Mami Staffel 13 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 13 – Familienroman - Lisa Simon


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wollte gerade das Glas zum Mund führen, stellte es aber auf den Tisch zurück.

      »Jetzt müßtest du dich sehen können.« Sie lachte bewußt, obwohl ihr bei seinem entsetztem Gesicht gar nicht zum Lachen war. Trotz brach in ihr auf. Spöttisch musterte sie ihn.

      »Was ist nur aus den behüteten Mädchen geworden, Harro, nicht wahr? Zuerst mußt du das von Luise erfahren, vielleicht hast du Luise sogar geliebt, und dein Stolz wurde durch diese Tatsache furchtbar verletzt. Zum Glück liebst du mich nicht. Ich bin nur ein Mädchen, mit dem du aufgewachsen bist. Du hast mein Fahrrad repariert, wenn es kaputt war, du hast mir das Segeln beigebracht und vieles mehr.«

      Er hatte seine Sprache wieder gefunden.

      »Warum um alles in der Welt hat der Mann dich denn nicht geheiratet? Wie konntest du dich in einen Trottel verlieben? Du kannst dich doch nicht so geändert haben.« Er fuhr mit der Zunge über seine Lippen. »Für uns Jungens warst du etwas ganz Besonderes«, setzte er ein wenig hölzern hinzu. »Wir haben bei vielen Mädchen versucht… ich meine… du weißt schon, was ich meine. Aber du, bei dir hätte es niemand gewagt. Du warst die stolze Laura. Der Mann, der dich erobern konnte, mußte etwas ganz Besonderes sein.«

      Seine Augen brannten. Er mochte jetzt über das Chaos seiner Gefühle nicht nachdenken, das konnte er später machen, wenn er im Bett lag.

      »War er etwas Besonderes?«

      Als das Essen serviert wurde, warf er dem Kellner einen Blick zu, daß dem beinahe die Platte aus der Hand gefallen wäre.

      Harro hatte nur lustlos von den appetitlichen Speisen gegessen. Er hätte später nicht einmal sagen können, was ihnen serviert worden war. Dann fragte er noch einmal, drängend, mit einem bitteren Geschmack im Mund: »War er etwas Besonderes, Laura?«

      Sie hatte mit Appetit gegessen, sie löffelte den Nachtisch, den er abgelehnt hatte.

      »Für mich ja, Harro. Wollen wir das Thema nicht abschließen?«

      »Nein. Das kann ich nicht. Was verlangst du denn von mir? Erinnerst du dich, als ich dir nach dem Tanzabend beim Baron einen Kuß geben wollte? Du hast dich angestellt, als hätte ich einen schlechten Mundgeruch. Und dieser…«

      »Inzwischen bin ich ein wenig älter geworden, Harro. Schließen wir das Thema ab. Du hast noch nicht einmal gefragt, wie alt meine Tochter ist und wie sie heißt.«

      »Im Moment interessiert mich der Vater deiner Tochter mehr. Warum hast du ihn nicht geheiratet?«

      Einen Moment wollte sie ihn mit einer Ausrede abspeisen, aber dann siegte die Ehrlichkeit.

      »Ich war sehr verliebt, Harro. Ja, für mich war er der besondere Mann, auf den ich gewartet hatte.

      Aber dann war er fort. Von einem Tag auf den anderen. Als ich in sein Hotel kam, wurde mir gesagt: er ist abgereist.«

      »Kein Brief, keine Nachricht?«

      »Kein Brief, keine Nachricht.«

      »So ein gemeiner Kerl«, erregte er sich. Er dämpfte seine Stimme, da man am Nebentisch schon auf sie aufmerksam wurde. »Du Arme. Das muß scheußlich für dich gewesen sein.«

      Sie nickte. »Das ist lange überwunden«, log sie. Sie würde diesen Augenblick wohl nie vergessen, die Enttäuschung würde an ihrem Herzen nagen, solange sie lebte.

      »Vermutlich war er verheiratet«, überlegte er stirnrunzelnd. Er fuhr mit allen Fingern durch sein blondes Haar und plötzlich mußte sie lachen.

      »Dir steht dein Haar zu Berge wie früher. Du hast es noch immer nicht bändigen können.«

      »Vieles ist geblieben.« Er nahm ihre Hand und hob sie an seine Wange. »Ich glaube, nicht nur mein Haar ändert sich nicht. Auch mein Herz ist beständig. Es gehört dir noch immer. Du hast einen sicheren Platz darin gefunden.«

      Sanft, aber bestimmt entzog sie ihm die Hand.

      »Erzähl’ mir von Luise. Das muß doch im Dorf, besonders aber bei ihren Eltern, ein Skandal gewesen sein.«

      Er nickte unwillig. Luise war unwichtig, an sie verschwendete er längst keinen Gedanken mehr.

      »Natürlich. Aber inzwischen sind die Eltern längst mit allem ausgesöhnt. Sie vergöttern den Enkel, sind ganz verrückt damit. Sogar meine Mutter findet ihn süß.

      Ich will mit dir nicht über Luise reden. Ist deine Tochter der Grund, weshalb du nicht nach Hause kommst? Ich habe deine Mutter einmal besucht. Entschuldige, daß ich das sage. Ich fand, sie ist sehr alt geworden.«

      Laura nickte unglücklich. »Ich weiß. Meine Mutter kommt, so oft sie es einrichten kann. Wenn Stephanie sie sieht, dann kräht sie vor Vergnügen und streckt ihr die Händchen entgegen. Du solltest die beiden sehen, Harro. Von einem Moment auf den anderen scheint sie wieder jung zu werden. Sie lacht und ist übermütig. Es ist goldig, die beiden zu betrachten.«

      »Und dein Vater?«

      Sie verzog ein wenig den Mund. Es sollte Spott sein, aber es wurde Mitleid daraus.

      »Er kann nicht über seinen Schatten springen. Zum Glück läßt meine Mutter sich die Reise zu mir nicht verbieten. Er schmort in seinem eigenen Saft. Aber er muß den ersten Schritt machen, das bin ich mir selbst schuldig. Für ihn ist es eine gute Lektion. Ich muß sie ihm erteilen.«

      Harro schüttete den Wein förmlich in sich hinein, was gar nicht zu seiner kultivierten Art paßte.

      »Laura, in meinem Kopf dreht sich ein Mühlrad. Eben war ich wie verhext vor Begeisterung, dich gefunden zu haben. Entschuldige, aber jetzt bin ich doch aus der Fassung geraten.«

      »Aber warum denn, Harro? Entspreche ich deinen moralischen Vorstellungen nicht mehr?«

      »Rede nicht solch einen Unsinn! Wie stempelst du mich denn?«

      Sie lächelte gelassen. Er glaubte sie zu kennen, als wäre sie seine Schwester, aber er fühlte sich ausgeschlossen. In ihren Augen konnte er nicht lesen.

      »Wenn du jetzt wieder einmal in unseren Ort kommst, dann sieh doch bei uns herein, Harro. Es lohnt sich, Herrn Poppel kennenzulernen. Er ist ein Schöngeist, ein wundervoller Mensch.

      Du kannst dir gar nicht vorstellen«, sie wurde lebhafter, ihre Augen sprühten, »wie herrlich die Abende mit ihm sind. Besonders die Winterabende, wenn der Wind heult und es draußen so ungemütlich ist, daß man keinen Hund hinausjagen mag. Dann liest er mir vor, während ich male. Dann tanzen die Figuren durchs Zimmer, von seiner Stimme lebendig geworden. Man kann über alles mit ihm reden. Und für meine Tochter ist er ein wundervoller Großvater.«

      »Wie alt ist er?« wollte er eifersüchtig wissen und wußte nicht einmal, daß es Eifersucht war.

      »Leider zu alt, um ihn heiraten zu können«, seufzte Laura, als trauere sie um diese Tatsache. Ernst werdend fügte sie hinzu: »Er ist für mich der Vaterersatz. Und ein wundervoller väterlicher Freund.«

      »Ich bin so durcheinander, daß ich darauf keinen Gedanken verschwenden will. Hast du nie versucht, mit dem Herrn, mit dem Vater deiner Tochter Verbindung aufzunehmen? Weiß er von ihr?«

      »In beiden Fällen nein.«

      Das wollte überdacht werden. Der Kellner goß Wein nach, Harro bemerkte es nicht einmal.

      Er sammelte vorsichtig die Worte, es war so gar nicht seine Art, unsicher zu sein.

      »Liebst du ihn noch immer?« platzte er mit seiner Frage heraus. Sie sah Eifersucht und Verzweiflung in seinen Augen, und beinahe tat er ihr leid.

      »Ich habe ihn nicht vergessen«, erklärte sie ihm zögernd. »Ich denke jetzt nicht mehr in Wut oder gar Haß an ihn. Vielleicht kannst du es nicht verstehen. Aber ich bin froh. Ich bin glücklich, daß ich Stephanie habe. Ist dir das Antwort genug?«

      Er fuhr sich über die Stirn, als wollte er Gedanken fortstreichen. »Euch Frauen habe ich noch nie verstanden«, behauptete er. Er versuchte ein Lachen, sehr zaghaft fiel


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