Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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sie spürt, wie wichtig ihre Zusage ist, und melde dich, falls du Unterstützung brauchst.«

      *

      Die Holobilder vor Marli flimmerten. Helle Punkte tanzten durch die Gesichter. Es waren Aufnahmen, die sie bei Regen gemacht hatte. Die Konturen von Hanka, Trudi, Ellsan und Fador verschwammen.

      Tok beugte sich zu ihr. »Du vermisst sie wirklich, was?«

      »Ja.« Marli schaltete das Holobild ab und schaute auf. Eben brachte ihr ein Servoroboter einen Fruchtsaft – sie war einer der wenigen Gäste, die ein Getränk brauchten.

      »Wohl bekomm's!«, rief der Roboter fröhlich und sirrte davon.

      Marli lehnte sich in dem weichen Besuchersessel zurück, der sich deutlich von der überwiegend metallisch anmutenden Einrichtung unterschied. Die meisten Posbis verzichteten auf Stühle. Einige vermeintliche Möbelstücke im Raum waren in Wirklichkeit Matten-Willys, die sich eine Auszeit gönnten.

      Snaji führte diese Bar, die vor allem für Posbis ausgelegt war. Seitdem die meisten Posbis von Bord gegangen waren, herrschte kaum mehr Betrieb. Der Großteil der komplizierten Dreh- und Schiebespiele aus Tausenden kleinster Teilchen schwebte unbeachtet in den Antigravhalterungen. Selbst die Musik war leiser als sonst, weil es weniger Stimmen gab, die übertönt werden mussten. Mehrere Posbis unterhielten sich per Funk und verzichteten ganz auf den Austausch von Lauten.

      Tok deutete nach vorne, auf den ovalen Holoschirm, der sich wie eine Bühne vor ihnen öffnete.

      »Ist es schon so weit?«, fragte Marli.

      Er wankte von einer Seite auf die andere, was seine Art zu nicken war.

      Auf dem Holo erschien das dunkle Gesicht eines Mannes, den jeder auf der RAS kannte: Es war Ratssprecher Col Tschubai, ein Nachkomme des Schiffsnamensgebers, der dem Bordrat seit dessen Gründung angehörte. Col nahm es seit dem Eintritt in die Cairanische Epoche auf sich, jedem, der es wissen wollte, persönliche Lageberichte zu liefern, abseits der ohnehin erhältlichen Bordinfos. Er wusste, wie neugierig alle waren, und tat sein Bestes, diese Neugierde zu befriedigen.

      »Hallo zusammen«, sagte Col auf scheinbar lockere Weise, doch Marli hatte stets den Eindruck, dass er nicht gerade jemand war, der sich darum riss, im Rampenlicht zu stehen. Er schien nie recht zu wissen, wo er seine großen Hände und Füße unterbringen sollte.

      »Bisher haben wir leider keine Spur von WHEELER finden können, doch Missionsleiter Atlan und Kommandant Holonder gehen davon aus, dass sich die Station im Ortungsschatten der Sonne versteckt haben könnte. Was die Datenlage betrifft, hat ANANSI keine neuen gesicherten Informationen. Wir erhoffen uns auf WHEELER ergänzende Auskünfte, um aus dem Chaos mögliche Wahrheiten herauszufiltern.«

      WHEELER.

      Marli dachte dabei an ihre Freunde, die vor zwei Jahren – gestern ... vor ein paar Jahrhunderten – dorthin gegangen waren: Kirt und Sebastion. Beide waren schon früher auf WHEELER gewesen, hatten beim Bau der RAS TSCHUBAI geholfen. Ob sie noch lebten?

      Col hob den Kopf. Der Blick seiner hellblauen Augen war eindringlich. »Missionsleiter Atlan erinnert erneut daran, dass sich die Zivilisten nicht davor scheuen sollen, sich Übungsprogramme zum Umgang mit Strahlern sowie der Nutzung von Schutzanzügen hochzuladen. Zusätzlich sollten sämtliche Notfallpläne parat gehalten werden. Unsere Situation ist nach wie vor ungewiss.«

      »Oh, Mann«, murmelte Tok. »Die verstehen es ja, einem Mut zu machen. Dabei haben wir mit den ganzen Umstrukturierungen echt genug zu tun. Meinen Arbeitsplatz haben sie schon wieder um eine Etage verlegt.«

      Ein enervierender Ton verwirrte Marli. Zuerst begriff sie nicht, dass er von ihrem Armbandgerät kam. Sie hob die Hand. »Eine Nachricht an mich. Dringlichkeitsstufe Eins.«

      »Wer ist es denn?«

      »Sichu Dorksteiger. Ich soll in einen Besprechungsraum neben der Zentrale kommen.«

      »Hast du etwas ausgefressen? Vielleicht Forschungsgeräte außerhalb deiner eingetragenen Laborzeiten benutzt?«

      Marli wollte das entrüstet von sich weisen, doch tatsächlich hatte sie erst am Vorabend deutlich länger gearbeitet, als sie angegeben hatte. Aber das war wohl kaum ein Grund, um von der Chefwissenschaftlerin der Liga in die Zentrale bestellt zu werden. Wobei ... seit gestern so viele Jahrhunderte her war, konnte Sichu wohl bestenfalls noch als Chefwissenschaftlerin der RAS gelten. Der Zeitsprung verwirrte doch immer wieder.

      Sie trank hastig das Glas aus und stand auf. »Ich werde es herausfinden!«

      »Viel Glück!« Tok nahm sich eines der Würfelgebilde und drehte es in seine ursprüngliche Form zurück. Seine Finger bewegten sich immer schneller, verschwammen nahezu.

      Marli dachte an Fadurs Gesicht im Regen. Sie seufzte leise, winkte Snaji, der am Tresen terranische Fruchtsäfte mit arkonidischen Kräutern und Wurzeln mixte, und trat aus der Bar. Sie nahm eine Expresskabine zu einem der Hauptantigravschächte, schwebte der Zentrale auf Deck 16 entgegen. Dabei überlegte sie, ob sie etwas angestellt haben könnte. Eigentlich nicht. Was wollte Sichu Dorksteiger von ihr?

      Als sie den Besprechungsraum erreichte, wartete Sichu Dorksteiger bereits. Die sowohl vom Aussehen als auch von ihren Fähigkeiten her beeindruckende Frau bot ihr einen Sitzplatz an. Marli hatte das Gefühl, in eine Falle gelockt zu werden. Sie ließ ihren Blick über die in Ruhestellung verharrenden Multimediawände gleiten und versuchte, ruhiger zu atmen. Die eingestellte Waldkulisse half ihr dabei. Hatte Dorksteiger sie absichtlich gewählt?

      »Worum geht es?«, fragte sie nach einer knappen Begrüßung.

      »Um deine Freunde auf WHEELER. Wir brauchen gesicherte Informationen und sind auf einen Posbi angewiesen, der als Lotse an Bord kommt. Womöglich wäre einer deiner Bekannten dafür geeignet.«

      In Marlis Kopf überschlugen sich die Gedanken. »Du willst, dass ich in einen ... Risikoeinsatz gehe?«

      »Ja.«

      Wenigstens beschönigte Dorksteiger es nicht, indem sie behauptete, die Mission sei nicht gefährlich. »Kommt er auch mit?«

      »Wen meinst du?«

      Marli wägte ab, ob es möglich war, dass Sichu Dorksteiger nichts von ihrer persönlichen Abneigung gegen Gucky wusste. »Gucky.«

      »Selbstverständlich, er ist ein wichtiges Mitglied im Einsatzteam.«

      »Nicht im Ernst, oder?«

      Sichu Dorksteiger runzelte die Stirn. Sie hatte den Gesichtsausdruck eines Leutnants, der seinen betrunkenen Soldaten soeben dabei erwischt hatte, im Vollsuff auf das Ligaemblem zu urinieren. »Wie soll ich das bitte verstehen?«

      Marli schluckte. Das war es ja: Sichu Dorksteiger würde das überhaupt nicht verstehen! Die Mannschaft, die ihrer Lieblingsmannschaft am übelsten mitgespielt hatte, das waren die »Lausbiber« – allesamt Gucky-Fans, die als Kinder die Geschichten des Mausbibers verschlungen hatten. Und ebendiese »Lausbiber« hatten den Goldfüßen sieben Mal den Pokal abgejagt, sie drei Mal aus der »Planet-League« befördert und ihnen sechs Mal verdammt gute Spieler abgekauft – Verräter allesamt, aber trotzdem verdammt gute Spieler.

      »Nun ...« Marli überlegte, was Sichu Dorksteiger verstehen würde. »Gucky ist immer da, wo es brennt. Er zieht Gefahren magisch an. Ich würde mich auf der RAS wohler fühlen.«

      »Du kannst dich beweisen. Etwas tun, das für uns alle wichtig ist. Deine Beziehungen zu den Posbis könnten den Ausschlag geben. Vorausgesetzt, WHEELER ist überhaupt vor Ort.«

      »Ich will nicht mit Gucky in den Einsatz. Und weißt du, warum? Weil ich im Gegensatz zu den heutigen Bewohnern der Milchstraße die korrekte Historie kenne! Perrys Lebensaufzeichnungen. Die Berichte über Atlan. Es ist doch völlig klar, dass ich keinen Aktivator habe und niemals einen bekomme. Ich habe nicht mal Einsatzerfahrung!

      Das ist kein Höflichkeitsbesuch. Die Cairaner sind alles andere als lustige Zeitgenossen. Sie und ihr ominöser Friedensbund haben die Galaxis offensichtlich hervorragend im Griff. In diesem


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