Die Reise der Bounty in die Südsee. William Bligh

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Die Reise der Bounty in die Südsee - William Bligh


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       Bäuerin auf Teneriffa

      Santa Cruz ist ungefähr eine halbe Englische Meile lang und ebenso breit, mit geräumigen, luftigen Häusern, aber sehr schlecht gepflasterten Straßen. Die Einwohner sollen, wie man sagt, nur wenigen Krankheiten unterworfen sein. Wenn aber eine ansteckende Krankheit ausbricht, so pflegt sie die schlimmsten Folgen zu haben, wie dies besonders der Fall ist bei den Kinderpocken, die man jetzt durch Impfen zu bekämpfen sucht. Die Gefahr von Epidemien ist auch der Grund, weshalb man den ankommenden Schiffsbesatzungen die Landung nur gestattet, wenn sie Gesundheitsscheine mitgebracht haben.

      Nachdem unsere Geschäfte zu Teneriffa erledigt waren, gingen wir am 10. Januar bei Südostwind unter Segel. Die gesamte Mannschaft war gesund und guten Mutes. Ich hielt es für ratsam, die Leute in drei Wachen einzuteilen, und gab die Aufsicht über die dritte Wache einem der Steuermannsmaate, Herrn Fletcher Christian. Diese Einrichtung halte ich für die beste, denn ich bin überzeugt, dass ungestörte Ruhe während der Freiwachen die Gesundheit der Mannschaft fördert und sie auch befähigt, notfalls schnell und wirksam einzugreifen.

      Da ich wünschte, die Reise nach Tahiti ohne Aufenthalt durchzuführen, verminderte ich die tägliche Ration Schiffszwieback für jedermann um ein Drittel. Unser Trinkwasser ließ ich durch die in Teneriffa gekauften Filter laufen. Gegen Abend umschifften wir die Südspitze der Insel, und am folgenden Morgen hatten wir kein Land mehr in Sicht. Jetzt eröffnete ich der Schiffsmannschaft den Zweck unserer Reise, und da man mir die Erlaubnis erteilt hatte, ihnen einen Ansporn zu geben, so versicherte ich ihnen, dass es an verdienten Beförderungen nicht fehlen werde.

      Ich verteilte Angelschnüre und Netze, und wir fingen einige Doraden. Der Himmel bewölkte sich und ließ uns Regen erwarten. Ich ließ deshalb Vorkehrungen treffen, mittels ausgespannten Segeltuchs und ableitender Schläuche Wasser aufzufangen. Der Erfolg lohnte diese Mühe, insbesondere kam am 29. ein solcher Regenguss, dass wir siebenhundert Doppelmaß Wasser auffangen konnten.

      Am 31. bemerkten wir abends eine halbe Meile hinter uns ein starkes Kräuseln der Meeresoberfläche, das Klippen anzuzeigen schien. Wir hätten aber dort eine Untiefe wahrnehmen müssen, da wir sehr genau Umschau zu halten pflegten. Ich vermute deshalb, dass das Kräuseln von einem großen Fischschwarm herrührte. Ähnlichen Täuschungen glaube ich den Berichten von vielen Untiefen zwischen den Wendekreisen zuschreiben zu müssen, die zwar in den Karten verzeichnet wurden, aber in der See nie gefunden werden.

      Am 4. Februar füllten wir bei einem starken Regenguss unsere leeren Wasserfässer, aber das anhaltend nasse und schwüle Wetter hatte zur Folge, dass im Schiff alles mit Schimmel bedeckt war. Wir lüfteten es oft mithilfe von Kohlefeuern und sprengten fleißig Weinessig, und bei trockenem Wetter ließ ich alle Luken öffnen und die nassen Kleidungsstücke waschen und trocknen, bis endlich der Südostpassat uns am 6. Februar erlöste und wir am folgenden Nachmittag den Äquator passieren konnten. Der Südost blies stetig und frisch.

      Am 16. sichteten wir südwärts ein Schiff, das wir am folgenden Tag erreichten. Es war die »British Queen«, Schiffer Simon Paul aus London, unterwegs nach dem Kap der Guten Hoffnung zum Walfang. Es hatte am 5. Dezember Falmouth verlassen, also achtzehn Tage eher, als ich von Spithead abgesegelt war. Ich benutzte die Gelegenheit, Briefe nach England mitzugeben. Bei Sonnenuntergang kam das Schiff außer Sicht.

      Das Wetter war, seit wir die Linie passiert hatten, beständig schön und heiter geblieben, aber die Luft war so schwül, dass wir uns sehr matt fühlten. Das Quecksilber im Thermometer stand am Tag zwischen 81 und 83, ja einmal sogar auf 85 Grad (Fahrenheit). Bei der Fahrt durch die nördliche Hälfte der heißen Zone war die Luft nicht so stark erhitzt, weil die Sonne in dieser Jahreszeit weit im Süden stand, dagegen lag ein solcher Nebel auf dem Horizont, dass man nur in geringer Entfernung etwas erkennen konnte. Bei Sonnenuntergang zerstreute sich der Nebel, und bei Sonnenaufgang kam er wieder zum Vorschein. Auf der Grenze zwischen den Nordost- und den Südostpassatwinden pflegen die Windstillen und Regengüsse, wenn sie lange anhalten, Krankheiten zu verursachen, wenn man nicht alle Sorgfalt anwendet, das Schiff rein und gesund zu erhalten, indem man es zwischen Decks durch Kohlenfeuer trocknet und die Kleider und Betten sorgfältig lüftet. Außerdem sprengten wir noch mit Weinessig und benutzten abends die Pumpen als Ventilatoren. So kamen wir durch die heiße Zone, ohne einen Kranken gehabt zu haben.

      Am 21. Februar bekamen wir Nord- und dann Nordwestwind, wir hatten also die südliche Grenze des Passatwindes überschritten. Am folgenden Tag fingen wir einen Haifisch und fünf Doraden. Am 26. zogen wir neue Segel auf und machten anderweitige Vorbereitungen gegen die raue Witterung, die nun zu erwarten war. Wir mochten jetzt über hundert Seemeilen von der brasilianischen Küste entfernt sein.

      Sonntags, den 2. März, ließ ich vormittags Gottesdienst halten, wie alle Sonntage zu geschehen pflegte, nachdem ich vorher gesehen hatte, dass jedermann gewaschen und rein angezogen war. Jetzt erteilte ich auch Herrn Fletcher Christian den schriftlichen Befehl, das Amt eines Leutnants zu übernehmen.

      Da das Thermometer fiel und die Veränderung der Lufttemperatur deutlich zu spüren war, befahl ich, die leichte Kleidung beiseitezulegen und sich auf eine den kalten Regionen angemessene Weise zu kleiden, wofür ich vor der Abreise in England gehörig eingekauft hatte. Montags, den 10. März, fanden wir vormittags Grund in einer Tiefe von 83 Faden (etwa 150 m). Als wir vierzehn Meilen weitergesegelt waren, fanden wir bei 160 Faden keinen Grund mehr. Am folgenden Tag sahen wir eine große Menge Wale von ungeheurer Größe mit zwei Spritzlöchern am Hinterteil des Kopfes.

      An diesem Tag sah ich mich genötigt, auf die Klage des Obersteuermanns den Matrosen Matthew Quintal wegen ungebührlichen widersetzlichen Betragens mit zwei Dutzend Hieben zu bestrafen. Bisher hatte ich mich noch nicht in der unangenehmen Notwendigkeit befunden, jemanden an Bord züchtigen zu lassen.

      Am 12. fingen wir einen Butzkopf oder Tümmler mit der Harpune, speisten alle mit großem Appetit davon und fanden das Fleisch so gut, dass wir nichts davon verkommen ließen. Wir setzten unseren Lauf nach Süden fort und waren am 19. nach meiner Berechnung keine zwanzig Seemeilen mehr vom Port Desire (Patagonien), doch unser günstiger Nordwestwind und das trübe Nebelwetter hielten mich ab, das Land aufzusuchen. Wir sahen eine Menge Walfische, Albatrosse und andere Seevögel.

      Der Wind veränderte sich plötzlich und blies mit großer Stärke aus Westsüdwest. Am 23. morgens erblickten wir die Küste des Feuerlandes. Bei dem ungünstigen Wind schien es mir ratsam, östlich um die Staateninsel zu segeln, darauf lag die Le-Maire-Straße so offen vor uns, dass man sie nicht verfehlen konnte. Ich hielt mich etwa sechs Meilen vom Land entfernt, um steten Wind zu behalten und nicht den vom Gebirge herabstürzenden Fallwinden ausgesetzt zu sein. Der Anblick des Neujahrshafens hätte mich fast verführt, dort anzulegen, aber es war zu spät in der Jahreszeit, und meine Leute befanden sich so wohl, dass ich an keine Landung denken mochte, ehe wir in Tahiti waren.

      Am 24. verloren wir das Land außer Sicht, und bis zum Ende des Monats kämpften wir mit schlechtem Wetter und widrigen Winden. Am 31. drehte der Wind nach Nordnordost, und wir hatten große Hoffnung, mit dessen Hilfe unsere Reise um Kap Hoorn ohne große Schwierigkeiten zu vollenden, aber bereits in der Nacht fing der Wind an, unstet zu werden, und tags darauf setzte er sich im Westen fest und wuchs zu einem Sturm an, der heftiger war, als ich je einen Orkan erlebt hatte. Die Wogen brausten fürchterlich daher, aber unser Schiff hielt sie recht gut unter dem Großsegel und dem Vorderstagsegel aus. Der Sturm dauerte diesen und den folgenden Tag mit heftigen Stößen, die Hagel und Schloßen brachten. Ich war gezwungen, Tag und Nacht ein Feuer zu unterhalten, an dem einer der Wachhabenden die Kleider trocknete, wodurch ohne Zweifel die Gesundheit meiner Leute erhalten wurde.

      Unsere Begleiter waren Albatrosse und Sturmvögel, die sich im Kielwasser des Schiffes niederließen, was unsere Leute auf den Gedanken brachte, sie mit Angelschnüren zu fangen, was ihnen auch gelang. Der Sturm legte sich für kurze Zeit, tobte aber bald von Neuem, und die See ging gewaltig hoch. Die Folgen der ständigen Erschütterung begannen, sich nun am Schiff zu zeigen. Wir mussten uns alle Stunden an die Pumpen stellen. Die Decks waren so leck, dass ich die große Kajüte den Leuten, deren Schlafstellen zu nass waren, einräumen musste, damit sie ihre Hängematten dort befestigen konnten. Dies hatte noch den Vorteil, dass


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