Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett


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Boss und stutzten. Man sah deutlich, dass sie nicht recht wussten, wie sie sich zu verhalten hatten.

      „Ohne dich, Boss, wäre jetzt bereits einer der Pferdediebe auf der langen Reise“, sagte ein langer, dünner Mann mit tiefer Bassstimme. „Wir haben die Pferdediebe, Boss, und wenn Sie nur der Schufte wegen die Reise unterbrachen, hätten Sie sich das ersparen können. Wir sind dabei, den Halunken die wohlverdiente Strafe angedeihen zu lassen.“

      „Wer sagt euch, dass es Pferdediebe sind?“, wandte Rüdiger sich an seinen Vormann.

      Einer der Männer trat vor.

      „Ich irre mich nicht, Boss. Ich habe die Schufte gleich wiedererkannt, und sie waren geständig. Man braucht die beiden nur anzusehen, um zu wissen, dass sie für jede Untat zu haben sind. Sie haben nicht die geringste Reue gezeigt und wollten mit einem bösen Lachen der Welt so long sagen. Angespuckt haben sie uns auch noch dazu. Es sind wahre Teufel, Boss!“

      „Die einen Auftrag hatten! Seht her, dort steht Blacky!“

      Nun, das hätte der Boss nicht erst zu sagen brauchen. Alle Mann hatten bereits runde Augen bekommen, als sie Blacky erblickt hatten und auf seinem Rücken Dan, dessen 45er Colt noch rauchte und fest in seinen Händen lag.

      „Die beiden Gents, Boys, sind keine Pferdediebe.“

      „Ich will auf der Stelle selbst hängen, wenn das stimmt, Boss“, meldete sich der Cowboy, der die beiden Männer als die Pferdediebe wiedererkannt hatte.

      „Ich würde dir raten, Amb, mich nicht der Lüge zu bezichtigen!“, unterbrach ihn Rüdiger scharf. „Dan Flemmings Freunde können jederzeit den Rappwallach für ihn holen. Das ist recht und billig so, denn der Rappe gehört ihm, Dan Flemming.“

      „Boss, wenn dieser Flemming Sie unter Druck setzte, dann .. . dann sagen Sie es uns!“, fauchte

      der Vormann der Schaufelbrand-Crew. „Haben Sie sich von seinem Revolver einschüchtern lassen, Boss? Wenn er Ihnen ein Versprechen abnahm, jetzt brauchen Sie es ihm nicht mehr zu halten. Er geht mit seinen beiden Freunden auf die lange Reise.“ Rüdiger schüttelte den Kopf.

      „Ihr schätzt die Lage falsch ein, Männer“, sagte er. „Mich hat bisher noch niemand zwingen können, doch heute morgen, beim Tagesanbruch, wäre es beinahe geschehen. Hannigan und seine beiden Revolverleute hatten mich gestellt, und das Leben meines Sohnes und meins wären zu Ende gewesen, wenn nicht Flemming sozusagen in letzter Sekunde auf dem Plan erschienen wäre. Holt die Millard Brüder und entschuldigt euch bei ihnen. Das ist ein Befehl!“

      Die Cowboys sahen sich bedrückt an. Der Vormann machte als erster kehrt und sagte im Gehen über die Schulter gewandt:

      „Das ist schlimmer als ein Kreuzgang. Lieber möchte ich ohne Wasser quer durch die Nevadawüste reiten, als mich bei den beiden Riesen entschuldigen, denn wer wie wir mit ihnen zu tun hatte, wird immer daran denken.“

      Die beiden Brüder waren wohlauf. Weder der eine noch der andere hatten um Gnade gefleht, als es ihnen an den Kragen gehen sollte.

      „Mit dir haben wir allerdings nicht mehr gerechnet“, sagte Paul Millard. „Mir war aber sofort klar, wer das schon gestraffte Lasso so zielsicher durchschossen hatte. In einer Art sind wir froh, dass du noch im Lande bist, denn das verlängert unsere lustige Zeit auf Erden ein wenig. Unsere Freunde, die Rohhäuter, sind nicht mehr gut auf uns zu sprechen. Sie haben uns sozusagen die Gastfreundschaft gekündigt. Nun, das ist weiter nicht tragisch, alles geht einmal zu Ende. Freundschaft, Liebe, Glück und Unglück, alles ist im Fluss. Einmal ist man oben und dann wieder unten.“

      Auch Lee Millard hatte etwas zu sagen. Ihn störten die Männer der Schaufelbrand-Crew und auch der Boss nicht.

      „Danke, Kleiner, und auch Dank Ihnen, Rancher.“

      „Die Männer haben euch beiden stark eingeheizt?“

      „Es war die reinste Freude zu zeigen, wie gut wir in Form waren, Mister Rüdiger. Leider kamen Ihre Boys bei der Abrechnung mit den Rohhäutern dazwischen, und dann ging uns die Munition aus.“

      „Ich könnte Männer eures Schlages gebrauchen!“

      „Angebote dieser Art bekamen mein Bruder und ich nur zu oft, Mister Rüdiger. Wir sind daran gewöhnt abzusagen. Uns reizt weder Revolverlohn noch als Sonderreiter in einer Crew zu reiten. Wir machen auch nicht gern auf zweibeiniges Raubwild Jagd. Wozu auch? Es gibt nur Ärger und Verdruss, und am Schluss fragt man sich, weshalb man sich eigentlich gebunden hat. Wir beide finden das freie Leben in dieser Welt zu schön, als dass wir uns binden möchten. Wir müssen auch in Kauf nehmen, dass wir sie einmal überraschend schnell verlassen müssen. Nun gut, wenn die Zeit dazu da ist, dann hat es eben sollen sein, aber man hat den Tag genossen, man hat den blauen Himmel und die Ferne gesehen, die Gräser, Bäume und Blumen. Man hat alles in Ruhe betrachten können, ohne von irgendeinem Auftrag gehetzt zu werden. Das alles, Rancher, zählt bei uns beiden mehr als Dollars und ein sogenanntes geregeltes Leben.“

      „Millard, eines Tages werden Sie alt sein, eines Tages könnten Sie sich nach einem geruhsamen Leben sehnen. Das können Sie aber nur, wenn Sie sich etwas für das Alter zurücklegen.“

      „Wir beide fürchten das Alter nicht. Die Sonne scheint auch im Alter, und der Wind weht, wann er will. Wer weiß, wie viele Tage, Wochen oder Monate uns noch gegeben sind. Niemand hat eine Garantie darauf, Sie nicht und ich nicht. Nur hoffnungsselige Menschen glauben, dass sie lange leben und raffen alles zusammen, um im Alter keine Not zu leiden. Aber erfüllt es sich wirklich? Niemand weiß es, niemand kann in die Zukunft sehen.“

      „Bei dieser Einstellung zum Leben werden Sie es nie zu etwas bringen“, unterbrach ihn der Rancher.

      „Wozu auch? Der Anerkennung wegen? Die hat uns nie reizen können. Wir ziehen vor jemand, der es zu etwas gebracht hat, nur den Hut, wenn er in seinem innersten Kern noch nicht von Raffsucht und Egoismus verdorben ist. Mein Bruder und ich sind durch gutes Zureden nicht zu ändern, Rancher.“

      „Ich hätte euch beiden und Dan Flemming gern behalten“, erwiderte Frank Rüdiger und gab den beiden Männern die Hand. „Männer wir ihr fehlen in diesem Lande. Aber niemand kann euch zwingen zu bleiben. Ihr seid wie die Schatten, die mit der Sonne kommen und in der Nacht verschwinden.“

      „Als Schatten empfinden uns die Menschen, die nicht so sind wie wir, Rancher. Man hält uns für recht düstere Gesellen. Wenn Sie es nicht glauben wollen, sehen Sie nur in die Gesichter der Männer Ihrer Crew hinein, dann sehen Sie es deutlich.“

      „Millard, was müssen Sie für bittere Erfahrungen in diesem Leben gesammelt haben, dass Sie so sprechen!“

      „Eine Menge, Ranchboss“, erwiderte Paul. „Wenn wir Ihrem Wunsch nachgeben und bleiben würden, hätten wir bald die ganze Crew gegen uns. Wir würden gezwungen sein, ihnen klarzumachen, dass wir keine Steinzeitmenschen sind, sondern genau so friedfertig sind wie sie. Das würde eine Menge Arbeit zusätzlich für uns sein. Aus all diesen Erwägungen heraus wollen wir lieber allein sein.“

      „Allein?“, mischte Dan Flemming sich jetzt ein. „Wir reiten doch zusammen nach Texas weiter, oder...?“

      „Nein, Kleiner“, entschied sich jetzt Paul Millard. „Unsere Wege trennen sich. Es ist möglich, dass wir uns irgendwann einmal begegnen, wer kann das schon sagen? Die Welt, so groß sie auch

      sein mag, ist für Langreiter doch noch sehr klein. Mein Bruder Lee und ich wollen allein sein.“

      Nun, Dan hatte nichts dagegen einzuwenden. Die Sorge um Ann Palmer beschäftigte ihn mehr. Er sprach von dieser Sorge.

      Der Rancher sagte:

      „Was in meinen Kräften steht, werde ich tun, um dieser jungen Frau zu helfen. Meine Männer werden nach ihr suchen, und wenn sie sie finden, wird sie nicht zum Rohhäuterlager gebracht. Sie müsste sich selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen muss. Wenn ihr das Leben an der Seite eines alten Mannes unerträglich wurde, wenn er sie tyrannisiert und wie eine Sklavin hält, hat sie


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