Perry Rhodan 742: Rückkehr fraglich. Clark Darlton

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Perry Rhodan 742: Rückkehr fraglich - Clark Darlton


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Aber sollte sie deshalb ihren Sohn im Stich lassen?

      Es gab keinen Kompromiss, das spürte und ahnte sie. Aber sie begriff nicht, wie es möglich sein konnte, dass Törn alle Hemmungen plötzlich fallen ließ und das sagte, was er dachte und fühlte.

      »Geh in dein Zimmer!«, befahl sie sanft. »Wir reden später noch darüber. Vater wird dir bei den Aufgaben helfen.«

      Törn nickte wortlos und schloss die Tür hinter sich.

      »Verstehst du das, Bilda?«, fragte Karwanter. »Was ist nur in den Jungen gefahren?«

      Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht ganz.

      »Einmal musste es ja herausbrechen aus ihm, Shake. Sicher, da ist ein Widerspruch, denn gerade das Schiff ist doch seine Heimat, wie es auch meine ist. Und trotzdem möchten wir beide, Törn und ich, dass wir es verlassen, um auf einem Planeten zu leben. Ich fürchte, diese Sehnsucht ist die Folge des Versuchs, uns die Erde schmackhaft zu machen. Wir, die wir die Erde nicht kennen, müssen ja glauben, dass auch andere Planeten so schön wie die Erde sind, und wir wehren uns instinktiv dagegen, unser ganzes Leben damit zu verbringen, jene Galaxis zu erreichen, in der die Erde einst ihre Sonne umkreiste. Wozu das? Wie sollen wir SOL-Geborenen das je verstehen?«

      »Es geht um das Schicksal der Menschheit«, versuchte Karwanter eine Begründung zu finden. »Du siehst immer nur die paar tausend Menschen in der SOL. Vergiss nicht, dass sie nur ein winziger Bruchteil der gesamten Menschheit sind! Und noch viel mehr blieben in der Milchstraße zurück, hilflos dem Konzil ausgeliefert, dem wir hier nun endlich auf die Spur kamen. Wir haben die Möglichkeit, sie zu befreien. Was ist dagegen unser eigenes Schicksal, die Jahre, die wir im Schiff verbringen müssen?«

      Bilda schloss die Augen, und es sah so aus, als dächte sie nach. Vielleicht tat sie das auch, aber sie kam zu keinem Ergebnis, das Karwanter hätte zufriedenstellen können.

      Und sie sagte es auch: »Vielleicht fehlt uns, die wir in der SOL geboren wurden, die Beziehung zur Menschheit. Wir wollen leben, nicht nur in einer Hohlwelt aus Stahl dahinvegetieren. Die Schule für unsere Kinder muss sein, das sehe ich ein. Sie würden ein falsches Weltbild bekommen, wenn man sie nicht mit der Realität konfrontierte. Auf der anderen Seite fiele ihnen das Leben im Schiff leichter, wenn sie es als Heimat akzeptierten – doch dagegen steht, dass immer wieder als Endziel die Erde propagiert wird.«

      »Das hat seinen Sinn«, meinte Karwanter. »Es gibt ja auch Bestrebungen unter der älteren Jugend, die SOL als endgültige Heimat zu akzeptieren und das Schiff für alle Ewigkeit durch das Universum treiben zu lassen. Sie stützen sich auf unsere bisherigen Erfahrungen, dass Landungen auf Planeten stets mit Ärger und Gefahren verbunden waren. Immer waren schon andere Intelligenzen dort, die uns Schwierigkeiten bereiteten. Darum ziehen diese Leute die SOL als Heimat vor.«

      »Sie vertreten genau das Gegenteil von dem, was Törn meint.«

      »Sicher, und beides ist falsch!«

      »Das sagst du!«

      »Nicht nur ich, Bilda! Was wir brauchen, ist eine Kombination aus beiden Auffassungen. Das Schiff ist unsere Heimat, bis wir die endgültige gefunden haben!«

      »Wir haben die Erde verloren, Shake, vergiss das nicht. Bevor ich geboren wurde, seid ihr von ihr geflohen.«

      Er nickte.

      »Du hast recht, aber das ist kein Grund, den Glauben an eine Rückkehr zu verlieren. Und vergiss außerdem nicht, was du in der Schule gelernt hast! Die Erde befindet sich in einem fremden Universum, sie kreist um eine verderbliche Sonne, die nichts mit Sol gemeinsam hat. Erst wenn sie in die Milchstraße zurückgeführt wird, kann sie wieder die echte Heimat der Menschen sein.«

      Bilda seufzte.

      »Ich verstehe nicht viel von Technik, ich kümmere mich um die Kinder und um ihr Wohlergehen. Vielleicht wird es niemals möglich sein, die Erde zu ihrer Sonne zurückzubringen. Und das, was du mir von diesem Gerät erzählt hast, klingt auch nicht überzeugend.« Sie erhob sich. »Ich muss mich um Törn kümmern. Ehrlich gesagt, ich mache mir Sorgen um ihn.«

      »Geh nur, Bilda. Ich bin wirklich müde. Wecke mich in zwei Stunden, ich muss zurück ins Observatorium. Die Orterzentrale ist direkt mit uns verbunden. Wir beginnen mit Spezialbeobachtungen.«

      »Ich werde dich wecken«, versprach sie und ging.

      Als Karwanter auf seinem Bett lag, kam ihm zu Bewusstsein, dass er seinen Sohn bisher nicht gekannt hatte. Sicher, es war vorgekommen, dass der Junge lieber in den Illusionsräumen oder Sporthallen war als in der Schule, aber das war natürlich und ging anderen ganz genauso. Aber nun revoltierte er offen.

      Warum von einem Tag auf den anderen?

      Noch während er darüber nachdachte, schlief er ein.

      *

      Nicht nur Törn verhielt sich an diesem Tag merkwürdiger als sonst. Und es waren auch nicht nur Jugendliche und Schüler, die ohne äußerlichen Anlass ihre Meinung änderten und sogar gewalttätig wurden.

      Zum ersten Mal seit Menschengedenken geschah ein kaltblütiger Mord an Bord der SOL.

      Techniker Fallenday war in den Kreisen, in denen er verkehrte, als gutmütiger und hilfsbereiter Mann bekannt. Wie sich später herausstellte, war auch sein in SENECA gespeichertes Psychogramm völlig in Ordnung.

      Es begann damit, dass sein Freund und Kollege Ramsodes ihn in seiner Kabine aufsuchte und ihn bat, ihn für eine Stunde zu vertreten, da er eine dringende Angelegenheit zu erledigen habe. Wie nicht anders zu erwarten, stimmte Fallenday zu.

      Ramsodes eilte inzwischen zu seinem Rendezvous mit einer jungen Technikerin, die er erst vor wenigen Tagen bei einer Besprechung kennengelernt hatte.

      Fallenday versah indessen den Dienst seines Kollegen und war der Auffassung, es handle sich bei dessen dringender Angelegenheit um eine halb dienstliche Sache, die keinen Aufschub duldete. Er war müde und hätte lieber geschlafen.

      Einige Roboter versahen ihren üblichen Dienst, ohne sich um Fallenday zu kümmern, aber das war absolut normal und keineswegs ungewöhnlich. Erst als ihm einer versehentlich beim Vorbeigehen auf die Zehen trat und weitermarschierte, ohne die programmierte Entschuldigung auszusprechen, riss bei Fallenday der Faden.

      Er hätte später nie zu sagen vermocht, warum er die Nerven verlor. Jedenfalls ergriff er den erstbesten Gegenstand, der in Reichweite lag – einen schweren Schaltschlüssel –, und schmetterte ihn gegen den breiten Rücken des Roboters, der sich dreimal um seine eigene Achse drehte und dann zu Boden polterte.

      Noch bevor er fiel, wusste Fallenday, sendete er ein Notsignal aus, das von der zentralen Kontrolle empfangen und registriert wurde. Bereits Sekunden später würde man wissen, dass einer der Arbeitsroboter ausgefallen war, und entsprechende Nachforschungen anstellen. Das, was er getan hatte, war Sabotage. Darauf stand zumindest ein strenger Verweis, wenn nicht mehr.

      Als er sich nähernde Schritte hörte, verlor er völlig die Kontrolle über sich selbst. Sie kamen schon, um ihn zu holen, denn sicherlich war er über den Interkom beobachtet worden. Er sah nicht mehr, dass es sein Freund und Kollege Ramsodes war, der von seinem Rendezvous zurückkam, um ihn abzulösen. Blindlings schlug er mit dem Schaltschlüssel auf ihn ein, bis er blutüberströmt zusammensank. Ohne sich um den Niedergeschlagenen zu kümmern, warf er die Waffe weg und rannte zum Ausgang.

      Da hörte er abermals Schritte.

      Er kehrte um und lief quer durch den Raum in Heckrichtung davon. Dort kannte er sich aus. Trotz Interkom und anderer Sicherheitsvorkehrungen würde er ihnen entkommen und sich verbergen, bis die SOL mal wieder auf einem Planeten landete und er endgültig fliehen konnte.

      In einer kleinen Kammer, die mit Ersatzteilen und Werkzeugen bis zur Decke angefüllt war, fand er ein Versteck. Er verkroch sich unter einige Ballen Kunststoff und wartete.

      Inzwischen fanden die von der Kontrollzentrale ausgeschickten Männer die Leiche von Ramsodes, der nur von Fallenday oder einem anderen Techniker ermordet worden


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