Perry Rhodan 68: Hetzjagd durch die Dimensionen. Kurt Mahr

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Perry Rhodan 68: Hetzjagd durch die Dimensionen - Kurt Mahr


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er geistesabwesend.

      »Wenn du ihm erlaubt hättest, Administrator«, sagte Atlan spöttisch, »am Ziel einen Hyperfunkspruch aufzugeben, dann hättest du dir zwei lange Wartetage sparen können.«

      Rhodan wandte sich um und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Fenster.

      »Damit dein oberster Gebieter, Admiral, meinen Funkspruch auffängt und mit Hilfe seiner genialen Fähigkeit, positronische Ströme zu addieren, zu subtrahieren, zu potenzieren und wer weiß noch alles, die galaktische Position der Erde auf dem schnellsten Wege ausfindig macht, wie?«

      Der Arkonide machte eine wegwerfende Handbewegung.

      »Die Chance war klein. Einen Richtspruch fängt man nicht so ohne weiteres auf.«

      »Die Chance war klein, aber doch vorhanden. Ich möchte ihm aber gar keine Chance geben.«

      Atlan stand ebenfalls auf.

      »Also gut: du hast recht, Barbar. Mir tut nur deine Nervosität leid. Man sieht, wie aufgeregt du bist.«

      Rhodan tippte über die Schulter hinweg mit dem Daumen gegen die Fensterscheibe.

      »Da draußen kommt die Beruhigung«, sagte er lächelnd.

      Etwa fünfhundert Meter über dem Niveau des Landefeldes erreichten die von der SOLAR SYSTEM ausgehende Leuchterscheinung und der Donner, mit dem die nachdrängenden Luftmassen den leergefegten Landekorridor wieder füllten, ihren Höhepunkt. Das Glühen der ionisierten Partikel erlosch, als das große Schiff die übliche Sinkgeschwindigkeit erreichte und sanft auf das graue Feld herabschwebte.

      Eine Kolonne offener Pritschenfahrzeuge kam hinter der Reihe der Magazin-Bauten hervorgeschossen, schien noch unter dem landenden Schiff hindurchgleiten zu wollen und hielt schließlich dort, wo die breite Laufbrücke, deren Vorderteil aus einer Schleusenluke eben zum Vorschein kam, wahrscheinlich den Boden berühren würde.

      Schon wenige Sekunden, nachdem die Landung endgültig vollzogen war und der Kreuzer sicher auf den hydraulischen Landesäulen ruhte, erschienen oben in der Luke die Gestalten zweier Männer, glitten über die Brücke herab und sprangen auf einen der wartenden Wagen. Das Fahrzeug setzte sich noch im gleichen Augenblick in Bewegung und kam auf das Bürogebäude zu.

      »Sie entwickeln eine unglaubliche Aktivität«, sagte Atlan, und am Klang seiner Stimme war zu erkennen, dass er wirklich staunte.

      Der Wagen hielt draußen vor dem Haupteingang. Zwei Männer sprangen ab, beide mittelgroß und beide, das war erstaunlich, rothaarig. Der eine, kräftig gebaut, mit den Rangabzeichen eines Kommodores, der andere, ein Alltagstyp, in der Kombination eines Captains.

      Schritte polterten durch den Gang. Die Tür zu dem kleinen, behaglichen Raum wurde aufgerissen. Reginald Bull blieb auf der Schwelle stehen, und anstelle eines Grußes sagte er: »Nichts! Absolut nichts!«

      Die Stille, die darauf folgte, war nahezu vollkommen.

      Atlan, der Arkonide, stand immer noch in der Nähe des Fensters. Er wirkte unbeteiligt und wenig interessiert. Wenn er überhaupt Aufmerksamkeit hervorbrachte, dann hielt er sie auf Rhodan gerichtet, um dessen Reaktion zu beobachten.

      Da war aber nicht mehr zu sehen als ein kurzes Verkrampfen der Kinnmuskeln, das die Wangenknochen für den Bruchteil einer Sekunde scharf hervortreten ließ. Danach sah Rhodan wieder so aus, als habe er eine nichtssagende, uninteressante Meldung bekommen.

      »Komm herein«, sagte er. »Sie auch, Captain. Und dann möchte ich einen ausführlichen Bericht hören.«

      Reginald Bull ließ sich in einen der Sessel fallen.

      Captain Gorlat blieb stehen. Atlan brachte aus einem kleinen Schrank eine dickbauchige Flasche und ein paar Gläser zum Vorschein. Davon füllte er zwei und reichte sie Bull und dem Captain.

      Bull leerte sein Glas in einem Zug. Dann erklärte er: »Da ist nicht viel zu berichten. Als wir an den Punkt kamen, den die Positronik ausgerechnet hatte, war nichts zu finden. Absolut nichts in einem Umkreis von mehr als sechs Lichtjahren.

      Natürlich suchten wir nach Spuren. Ein Planet verliert Wasserstoff, wenn er durch den Raum zieht. Wir fanden aber nicht ein einziges Wasserstoff-Molekül mehr, als dort sowieso hätte sein müssen. Wir saßen einen geschlagenen Tag an den Ortergeräten; aber außer einem einzigen Boliden kam uns nichts auf den Schirm.

      Wanderer ist verschwunden!«

      Rhodan sah Gorlat an. Der Captain verstand die Aufforderung.

      »Das Triebwerk ist in Ordnung, Sir. Die Möglichkeit eines Fehlsprungs ist ausgeschlossen. Wir haben zwei Probetransitionen durchgeführt und sind stets auf die Lichtsekunde genau am vorausberechneten Ort angekommen.

      Der Raum an der von der Positronik angegebenen Stelle war störungsfrei. Keine Magnetstürme, keine Eigenzeit-Kollision, nichts. Man kann tatsächlich keinen anderen Schluss ziehen, Sir, als den, den Kommodore Bull schon gezogen hat.«

      Gorlats Gesicht war ernst.

      »Wanderer ist verschwunden«, meldete Reginald Bull sich von neuem, nachdem er ein zweites Glas geleert hatte. »Der Alte hat uns einen Streich gespielt. Vielleicht will er, dass wir dasselbe Rätselspiel wie vor sechsundsechzig Jahren noch einmal durchmachen.«

      Rhodan schüttelte den Kopf. Er tat ein paar Schritte, verschränkte die Hände auf dem Rücken und blieb vor Atlan stehen. Atlan hielt die Flasche noch in der Hand. Rhodan sah ihn an und lächelte: »Gib mir auch ein Glas. Ich kann's brauchen!«

      *

      Wanderer war verschwunden. Die Welt, deren Existenz Rhodan nach den Worten ihres Erbauers und Besitzers das ewige Leben garantierte, war verschollen.

      Im Jahr 1976 hatte Rhodan ihr und ihrem Beherrscher, dem akkumulierten Bewusstsein einer längst vergangenen Rasse, den ersten und entscheidenden Besuch abgestattet. Er selbst und Reginald Bull, sein Kampfgefährte von den ersten Tagen jenes geschichtsträchtigen Fluges zum Mond an, waren würdig befunden worden, eine Zelldusche zu erhalten, die zweiundsechzig Jahre nicht-alternden Lebens bedeutete. Nach zweiundsechzig Jahren, hatte Es, das seltsame Wesen, das Wanderer beherrschte, angeordnet, hätten sie wieder auf Wanderer zu erscheinen, um sich ein zweites Mal behandeln und sich weitere zweiundsechzig Jahre schenken zu lassen. Nicht später und nicht früher als nach zweiundsechzig Jahren, mit einer Toleranz von nur drei Monaten. Infolge einer Retardierung des Zeitablaufs, der sie während des ersten Aufenthaltes auf Wanderer unterworfen gewesen waren, hatten sie die Erde erst im Jahre 1980 wieder erreicht.

      Jetzt, im Jahr 2042, war die Frist um. Genauer gesagt: der 1. Februar 2042 war der früheste, der 1. Mai 2042 der späteste Termin, zu dem sie auf Wanderer erscheinen konnten.

      Überschreitung des spätesten Termins bedeutete sofortigen Zerfall der Körperfunktionen. Ohne weitere Zelldusche würde der Körper in wenigen Tagen nachholen, woran er zweiundsechzig Jahre lang gehindert worden war. Eine Woche nach dem 1. Mai würden Perry Rhodan und Reginald Bull mehr als hundertjährige Greise sein, die mit einem Bein schon im Grab standen.

      Und Wanderer war verschwunden!

      *

      »Ich bin überzeugt davon, dass der Alte uns an der Nase herumführen will«, behauptete Reginald Bull störrisch.

      Er hatte zehn Stunden lang ohne Unterbrechung geschlafen, und die Ruhe hatte ihm seinen Kampfeseifer und seinen gewalttätigen Optimismus wieder zurückgegeben.

      Das, was er »den Alten« nannte, war das Wesen auf Wanderer, ein Monstrum an Geisteskraft, das Bewusstsein einer ganzen Rasse und an keinen Körper mehr gebunden.

      Rhodan war anderer Ansicht.

      »Es hat uns die Zellaktivierung zugesagt«, meinte er kopfschüttelnd. »Welchen Grund sollte Es haben zu lügen?«

      »Das mag der Himmel wissen«, polterte Bull. »Auf jeden Fall traue ich dem alten Burschen nicht. Hab' ihm nie getraut!«

      Sie saßen in einem unterirdischen Raum des alten arkonidischen


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