Liä Dsi. Laotse

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Liä Dsi - Laotse


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Himmel belebt, der Himmel tötet:

      Das ist das Gesetz des SINNS.

      8.Himmel und Erde sind Räuber an der Natur,

      Die Natur ist Räuber am Menschen,

      Sind die drei Räuber im rechten Verhältnis,

      Darum heißt es:

      Iß der Zeit entsprechend, so kommt der Leib in Ordnung;

      Bewege das Triebwerk entsprechend, so kommen die

      Wandlungen zur Ruhe.

      9.Der Mensch erkennt seinen Geist als Geist,

      Aber er erkennt nicht, wodurch sein Geist Geist ist.

      10.Sonne und Mond haben ihre Zahl,

      Großes und Kleines hat sein Gesetz.

      Wenn des Berufenen Werk entsteht,

      Tritt die Klarheit der Götter hervor.

      Kann niemand auf Erden erblicken,

      Kann niemand erkennen;

      Trifft es den Edlen, so bleibt er fest im Unglück,

      Trifft es den Gemeinen, so verachtet er das Geschick.

      12.Die Blinden hören gut,

      Die Tauben sehen gut.

      Tu’ ab eine Quelle des Gewinns,

      Und du wirst Helfer finden zehnfach!

      Bringt Helfer zehntausendfach.

      13.Das Bewußtsein wird erzeugt durch die Außenwelt Und

      stirbt mit der Außenwelt; Das Triebwerk ist im Auge.

      14.Der Himmel hat keine Gnade. Eben darin zeigt er die

      größte Gnade. Plötzlicher Donner und Wirbelwind

      15.Höchste Freude: des Wesens Überfluß,

      Höchste Stille: des Wesens Bescheiden.

      Des Himmels Aller-Eigenstes

      Ist in seiner Wirkung das Aller-Allgemeinste;

      Es in die Hand zu bekommen

      Wird ermöglicht durch die Seelenkraft.

      16.Das Leben ist die Wurzel des Todes,

      Der Tod ist die Wurzel des Lebens;

      Segen entsteht im Unheil,

      Unheil entsteht im Segen.

      17.Die Toren suchen Offenbarungen

      Ich suche Weisheit

      Durch Erforschung der Zeichen in Zeit und Welt.

      18.Die Menschen halten törichte Sorgen für Heiligkeit,

      Ich halte das Meiden törichter Sorgen für Heiligkeit.

      Die Menschen halten das Wunderbare für Heiligkeit,

      Ich halte das Nichtwunderbare für Heiligkeit:

      Wer ins Wasser sich stürzt, ins Feuer geht,

      Zieht selber seinen Untergang herbei.

      19.Der SINN des auf sich selbst Beruhenden ist Stille:

      So entstehen Himmel, Erde und die ganze Natur.

      Der SINN Himmels und der Erde

      Durchtränkt das All:

      So siegen Trübes und Lichtes übereinander.

      Und während Trübes und Lichtes sich ablösen,

      Gehen Änderung und Wandlung ihren Weg.

      20.Der Berufene hat erkannt,

      Daß dem SINN des auf sich selbst Beruhenden

      Nichts widerstehen kann;

      Deshalb leitet er die Dinge

      Durch den SINN der höchsten Stille.

      21.Was Gesetze und Regeln nicht befassen können,

      Ursprünglich ist es, ein Wunderding.

      Das erzeugt alle Bilder:

      Und die Verborgenheit der Geister,

      Das Geheimnis, wie das Trübe und Lichte einander

      besiegen,

      Leuchtend klar steht es da,

      Das Höchste: die Idee.

      Unter dem Einfluß des Konfuzianismus hat sich die ganze chinesische Götterwelt sozusagen humanisiert. Die Götterposten wurden einfach Ämter, die ganz ähnlich wie die irdischen Ämter nach Verdienst und Würdigkeit verliehen werden, nur statt an Lebende an Verstorbene. So berührt es denn auch ganz merkwürdig, wenn wir z. B. vom Kriegsgott Geschlechts- und Vornamen hören und seine ganze Lebensgeschichte als tapferer und pflichttreuer Beamter und General unter dem nachmaligen Kaiser Liu Be der späteren Han-Dynastie. Wir vermissen das Naturhafte an dieser Gottheit, das uns im griechischen Ares oder im germanischen Ziu so gewaltig entgegentritt. Und so geht es mit allen anderen Göttern; selbst Berg- und Flußgötter sind nicht Naturgewalten, sondern verstorbene Beamte oder andere Leute, die von irgendeinem Kaiser mit diesem Posten belehnt wurden. Ja, der höchste Gott Himmels und der Erde in der taoistischen Religion: Yü Huang, der Nephritherr, ist ein früherer Magier, der von einem Kaiser zu diesem Rang erhoben wurde. So ist denn das chinesische Pantheon im allgemeinen ein sehr geordneter, nur etwas allzu nüchterner Beamtenstaat, in dem keine Extravaganzen vorkommen, da auch Götter, wenn sie sich nicht ordentlich halten oder ihre geistige Wirksamkeit erlischt, abgesetzt und durch andere vertreten werden können. Daß es nicht von Anfang an so in China ausgesehen hat, dafür ist Liä Dsï ein Zeuge. Man kann sich nichts Bunteres und Naturhafteres vorstellen als die blühende Mythenwelt, in die er uns einführt. Jene Vermenschlichung der Götter in China ist eine Folge des Ahnendienstes. Im Altertum schied man deutlich zwischen himmlischen Mächten: Schen, Erd- und Naturgeistern: Dschï, und den Manen der Abgeschiedenen: Gui. Allmählich haben diese Manen die anderen göttlichen Wesen sich assimiliert und sind dann schließlich allein auf dem Plan geblieben, als Zeichen, wie auch in der Religion durch die Kraft des Konfuzianismus alles rationalisiert und vermenschlicht wurde.


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