Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton

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Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband) - Uwe Anton


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war Monochrom-Mutantin gewesen.

      Sie sah die Welt zwar nicht mehr nur schwarzweiß, war aber noch immer unfruchtbar gewesen.

      Bis zu dem Augenblick, in dem die JOURNEE aus dem Hyperraum gerissen worden war. Sie lauschte noch einmal in sich hinein, achtete auf das, was sich in ihrem Körper tat.

      Sie war nicht mehr unfruchtbar. Sie spürte es ganz genau, in diesem Augenblick entstanden Eizellen in ihrem Eierstock, und einige blieben dort, und andere wanderten schon den Eileiter hinab, erreichten die Gebärmutter und warteten dort auf die Spermien, die bald kommen würden.

      Sehr bald.

      Benjameen würde vor Freude außer sich sein.

      Es ist unglaublich, dachte Tess. Ich weiß nicht, was geschehen ist, aber jetzt kann ich Benjameen ein Geschenk machen, mit dem er nie hätte rechnen können.

       Ein Kind.

       Es ist unglaublich.

      Sie wusste nur nicht, ob es gut war.

      Denn irgendetwas war passiert. Die JOURNEE war in den Normalraum zurückgestürzt, und das konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten. Was war in diesem Augenblick geschehen? Was hatte dieses unerklärliche Phänomen mit ihrem Körper, in ihrem Körper angerichtet?

      Benjameen kehrte zurück. Er hatte kurz nach Norman gesehen, wechselte sich dabei mit ihr ab.

      Der Arkonide sah müde und ausgelaugt aus. Aber auch, wenn er sich gern ausgeruht hätte, es zog ihn trotzdem in die Zentrale. Der Durchbruchversuch war in die entscheidende Phase getreten, und er wollte sie auf keinen Fall verpassen. Er blinzelte ihr zu – Norman schläft selig in seinem Körbchen! –, damit sie wusste, dass alles in Ordnung war. Das Wohl ihres Hauselefanten lag ihnen am Herzen, sie waren für ihn verantwortlich.

      Tess düstere Ahnung wurde im nächsten Augenblick eindrucksvoll bestätigt. Ein leichter Ruck ging durch das Schiff.

      Jetzt fängt es an, dachte Tess.

      Die Frage war nur – was fing an?

      Eigentlich hatte Norman strengste Anweisung, im Quartier zu bleiben. In der Hauptzentrale herrschte rege Betriebsamkeit, der Vorstoß nach Andromeda erforderte von allen Beteiligten höchste Aufmerksamkeit. Der kleine Klonelefant spürte deutlich die Nervosität und Anspannung, die über der Mannschaft lag.

      Er versuchte zu schlafen, wachte aber schon nach ein paar Minuten wieder auf. Er sah sich um und stellte fest, dass niemand da war. Ein Leckerchen lag vor ihm auf dem Boden. Erfreut griff er mit dem Rüssel danach und ließ es sich schmecken.

      Leider war der Keks schnell gegessen, und ein zweiter war nicht zu finden. Tess war nicht sehr großzügig mit den Zusatzleckerchen. Sie meinte immer, er müsse auf seine Figur achten. Sie hatte ihn sogar einmal auf Diät gesetzt, aber dabei war er so unleidlich geworden, dass sie den Versuch schnell wieder aufgegeben hatte. Wie hatte Tess einmal gesagt? »Ein hungriger Klonelefant kommt auf die unmöglichsten Ideen, um seinen Appetit zu stillen.«

      Plötzlich schmeckten ihm sogar Benjameens Lieblingssocken, die achtlos hingeworfen auf dem Boden lagen. Und wenn der Magen richtig laut grummelte und rumorte, machte er nicht mal vor Dekorationsgegenständen halt.

      Hatte Tess einmal gesagt.

      Und sie hatte auch einmal gesagt, dass Elefanten eigentlich im Stehen schliefen und nicht in einem Körbchen. Nun, das mochte für richtige Elefanten gelten, aber nicht für kleine indische Klonelefanten. Er würde für nichts auf der Welt auf sein Körbchen verzichten.

      Nach einer erfolglosen Suche, die er auf das gesamte Quartier ausdehnte, blieb Norman unschlüssig vor der verschlossenen Tür stehen. Er wusste, das sie auf sein Tröten reagierte und sich öffnete. Doch Tess hatte ihm nach dem Aufstehen klar gemacht, dass er heute in der Kabine bleiben sollte. Wenn er brav war, würde er nach Schichtende von ihr eine Belohnung bekommen, einen dieser wohlschmeckenden Kekse, die leider viel, viel zu klein waren.

      Doch Norman wusste, dass auch einige Besatzungsmitglieder Kekse in ihren Overalltaschen mit sich trugen. Oft genug füttern sie ihn heimlich, denn ihnen war bekannt, dass Tess es nicht gern sah. Wenn er nun auf den Gang hinaustrat, könnte er Glück haben und würde mit Keksen verwöhnt werden.

      Er konnte aber auch Pech haben, und Tess erwischte ihn. Dann würde sie mit ihm schimpfen, und es gäbe keine Belohnung. Doch die Aussicht auf weitere Leckerchen war zu verlockend. Norman trötete, schräg und schief, wie immer. Geräuschlos glitt die Tür auf.

      Langsam watschelte er über den Gang. Es war niemand zu sehen. Dieser Teil des Schiffs war wie ausgestorben.

      Er überlegte kurz, ob er es auf einem anderen Deck versuchen sollte. Es gab ja diese seltsamen Schächte, in denen man schwerelos wurde und ganz nach Belieben nach oben oder unten schweben konnte. Anfangs hatte er sich gesträubt, sie zu betreten, da es ihm unheimlich vorgekommen war, jeden Boden unter den Füßen zu verlieren, doch als Ben ihn dann einfach einmal in einen solchen Schacht mitgenommen hatte, hatte es ihm sogar richtig Spaß gemacht, gewichtslos nach oben oder unten zu treiben, und mittlerweile genoss er es geradezu, diese Schächte zu benutzen.

      Aber der Gedanke, auf ein anderes Deck zu schweben, behagte ihm nicht. Wenn Tess oder Ben ihn dabei erwischten ...

      Nachdem er noch ein paar Meter zurückgelegt hatte und noch immer kein Leckerchen in Sicht war, wurde ihm etwas mulmig zumute. Er überlegte, ob er umkehren sollte. Dieser wichtige Zweibeiner Rhodan hatte sich ja richtig echauffiert, als er in der Zentrale aufgetaucht war. In dieser Hinsicht war Vorsicht die Mutter der Porzellankiste, und er wollte nicht unbedingt einen Porzellanladen betreten. Und außerdem ... aus irgendeinem Grund waren alle an Bord furchtbar nervös.

      Als er sich gerade umdrehen wollte, öffnete sich vor ihm eine Kabinentür, und ein Zweibeiner trat in den Gang.

      Norman kannte ihn. Es war Bi Natham Sariocc. Dieser Name war so ungewöhnlich, dass er ihn sich eingeprägt hatte. Norman entfuhr ein heiseres Tröten.

      Der ungewöhnliche Zweibeiner sah ihn. »Hallo, Norman. Ganz allein unterwegs? Na, heute hat wohl keiner Zeit für dich?«

      Der kleine, schlanke, drahtige Mann ging in die Knie und kraulte Norman ausgiebig am Ohr.

      Die Gelegenheit! Norman suchte mit dem Rüssel nach Taschen mit Füllung, am besten essbarer.

      Bi Natham lachte. »Du hast wohl immer Hunger? Irgendwie erinnerst du mich an einen alten Freund. Der konnte auch den ganzen Tag essen.«

      Gebannt starrte Norman auf die Hand des Hyperphysikers, die in einer Tasche verschwand. Es konnte sich nur um einen Keks handeln, den er gleich hingehalten bekam. Erstaunt trötete er, als er feststellte, dass der Zweibeiner nur einen kleinen Datenspeicher hervorgeholt hatte.

      »Wo habe ich es denn ... Ah, hier ist es ja. Corin Dazom, Epsaler, wissenschaftliche Abteilung, Merkur. Ist leider vor einigen Jahren verstorben. Wenn ich mich recht erinnere, hatte er graue Augen, genau wie du, mein kleiner Freund. Und er hatte auch so eine dicke Haut.«

      Einen Augenblick lang wirkte sein Gesicht ziemlich nachdenklich, dann schob er den schnüffelnden Rüssel, der gerade den Speicher in Reichweite bekam, sanft zur Seite.

      Aus einer anderen der vielen Taschen seiner Bordmontur zauberte Bi Natham einen Obstwürfel, den er selbst gern aß.

      »Hier, das schmeckt dir wohl besser als mein Speichergerät.« Er hielt ihm den Würfel hin.

      Vorsichtig schnupperte Norman daran, dann sah er den Mann an, schnupperte wieder an dem Obstkonzentrat und sah wieder zu Bi.

      »Was ist? Das ist dir wohl zu gesund? Die haben dich hier mit dem ungesunden Essen schon ganz verdorben. Elefanten sind Vegetarier, hauptsächlich Blattfresser, gebackene Kekse wachsen nicht auf Bäumen. Etwas anderes habe ich leider nicht.«

      Noch immer hielt er Norman den Obstwürfel hin. Er leckte sich über das Mäulchen, aber der Geruch des Konzentrats erinnerte ihn an den von Benjameens Socken.


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