Münster - Noch mehr wöchentliche Geschichten. Carsten Krystofiak

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Münster - Noch mehr wöchentliche Geschichten - Carsten Krystofiak


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      Als der Droste die Location verließ, lungerte Oer noch vor der Tür herum. Beide provozierten sich verbal, doch der Droste wandte sich ab und ging die Aegidiistraße hoch nach Hause. Er ahnte nicht, dass Oer und sein Freund Westerholt ihm nachschlichen.

      Als Droste in die Lütke Gasse einbog, holten sie ihn ein und machten ihn Messer … Dabei verloren die Mörder aber einige Klamotten, sodass sie schnell identifiziert wurden. Doch für die Ermittler wurde der Fall jetzt kompliziert. Die Täter waren in den Dombezirk geflüchtet. Weil sie Geistliche waren, durfte Münsters Gericht sie dort nicht verhaften lassen. Der Bürgermeister ließ darauf den Domplatz absperren und verlangte die Auslieferung. Nach einigem Hinauszögern wurden beide überstellt, aber vom Fürstbischof nach zwei Jahren milder Haft entlassen. Die Stadt Münster erließ neue Haftbefehle, die aber erst über 20 Jahre (!) später in Kraft gesetzt wurden. Die Mörder waren schlau genug, sich nicht mehr in Münster blicken zu lassen.

      Tatort Lütke Gasse. Adelige Domherren unter sich: »Ich geb‘ dir Faust, Alter!« »Ich mach‘ dich Messer!«

      In dieser Woche im Jahr 1940 …

      … zog Heinrich Lankenau in die Villa ten Hompel.

      Der neureiche »Zementkönig« Rudolf ten Hompel hatte sich eine dicke Villa am Kaiser-Wilhelm-Ring gebaut. Dummerweise hatte er auch das Finanzamt beschissen und so wurde seine Villa gepfändet.

      Ab April übernahm die Ordnungspolizei das Protzgebäude. Neuer Hausherr wurde Heinrich Lankenau.

      Dessen Dienstherr war Heinrich Himmler, Chef der Deutschen Polizei und »Reichsführer SS«, hinter vorgehaltener Hand auch als »Reichsheini« verlacht.

      Himmler ernannte Lankenau in Westfalen zum Befehlshaber der Ordnungspolizei, durch den Abkürzungsfimmel der Nazis offiziell zu BdO zusammengestrichen. Himmler kam seinen BdO sogar mal besuchen, bei einer Blitzvisite in Münster, bei der er im noblen Hotel Fürstenhof am Verspoel abstieg, das später zum Kino umgebaut wurde.

      Lankenau hat nie einen Menschen misshandelt, er war der typische Schreibtischtäter: Er stellte aus Polizeizügen Wachmannschaften für Deportationen und für das Ghetto von Warschau zusammen. Seine vierzig Büromitarbeiter fanden, dass er ein sehr netter und gutmütiger Chef war.

      Im Frühling 1941 freute er sich über seine Ernennung zum SS-Brigadeführer, das entspricht immerhin einem Generalmajor.

      Die Ernennungsurkunde mit Hitlers Unterschrift rahmte er sich stolz über seinem Schreibtisch ein.

      Nach Kriegsende ging er ironischerweise wie Rudolf ten Hompel in die Zementindustrie. Als Rentner schrieb er ein Buch über seine Polizeieinheiten im Kriegseinsatz: Natürlich hatten sie niiie etwas verbrochen …

      Lankenau starb als über 90-jähriger Pensionär in Ostwestfalen.

      Adolf Hitler auf dem Balkon der Villa ten Hompel? Nein, der Kabarettist Andreas Breiing in einer szenischen Darstellung.

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