Entdeckungsfahrten im Pazifik. James Cook

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Entdeckungsfahrten im Pazifik - James Cook


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und solche Reden verschaffen ihnen höchstes Entzücken. Der Keuschheit wird in der Tat geringer Wert beigemessen, besonders bei der mittleren Klasse; wird ein Weib des Ehebruchs schuldig befunden, so besteht ihre einzige Strafe in Schlägen ihres Gatten; die Männer bieten Fremden mit der größten Bereitwilligkeit junge Frauen und selbst ihre eigenen Töchter an, und eine Ablehnung dünkt ihnen höchst sonderbar. Doch geschieht dieses nur aus Gewinnsucht.

      Die Häuser und Wohnstätten dieser Menschen tragen in bewundernswerter Weise der ständigen Wärme des Klimas Rechnung; sie bauen sie nicht in Städten oder Dörfern, sondern ein jedes von den anderen getrennt und stets in den Wäldern. Die Behausungen sind ohne Wände, sodass die Luft, vom Schatten der Bäume gekühlt, freien Zutritt von allen Richtungen hat, aus denen sie wehen mag. Kein Land kann sich angenehmerer natürlicher Pfade rühmen denn dieses; alle Ebenen, welche von den Eingeborenen bewohnt sind, sind von Gehölzen von Brotfruchtbäumen und Kokosnussbäumen ohne Unterholz bestanden und in allen Richtungen von Pfaden durchschnitten, die von Haus zu Haus führen, sodass es nichts Angenehmeres geben kann in einem Klima, welches die Sonne so mächtig regieret. Die Häuser sind im Allgemeinen in einem länglichen Viereck gebaut, die Dächer werden von drei Reihen von Säulen oder Pfosten gestützt und ordentlich von Palmblättern bedeckt; ein Haus mittlerer Größe ist ungefähr 24 mal 12 Fuß, sein höchster Punkt 8 oder 9 Fuß, das Dach beginnt bei 3 1/2 oder 4 Fuß. Die Blumen der Erde sind einige Inches hoch mit Heu bedeckt, auf welchem hie und da Matten liegen und als Gelegenheit zum Sitzen dienen; nur wenige Häuser haben mehr denn einen Stuhl, welcher dem Haupt der Familie vorbehalten ist. In ihren Häusern sind weder Räume noch sonstige Trennungen, sondern sie sind alle zusammen und schlafen gemeinsam; doch dabei beachten sie im Allgemeinen eine gewisse Ordnung: Die Verheirateten liegen beieinander, und die Unverheirateten liegen nach dem Geschlecht getrennt, in geringer Entfernung voneinander …

      Ihre Kanus und Boote sind allesamt sehr schmal gebaut, und etliche der längsten messen 60 oder 70 Fuß, diese bestehen aus mehreren Stücken: Der Boden ist rund und aus großen Stämmen gefertigt; er ist in einer Dicke von ungefähr 3 Inches ausgehöhlt und kann aus drei oder vier Stücken bestehen; die Seiten sind aus Brettern fast derselben Dicke und nahezu senkrecht, nur auf das Dollbord zu ein wenig abgerundet. Die Stücke, aus welchen sie bestehen, passen aufs Beste zusammen und sind äußerst haltbar verbunden. Ihre größte Breite haben sie am hinteren Teil, nämlich im Allgemeinen ungefähr 18 oder 20 Inches; das Vorderteil ist etwa um ein Drittel schmaler. Die Höhe von dem Boden bis zum Dollbord überschreitet selten 2 1/2 oder 3 Fuß; sie bauen die Fahrzeuge mit hochgekurvtem Heck, welchselbes im Allgemeinen mit Schnitzwerk verziert ist, der vordere Teil ist wenig oder gar nicht gekurvt. Die kleineren Kanus sind nach demselben Plan gebaut und aus einem, zwei oder mehreren Bäumen, je nach ihrer Größe und dem Zweck, welchem sie dienen. Um das Kentern zu verhindern, haben sie sogenannte Ausleger, das sind Holzbalken, welche an dem Dollbord befestigt sind und je nach der Größe des Bootes auf einer Seite etwa 6, 8 oder 10 Fuß herausragen. An den Enden ist in paralleler Richtung zu dem Kanu ein langes einfaches Holzstück befestigt; manche haben es auch in der Form eines kleinen Bootes, doch ist dies nicht allgemeiner Brauch. Dasselbe liegt im Wasser und balanciert das Boot. Diejenigen, die zum Segeln dienen, haben Ausleger nur auf der anderen Seite in Höhe des Mastes; selbige dienen zur Befestigung der Wanten und sind von Nutzen beim Trimmen des Bootes, wenn der Wind frisch bläst. Die Segelboote haben einen oder zwei Masten; die Segel sind von Mattenstoff, von Gestalt sind sie oben schmal und unten breit, und man benutzt sie im Allgemeinen bei Kriegsschiffen etc. Ich habe oben erwähnt, dass die Kanus Ausleger haben; doch Doppelfahrzeuge, das sind zwei zusammen, was häufig anzutreffen ist, benötigen solche nicht, und bei ihnen verfährt man in folgender Weise: Zwei Kanus werden in paralleler Richtung ungefähr drei oder vier Fuß auseinander platziert und durch schmale Holzstücke verbunden, so überkreuz gehen und an jedem ihrer Dollborde befestigt sind. So unterstützt ein Boot das andere, und beide sind in keiner Weise vom Kentern bedroht, und ich glaube, dass in dieser Weise alle ihre großen Fahrzeuge gebaut werden, von welchen einige eine große Zahl von Männern tragen, indem sie in der ganzen Länge des Schiffes und erheblich breiter eine Plattform aus Bambus oder anderem leichten Holz haben; doch sah ich auf der ganzen Insel nur eines dieser Art. Auf dem Vorderteil all dieser großen Doppelfahrzeuge befand sich eine längliche Plattform von etwa 10 oder 12 Fuß Länge und 6 oder 8 Fuß Breite, welche ungefähr 4 Fuß über dem Dollbord von kräftigen geschnitzten Pfeilern unterstützt war; diese Plattform dient den Kriegern, in der Schlacht darauf zu stehen und zu kämpfen. Denn meines Wissens werden die großen Kanus zum größten Teil, wenn nicht gar ausschließlich, zu Kriegszwecken gebaut. Ihre Kampfmethode ist es, das gegnerische Fahrzeug zu entern und mit Keulen, Speeren und Steinen zu kämpfen. Ich sah nur eines dieser Art von Kanus im Wasser, die anderen befanden sich allesamt an Land und schienen allmählich zu verderben; auch waren nicht viele davon auf der Insel.

      Die Häuptlinge und die Vornehmeren reisen im Allgemeinen in kleinen Doppelkanus von einem Ort der Insel zum anderen; auf selbigen befindet sich ein kleines bewegliches Haus, welches sie nicht nur des Tages vor der Sonne schützt, sondern ihnen des Nachts auch als Schlafstätte dient. Diese Art des Reisens ist höchst angenehm bei Inseln, welche wie diese von einem Riff umgeben sind, denn zumal diese Kanus nur wenig Wasser ziehen, können sie beständig innerhalb der Riffe bleiben und geraten somit niemals in Gefahr. Sie haben einige wenige andere Kanus, die sie Pahees nennen, welche sich von den oben beschriebenen unterscheiden; doch sah ich von diesen nur sechs auf der ganzen Insel, und man sagte mir, sie seien nicht hier gebaut. Die beiden größten waren jeweils 76 Fuß lang, und als sie benutzt worden waren, befestigte man sie aneinander. Sie sind an beiden Enden spitz und schmal gebaut und in der Mitte breit, der Boden ist gleichfalls spitz und neigt sich gleich einem Keile, doch wölbt er sich am Kiel sehr stark nach außen und rundet sich direkt unter dem Dollbord sofort wieder nach innen. Sie sind aus mehreren Stücken dicker Planken gebaut und werden wie die anderen zusammengefügt, nur haben diese Inholz, welches die anderen nicht haben; sie haben ein hochgekurvtes Heck, auch die Spitze ist etwas gekurvt, und beide sind mit dem Abbild eines Mannes geschmückt, in Holz geschnitten.

      So man die Werkzeuge betrachtet, welche diese Leute haben, muss man ihr besonderes Geschick bewundern: Sie besitzen Krummäxte und kleine Beile aus hartem Stein, sowie Meißel oder Hohlmeißel aus Menschenknochen vom Unterarm, doch werden statt ihrer häufig auch Nägel verwandt. Mit diesen gewöhnlichen Werkzeugen, von denen ein europäischer Handwerker glauben mag, sie gingen beim ersten Schlag zu Bruche, habe ich sie mit überraschender Behändigkeit arbeiten sehen. Um ihr Werk zu ebnen oder zu polieren, reiben sie es mit einem glatten Stein, einer klein gehauenen Koralle; dabei verfahren sie gelegentlich so, dass sie diese mit Muscheln abkratzen, mit welchen allein sie die meisten ihrer kleinen Holzarbeiten herstellen.

      Ihre großen und kleinen Boote und Kanus werden mit Paddeln gerudert und gesteuert, und obwohl die großen sehr plump erscheinen, wissen sie äußerst behände mit ihnen umzugehen und unternehmen damit meines Wissens lange Reisen; andernfalls würden sie kaum die Kenntnisse der Inseln dieser Seen besitzen, über die sie augenscheinlich verfügen. Als Schmuck tragen sie an den Mastspitzen der meisten ihrer Segler Hängezierrat aus Federn …

      Die Insel ist in zwei Distrikte oder Königreiche gespalten, welche sich häufig im Krieg gegeneinander befinden, wie dies vor ungefähr zwölf Monaten der Fall war. Jedes dieser Reiche ist wiederum in kleinere Distrikte aufgeteilt, welche Whennuas genannt werden. Über jedem der Königreiche ist ein Eare dehi oder Oberhaupt, den wir einen König nennen, und in den Whennuas herrschen Eares oder Häuptlinge. Die Macht des Königs scheint nur sehr gering zu sein; er mag als ein Vater geehrt werden, doch wird er keineswegs als ein Monarch gefürchtet oder respektiert. Gleiches lässt sich von den anderen Häuptlingen sagen, doch besitzen sie einen Vorrang vor den anderen Leuten, welche ihnen eine Art freiwilligen Gehorsam leisten. Im Ganzen gesehen scheinen diese Leute Freiheiten größten Ausmaßes zu genießen, und jeder Mann scheint der einzige Richter seiner eigenen Taten; als einzige Strafe scheint er den Tod zu kennen, und ein solches Urteil wird vielleicht gegen niemand mit Ausnahme eines öffentlichen Feindes ausgesprochen. Es gibt drei Rangstufen bei Männern und Frauen: Die ersten sind die Eares oder Häuptlinge, die zweiten die Manahoonas oder Mittleren, und als letzte kommen die Toutous, welcher Gruppe all die Niederen angehören, die den weitaus größten Anteil ausmachen. Diese Letzteren scheinen


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