Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.einen Teil das Exta festhielt und es daran hinderte seine Mission zu erfüllen.
Dieser Faktor – eine zweite kleine Lebensform, direkt mit Nervensystemen und beiden Gehirnen des primären Lebens verbunden – wurde noch stärker und dominierender, als die Barriere fiel, die damals geschaffen worden war, um noch mehr Tod und Zerstörung zu verhindern.
Der Überlebende gewann seine Mobilität zurück, und es kam zu einem Konflikt mit anderen, nichtindigenen Lebensformen. Das Exta hätte sich gerne mit ihnen in Verbindung gesetzt, doch sein kommunikativer Teil saß noch immer fest und rang mit dem kontrollierenden Faktor. Es konnte sich ihm lange genug entziehen und seinerseits Kontrolle ausüben, um eine Eskalation des Konflikts und neuerlichen Tod zu verhindern.
Das Exta verstärkte seine Bemühungen, Kontakt mit dem Leben des Planeten aufzunehmen, sowohl mit den einheimischen Lebensformen als auch mit jenen, die von außerhalb gekommen waren.
Es brauchte Hilfe.
11.
Perry Rhodan
Die Sonne stieg höher, und die Dunkelheit der Nacht wich in Felsspalten und Höhlen zurück. Immer wieder knackte es im nahen Eis, manchmal laut wie eine Explosion, und Risse bildeten sich.
Der Wind wurde stärker, fauchte und zischte über die Felsen und schüttelte die kleine, nutzlos gewordene Antigravplattform der Shenpadri. Daneben führte der Eistunnel in die Tiefe, zur zerstörten Station aus der Zeit des Solaren Imperiums. Und zu einem Zweitkonditionierten, einem Überlebenden des Dolan-Kriegs.
In einer Mulde hatte sich Schmelzwasser gesammelt. Rhodan beobachtete mehrere rosarote Halme, die daneben aus Rissen in Stein und Eis sprossen. Einer von ihnen, größer als die anderen, trug zwei violette Knollen. Ein Windstoß traf sie, die Knollen wackelten und öffneten sich. Gelblicher Sporenstaub bildete kleine Wolken, die der Wind sofort packte und forttrug.
»Er stirbt«, klagte Shanlud mit seiner Lingumaske. »Der terranische Fluch bringt ihn um!«
Der zweite Shenpadri lag zusammengerollt und reglos. Die roten Muster in seinem weißen Gefieder waren grau geworden.
Amma Vargas kauerte im Windschatten des Felsens. Sie war blass und hustete immer wieder.
»Wir könnten nach unten zurückkehren«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »In die zerstörte Station. Vielleicht gibt es dort irgendwo Medopakete.«
»Nach mehr als dreitausend Jahren dürfte sich damit nicht mehr viel anfangen lassen«, entgegnete Rhodan. »Und außerdem treibt sich dort unten ein Zweitkonditionierter herum.«
»Warum hat er nicht zugeschlagen?«, fragte Amma. »Er hätte dich töten können, nicht wahr?«
»Ich denke schon.«
»Aber er hat es nicht getan.«
»Nein«, bestätigte Rhodan nachdenklich.
»Warum nicht?«
»Und warum geht es dir gut, Perry Rhodan?«, fragte Shanlud vorwurfsvoll. »Warum bist du nicht krank?« Die ersten rubinroten Muster in seinem Fall wurden grau wie bei dem anderen Shenpadri.
Rhodan glaubte die Antwort zu kennen. »Ich werde nie krank. Ich bin unsterblich.«
»Es ist dein Zellaktivator, nicht wahr?«, fragte Amma.
»Du weißt davon?«
»Er wird in den alten Geschichten und Legenden erwähnt.« Amma hustete wieder. »Ich wünschte, ich hätte ebenfalls einen. Sehr praktisch.«
Sonnenschein erreichte den Felsen und brachte Wärme. Amma Vargas schlief ein – oder vielleicht verlor sie das Bewusstsein –, und Shanluds Lingumaske verlor ihr menschliches Gesicht. Mund und Nase verschwanden, und die Augen wanderten umher, schrumpften und wurden zu Flecken so violett wie die Knollen der rosaroten Halme.
Rhodan beobachtete den Himmel, an dem keine Zylinderschiffe der Shenpadri mehr zu sehen waren, und auch den Rücken des langen Gletschers, aus dem da und dort Felsen ragten. Der immer noch wehende Wind wirbelte Schnee auf und ließ ihn über kleinen Schmelzwasserseen tanzen. Ansonsten zeigte sich nirgends Bewegung. Himmel und Gletscherrücken blieben leer.
Nach einer Weile legte sich der Wind, und Stille kroch heran, nur unterbrochen vom Knacken des schmelzenden Eises.
Rhodan schloss die Augen, nur für einen Moment, wie er dachte. Als er sie wieder öffnete, war mehr als eine Stunde vergangen. Er fühlte einen Druck auf dem Kopf, oder vielleicht darin, wie von etwas, das herein- oder hinauswollte. Vage erinnerte er sich an den Traum von einer langen Reise durch das Universum, von Galaxienhaufen zu Galaxienhaufen, durch die tiefe Leere zwischen ihnen.
In seinem Traum hatte er den Ereignishorizont von Schwarzen Löchern gesehen, den Tanz von Neutronensternen, das nukleare Brodeln kurz vor stellaren Explosionen. Im Kleinsten hatte er den Reigen des Werdens und Vergehens von virtuellen Teilen beobachtet, das Zittern von Raum und Zeit in Quantenfluktuationen, das besondere Spiel der Wahrscheinlichkeiten, das die zarten Gespinste von Realität hervorbrachte.
Er hatte die Hand ausgestreckt, falls es überhaupt eine Hand gewesen war, und die raue Oberfläche vergangener und zukünftiger Äonen gefühlt. Darunter tropfte und rann die Zeit, aber manchmal strömte sie auch, mit Wogen und Wellen, auf denen er reiten konnte, durch Vergangenheit und Zukunft.
Einmal hatte er sogar geglaubt, eine Spur der Gloriosen gefunden zu haben, von der es hieß, dass sie im Superplasma der Schöpfung gebadet hatte, in der Wiege von Raum und Zeit.
Rhodan blinzelte. Der Druck auf seinen Kopf – oder im Innern des Schädels – nahm zu, verursacht wie von Tausenden Stimmen, die zu schreien versuchten und nicht mehr schafften als ein wortloses, unverständliches Flüstern.
Etwas erschien am Himmel, ein heller Punkt, der einen Schweif hinter sich her zog.
Rhodan streifte die Benommenheit ab und richtete sich auf. Ein Zischen kam aus der Ferne, wie die Stimme des zurückkehrenden Winds, und aus dem Punkt wurde ein ... Gleiter?
Mit hoher Geschwindigkeit raste er heran, ohne ein schützendes Prallfeld, so schnell, dass Bug und Unterseite glühten. Er hielt direkt auf den Gletscher mit dem Eistunnel zu, und erst im letzten Augenblick aktivierte der Pilot Triebwerk und Antigrav, um die Geschwindigkeit zu verringern. Sie blieb dennoch hoch genug für eine ziemlich harte Landung – eine der Landestützen brach, und das Gletschereis schmolz und verdampfte beim Kontakt mit der heißen Außenhülle.
Rhodan näherte sich mit vorsichtigen Schritten. Einige Meter vor dem Gleiter blickte er zu den beiden Shenpadri und Amma Vargas zurück, die noch immer beim Felsen lagen und sich nicht rührten.
Das Eis knirschte und knackte.
Schließlich schwang vor ihm die Luke auf, und Donn Yaradua kletterte nach draußen, mit dem Siganesen auf der Schulter. Zafer Young von der NEY ELIAS folgte ihm.
Rhodan deutete sofort auf die Shenpadri und Amma Vargas. »Wir brauchen deine Hilfe, Donn.«
*
»Wie stellt er es an?« , brummte Zafer Young. »Was macht er?«
Rhodan und der stellvertretende Kommandant der NEY ELIAS standen einige Meter abseits und beobachteten, wie sich Donn Yaradua um die beiden Shenpadri und Amma Vargas kümmerte. Bei Amma bückte er sich, berührte sie an Händen und Kopf. Bei den Shenpadri sank er auf die Knie, strich behutsam über die Federn und schob die Finger vorsichtig in Lücken zwischen ihnen.
»Er verfügt über eine besondere Fähigkeit«, erklärte Rhodan. »Damit kann er Einfluss nehmen auf das Stoffwechselsystem anderer Lebewesen.«
Zafer hustete plötzlich. »Ich habe die verdammten Sporen ebenfalls eingeatmet, wie alle anderen.«
»Aber es geht dir besser als Amma.« Rhodan deutete zur Kommandantin der NEY ELIAS, die wie aus einem tiefen Schlaf erwachte und sich die Augen rieb. »Vielleicht sind manche Menschen widerstandsfähiger als andere. Bei den