Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.nach ihren Überresten?
Unbehaglich sah Cru zu Silhouette hinüber.
Er wusste bereits, dass nichts sie davon abhalten konnte, mit der Fremden und ihrem Roboter auf Schatzsuche zu gehen.
Noch nie hatte er Sil davon abhalten können, irgendwohin zu fahren, wo sie ein Abenteuer witterte. Wenn möglich dorthin, wo die schlafenden Riesen ruhten. Die, wenn sie einmal erwachten, alles verschlangen. Sil hatte das nie geschreckt. Sie wollte immer etwas Neues erleben, immer weiter hinaus, immer tiefer hinunter. Crus größte Sorge war, dass er sie darüber einmal verlieren würde.
Er tat einen Seufzer. Denn selbstverständlich würde er auch diesmal mit ihr gehen.
Doch insgeheim hoffte er, sie würden einfach gar nichts finden.
*
So wurde eine Expedition geplant.
Das Meer blieb ruhig, Somnus wärmte jeden Tag stärker, die Kaydras machten gute Fänge direkt unter der Wasseroberfläche, und die drei Taucher verluden Shanees Ausrüstung auf die KÖNIGIN.
Theo verfügte über erstaunliche Fähigkeiten. Offenbar besaß er ein Gehirn, das eine grenzenlose Anzahl von Informationen aufnehmen, speichern, verarbeiten und abrufen konnte. Shanee behauptete, solange sie ihn dabeihatten, brauchten sie keine Tiefenmesser und Seekarten. Theo vergaß nie etwas.
Daher wusste Shanee erstaunlich genau, wo sie nach Artefakten eines fünfhundert Jahre alten Raumschiffs suchen wollte. Die Stelle lag weitab ihres üblichen Reviers.
Sie planten präzise die dafür notwendigen Tauchetappen und Dekompressionsstopps. Ausgerüstet mit Shanees neuen Tauchflaschen, würden sie an einem Seil Ersatzflaschen herablassen, die sie auf dem Rückweg benutzen konnten, falls ihnen die Luft ausging. Theo benötigte keine Luftflasche. Er würde ohne weitere Ausrüstung am Tauchgang teilnehmen und als Orter und Navigator fungieren.
Cru würde ebenfalls mit hinuntergehen, auch wenn ihm dabei mulmig war. Nie und nimmer würde er Sil mit diesen beiden seltsamen Gestalten allein in den Abgrund lassen!
Und dann war es so weit.
Als Wache, die an Bord der KÖNIGIN bleiben sollte, holten sie Cayalla aus dem Dorf dazu. Sie hatte, wie sich herausstellte, keinerlei Probleme damit, eine Tauchexpedition in unbekannte Gefilde zu begleiten, die von einer geheimnisvollen Fremden und einem Metalltier geleitet wurde.
»Das ist ein Roboter, oder?«, sagte sie. Die jungen Leute dieser Zeit schienen sich von nichts mehr überraschen zu lassen.
Theo hatte inzwischen seine Maskerade gänzlich abgelegt und wirkte dadurch erstaunlicherweise weniger fremd als zuvor. Er war eben ein Gerät, nur weiterentwickelt als alles, was die planetare Industrie bisher hervorgebracht hatte.
Der Wind blies rau und die See war unruhig, als sie die Segel setzten. Die Frauen schreckte das nicht. Sie waren entschlossen, die Expedition an diesem Tag zu starten.
Silhouette war eine geschickte Seglerin, die ohne Weiteres in der Lage war, einen Punkt auf einer Seekarte im Meer zu finden, und sie und Cru waren ein eingespieltes Team.
Theo war auf irgendeine Weise in der Lage, die Untiefen, die Sil und Cru bereits kannten, genau zu bestimmen. Konnte er bis auf den Meeresgrund sehen? Wozu waren seine Augen imstande? Die nautische Position, auf die er die KÖNIGIN lenkte, war jedoch weit entfernt von den Meerestiefen, die sie bisher erforscht hatten.
Sie beschlossen, seinen Anweisungen zu vertrauen. Was blieb ihnen anderes übrig?
Schließlich hielt Theo das Boot an, sie ließen das Seil mit den vorbereiteten Luftflaschen in die Tiefe, dann legten die drei Taucher die Ausrüstung an, die Shanee mitgebracht hatte. Auch Cru und Silhouette zogen Skaphander über, ebenso die Doppelflaschen mit komprimierter Luft, Gesichtmasken, Handschuhe, Flossen und Messer, die sie am Unterschenkel befestigten. Zuletzt banden sie die neuen Lichtwerfer an den Kopf.
Sie gaben einander das Zeichen für Alles in Ordnung, und dann gingen sie hinab, zwei Taucher von der Küste, eine Nachfahrin von Weltraumreisenden und ein mehr als fünfhundert Jahre alter Roboter.
*
Die Skaphander wärmten, dennoch spürte Cru das kühle Wasser, als über ihm der Himmel verschwand und sie eindrangen in diese andere Welt, zu der sie nun gehörten. Noch ließen die Sonnenstrahlen den Ozean unter ihnen violett schimmern, doch schon lag da die bodenlose Schwärze, in die sie langsam hinabglitten.
Blasen stiegen aus ihren Tauchgeräten nach oben zur KÖNIGIN. Einzig der metallene Roboter, der keinen Tauchanzug und keinen Luftvorrat trug, wirkte wie ein Fremdkörper in diesem wunderbaren Kosmos.
Öfter als nötig gaben sie einander das In-Ordnung-Zeichen. Wenn sie sich voneinander entfernten, sahen sie die anderen anhand der glimmenden Kopflampe. Aber es gab in der Weite nichts, worauf die Lampe ihren Schein werfen konnte. Es war, als würde das Meer alles Licht verschlucken.
Bei den Stopps zum Druckausgleich kamen sie zusammen und fassten sich an den Händen. Nur Theo blieb abseits und erinnerte so an das »Tier«, das er gewesen war, das scheinbar teilnahmslos am Boden gelegen hatte, während die Frauen im Geist zu den Sternen reisten.
Gelegentlich erleuchteten die Lichtwerfer flinke Schwärme, die zackig die Richtung wechselten, als die Taucher in ihre Nähe kamen; pulsierende, beinahe durchsichtige Quallen, die ihre neuen Mitbewohner gelassen zur Kenntnis nahmen; und phosphoreszierende Fische, deren eigenartige Körper selbst das wenige Licht, das zu ihnen drang, in grellen Farben reflektierten.
Dann tauchten tief unter ihnen helle Punkte auf, die langsam größer wurden: Ihre Lampen hatten den Meeresboden erfasst – eine bizarre Felsenwelt, die langsam näher kam.
Theo übernahm die Führung und steuerte in einer Spiralbahn auf den Grund zu, der gar kein Grund war, sondern ein riesiges Gebirge, auf das sie schwerelos hinabglitten.
Als sie den Gipfel erreichten, legten sie einen letzten Stopp ein.
Nicht mehr viel Zeit, signalisierte Cru, der befürchtete, Shanee würde mehr Luft verbrauchen als die erfahrenen Taucher.
Wir haben noch die Ersatzflaschen, antwortete Sil. Unsere beiden Freunde wissen, was sie tun.
Die beiden Freunde wollten tiefer hinab.
Bald umschwebten sie das unterseeische Gebirge, das schon über ihnen aufragte, die KÖNIGIN in weiter Ferne. Sie gelangten in ein groteskes Höhlenlabyrinth, in dem urzeitliche Fische lebten. Einmal erschreckten sie ein flaches Tier von der Größe eines Fischerboots, das Staub aufwirbelte und ihnen für kurze Zeit die Sicht nahm.
Cru wusste, was in solchen Fällen zu tun war. Ruhig bleiben. Auf die Richtung der Blasen und Aufwirbelungen achten. Orientieren.
Doch wo war Shanee?
Cru sah einen Schatten, der mit heftigen Flossenbewegungen um sich schlug.
Shanee geriet in Panik. Sie wusste nicht mehr, wo unten und oben war.
Schon war Cru bei ihr, schneller noch als der Roboter, der von Lampen an seinem Körper spärlich beleuchtet wurde.
Shanee beruhigte sich, dann legte der Staub sich wieder, wie ein Morgennebel, der urplötzlich entstand und sich genauso schnell wieder verzog.
Der »Nebel« gab die Sicht auf ein Tal frei, das unter ihnen lag.
Im selben Moment erkannte Cru, dass er schon immer gewusst hatte, was sie da unten finden würden. Nie hatten sie nach Trümmern, Überresten oder Artefakten gesucht.
Was da im »Tal« am Meeresgrund lag, halb vergraben und mit grünen Seemoosen bedeckt, war weitaus größer als ein Fischerboot, größer als zehn oder zwanzig Fischerboote. Es war nicht von dieser Welt. Der schlafende Riese. Das Raumfahrzeug der Fremden.
*
Der Riese war zu einem Drittel im Meeresboden versunken und wies eine perfekte Kugelform auf. Schräg um diese Kugel zog sich ein breiter Ring wie eine gewaltige Mauer. All das