Wasserstoff und Brennstoffzellen. Sven Geitmann
Читать онлайн книгу.bei den Windrädern nicht mehr wie bisher (1990 bis 2001) 60 Prozent beträgt, wird sie voraussichtlich noch bei 10 bis 20 Prozent liegen. Ein ebenfalls großes Potential wird der Bioenergie zukommen, deren Anteil von heute 8 Prozent (ohne Müll) an der regenerativen Energie voraussichtlich auf rund 22 Prozent im Jahr 2010 anwachsen wird. [Husemann, 2003]
Einen maßgeblichen Anteil am Zuwachs des nachhaltig hergestellten Stroms könnte die Nutzung dieses so genannten Ökostroms darstellen, wenn er auch in privaten Haushalten vermehrt eingesetzt werden würde. Die Akzeptanz ist zwar bereits heute durchaus gegeben (60 bis 70 Prozent der Haushalte wären Umfragen zufolge theoretisch bereit, mehr für Strom aus erneuerbaren Energien zu zahlen.), es hapert jedoch noch an der praktischen Umsetzung. Der Marktanteil von Ökostrom liegt heute lediglich bei einem Prozent, weil viele Kunden immer noch den tatsächlichen Wechsel scheuen. Würde jedoch der Ökostromanteil zunehmen, würde auch mehr Geld in den Bau neuer Anlagen investiert werden können.
ABB. 3: STROMERZEUGUNG AUS ERNEUERBAREN ENERGIETRÄGERN
Prognose 2010
[Husemann, 2003]
Nach der Liberalisierung des Strommarktes war ursprünglich mit deutlich höheren Quoten gerechnet worden. Die langfristigen Prognosen gehen aber auch weiterhin trotz dieser trägen Entwicklung von bis zu 20 Prozent bei Haushaltskunden aus. Die Energieversorger hoffen dabei auf die Unterstützung des Bundes, der seinerseits künftig vermehrt öko-zertifizierten Strom nutzen will und dies auch bereits bei der Versorgung des Bundesumweltministeriums realisiert hat.
2.2.3 Welt-Energieversorgung
Aufgrund der unterschiedlichen regionalen Begebenheiten ist die Energieversorgung in den verschiedenen Ländern der Welt sehr stark von den natürlichen Energievorkommen und geographischen Erscheinungsformen geprägt. Island verfügt beispielsweise über Thermalquellen (Geothermie), während in Kanada die Wasserkraft und in Chile die Windenergie entscheidende Rollen übernehmen.
Den größten Beitrag zur gesamten Primärenergieversorgung weltweit trägt nach wie vor das Erdöl bei (etwa 41 Prozent). An zweiter Stelle folgt die Steinkohle, die rund ein Fünftel des Weltenergiebedarfes und etwa ein Drittel des Strombedarfes abdeckt. Bei der Stromversorgung ist damit die Steinkohle der wichtigste Energielieferant. Nach Erdgas und Kernenergie ist die Wasserkraft ein weiterer wichtiger Stromlieferant, der rund ein Fünftel (ca. 19 Prozent) der Energie beisteuert.
TAB. 4: STROMERZEUGUNG WELTWEIT AUS REGENERATIVER ENERGIE
[Witt, 2003]
Bei den regenerativen Energien ist die Situation derzeit noch etwas verhalten. Der Beitrag zur Deckung der weltweiten Energienachfrage liegt momentan bei rund 13 Prozent bezogen auf den gesamten Primärenergieverbrauch. Außer bei der Wasserkraft, die bereits wesentlich zur Stromerzeugung beiträgt, ist die Bedeutung der anderen erneuerbaren Energielieferanten insgesamt recht niedrig (s. Tab. 4).
2.3 Begrenzte zeitliche Verfügbarkeit
Da die fossilen Energieträger den größten Anteil am Energieverbrauch haben und der Energieverbrauch stetig zunimmt, ist absehbar, dass die natürlichen Vorkommen dieser Energieträger immer weniger werden. Allein die USA verbrauchen pro Tag rund 24 Mio. Barrel Öl (Importanteil: 9 Mio. Barrel). Deswegen wird immer wieder die Frage aufgebracht: Wie lange halten die Reserven noch?
Die Diskussion über die Bezifferung der zeitlichen Verfügbarkeit dieser Öl-, Gas- und Kohlevorkommen ist ein fortwährender Kampf unterschiedlicher Interessengruppen. Vertreter der Mineralölindustrie behaupten seit Jahren, es seien ausreichend Ressourcen vorhanden und in absehbarer Zukunft (50 Jahre) würde kein Mangel entstehen. Schließlich würden immer wieder neue Vorkommen entdeckt. Hinzu kommt, dass nach und nach auch jene Vorkommen unter wirtschaftlichen Aspekten ausgebeutet werden können, deren Förderung bisher zu aufwändig und damit zu teuer gewesen sind (Beispiel: Ölsande in Kanada). Je höher der Ölpreis, desto eher lohnt sich der Abbau auch dieser Reserven.
Dem halten diverse Umweltverbände und einige Wissenschaftler entgegen, in der nächsten Zeit (10 bis 20 Jahre) würden die Reserven drastisch abnehmen. Das Fördermaximum von Öl soll irgendwann im Zeitraum 2020 bis 2040 erreicht sein. [Rifkin, 2002] Von besonderer Bedeutung war daher zur Jahreswende 2003/2004 die Neubewertung des Mineralölkonzerns Shell, der nach eigenen Aussagen seine Reserven falsch eingeschätzt hatte und die Mengenangabe zunächst um ein Drittel und im Frühjahr 2004 nochmals um mehrere Prozent reduzieren musste.
Wer in dem Streit um die Verfügbarkeit letztlich Recht oder Unrecht hat, ist schwer zu sagen und soll an dieser Stelle nicht erörtert werden. Es bleibt auf jeden Fall eine unbestreitbare Tatsache, dass sich die Menge der natürlichen Energieträger mit jedem Tag verringert, an dem auch nur ein Fahrzeug mit Benzin fährt oder ein Haus mit Kohle geheizt wird.
Die Frage muss demnach nicht lauten, wie lange die Vorkommen tatsächlich noch reichen werden. Statt dessen sollte sich jeder Einzelne fragen, wie die noch existierenden Primärenergieträger im Sinne einer nachhaltigen Handlungsweise verantwortungsvoll und bewusst eingesetzt werden können.
Mineralöl gilt als so genannter „hochwertiger Energieträger“, weil es für eine Vielzahl von Anwendungen geeignet ist. Deswegen spielt die Überlegung eine wichtige Rolle, ob es für die Verfeuerung in Heizkesseln oder den Antrieb von Kraftfahrzeugen nicht einfach zu schade ist, gerade weil es nicht endlos viel davon gibt.
Erdgas nebst diversen Folgeprodukten (z. B. Propan, Butan) ist genau wie Mineralöl ein endlicher, fossiler Primärenergie-Träger, wobei er als nicht ganz so hochwertig angesehen wird. Die Vorteile von Gas gegenüber dem so genannten „flüssigen Gold“ sind im Wesentlichen:
• es ist etwas umweltfreundlicher,
• die zeitliche Verfügbarkeit ist länger und
• es kann als Übergangsprodukt fungieren für eine noch zu realisierende Wasserstoffwirtschaft.
Heute gesammelte Erfahrungen mit diesem Gas könnten in einigen Jahren bei der Anwendung von gasförmigem Wasserstoff als Energieträger genutzt werden.
Ungeachtet dieser Diskussion um die begrenzte zeitliche Verfügbarkeit der fossilen Energieträger ist ein Wechsel zu anderen Energieträgern auch ohne dieses Argument sinnvoll. Man kann also sagen, dass die Mineralöl-Zeit ohnehin abgelaufen ist.
2.4 Umweltbelastung
Die Diskussion über den Energieverbrauch sowie die Verfügbarkeit der fossilen Energieträger beinhaltet auch die Diskussion über die Umweltbelastung. Was aber bedeutet eigentlich Umweltbelastung?
Mit der Umwelt ist neben den Mitmenschen auch die gesamte Tier- und Pflanzenwelt gemeint inklusive der Luft, die wir atmen, und des Bodens, auf dem wir gehen. Alle Einflüsse, die diese Umwelt negativ beeinflussen, können als Umweltbelastung bezeichnet werden.
Gemäß dem Motto: „Ob etwas giftig ist, entscheidet allein die Dosierung!“ gibt es Bestimmungen, die Grenzwerte für alle Emissionen festlegen. Die Emissionen, die auf diese Weise in ihrer Häufigkeit und Menge begrenzt (limitiert) sind, werden als „Schadstoffe“ bezeichnet. Wohlgemerkt handelt es sich hierbei lediglich um die gesetzlich reglementierten Emissionen. Andere Substanzen können ebenfalls die Umwelt belasten, unterliegen aber nicht unbedingt einer Reglementierung.
Wenn fossile