Fettnäpfchenführer Neuseeland. Rudi Hofer

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Fettnäpfchenführer Neuseeland - Rudi Hofer


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41 KURZSCHLUSS-REAKTION

       Je schwächer das Stromnetz, desto stärker die Nerven

       42 DIE ZWÄNGE DER FREIHEIT

       Schwache Sozialleistungen im Paradies

       43 WADENKRAMPF

       Auf schmalen Reifen durchs ganze Land

       44 AUF DER KIPPE

       Keine Friedenspfeife für Raucher

       45 NOT MIT BROT

       Die harte Realität der weichen Tatsachen

       46 INSEL DER VERBORGENEN ÄNGSTE

       Die Gefahren der freien Natur

       47 AUF SCHWANKEN DEM GRUND

       Seismischer Albtraum in einem traumhaften Land

       48 EINE LANGE LISTE

       Dann bis zum nächsten Mal

       RIQI HARAWIRA

       ... und seine weitere »Reise«

       ANHANG

       Glossar

       PROLOG

      Der Musiker und sein deutscher Begleiter verließen das Taxi und betraten die Lobby des Hotels am Lambton Quay in Wellington. Das Einchecken war dank einer freundlichen und humorvollen Rezeptionistin recht kurzweilig und außerdem schnell erledigt.

      Die beiden hatten gerade den Lift im dritten Obergeschoss verlassen, als Peter ein lautes und irritierendes, geradezu bedrohlich wirkendes Wummern wahrnahm – dann wurde ihm irgendwie schwummerig, sodass er Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Während er mit dem Gleichgewicht kämpfte, ohne zu wissen, was wirklich um ihn herum geschah, nahm er im Augenwinkel wahr, wie Riqi seinen kostbaren Gitarrenkoffer, in dem Ourtearoa friedlich schlummerte, fallen ließ und unter einen Tisch des angrenzenden Tagungsraumes hechtete.

      Peter blieb starr vor Schreck und Ratlosigkeit mitten auf dem Korridor stehen und ging kurz darauf langsam in die Knie, weil er sich nicht sicher war, ob er länger die Balance halten könnte. Er stützte sich kniend auf seiner Reisetasche ab, als er Riqi laut rufen hörte: »Peter, leg’ dich unter den nächsten Tisch! Sofort unter den Tisch!«

      Peter fühlte sich in dieser unklaren Situation hoffnungslos überfordert – er konnte mit Riqis Aufforderung rein gar nichts anfangen. Während er auf dem harten Fliesenboden kauerte und die Idee, sich jetzt unter einen Tisch zu werfen, eindeutig für einen albernen Scherz hielt, rief er zurück: »Was soll der Quatsch?«

      Aber Riqi legte mit unmissverständlich hörbarem Ernst in der Stimme nach: »Runter unter den anderen Tisch! Mach einfach, was ich sage, verdammt noch mal!«

      Als er schließlich aus einer Lautsprecheranlage jemanden quäkend rufen hörte: »Everybody: drop, cover and hold! – An alle: sofort runter auf den Boden, Schutz suchen und dort bleiben!«, wurde Peter klar, dass sich hier wohl doch niemand einen Spaß mit ihm erlaubte. Schließlich kroch er wie befohlen unter den nächsten Tisch in Riqis Nähe und hörte unmittelbar leichtes Prasseln und Gläserklirren auf der hölzernen Platte direkt über ihm. Der Begriff »Erdbeben« schoss ihm durch den Kopf. Er wandte sich zu Riqi: »Es ist ein Erdbeben, nicht wahr? Ist es gefährlich?«

      »Ja klar ist das ein Erdbeben! Wir sind schließlich in Neuseeland. Ob es gefährlich ist, werden wir gleich wissen ...«

      Peter stockte der Atem – nun war er schon viele Wochen in Neuseeland und hatte dabei Erfahrungen gesammelt, die er nie mehr missen möchte. Dass das jetzt alles ein schreckliches Ende unter einem Tisch in einem Business-Hotel in Wellington nehmen sollte, ließ seinen Magen krampfen. Okay, in einigen Momenten hatte er sich sicherlich nicht von seiner besten Seite gezeigt – aber alles in allem fand er seine Performance ganz tapfer.

      Peter spürte am ganzen Körper, wie der Boden unter ihm stark vibrierte. Ein beklemmendes Gefühl, das er noch nie zuvor erlebt hatte, überwältigte ihn vollkommen. Schließlich schwanden ihm die Sinne und es wurde ihm schwarz vor Augen. Ihm war, als ob im Traum der Ohnmacht sein kurzes Neuseelandleben an ihm vorbeizog ...

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       EIN ANRUF AUSNEUSEELAND

       WIE ALLES BEGANN

      »Sag mal, weißt du eigentlich, wie spät es gerade hier in Deutschland ist?«

      »Ja, das weiß ich durchaus«, antwortete Riqi recht trocken. Dann ergänzte er präzise, aber dennoch zweideutig: »Es dürfte bei dir ziemlich genau fünf vor zwölf sein. Did I break your sleep? – Habe ich deinen Schlaf gestört?«

      Es war absolut nicht so, dass Peter Obland sich von diesem Anruf aus Auckland wirklich gestört fühlte, aber das Skype-Signal mitten in der Nacht hatte ihn wie das Klingeln einer Alarmglocke aus seiner Konzentration gerissen, und es brauchte einen kleinen Moment, bis er sich wieder etwas entspannt hatte. Peter war sich nicht sicher, ob er die Webcam dazuschalten sollte, um sich für Riqi sichtbar zu machen – er zögerte, zumal auch sein Gesprächspartner auf dem Bildschirm nicht zu sehen war.

      Zum Glück war Riqis lockere Art auch zu dieser späten Stunde sehr wohltuend und Peters kurzer Schreck schließlich schnell verflogen: »Nein, nein, du hast mich natürlich nicht aus dem Schlaf gerissen. Ich habe noch an einem Layout gearbeitet, das bis morgen fertig sein muss. Und bitte versteh’ meine Frage nach der Uhrzeit nicht falsch, ich freue mich sehr, dass du anrufst. So wie es sich anhört, bist du ja recht gut drauf. Und wie ich dich kenne, sitzt du auf dem deck und lässt dir von der neuseeländischen Mittagssonne deine ohnehin schon braune Haut noch brauner brutzeln. Richtig?«

       RAUM UND ZEIT

      Der Zeitunterschied zwischen MEZ (Mitteleuropäische Zeit) und NZST (New Zealand Standard Time) ist beträchtlich. Wer seinen Gesprächspartner nicht zu ungewöhnlichen Tages- oder schlimmer noch Nachtzeiten


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