Perry Rhodan 2940: Der Putsch. Uwe Anton

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Perry Rhodan 2940: Der Putsch - Uwe Anton


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      *

      Nein, flehte Cassandra Somerset.

      Dannan versuchte durch Gewalt, die Schiffe, die sich zu ihr, der Solastratorin, bekannt hatten, zur Räson zu bringen.

      Alles ging viel zu schnell, als dass sie Einzelheiten ausmachen konnte. Ja, die ARTEMIS hatte wieder die Funktion der Speerspitze übernommen, führte den Angriff an. Aber welche Einheiten nahm sie unter Beschuss? War das die BOUNT TERHERA unter Admiralin Shanina Sivathassam, die dort explodierte, oder ein anderes Schiff? Für die Solastratorin spielte es keine Rolle; es starben Menschen, die sie kannte! Menschen, für die sie die Verantwortung trug!

      In diesem Augenblick begann der Bürgerkrieg. Wohin würde er führen?

      Hinter den Kulissen mussten hektische Aktivitäten entbrannt sein. Die Solastratorin mochte sich nicht vorstellen, welche Funksprüche dort gewechselt wurden, wie einige vernünftige Gäonen versuchten, die Katastrophe abzuwenden, das Blutbad zu stoppen. Etliche Raumer der Gäonen, die sich den Angreifern in den Weg gestellt hatten, rückten wieder in die Angriffs- und Einigelungsposition, stellten sich unter Dannans Befehl.

      Dafür scherten andere Schiffe aus. Und es wurden immer mehr.

      Schließlich – Cassandra Somerset konnte es kaum fassen – endete das Gefecht.

      Die Solastratorin seufzte. Hoffnung auf ein Ende der Krise schöpfte sie aus diesem Signal keine mehr. Es war eine Atempause, mehr nicht. Der Bürgerkrieg ließ sich nicht mehr aufhalten.

      3.

      RAS TSCHUBAI

      22. November 1551 NGZ

      Shari Myres Hände zitterten so stark, dass sie den Datenträger beinahe hätte fallen lassen, als sie ihn aktivieren wollte.

      Verhalte dich wie ein verdammter Profi!, mahnte sich die gäonische Journalistin. Dennoch waren drei Versuche erforderlich, bis sie das kleine Gerät mit dem Multikom verbunden hatte.

      Ihre Gedanken glitten immer wieder ab und kehrten jedes Mal zum Ausgangsort zurück.

      Wie geht es meinen Kollegen im Sender?, fragte sie sich. Sie hatte in den letzten Stunden kaum Kontakt mit ihnen gehabt, kannte keine Einzelheiten. War jemand von ihnen gestorben?

      Und ... war ihre Familie unverletzt? Hatten ihre Eltern den Mnemo-Schock gut überstanden? Die Nachrichten über Einlieferungen in die Krankenhäuser häuften sich. Viele Gäonen kamen nicht so gut zurecht ...

      Aber sie war Journalistin. Sie war Profi. Sie schämte sich fast dafür, aber sie konnte nicht unentwegt an ihr persönliches Umfeld denken. Ihr Beruf drängte sich immer wieder in den Vordergrund.

      Wem soll ich glauben?, fragte sie sich dann. Was kann ich glauben?

      Arbo P. Dannan? Der Sternenadmiral hatte sie gefördert, ihr geholfen, an die Spitze der Medienwelt zu kommen.

      Aber gerade bei ihrem jüngsten Auftrag hatte er sie falsch informiert, nachweislich die Unwahrheit gesagt, sie getäuscht und belogen. In dieser Hinsicht war sie geneigt, Syllester Ford zu glauben, dem ehemaligen Solastrator. Aber ein letzter Zweifel blieb ...

      Ford behauptete, dass Sternenadmiral Dannan der Urheber des Putschversuchs sei, aber schlüssige Beweise hatte er keine. Genauso wenig wie Perry Rhodan, über den sie gerade eine Reportage zusammenstellte: Die Nacht der 100. Sie wollte darin einhundert Besatzungsmitglieder zu Wort kommen lassen, die über Perry Rhodan und die Terraner sprachen.

      Sie hatte in den wenigen Tagen, die sie an Bord der RAS TSCHUBAI war, zwar erst etwa zehn Interviews geführt, doch deren Aussagen zeichneten ein ganz anderes Bild als das, das Dannan vom Handlanger des Wanderers an die Wand malte.

      Die Journalistin atmete tief durch. Genau genommen hatte sie nicht eine Reportage erstellt, sondern zwei. Für die erste hatte sie eher positive Auszüge aus den Interviews zusammengeschnitten, für die zweite eher negative. Einige leicht verschiedene Nuancen bei den Kommentaren, und fertig waren die unterschiedlichen Versionen.

      Die eine berichtete wohlwollend, die andere abwertend. Sie war gut in ihrem Job; solche Manipulationen waren ein Klacks.

      Aber welche sollte sie nach Gäon senden?

      Ford hatte sie fast überzeugt. Fast ...

      Hat Poroi überlebt?, fragte sie sich dann. Der Gedanke kam wie aus heiterem Himmel und ließ keinen Platz für Dannan und Ford und die Wahrheit, die sie in den nächsten Stunden oder Tagen sowieso nicht erfahren würde. Der Mnemo-Schock kämpfte sich nach oben, die grausamen, quälenden Bilder von Tod und Vernichtung öffneten sich vor ihr, drohten sie hineinzuziehen in einen Sog aus Leid und Schmerz.

      Nein! Ich darf mich dem nicht hingeben! Wer wusste schon, ob Perry Rhodan das nicht alles arrangiert hatte? Hatte Ford wirklich recht?

      Ford, Ford, Ford ... Er hatte ihr Weltbild ins Wanken gebracht.

      Sie spürte, wie Hitze in ihr emporstieg, ihr Gesicht durchdrang, wie ihr der Schweiß ausbrach und ihr Puls plötzlich raste, ihr Blutdruck ihren Schädel platzen zu lassen drohte.

      Und dann ... dann war sie wieder nur nervös. Professionell nervös. Ungewohnt nervös.

      Die Zeit raste. Sie musste sich zusammenreißen, schließlich hatte sie einen Job zu erledigen. Die Anspannung ergriff sie erneut und ließ sie nicht mehr los. Von dem kleinen Konferenzraum, den Perry Rhodan ihr zugewiesen hatte, hatte sie gute Sicht auf Teile der Zentrale der RAS TSCHUBAI. Dort hing, erstarrt in der Zeit, die dreidimensionale Darstellung des Thoogondus Ruogoovid.

      Er war der Kommandant des soeben eingetroffenen Geschwaders der Thoogondu, das unter anderem fünfzig Pentasphären umfasste. Dann werden die Waffen sprechen müssen, hatte er gesagt, und seine Drohung hing noch in der Luft und machte ihr Angst.

      Würde er tatsächlich die RAS TSCHUBAI attackieren? Die Thoogondu wussten nicht, worauf sie sich mit einem Angriff einließen. Auch sie selbst wusste es nicht. Einige sicherheitsrelevante Bereiche des Schiffs hatte sie nicht betreten dürfen.

      Aber ihr Instinkt als gute Journalistin verriet ihr, dass das Schiff aus der Milchstraße einen Angriff wahrscheinlich nicht fürchten musste. Ganz im Gegenteil. Sie machte sich eher Sorgen darüber, was eine Eskalation des Konflikts für ihre Heimatwelt bedeuten würde.

      Wo blieb die Verbindung mit Gäon? Eigentlich hatte sie für die Übertragung der Reportage und des Interviews, das ihr Haussender mit ihr führen wollte, ihr Multikom benutzen wollen, genauer gesagt eine seiner Spezialformen, die man mit einem Raumanzugfunk vergleichen konnte und die eine große Reichweite hatte.

      Aber welcher Zauber-Funksender sollte bei 200.000 Kilometern Entfernung und interplanetaren Geschwindigkeiten durch 1500 Meter Spezialstahl, Hyperaggregate, Ringenergiespeicher und nicht zuletzt einen aktivierten Paratronschirm eine Verbindung mit einem Empfänger auf einem Planeten herstellen können?

      Also lief das Gespräch über die Funkzentrale der RAS TSCHUBAI. Sie hatte Shari einen festen Kanal zugewiesen, der nicht überwacht wurde, wie man ihr versicherte.

      Wieder etwas, das nicht zum Bild des Wanderer-Schergen passte. Der Admiral hätte in derselben Situation von ihr die Vorlage jedes zu sendenden Worts verlangt. Und auf nicht unerheblichen Korrekturen bestanden ...

      Sie warf erneut einen Blick auf das Holo, das Kopf und Schultern von Ruogoovid zeigte. Er war ein älterer Thoogondu mit einer Linie verwachsener Knochenplatten am Hals, die auf eine frühere schwere Verletzung hindeuteten. Sein schlanker Kopf wies kaum sichtbare Adermuster auf, das Gesicht wurde von vergleichsweise schmalen Lippen geprägt. Als er seine Drohung ausgesprochen hatte, hatte seine Stimme kratzig geklungen, genau wie ihre eigene.

      Aber bei ihr ging das auf eine Verdickung der Nasenscheidewand zurück, die sie nie hatte operieren lassen, weil ihre Stimme zu ihrem Markenzeichen geworden war. Jeder, der sie hörte, wusste sofort, mit wem er es zu tun hatte.

      Und sie hatte bemerkt, dass der Kommandant der gondischen Westarm-Flotte oft die


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