Perry Rhodan 3050: Solsystem. Christian Montillon

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Perry Rhodan 3050: Solsystem - Christian Montillon


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das.

      Die Daten logen nicht.

      Sichu Dorksteiger brachte den Anblick mit ungewöhnlich schlichten Worten auf den Punkt: »Ganz erstaunlich.«

      Und erstaunlich war es in der Tat, was sich erst langsam, dann immer schneller als dreidimensionale Darstellung inmitten der Arbeitskonsolen aufbaute. Das Abbild einer Sonne formte sich als kopfgroßer, gleißend gelber Ball im Zentrum des Holos. Aus zunächst diffusen, verschwommenen fingergroßen Flächen, die sich in Bahnen rundum bewegten, schälten sich die Bilder von Planeten.

      Insgesamt entstanden elf Welten; manche wuchsen, während sich die Darstellung klärte, andere änderten die Farbe.

      Die Verteilung dieser Welten, ihr Größenverhältnis, der Abstand zur zentralen Sonne ...

      All das traf den Zellaktivatorträger wie ein Faustschlag, wenn auch nicht schmerzhaft, sondern eher wie der vielleicht etwas zu wohlmeinende Schubs eines Freundes in einer Bar, der eine wirklich überraschende Nachricht präsentiert.

      Rhodan hatte viele Sonnensysteme besucht und zahllose weitere gesehen – aus dem All, auf Bildern, in Dokumentationen. Er konnte Dutzende zweifelsfrei benennen und bei Hunderten eine gut begründete Vermutung abgeben, um welche es sich handelte.

      Aber es gab ein System, das er augenblicklich und ohne jeden Hauch von Zweifel erkannte. Hätte man ihn aus dem Schlaf gerissen und ihm eine Sekunde dieses Bild gezeigt, wäre es ein Leichtes gewesen, es zuzuordnen. Er brauchte dazu nicht einmal seinen Verstand, die Gefühle genügten völlig, das Zuhause zu empfinden.

      Er sah den markanten Gasriesen Jupiter, das Ringsystem des Saturn, die kleineren Planeten Merkur und Venus und die anderen wohlbekannten Welten.

      Auch Terra.

      Ohne jeden Zweifel: Dies war das Solsystem.

      Der Gang durch die Zerozone hatte sie nicht in fremde Gefilde geführt – sondern zurück in die Milchstraße, mehr noch: direkt in die Heimat.

      Ein rot blinkendes Kreuz markierte den Standort der TESS QUMISHA, zwischen Neptun und seinem Mond Triton, dem Trabanten nah.

      Sehr nah, wie er ganz nebenbei wahrnahm.

      Aber – wieso befand sich Terra im Solsystem?

      Der Planet war vor Jahrhunderten im Zuge eines Phänomens verschwunden, das man später den Raptus Terrae nannte, den Raub der Erde. Nur deshalb hatte sich Rhodan überhaupt auf die Suche gemacht – auf einen Weg, der ihn über mehr als 250 Millionen Lichtjahre in die Heimatgalaxis der Cairaner und von dort aus in die Zerozone geführt hatte.

      War es am Ende dieser Reise mit der Passage durch die Zerozone ... einfach wieder zurückgegangen?

      Aber im Solsystem zog anstelle von Terra der extrem und ungewöhnlich ähnliche Planet Iya seine Bahn. Die aktuellen Ortungsergebnisse zeigten allerdings eindeutig das echte Terra. Und vor allem gab es keine cairanischen Einheiten, die vor Ort patrouillierten.

      Das war jedoch bei Weitem nicht die einzige Frage, die sich Rhodan beim Blick auf das Umgebungsholo stellte.

      Weshalb existierte im Solsystem wieder Pluto, der bereits im Jahr 3438 alter Zeitrechnung zerstört worden war?

      Und wie konnte es sein, dass er die beiden verlorenen Welten sah, die vor schieren Ewigkeiten das System verlassen hatten – Zeut und Medusa?

      Waren sie durch die Zerozone in die tiefe Vergangenheit gelangt?

      Aber da fiel Rhodan auf, dass etwas mit Pluto nicht stimmte. Er sah genauer hin und erkannte, dass das, was immer dort seine Bahn zog, nicht wie ein Planet aussah, sondern ein unwirkliches, fast geometrisches Gebilde formte, kleiner als der Zwergplanet. Das Holo rechnete allerdings noch, lud die aktuellen Daten von Ortung und Tastung hoch und verarbeitete sie, weshalb die Darstellung verschwommen blieb, als verschleierte eine Wolke die Sicht.

      Gewiss, Ungeduld dehnte für gewöhnlich die Zeit, aber dauerte es nicht wirklich ungewöhnlich lange – so, als würde etwas den reibungslosen Ablauf dieses simplen Vorgangs stören?

      Neue Fragen strömten binnen jedes Herzschlags auf Perry Rhodan ein, gemeinsam mit einem Potpourri aus Erleichterung, Begeisterung, Verwirrung und Tatendrang.

      Und dem ungreifbaren Gefühl einer Bedrohung.

      Was stimmte nicht?

      Die Rätsel, die sich in dieser ersten Sekunde stellten, bildeten garantiert nur die Spitze des Eisbergs. Rhodan ahnte, dass er Licht in eine Menge Dunkel würden bringen müssen.

      »Gibt es andere Raumschiffe im System?«, fragte Kommandant Muntu Ninasoma, der offenbar bereits einen Schritt weiterdachte; auch Rhodan fiel auf, dass es dem Umgebungsholo nach erstaunlich ruhig war.

      Selbstverständlich ging es dem Kommandanten in dieser Situation vorrangig um ihre Sicherheit und damit um mögliche Angreifer in diesen unbekannten Gefilden jenseits der Zerozone.

      Nur dass die Zielregion eben überraschenderweise nicht unbekannt war.

      Oder doch?

      »Ich ... ich kann es nicht mit Gewissheit feststellen«, sagte Leutnant Adamoto. »Die Daten sind nicht eindeutig. Viele Sensoren fallen aus, ohne Fehlermeldungen, wobei es ohnehin keine Fehler in dieser Häufung geben dürfte. Es bleiben blinde Flecke und ... Irritationen, vielleicht Orterreflexe einiger Schiffe, aber ...« Er brach mitten im Satz ab.

      Das Holo flackerte und erlosch.

      Es krachte dumpf, und eine leichte Erschütterung lief durch den Boden. Irgendwo in der Ferne im Leib der TESS QUMISHA war etwas explodiert.

      Ein Angriff?

      Rhodan hatte das Gefühl zu fallen, als würde das Schiff absacken, nur dass es im Weltall kein unten gab. Er verlor den Bodenkontakt, hob ab, schwebte zur Seite, stieß gegen Sichu und fasste automatisch ihren Arm, um sie bei sich zu halten und zu schützen.

      Sämtliche Helligkeit erlosch. Letzte leuchtende Funken des Holos verglühten wie tanzende Irrlichter.

      Und als wäre das nötig, um die Besatzung auf die Katastrophe hinzuweisen, heulte ein Alarm auf.

      *

      Die Notbeleuchtung sprang an und tauchte die Zentrale in schattiges Rot. Der schrille Lärm des Alarms schmerzte in den Ohren.

      Kommandant Ninasoma bellte Befehle an seine Mannschaft in ein Akustikfeld – oder ins Leere, denn Rhodan bezweifelte, dass das Feld noch funktionierte. Die künstliche Schwerkraft setzte abrupt wieder ein, und er krachte gemeinsam mit Sichu Dorksteiger zurück auf den Boden.

      Die Beleuchtung sprang an, das dumpfe Rot wich der gewohnten, nahezu schattenlosen Helligkeit der technischen Umgebung in der Zentrale. Eine Technik, auf die offenbar kein Verlass mehr war.

      Was hatten sie soeben erlebt? Nur ein kurzzeitiges Systemversagen? Das wäre gut, wenn auch unklar blieb, wie so etwas geschehen konnte.

      Aber Rhodan traute dem Frieden nicht; seine ganze Erfahrung sprach dagegen. Die entscheidenden Fragen, die er sich stellte, lauteten: Wo sind wir? Wie wirkt sich die Umgebung auf unser Schiff aus?

      Egal, welchen vertrauten Anschein es erweckte, dies war nicht das Solsystem oder zumindest: nicht nur. Befanden sie sich in einem Paralleluniversum? In diesem Fall hätten Anpassungsfolgen eines Wechsels, sogenannte Strangeness-Effekte, auftreten müssen. Davon spürte er aber nichts. Das bedeutete entweder, dass der Unterschied zwischen den beiden Universen vernachlässigbar klein war, oder dass sie keineswegs einen Universenwechsel vollzogen hatten.

      Eine weitere Explosion riss Rhodan aus den Gedanken und bewies unmissverständlich, dass die Situation ernster war, als eben noch befürchtet.

      Sehr viel ernster.

      »Der Hauptantrieb ist ausgefallen«, rief Kommandant Ninasoma – so laut, dass jeder in der Zentrale ihn hörte. »Wir treiben momentan ohne Steuermöglichkeit! Zahllose Aggregate überall an Bord überladen sich. Ein Überschlagsblitz hat ein Hangarschott zerrissen, Atmosphärenverlust. Und


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