Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western. Pete Hackett

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Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western - Pete Hackett


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      20

      »Das ist aber eine Überraschung!« Barn strahlte und lief dem haltenden Gefährt entgegen.

      Jack hatte den heimtückischen Schützen auf der Hügelkuppe nicht vergessen. Er stieg ab und gab Barn die Hand.

      »Das ist vielleicht eine Überraschung! Jed hat gestern schon erzählt, dass du Frachtwagenbesitzer geworden bist. War für uns alle ein Segen, dass der alte McLean durchdrehte und uns zum Teufel jagte, was?«

      »Der hätte für uns so oder so keine Verwendung mehr gehabt«, erwiderte Jack.

      Er wurde in die Station geschoben und sah das Mädchen, das seine Fingernägel feilte, den Kopf hob, und ihn interessiert musterte.

      »Das ist Mel«, erklärte Dunn. »Ves’ Freundin. Hat er in Dallas kennengelernt.«

      »Tag, Mel.« Jack nickte dem Mädchen uninteressiert zu.

      Nathan stand noch auf der Türschwelle und schaute sich in der halbdunklen Station um. »Schön hässlich habt ihr’s hier.« Er kicherte.

      »Was gefällt dir denn nicht?«, fuhr Dunn ihn wild an.

      »Die Wände könnten etwas Farbe vertragen«, meinte Jack.

      Nathan kam an den Tresen. »Kann man einen Whisky haben, oder ist der nur für euch?«

      Barn schenkte ihm ein. »Den kriegst du geschenkt. Du auch einen, Jack? Warte mal, ich erinnere mich, du hast tagsüber nie getrunken. Ist es noch so?«

      »Ja.«

      »Sollen wir dir einen Kaffee kochen?«, fragte Dunn eifrig.

      »Nein, nicht nötig. Habt ihr einen Reiter gesehen? Vor etwa einer Viertelstunde?«

      »Einen Reiter?« Barns Stirn legte sich in Falten. »Nein, heute war noch kein Mensch hier.«

      »Aber einen Schuss habt ihr doch gehört?« Nathan griff nach dem Glas.

      »Einen Schuss? Nein. Wieso?«

      »Auf uns wurde geschossen«, sagte Nathan. »Von einem, der heute morgen sein Zielwasser nicht getrunken hat. Prost. Auf dass eure Kinder lange Hälse bekommen.« Er kicherte und schaute Melanie an.

      Sie sprang wütend auf, weil sie wusste, dass die Bemerkung auf ihr Äußeres gemünzt war.

      Alle starrten sie an. Dunn wurden die Knie weich. Barn packte die Flasche.

      Doch die Haltung des Mädchens entspannte sich.

      »War nicht persönlich gemeint«, maulte Nathan, dem ihr langer Hals jetzt erst auffiel. Er kippte den Whisky hinunter und stellte das Glas ab.

      Jack ging in dem Raum umher. »Das habt ihr also alles beim Pokern gewonnen?«

      »Habe ich dir doch erzählt«, erwiderte Dunn rau.

      »Passt dir daran was nicht?«, schimpfte Dunn aufgebracht.

      Das Mädchen setzte sich.

      Jack blieb vor ihr stehen. »Waren Sie bei dem großen Pokerspiel um diese Station auch dabei, Mel?«

      »Nein«, hauchte das Mädchen.

      »Sie ist erst drei Wochen hier«, sagte Barn.

      »Denkst du etwa, wir hätten den alten Zion Hunt um die Ecke gebracht, Jack? Mitsamt seiner Frau?«

      »Nein, der ist ja in Dallas noch gesehen worden, als er durch die Stadt nach Osten fuhr.«

      »Hat man dir das erzählt?«

      »Ja.« Truman erreichte den Tresen und lehnte sich dagegen.

      »Wer?«

      »Der Sheriff. Ich war so frei, ihn danach zu fragen.«

      Die beiden ehemaligen Cowboys starrten ihn an.

      »Was soll denn das heißen?«, murmelte Barn schließlich.

      Jack zuckte mit den Schultern. »Der Sheriff stand am Tresen plötzlich neben mir. Und da habe ich die Gelegenheit genutzt, ihn nach Zion Hunt zu fragen. Den Namen hatte ich übrigens von dir, Jed.«

      »Ich weiß. Na und, was hat der Sheriff noch gesagt? Hat Hunt ihm nichts von dem Pokerspiel erzählt?«

      »Der Sheriff wusste auch von dem Pokerspiel. Aber von euch, Zion Hunt soll gar nichts erzählt haben.«

      »Richtig, ich erinnere mich.« Dunn griff sich an den Kopf. »Das erzählte der Sheriff mir auch, als ich das erste Mal nach Dallas kam. Aber der alte Zion Hunt soll schon immer ein wortkarger Mann gewesen sein.«

      »Willst du nicht doch einen Whisky, Jack, alter Freund?« Barn überschlug sich fast vor geheuchelter Freundlichkeit.

      »Nein, wirklich nicht.«

      »Soll Mel dir ein Steak braten?«

      »Wir haben in Dallas ausgiebig gefrühstückt.«

      »Ich trinke noch einen«, sagte Nathan.

      Barn schenkte ihm ein. »Geht alles auf Rechnung des Hauses, Mister.«

      »Beeile dich, Nathan, ich will weiter.« Jack nickte den beiden Kerlen zu und verließ die Station.

      Nathan kam kurz darauf nach. Jack saß bereits auf dem Bock. Er kletterte zu ihm hinauf.

      Jack knallte mit der Peitsche. Der Wagen beschrieb einen Bogen und fuhr quer durch das Hügelland nach Süden.

      »Hast du keine Angst, die Karre könnte im Sand einsinken?«

      »Der Boden ist hier sehr hart; die Wüste ist westlich von hier.« Jack knallte abermals mit der Peitsche.

      »Du siehst richtig sauer aus, Jack. Was ist denn? Eine Laus über die Leber gelaufen?«

      »Lass die dummen Sprüche, verdammt!«

      »Du traust der Geschichte mit dem Pokerspiel nicht, habe ich recht?«

      »So ist es.«

      »Soll ich dir mal was sagen? In diesem Land sind nicht nur mickrige Stationen in der Wildnis über Pokertische gewandert. Stattliche Vermögen wurden verspielt und gewonnen, die Existenzen ganzer Clans vernichtet. Und noch etwas: Das sind zwei hartgesottene Typen, diese Cowboys. Die ziehen einem Mann eiskalt das letzte Hemd aus. Das bereitet denen keine Skrupel.«

      »Du triffst den Nagel auf den Kopf.«

      »Na also.«

      »Meinst du, sie haben den Schuss wirklich nicht gehört?«

      Nathan blickte sich um. »Überall Büsche, Wald und Hügel. Da trägt der Schall nicht sehr weit. Nein, ich glaube nicht, schon gar nicht im Haus.«

      Jack trieb die Pferde an.


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