Ins weite Blau. Friedrich Holderlin

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Ins weite Blau - Friedrich  Holderlin


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meine Größe.

       Die Demut

      Hört, größre, edlere der Schwabensöhne!

      Die ihr vor keinem Dominiksgesicht

      Euch krümmet, welchen keine Dirnenträne

      Das winzige, geschwächte Herzchen bricht.

      Hört, größre, edlere der Schwabensöhne!

      In welchen noch das Kleinod Freiheit pocht,

      Die ihr euch keines reichen Ahnherrn Miene,

      Und keiner Fürstenlaune unterjocht.

      Geschlecht von oben! Vaterlandeskronen!

      Nur euch bewahre Gott vor Übermut!

      O! Brüder! der Gedanke soll uns lohnen,

      In Hermann brauste kein Despotenblut.

      Beweinenswürdig ist des Stolzen Ende

      Wann er die Grube seiner Größe gräbt,

      Doch fürchterlich sind seine Henkershände,

      Wann er sich glücklich über andre hebt.

      Viel sind und schön des stillen Mannes Freuden,

      Und stürmten auch auf ihn der Leiden viel,

      Er blickt gen Himmel unter seinen Leiden,

      Beneidet nie des Lachers Possenspiel.

      Sein feurigster, sein erster Wunsch auf Erden

      Ist allen, allen Menschen nützlich sein,

      Und wann sie froh durch seine Taten werden,

      Dann will der edle ihres Danks sich freun.

      O! Demut, Demut! laß uns all dich lieben,

      Du bists, die uns zu einem Bund vereint,

      In welchem gute Herzen nie sich trüben,

      In welchem nie bedrängte Unschuld weint.

      Drum größre, edlere der Schwabensöhne

      Laßt Demut, Demut euer erstes sein,

      Wie sehr das Herz nach Außenglanz sich sehne,

      Laßt Demut, Demut euer erstes sein.

      Vor allen, welchen Gott ein Herz gegeben

      Das groß und königlich, und feurig ist

      Die in Gefahren nur vor Freude beben,

      Für Tugend selbst auf einem Blutgerüst,

      Vor allen, allen, solche Schwabensöhne

      O solche, Demut, solche führe du

      Aus jeder bäurischstolzen Narrenbühne

      Den stillen Reihen jenes Bundes zu.

       Die Stille

      Die du schon mein Knabenherz entzücktest,

      Welcher schon die Knabenträne floß,

      Die du früh dem Lärm der Toren mich entrücktest,

      Besser mich zu bilden, nahmst in Mutterschoß,

      Dein, du Sanfte! Freundin aller Lieben!

      Dein, du Immertreue! sei mein Lied!

      Treu bist du in Sturm und Sonnenschein geblieben,

      Bleibst mir treu, wenn einst mich alles, alles flieht.

      Jene Ruhe – jene Himmelswonne –

      O ich wußte nicht, wie mir geschah,

      Wann so oft in stiller Pracht die Abendsonne

      Durch den dunklen Wald zu mir heruntersah –

      Du, o du nur hattest ausgegossen

      Jene Ruhe in des Knaben Sinn,

      Jene Himmelswonne ist aus dir geflossen,

      Hehre Stille! holde Freudengeberin!

      Dein war sie, die Träne, die im Haine

      Auf den abgepflückten Erdbeerstrauß

      Mir entfiel – mit dir ging ich im Mondenscheine

      Dann zurück ins liebe elterliche Haus.

      Fernher sah ich schon die Kerzen flimmern,

      Schon wars Suppenzeit – ich eilte nicht!

      Spähte stillen Lächelns nach des Kirchhofs Wimmern

      Nach dem dreigefüßten Roß am Hochgericht.

      War ich endlich staubigt angekommen;

      Teilt ich erst den welken Erdbeerstrauß,

      Rühmend, wie mit saurer Müh ich ihn bekommen,

      Unter meine dankende Geschwister aus;

      Nahm dann eilig, was vom Abendessen

      An Kartoffeln mir noch übrig war,

      Schlich mich in der Stille, wann ich satt gegessen,

      Weg von meinem lustigen Geschwisterpaar.

      O! in meines kleinen Stübchens Stille

      War mir dann so über alles wohl,

      Wie im Tempel, war mirs in der Nächte Hülle,

      Wann so einsam von dem Turm die Glocke scholl.

      Alles schwieg, und schlief, ich wacht’ alleine;

      Endlich wiegte mich die Stille ein,

      Und von meinem dunklen Erdbeerhaine

      Träumt’ ich, und vom Gang im stillen Mondenschein.

      Als ich weggerissen von den Meinen

      Aus dem lieben elterlichen Haus

      Unter Fremde irrte, wo ich nimmer weinen

      Durfte, in das bunte Weltgewirr’ hinaus;

      O wie pflegtest du den armen Jungen,

      Teure, so mit Mutterzärtlichkeit,

      Wann er sich im Weltgewirre müdgerungen,

      In der lieben, wehmutsvollen Einsamkeit.

      Als mir nach dem wärmern, vollern Herzen

      Feuriger itzt stürzte Jünglingsblut;

      O! wie schweigtest du oft ungestüme Schmerzen,

      Stärktest du den schwachen oft mit neuem Mut.

      Jetzt belausch’ ich oft in deiner Hütte

      Schwebe oft in schimmernder Seraphen Mitte

      Mit dem Sänger Gottes, Klopstock, himmelan.

      Gott! und wann durch stille Schattenhecken

      Mir mein Mädchen in die Arme fliegt,

      Und die Hasel, ihre Liebenden zu decken,

      Sorglich ihre grüne Zweige um uns schmiegt –

      Wann im ganzen segensvollen Tale

      Alles dann so stille, stille ist,

      Und die Freudenträne, hell im Abendstrahle

      Schweigend mir mein Mädchen von der Wange wischt –

      Oder


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