Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett


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„Es ist ein Wink des Schicksals, dass sie ausgerechnet durch diese Siedlung fuhr und dass wir es herausbekamen. Wenn ich mir vorstelle, dass sie erst wenige Minuten vor unserer Ankunft am Postoffice abfuhr, dann möchte ich die Pünktlichkeit aller Stagecoachfahrer verwünschen. Ich muss sie sehen und sie sprechen, Paul und Lee. Ich muss wissen, wie sie durchgekommen ist und wohin sie reist.“

      „Und ob sie dich noch liebt und dir noch einmal voller Süße sagen wird, dass du ihr alles bedeutest, wie damals am kleinen Creek“, sagte Paul spöttisch. „Halte dich im Zaum, Dan! Noch können wir nicht reiten, die Pferde sind überbeansprucht worden. Aber selbst wenn sie frisch wären, so ist eine Stagecoach, die ihre Pferde in bestimmten Abständen wechselt, nicht einzuholen. Es wäre ein vergebliches Unterfangen. Glaubst du Narr etwa, dass sie nach der Abfuhr, die du ihr erteilt hast, deinetwegen reist? Glaubst du, dass eine intelligente Frau jemals eine solche Abfuhr vergisst? Sie hat dich sicherlich vergessen, du bist ihr sicherlich völlig gleichgültig geworden. Sie hat den Wunsch nach Freiheit in die Tat umgesetzt. Dabei spielst du selbst keine Rolle mehr, Dan. Sicherlich lacht sie über das, was sie für Liebe hielt. Wie ich sie kenne, ist sie stark genug, um sich selbst eine neue Zukunft aufzubauen. Ihr übermächtiger Wille nach einem besseren Dasein zwang sie zum Bruch mit ihrem Stamm und ihrem Manne, dessen unerträgliche Eifersucht ihr das Leben zur Hölle machte. Du solltest einsehen, Dan, dass sie für dich verloren ist. Verbanne sie aus deinen Gedanken, Träumen und Wünschen! Das ist der Rat eines guten Freundes, der das Leben so sieht, wie es wirklich ist. Ihr würdet nie ruhig sein können, ihr würdet nie freie Menschen sein können, und darum nochmals, Dan, vergiss sie! Wir drei reiten wie vorgesehen weiter, wir haben einer Fährte zu folgen. Wir brechen bald wieder auf.“

      Die wenige Zeit, die ihnen noch blieb, nutzte jeder auf seine Art. Lee und Paul kauften ein, und nur Dan versuchte mit der Braut Ralph Sandenys Kontakt zu bekommen. Pauls Warnungen in dieser Richtung hatte er in den Wind geschlagen. Die Sehnsucht, mehr von Ann zu hören, trieb ihn zu seinem Handeln. Dan selbst wusste nur zu gut, wie wenig Sinn die so vom Leid getroffenen Menschen für sein Anliegen haben mussten, dass sie genug Sorgen hatten und viele Probleme zu bewältigen waren. Er war in einer Art Trancezustand und dachte nicht daran, auf Paul Millards Ratschlag zu hören. Im Gegenteil, je mehr man ihm seine Liebe ausreden wollte, um so klarer wurde in ihm die Erkenntnis, dass er Ann liebte, dass er sich nach ihr sehnte. Sie war so nahe gewesen, und dennoch war es zu keiner Begegnung gekommen.

      Das junge Mädchen war nicht zu sprechen. Sie hatte sich gleich auf den Weg gemacht, um das Grab ihres Bräutigams zu besuchen. Ihr Vater war allerdings in der Siedlung zurückgeblieben und hatte Verständnis für Dans Anliegen.

      „Wohin das Mädchen mit der Postkutsche wollte, das hat sie uns nicht auf die Nase gebunden, junger Freund“, sagte der Alte. „Es wäre auch äußerst taktlos gewesen, danach zu fragen und sich in Dinge einzumischen, die einen nichts angehen. Wir wissen allerdings, dass sie auf offener Strecke die Stagecoach anhielt und in Begleitung von zwei Treibherdencowboys war. Ich habe mir die Pferde der Cowboys angesehen und ein Gitterbrandzeichen erkannt. Wenn Ihnen das weiterhilft, junger Mann?“

      „Ja, ich denke schon“, sagte Dan dankbar. „Ann Palmer war in guter Gesellschaft.“

      „Das sicherlich“, erwiderte der alte Mann. „Diese Treibherdencowboys haben ihr ritterlich in den Wagen geholfen und haben die Stagecoach sogar noch eine Wegstrecke begleitet. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nur magere Auskünfte geben konnte. Uns hat sie nicht einmal ihren Namen genannt, aber wozu auch, sie wird wohl einen triftigen Grund gehabt haben.“

      „Sie kamen nicht ins Gespräch, Sir?“

      „Nein, sie bekam einen Fensterplatz und schaute immer wieder in die Landschaft hinein, so als suche sie etwas ganz Bestimmtes. Man merkte es ihr an, dass sie in Ruhe gelassen werden wollte und auf eine Unterhaltung keinen Wert legte. Nun, wir hatten keine Veranlassung, sie zu stören, sie war ein angenehmer Fahrgast.“

      „Danke für Ihre Auskunft, Sir.“

      „Sie scheinen etwas Bestimmtes hören zu wollen, Sie sind wohl nicht allzu glücklich über das, was ich Ihnen sagte?“

      „Ich bin ein schlechter Schauspieler“, sagte Dan. „Ich muss gestehen, dass sie eine Frau ist, der ich bis ans Ende der Welt folgen könnte. Ich weiß nicht einmal, wohin sie gereist ist und wo ich sie wiederfinden kann. Ich weiß nicht einmal, warum ich Ihnen davon erzähle, Oldman, aber es erleichtert mich irgendwie. Meinen aufrichtigen Dank und Cheerio!“

      „Wir beide können es brauchen“, hörte Dan den Alten hinter sich sagen. „Das Glück ist wie ein Hauch und schnell vorüber. — So long!“

      Dan hatte sich bereits abgewendet. Noch nie im Leben hatte er die Einsamkeit so gespürt wie jetzt. Die Welt, so schien es ihm, war unendlich groß und weit, so dass die Menschen sich darin verlaufen konnten.

      Die beiden Freunde erwarteten ihn mit der Nachricht:

      „Das Aufgebot kam unverrichteter Dinge zurück. Es ist ihnen nicht gelungen, die drei Banditen zu stellen. Die drei hatten einen Hinterhalt vorbereitet und einige Männer mit ihren Schüssen verwundet. Nur zu deutlich zeigt sich, wie diese drei vorgehen.“

      „Warum zum Teufel gelang es nicht auf Schussweite an sie heranzukommen, Paul?“

      „Das ist leicht zu erklären, Buddy. Sie haben herausgefunden, wer hinter ihnen her ist und haben in dir den Mann erkannt, der ihnen allen dreien schwer zu schaffen machte und sie mit seinen Kugeln zeichnete. Uns gegenüber sind sie sehr vorsichtig und haben wohl nur im Sinn, uns dorthin zu locken, wo sie uns, durch Freunde verstärkt, schlagen können. Sie haben die schnelleren Pferde, deins ausgeschlossen, Dan. Du musst das Schritttempo Blackys unseren Reittieren anpassen. Allein wärst du schon längst an sie herangekommen. Reiten wir nun, du hast uns lange warten lassen, Dan.“

      Weder Paul noch Lee waren so taktlos und stellten Fragen. Sie mochten sich denken, was er in der Zwischenzeit unternommen hatte. Als sie wieder im Sattel saßen und die Siedlung hinter sich hatten, erzählte Dan ihnen von sich aus, was er erfahren hatte.

      Die beiden Begleiter hörten ruhig zu, und am Ende seines Berichtes sagte Lee trocken:

      „Es scheint sich also so zugetragen zu haben, dass die Crew Frank Rüdigers Ann Palmer aufspürte, und ihr weiterhalf, bis sie in der Stagecoach nach Texas war. Wie dem auch sei, man musste Respekt vor Ann Palmer haben. Für eine alleinstehende Frau ist eine solche Reise eine große Strapaze.“

      Er brach ab und schaute zu dem Reitertrupp hin, der den Verwundeten des Aufgebotes entgegen geritten war und den Doc mitgebracht hatte. Jetzt kam der Trupp zurück. Hinter den Reitern folgten einige Einspänner, auf denen die Verwundeten lagen.

      „Um dreißigtausend Dollar ist die Bank in der Siedlung jetzt ärmer“, sagte Lee. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die teuflischen Jugens-Brüder glauben, dass sie im Machtbereich ihres Vaters sicher sind. Es müssten Narren sein, wenn sie das annehmen. Es sieht so aus, als verfolgten sie mit ihrem Tun eine ganz bestimmte Absicht.“

      „Wir haben uns umgehört und einiges über die Verhältnisse der Jugens erfahren“, wandte Paul sich an Dan. „Red rund Larry Jugens stammen von der ersten Frau von Stuart Jugens, die bei der Geburt von Larry starb. Die beiden wuchsen mutterlos auf. Stuart Jugens selbst hatte genug mit sich zu tun, um seine egoistischen Ziele zu verfolgen. Die beiden waren fast erwachsen, als Stuart Jugens zum zweiten mal heiratete. Vom ersten Tag dieser Ehe an setzten sie ihrer Stiefmutter Widerstand entgegen. Sie machten ihr das Leben zur Hölle. Stuart Jugens ließ es bei Warnungen bewenden. Es kam hinzu, dass seine zweite Frau sehr gütig war und sich nicht zur Wehr setzen konnte. Sie musste zur Hauptstadt in ein Hospital, so hatten die beiden ihr zugesetzt. Dort kam Jim Jugens zur Welt. Nach ihrer Rückkehr setzten die beiden ihr noch ärger zu als zuvor. Als Jim zwei Jahre alt war, benutzten sie ihn eines Tages auf dem Hofe als Zielscheibe. Red und Larry hatten ihre Pfeile auf den Kleinen abgeschossen und ihn so schwer getroffen, dass er in den Armen der entsetzten Mutter zu sterben drohte. Stuart Jugens konnte rechtzeitig den Doc holen. Der rettete das Leben des Kindes. Stuart Jugens’ Frau allerdings hatte der Schock so schwer getroffen, dass sie noch am gleichen Tage


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