Perry Rhodan Neo 226: Erbe des Kristallthrons. Lucy Guth

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Perry Rhodan Neo 226: Erbe des Kristallthrons - Lucy Guth


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denken, dass Sie nicht gern mit mir zusammen über das Gelände spazieren und mir alles erläutern.«

      »Ich denke, das wäre noch unglaubwürdiger. Jeder weiß, dass ich vollkommen mit den Vorbereitungen beschäftigt bin und deswegen auf keinen Fall erfreut darüber wäre, für eine Fremde den Touristenführer spielen zu müssen.« Drautherb rang sich trotzdem ein gequältes Lächeln ab, weil Mirona ihn etwas nachdrücklicher mit dem Strahler kitzelte.

      Ihr Plan schien zu funktionieren: Zwar warf ihnen der eine oder andere Arkonide, der durch den Innenhof eilte, einen flüchtigen Blick zu, aber keiner schien Zeit zu haben, sich näher mit ihnen zu beschäftigen. Ein paarmal glaubte Mirona sogar zu bemerken, dass die Leute die Lippen zornig zusammenkniffen und demonstrativ geschäftig weitereilten.

      Wahrscheinlich denken sie, dass sie sich mit den Vorbereitungen abhetzen müssen, während Drautherb eine ruhige Kugel schiebt, um mit Atlans Geliebter zu flanieren, dachte Mirona amüsiert.

      Sie erreichten unbehelligt das große Tor und traten auf den Rundgang, der das Untergeschoss des Trichterbaus umschloss. Rechter Hand erkannte Mirona in einiger Entfernung gerade noch die Ausläufer der Baustelle, die sie am Weiterkommen gehindert hatte. Und gegenüber von ihnen befand sich der Ausgang aus dem Kristallpalast. Sie war versucht aufzuatmen, aber noch hatte sie es nicht geschafft. Sie bugsierte Drautherb auf eine Tür an der Seitenwand des Gangs zu.

      »Es war nett, mit Ihnen zu plaudern, aber nun muss ich Sie bitten, dort hineinzugehen.« Während sie den Strahler weiter in Drautherbs Seite drückte, öffnete sie die Tür. Dahinter lag ein kleiner, kahler Raum – vielleicht sollte es ein Wartezimmer für Besucher oder ein Personalraum oder etwas ganz anderes werden. Mirona konnte es nicht sagen, denn derzeit waren nicht mal die Wände gestrichen.

      »Werden Sie mich erschießen?« Drautherbs Stimme klang überheblich.

      Doch Mirona nahm ein leises Beben darin wahr. Am Ende sind alle Lebewesen gleich. Arroganter Arkonide hin oder her, der Kerl fürchtet um sein Leben.

      Sie überlegte nur eine Sekunde. Früher hätte sie es ohne Zögern getan, nun, da Drautherb ihr nicht mehr von Nutzen war. Aber das war vor ihrer Begegnung mit Atlan gewesen – und vor ihrer Begegnung mit Perry Rhodan. Sie hatte sich seither verändert. Sie hatte es nicht mehr nötig, die Unbarmherzige zu spielen.

      »Warten wir es ab.« Sie trat so dicht an Drautherb heran, dass sie seinen säuerlichen Angstschweiß riechen konnte. Sie hob den Strahler. Drautherb schloss die Augen. Mirona holte aus und schlug dem Arkoniden den Griff gegen die Schläfe. Er sackte ohne einen Mucks zusammen. Sie ließ ihn liegen und ging eilig aus dem Raum. Sie hatte oft genug mit anderen Humanoiden gekämpft, um zu wissen, dass sie Drautherb lediglich bewusstlos geschlagen hatte. Sie wusste nicht, wie lange er handlungsunfähig bleiben, vermutete aber, dass er bald wieder auf den Beinen sein würde. Sie hatte absichtlich nicht allzu fest zugeschlagen, denn bis zu ihrem Raumschiff war es nicht mehr weit.

      Nachdem sie den Kristallpalast verlassen hatte, musste sie nur noch wenige Hundert Schritte bis zur GARTAVOUR zurücklegen. Sie bemühte sich, ein zügiges Tempo vorzulegen, aber nicht hastig zu laufen, um nicht aufzufallen. Außerhalb des Gebäudes waren deutlich weniger Leute unterwegs als im Innenhof, aber infolge der exponierten Lage des Kristallpalasts war sie weithin sichtbar.

      Als sie endlich in der GARTAVOUR in der Zentrale auf dem Pilotensessel saß, entfuhr ihr ein erleichterter Seufzer. Mit ein paar kurzen Befehlen richtete sie die Zentrale nach ihren Bedürfnissen ein; bislang war das Schaltschiff auf Atlans Vorlieben eingestellt gewesen und Mirona meistens nur als Passagier mitgereist. Sie zog sich die Positronikkonsolen und holografischen Steuerelemente näher an ihren Sitz.

      Als sie den Start einleiten wollte, verweigerte sich das Raumschiff plötzlich ihrer Kontrolle. »Was soll denn das?«, murmelte sie nach einer Schrecksekunde wütend.

      »Für den Start und weitere Überrangbefehle ist die Eingabe des Kontrollcodes erforderlich«, erläuterte ihr die souveräne, geschlechtslose Stimme der Schiffspositronik.

      »Ein Kontrollcode?« Mirona hieb wütend mit der Faust auf die Armstütze ihres Sessels. »Atlan! Du Mistkerl!« Ihr Geliebter hatte sich ganz offensichtlich abgesichert.

      »Bitte geben Sie den Kontrollcode ein«, verlangte die Positronik.

      »Ich bin Mirona Thetin – Faktor Eins! Ich brauche keinen Kontrollcode. Ich habe dieses Schiff bauen lassen.«

      »Dieses Schiff gehört Faktor Null, Atlan da Gonozal«, beharrte die Positronik. »Ohne den Kontrollcode ist ein Abflug nicht möglich.«

      Mirona holte tief Luft, um nicht frustriert loszubrüllen. Ihre Flucht war umsonst gewesen, so kam sie nicht weg von Arkon.

      »Ein Funkruf geht ein«, meldete die GARTAVOUR. »Es ist Atlan da Gonozal, der Schiffseigner.«

      Mirona klappte der Mund auf. »Er wagt es ...«

      Da sie nicht reagierte, wiederholte die Positronik: »Atlan da Gonozal, Faktor Null, will Sie sprechen, Faktor Eins.«

      Mirona knirschte mit den Zähnen. »Ja doch. Ich habe es verstanden. Stell ihn durch!«

      Vor ihr aktivierte sich ein Kommunikationshologramm, das von Atlans Gesicht fast völlig ausgefüllt wurde. Der Arkonide sah älter aus als gewohnt. Seine Augen wirkten müde, seine Stirn zeigte Falten. Um seinen Mund hatte sich ein bitterer Zug gebildet.

      »Du willst dich also einfach so davonschleichen.« Es war kein Vorwurf, eigentlich auch keine Frage, sondern eine Feststellung.

      »Was hast du denn erwartet? Du solltest mich nach all den Jahren gut genug kennen, um zu wissen, dass ich mich nicht einsperren lasse.«

      »Ich habe die aufgebrochene Tür gesehen. Aber ich weiß wirklich nicht ...«

      »Was willst du mir erzählen? Dass es ein technischer Defekt war? Dass ich mir nur einbilde, dass mich jemand in meinem Zimmer eingesperrt hat?«

      »Nein, das wäre Unsinn.«

      »Schön, dass wir uns da einig sind. Verrate mir eins, Atlan: Wenn du nicht selbst den positronischen Schlüssel an meinem Schloss herumgedreht hast, war es wahrscheinlich dein Vater. Und ich glaube nicht, dass du ihm in dieser Sache offen widersprochen hättest.«

      Atlan schloss kurz die Augen. »Wenn du das annimmst, kennst du mich ebenfalls nicht so gut, wie ich dachte. Ich hätte nie eingewilligt ...«

      »Ach ja? Was genau hättest du dem künftigen Imperator denn gesagt?«

      »Dass ich nicht zulasse, dass du eingesperrt wirst, natürlich.«

      »Das glaubst du doch selbst nicht.«

      »Dann kennst du mich wirklich nicht besonders gut.«

      Beide schwiegen einige Augenblicke. »Vielleicht nicht. Ich hätte auch nie gedacht, dass du die GARTAVOUR mit einem Kontrollcode sicherst und mir das verheimlichst.«

      »Wie es aussieht, hatte ich recht damit, es zu tun.«

      »Gib mir sofort den Kontrollcode!«, verlangte Mirona.

      »Nein, ganz sicher nicht. Ich kann nicht zulassen, dass du verschwindest.«

      »Warum nicht?«

      »Natürlich weil ich dich liebe und wir diesen unsinnigen Streit beilegen sollten«, rechtfertigte sich Atlan.

      »Tatsächlich?«, höhnte sie. »Oder eher, weil der Herr Vater befohlen hat, seinen Schlüssel zur Zweiten Insel nicht einfach davonfliegen zu lassen?«

      »Red nicht so einen Unsinn!«, begehrte Atlan auf.

      »Dann gib mir den Kontrollcode.«

      »Nein!«

      Mirona Thetin kniff wütend die Lippen zusammen. »Ich warne dich, Atlan – hör mit diesen Spielchen auf. Ich werde auf keinen Fall in Mascudars Geiselhaft bleiben.«

      »Das ist lächerlich, Mirona. Niemand hält dich hier gefangen.«

      »Nein?


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