Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett


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treiben seit Monaten in dieser Gegend ihr Unwesen“, erläuterte der Arzt. „Ihnen fällt jede Schurkerei ein. An ihren Händen klebt Blut. Das Blut von Gary Bronson und Mitch Roller. Und wir wollen hoffen, dass nicht Doan diese Reihe fortsetzt.“

      „Wer ist denn jetzt Marshal?“, wollte Chaco wissen. „Der wird doch wohl genügend Männer auftreiben, um dem Spuk ein Ende zu bereiten.“

      „Unser letzter Marshal hieß Gary Bronson“, sagte Bishop.

      Chaco kapierte. „Sie haben ihn umgelegt?“

      „Mit einem ganz miesen Trick haben sie ihn in einen Hinterhalt gelockt und eiskalt abgeknallt. Jetzt ist das Amt des Marshals neu zu vergeben, aber es reißt sich niemand darum.“

      Der Halbindianer dachte nach. Schließlich sagte er: „Demnach liegt der Verdacht nahe, dass die Schattenbande auch heute Nacht auf Raub aus war. Anscheinend habe ich sie vertrieben, denn sie ahnten nicht, dass sie es nur mit einem einzelnen Mann zu tun hatten.“

      „Ich kann mich entsinnen, dass du es schon öfter mit einer Überzahl von Gegnern aufgenommen hast, Chaco.“ Der Doc sah ihn hinterhältig an. Chaco ahnte, was in dem Kopf des Alten vorging.

      „Wenn Sie sich einbilden, dass ich euch die Kastanien aus dem Feuer hole, dann irren Sie sich gewaltig“, sagte er daher. „Ich bin nicht neugierig auf einen neuen Streit, der mich nichts angeht.“

      Der Doc meckerte listig.

      „Seit wann gehst du einem Streit aus dem Weg, Chaco? Du steckst doch schon mittendrin, da kannst du gar nichts ändern. Die Shadows werden eine Stinkwut auf dich haben, weil du ihnen die Tour vermasselt hast. Sie werden sich deiner erinnern, ob du nun einen Stern trägst oder nicht. Der Unterschied ist, dass dir der Stern achtzig Dollar im Monat einbringt und du dir so viele Männer aussuchen kannst, wie du brauchst.“

      Chaco winkte ab.

      „Was glauben Sie, wie viele Männer einem Halbblut folgen werden, und wenn er sich noch so viele Sterne angesteckt hat? Geben Sie sich keine Mühe, Doc! Wenn es mir gelungen ist, den Brüdern ein bisschen ins Handwerk zu pfuschen, dann bin ich schon zufrieden. Und wenn der gute Doan sich wieder aufrappelt, plagt mich nicht mal mehr mein Gewissen.“

      „Und wenn nicht?“

      Chaco versuchte, dem bohrenden Blick des Alten auszuweichen, doch der nagelte ihn fest. Er schüttelte heftig den Kopf.

      „Nichts zu machen. Den Job muss schon einer aus euren eigenen Reihen übernehmen. Der kennt die Gegend besser und bringt den nötigen Hass auf die Bande mit.“

      „Schade!“, murmelte der Doc enttäuscht. „Was willst du dann eigentlich hier?“

      „Alte Freunde besuchen.“

      „Die Kimballs?“

      Chaco nickte.

      „Sie werden sich freuen“, sagte der Arzt knapp.

      „Sie kennen die Familie Kimball?“, fragte Andie Morton überrascht.

      „Er hat mal dafür gesorgt, dass sie ihren Besitz nicht verloren“, verriet der Doc anstelle des Halbbluts. „Damals konnte man noch etwas mit ihm anfangen.“

      Chaco lächelte. Diese Sprüche kannte er. Damit ließ er sich nicht auf den Honig locken. Er kannte drei Sorten Menschen. Die erste begegnete ihm, dem Bastard, mit Hass oder zumindest mit einer gehörigen Portion Misstrauen und Ablehnung. Sie stand auf dem Standpunkt, dass alle Streitigkeiten im Lande von den Roten ausgingen und dass unter den Roten die Halbindianer diejenigen waren, denen man am wenigsten trauen konnte. Diese Sorte war die größte Gruppe.

      Die zweite Sorte benutzte ihn. Sie erkannte instinktiv, dass er schwer nein sagen konnte, und sie funktionierte ihn zum Schuttabladeplatz um. Unbewusst vertrat sie sogar teilweise die Meinung, dass es bei einem Halbblut nicht so schlimm war, wenn man es in den dicksten Dreck schickte, weil es vom Schicksal ohnehin für einen frühen Tod bestimmt war.

      Doc Bishop gehörte zu dieser Sorte, wenn er auch mit Sicherheit nicht diese gefühllose Ansicht vertrat. Chaco wusste, dass der Alte ihn mochte. Aber er war es leid, überall den rettenden Engel zu spielen. Er sehnte sich nach der dritten Sorte, der allerdings kleinsten Gruppe. Zu ihr gehörten die Kimballs. Sie akzeptierten ihn nicht nur trotz seiner Hautfarbe. Sie leugneten einfach den Unterschied. Für sie war er einfach ein Mensch. Sie waren fähig, ihm aufrechte Freundschaft entgegenzubringen, ohne insgeheim etwas dafür zu erwarten. Sie würden nie auf den Gedanken kommen, von ihm zu verlangen, seinen Kopf für ihre Probleme hinzuhalten. Und sie hatten es auch damals nicht verlangt, als der gerissene Hart Taylor sie schon fast um ihre Existenz gebracht hatte.

      Damals hatte er, Chaco, dazwischengefunkt, und es hatte sich herausgestellt, dass Taylor nicht nur ein übler Gauner, sondern, wenn er es für nötig hielt, ein brutaler Killer war. Er hatte die Kimballs vor einem dunklen Schicksal bewahrt. Das vergaßen sie ihm nie, und er wusste, dass sie ihn wie einen eigenen Sohn empfangen würden, wenn er bei ihnen aufkreuzte.

      Und solche Menschen gab es zum Glück in allen Teilen des Landes. Nicht allzu viele, aber es gab sie.

      Chaco freute sich darauf, bald unter Leuten zu sein, denen er unbesorgt den Rücken zuwenden konnte, ohne befürchten zu müssen, ihn durchlöchert zu bekommen. Er würde ihre Gastfreundschaft ohnehin nicht lange in Anspruch nehmen können. Warum sollte er sich die wenigen Tage in fremde Angelegenheiten zerren lassen?

      Andie Morton starrte den Halbindianer an. Wenn es noch einen Zweifel an dessen Vertrauenswürdigkeit gegeben hatte, so war dieser jetzt ausgeräumt.

      „Ich glaube, ich muss mich noch bei Ihnen bedanken, Chaco“, sagte er. „Wenn Sie nicht gekommen wären, hätte ich vermutlich auch das heiße Blei der Shadows zu schmecken gekriegt. Ich hasse diese Schufte wie die Pest, und wenn Sie den Stern nehmen, dann bin ich gerne Ihr Mann.“

      „Auch ein anderer Marshal wird Ihre Hilfe brauchen“, versicherte Chaco. „Ihr müsst nur einen finden, dem Ihr vertrauen könnt. An mutigen Männern hat es in Gibsonville noch nie gefehlt.“

      Doc Bishop winkte resigniert ab.

      „Das ist es ja eben. Das Vertrauen ist verschwunden. Solange wir nicht wissen, wer die Shadows sind, beargwöhnt jeder seinen Nachbarn.“

      „Das ist schlimm“, gab der Halbindianer zu.

      „Aber noch nicht das Schlimmste. Wir vermuten, dass Bronson nur deshalb sterben musste, damit einer aus der Schattenbande seinen Platz unerkannt einnehmen kann. Und was dann in Gibsonville los ist, brauche ich dir wohl nicht erst zu schildern.“

      Das brauchte er nicht. Chaco konnte es sich lebhaft vorstellen. Aber genauso lebhaft war er der Überzeugung, dass die Bürger der Stadt das Problem selbst in den Griff bekommen würden, zumal sie schon diesen Verdacht hegten. Das sagte er auch dem Doc, doch diesen konnte er nicht überzeugen.

      „Ich werde morgen nach unserem Kranken schauen“, versprach er, als er sich verabschiedete.

      „Ich hoffe, du bringst mir nicht wieder einen neuen mit.“

      „Das wird von den Shadows abhängen“, vermutete Andie Morton düster.

      4

      Wie Chaco erwartet hatte, war die Freude der Kimballs über sein Erscheinen riesengroß. Weniger erfreut nahmen sie die Nachricht von seinem Erlebnis auf.

      Randolph Kimball war in den letzten fünf Jahren eisgrau geworden. Ella, seine Frau, war es schon gewesen, als Chaco sich damals von ihnen verabschiedet hatte.

      „Ich freue mich schon auf Chalk“, sagte Chaco. „Er muss ja schon fast erwachsen sein. Damals war er knapp zehn, wenn ich mich nicht täusche.“

      „Du irrst dich nicht, Chaco“, sagte Randolph Kimball. „Chalk hat sich herausgemacht. Er ist schon ein richtiger Mann. Mit dem kann man Pferde stehlen.“

      „Was


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