Mami Staffel 13 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 13 – Familienroman - Lisa Simon


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      »Kein guter Vater, aber eines kannst du mir glauben, ich liebe sie wirklich. Ich wußte, daß sie es bei dir gut haben.«

      »Wir wollen die alten Geschichten ruhen lassen. Ich vertraue dir.«

      Woher kam die Ruhe? Julia fühlte eine Weite in ihrem Herzen, die sie überraschte und ein wenig atemlos machte. Es war ein gutes Gefühl, sie tat es für die Kinder, für Thomas und für sich. Sie war absolut sicher, das Richtige zu tun.

      Als sie dann eine halbe Stunde später bei ihrer Mutter ankam und ihr alles erzählt hatte, was passiert war, sprach diese sie auf Torsten an.

      »Wenn doch jetzt alles wieder gut wird, willst du dir dann nicht auch eine Chance geben, mein Schatz? Ich meine, der Mann, in den du dich verliebt hast, wird sicher warten, daß du dich meldest.«

      »Ich…, ja, ich denke, ich werde es tun. Aber ich hab’ ein bißchen Angst, daß er böse auf mich ist. Ich habe ihn nicht nett behandelt.«

      »Wenn er der richtige ist, wird er dich verstehen.«

      Julia wußte das. Und doch zögerte sie. Am liebsten hätte sie erst mit Nele darüber gesprochen. Aber vermutlich würde sie ihre Tochter damit überfordern. Sie selbst mußte entscheiden, was sie tun wollte.

      Patrick schlief an diesem Abend sehr viel schneller ein. Er spürte wohl auch, daß die schlimmste Zeit überstanden war. Julia hatte wieder dasselbe herzliche Lächeln und die vertraute Zärtlichkeit für ihren Sohn, als sie ihm gute Nacht gesagt hatte.

      Jetzt saß sie im Wohnzimmer, ließ den Tag noch einmal an sich vorüberziehen und schaute immer wieder zum Telefon hinüber. Sollte sie?

      Sie wählte Torstens Nummer. Nach dem dritten Klingeln wurde abgehoben.

      »Hier bei Köhler«, meldete sich eine Frauenstimme.

      Julia erstarrte. Lange hatte Torsten nicht gebraucht, sich zu trösten. Ohne ein Wort zu sagen, legte sie den Hörer auf. Da hatte sie ihre Antwort. Sie machte sich Sorgen, ob und wie es weitergehen sollte und Torsten hatte sie längst vergessen. Jetzt kam sie sich albern vor, sie hatte sich lächerlich gemacht, als sie an tiefe Gefühle glaubte.

      Nun war alles geklärt. Sie würde sich wieder um die Kinder kümmern, vielleicht Thomas mehr zur Seite haben als bisher und sich wieder ganz dem widmen, was vor Torsten ihr Leben ausgemacht hatte.

      Das war doch eigentlich ganz gut, versuchte sich Julia einzureden, aber die tiefe Traurigkeit wollte nicht weichen. Sie fühlte sich undankbar, daß sie so empfand, doch es war nicht zu ändern.

      *

      Am nächsten Tag rief sie Frau Dorn an, um ihr die gute Nachricht mitzuteilen. Frau Dorn freute sich sehr darüber.

      »Das ist die beste Nachricht, die Sie mir mitteilen konnten. Sehen Sie, Julia, das Leben ist doch schön, nicht wahr?«

      »Ja.«

      »Nanu? Höre ich da etwa eine kleine Unsicherheit heraus?«

      »Nein, nein, es ist wunderbar. Nele hat heute morgen schon ein paar Sätze gesprochen.«

      »Und wie geht es mit Ihrem Freund?«

      »Das ist vorbei. Die Gefühle sind nicht, wie ich dachte.«

      »Oh, das überrascht mich aber. Sie waren doch so sicher.«

      »Na ja, ich habe mich eben geirrt. Er hat eine andere. Ich verstehe das sogar.«

      »Hmm. Nun ja, vielleicht brauchen Sie beide noch Zeit. Jetzt genießen Sie erst einmal die

      Freude über Nele. Sie werden sich bestimmt bald besser fühlen.«

      »Das glaube ich auch. Schon jetzt kommt es mir vor, als hätte unser Leben neu begonnen.«

      »Das ist die richtige Einstellung. Es wird kommen, wie es kommen soll.«

      Julia mußte auflegen. Sie wurde im Laden gebraucht. Aber das war ihr auch ganz lieb, denn sie wollte das Thema Torsten auf keinen Fall vertiefen. Als sie heute morgen aufgewacht war, hatte sie zuerst die Freude über Nele erfüllt, aber dann war die Stimme der Frau wieder in ihrem Ohr gewesen und hatte ihr die Tränen in die Augen getrieben.

      Am Nachmittag im Krankenhaus vergaß sie diese trüben Gedanken jedoch. Nele schenkte ihr das erste Lächeln seit Wochen.

      »Mama…«

      »Meine Nele! Wie schön, daß du wieder aufgewacht bist.«

      Sie küßte ihre Tochter, die sich schließlich beschwerte, daß Julias Tränen sie ganz naß machten. Lächelnd setzte sich Julia auf den Stuhl und griff nach Neles Hand.

      »Jetzt wird alles wieder gut, mein Schatz. Papa tut es schrecklich leid, daß er dich allein gelassen hat. Er hofft, daß du ihm noch eine Chance gibst.«

      »Er ist einfach weggegangen. Ich bin gar nicht wichtig für ihn…«

      »Doch, Nele, das bist du. Er hat jeden Abend viele Stunden hier an deinem Bett gesessen. Er fühlt sich schrecklich, daß er dir das angetan hat. Bitte, verzeih ihm. Du wirst sehen, es ist ihm ernst.«

      »Echt?«

      »Ganz bestimmt.«

      »Na gut…«

      Julia erzählte, was sie alles vorhatte. Die Zimmer sollten neu tapeziert werden, Nele durfte sich ein neues Bett aussuchen. Julia wußte, daß Nele sich ein Himmelbett wünschte. Auch das würde sie bekommen.

      »Toll, Mama…«, murmelte Nele, die noch schnell erschöpft war.

      Sie schloß die Augen und schlief wieder ein. Diesmal war Julia nicht beunruhigt. Die Wangen ihrer Tochter waren rosig, nach Auskunft des Arztes würde Nele in einer Woche nach Hause entlassen werden können. Es standen nur noch ein paar abschließende Untersuchungen aus, und dann sollte Nele natürlich noch Ruhe haben, um sich ganz zu erholen.

      Nele war wieder wach, als ihr Vater kam. Mit Staunen sah sie, daß er ihre Mutter mit einem Kuß auf die Wange begrüßte, bevor er sich an sie wandte, um sie ganz fest zu umarmen.

      »Habt ihr euch wieder vertragen?« fragte Nele beide Eltern.

      »Ja, wir werden wieder öfter etwas gemeinsam unternehmen«, gab Julia unbedacht zurück.

      Nele strahlte. Julia war einen Moment beunruhigt, vergaß es aber schnell wieder, als Thomas von einer Urlaubsreise sprach, zu der er sie einladen wollte.

      »Wir fliegen irgendwohin, wo es euch gefällt, dir und Patrick. Zwei Wochen lang.«

      »Du auch? Ich meine, du kommst mit?«

      »Natürlich komme ich mit.«

      »Mußt du dann nicht arbeiten?«

      »Ich habe mir meine Arbeit anders eingeteilt. Ich war ganz schön dumm, daß ich immer nur an die Arbeit gedacht habe. Dabei ist mir ganz entgangen, wie toll es ist, eine Tochter wie dich zu haben. Und einen Sohn wie Patrick.«

      Nele war selig. Julia konnte nicht länger bleiben. Ihre Mutter war allmählich auch erschöpft, sie sollte wieder mehr Zeit für sich haben. Deshalb mußte sie Patrick abholen.

      Als sie später mit ihm nach Hause kam, klingelte gerade das Telefon. Sie nahm den Hörer ab, einen Moment hoffend, daß es Torsten sein könnte. Es war Marius Dorn.

      »Ich habe von meiner Mutter gehört, daß es Nele wieder bessergeht. Das freut mich sehr. Ich wollte Ihnen das nur sagen.«

      »Das ist sehr nett von Ihnen.«

      »Falls Sie einmal wieder ein bißchen Spaß brauchen nach all der Aufregung, dann würde ich Sie gern einladen. Zum Essen, wann immer Sie wollen.«

      »Danke, ich nehme das gern an…«

      »Wollen wir schon etwas ausmachen?«

      »Ich rufe Sie an, ja?«

      »Gut. Alles Gute weiterhin, Julia.«

      »Mama,


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