war und immer sein würde.

       Wie hätte auch nur ein einziger Mensch im unendlichen Ozean auch nur im Entferntesten damit rechnen können, dass sich alles dies bald schon drastisch ändern könnte?

       Durch ein Ereignis, das noch nicht einmal einen Schatten voraus warf, weil es nicht einmal das bei einem ewig aus sich heraus strahlenden Himmel gab...

      5

       Jetzt stand es fest: Sie mussten unter allen Umständen verhindern, dass ihr sowieso schon schwer beschädigtes Raumschiff in die Hölle der verbotenen Zone einflog. Um mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals wieder zurückzukehren.

       Sie mussten Gewalt anwenden und packten bereits zu, um ihren Esper Posh von den Kontrollen weg zu reißen, als der Alarm auf schrillte mit einer Eindringlichkeit, die sie halbwegs zu Tode erschrecken ließ.

       »Die Raumverschlinger!«, zirpte Posh, während seine beiden Freunde auf den Schirmen sahen, dass die Gefahr wesentlich realer war: Ihre Verfolger waren hier !

       Die kleine Raumschiffgruppe, die sich als eine Anordnung von Kriegsschiffen entpuppt hatte anstatt als ein Pulk von Handelsschiffen.

       Ein weiteres Entrinnen war unmöglich.

       Es sei denn...

       Sie waren ja bereits unterwegs in die verbotene Zone. Hätten sie jetzt erst die Fahrt angetreten, wäre es zu spät gewesen. Ein einziger Treffer hätte vielleicht schon genügt, das Schiff manövrierunfähig zu machen und damit endgültig lahm zu legen. Dann hätten sie nur noch darauf warten können, bis sie aufgebracht waren.

       Aber sie waren schon unterwegs. Selbst wenn sie jetzt doch noch manövrierunfähig geschossen wurden, würden sie entrinnen können. Dann würden sie zwar nicht mehr in der Lage sein zu bremsen, aber vielleicht war ja der Tod die beste Alternative?

       Wenn sie daran dachten, was ansonsten die Raumflotte mit ihnen anstellen würde... Nach immerhin Jahrzehnten erfolgreicher Piraterie mit einem Gesamtsachschaden, der unerreichbar hoch geworden war...

       Obwohl sie sich stets bemüht hatten, das Leben Unschuldiger zu schonen. Bei der Summe ihrer Untaten würde das allerdings niemanden mehr interessieren beim Anlegen des Strafmaßes.

       Das Geringste, was ihnen da widerfahren würde, war die Internierung auf einen der niemals offiziell bestätigten Strafplaneten. Vielleicht gab es ja auch nur einen einzigen, auf dem die schlimmsten Verbrecher des Jahrhunderts festgehalten wurden? Es wurde gemunkelt, man würde verbotene Experimente der grausigsten Art an ihnen durchführen, bis zu einem gnädigen Tod, der natürlich so weit wie möglich hinaus gezögert wurde.

       Was war dagegen die Hölle von EPIPHANEE?

       Der gezielte Schuss, um sie manövrierunfähig zu machen, erfolgte nicht. Die Verfolger hatten erkannt, dass es nichts mehr nutzen würde. Sie versuchten stattdessen, das fliehende Schiff zur Umkehr zu überreden. Klar, weil man es nicht wagen konnte, ihm zu folgen.

       Keiner an Bord dachte daran, diesen Anruf auch nur entgegen zu nehmen.

       Posh siegte – und war immer noch der Meinung, die eigentliche Gefahr wären die sogenannten Raumverschlinger.

       Niemand widersprach ihm mehr. Zumal seine beiden Freunde Per-nat und Sergeant Proll nicht umhin kamen, ihm Dankbarkeit zu zollen. Gottlob war der Alarm rechtzeitig genug erfolgt, ehe sie mit Gewalt etwas hatten durchsetzen können, was sie inzwischen bitter hätten bereuen müssen.

       »EPIPHANEE, wir kommen!«, murmelte Raumbär Per-nat, fühlte sich dabei jedoch höchst unwohl in seinem dichten Fell. Ungefähr so wie ein Bär auf dem Weg zur Schlachtbank.

       Ein Seitenblick zu Sergeant Proll, der ungeniert in seinem Bauchnabel puhlte und zwischendurch vor sich hin rülpste: Auch er fühlte sich alles andere als wohl bei dem Gedanken.

       Klar war nur eins, was ihre nahe Zukunft betraf: Kein Schiff war jemals wieder zurückgekommen von hier.

       Was würde sie erwarten?

       Als hätte Posh ihre Gedanken erraten, sagte er: »Ad-Aberitsch!«

      6

       Fernste Vergangenheit...

       Der Anfang von alledem:

       Ad-Aberitsch träumte. Nicht wie ein Mensch, aber doch einem Menschen sehr ähnlich.

       Elektrisches Knistern.

       Und dann begann es in den Wänden – den uralten und fast unzerstörbaren Wänden aus Subsidee – zu pochen und zu rumoren.

       Energie! Unvorstellbar viel Energie! Die höllenheiße Welt wurde zusätzlich angeheizt von einem Prozess, den es in der Natur nicht gab, der sich anmutete, als würde er jeglicher Physik widersprechen, obwohl er in Wahrheit jegliche Physik für sich ausnutzte. Doch das würde niemand sonst verstehen.

       Außer Ad-Aberitsch und diejenigen, denen er seine Existenz verdankte und die er längst vergessen hatte.

       Waren sie denn nicht SETNA selbst gewesen?

       Ad-Aberitsch zog sich tiefer zurück. Zu den Synapsen der ursprünglichen KI-Einheit, ummantelt von noch mehr Subsidee. Tiefer und tiefer bis zu den ersten künstlichen neuronalen Verbindungen auf subatomarer Ebene.


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