Agricola und Germania. Tacitus

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Agricola und Germania - Tacitus


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– zwei große Werke überliefert. Ab dem Jahr 97 arbeitete er an seinem Geschichtswerk.

      Nach seinen beiden Erstlingen Agricola und Germania erschien zwischen 102 und 107 der Dialogus de oratoribus, eine im Stil Ciceros abgefasste Abhandlung über den Niedergang der Beredsamkeit in Rom. Die einzelnen Teilnehmer (Marcus Aper, Iulius Secundus, Vipstanus Messalla und der Gastgeber Curiatius Maternus) entwickeln die Themen wie in einem realen Gespräch auch mit Brüchen und Wiederaufnahmen: die Vorzüge des Berufs des Redners und die Vorzüge eines zurückgezogenen Lebens – Niedergang oder Blütezeit der Redekunst – Erziehung zum Redner und Qualität der Redelehrer [danach folgt eine Lücke in der Überlieferung] – Verlust der Funktion der politischen Rede in der Kaiserzeit, bis Tacitus zu dem Schluss kommt, dass die Redekunst in unruhige Zeiten mit Aufruhr und Streit gehört, während ihr Platz in einem wohlgeordneten Staat nicht ist.

      Die Historien entstanden bis etwa zum Jahr 108/09. Sie behandeln die römische Geschichte von 69 bis 96, beginnen also mit dem Vierkaiserjahr und stellen die Geschichte der flavischen Dynastie dar. Erhalten sind von den ursprünglich wohl zwölf Büchern nur die ersten vier und der Anfang des fünften. Nach dem Rückblick auf die Rhetorik im Dialogus beginnt Tacitus hier mit einem Rückblick auf seine Vorgänger als Geschichtsschreiber, stellt Überlegungen zum Vierkaiserjahr an und lässt dann die Ereignisse beginnen. Die Kaiser bewertet er vor allem aufgrund ihrer außenpolitischen Leistung. Der erhaltene Teil des fünften Buches endet mit dem Krieg in Judäa im Jahre 70.

      Die Annalen (Ab excessu divi Augusti) entstanden wohl in zwei Teilen und enthalten die römische Geschichte von 14 n. Chr. bis 68, also die julisch-claudische Dynastie nach Augustus. Das Werk war auf 16 bis 18 Bücher angelegt, von denen ein Teil des fünften, der Abschnitt vom siebten bis zum zehnten Buch sowie das Ende ab der zweiten Hälfte des 16. Buches nicht überliefert sind. Nach einem kurzen Proömium bietet Tacitus einen knappen Abriss der römischen Geschichte bis zur Zeit des Augustus, den er sehr kritisch beurteilt.

      Je sechs Bücher sind Tiberius und Claudius gewidmet, der Rest Nero.

      Tacitus Quellen waren außer Senatsakten, zu denen er als Senator und ehemaliger Konsul Zugang hatte, private Archive, Augenzeugenberichte und eigene Anschauung, ferner die Geschichtsschreiber des 1. Jahrhunderts, insbesondere der ältere Plinius mit seinen Büchern über die Germanenkriege und seinen Historien, Cluvius Rufus (Konsul und Begleiter Neros bei dessen Griechenlandreise), Fabius Rusticus sowie vielleicht Servilius Nonianus und der ältere Seneca, deren infrage kommenden Werke ausnahmslos verloren sind. Zu seinen Vorbildern im Stil gehört Sallust. Wichtig war ihm die historische Analyse, nicht die Neutralität. Was er berichtet, ist in der Regel wahr, doch Auswahl und Anordnung werden der Autorintention untergeordnet.

       Zu dieser Ausgabe

      Wie antike Geschichtsschreiber in der Einleitung ihr Werk begründen und als notwendig erweisen, ist es auch bei Tacitus’Agricola und Germania angebracht zu erklären, warum den vielen existierenden gedruckten Übersetzungen hiermit noch eine weitere hinzugefügt wird. Hauptmerkmal der vorliegenden Ausgabe sind die ausführlichen Erläuterungen, die nicht am Ende des Buches – womöglich noch kapitelweise – gesucht werden müssen, sondern unter der Textstelle, auf die sie sich beziehen, schnell gefunden werden können und drei Schwerpunkte haben:

      1. Sie enthalten Sachinformationen zu Orten, Personen und Sachverhalten, die der Orientierung und dem Verständnis des keineswegs aus dem reinen Text alleine heraus begreifbaren Werkes dienen. Insbesondere erfahren die Leser, wieweit andere schriftliche Überlieferungen oder archäologische Erkenntnisse Tacitus’ Ausführungen als zutreffend, unwahrscheinlich oder falsch erweisen.

      2. Die Erläuterungen bieten Hinweise auf das Vorwissen und die Assoziationen der römischen Leser, sodass Rückschlüsse auf die Intention des Verfassers möglich sind, aber auch die Wirkung der Schriften beim zeitgenössischen Publikum nachvollziehbar wird.

      3. Sie teilen zu vielen Stellen die Wirkungsgeschichte mit, darunter auch wissenschaftliche Erkenntnisse, die sich direkt aus den Texten oder im Zusammenhang mit ihnen ergeben haben und für diejenigen Personen, die sich heute entschließen, Tacitus zu lesen, gewiss von Interesse sind.

      Die vorliegende Ausgabe soll daher Tacitus’ erste beiden Schriften, von denen mindestens die Germania dem Namen nach eine breitere Bekanntheit besitzt, Lesern erschließen, die den reinen Übersetzungstext, obwohl sie das Thema interessiert, nach einigen Seiten wohl weglegen würden oder nur einen geringen Teil des – hier zum Teil vergrabenen – Wissensschatzes mitnehmen würden.

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