Der Peloponnesische Krieg (Buch 1-8). Thukydides

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Der Peloponnesische Krieg (Buch 1-8) - Thukydides


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zu liefern. Und mit Tagesanbruch erblickten sie auf der Meereshöhe die Korcycäischen Schiffe, die auf sie zusegelten. Als sie nun einander ansichtig wurden, so stellten sie sich in Schlachtordnung: auf dem rechten Flügel der Korcycäer standen die Athenisithen Schiffe: den andern hatten sie selbst inne, und bildeten drei Geschwader, wovon jedes von einem der drei Anführer befehligt war. Dieß war die Stellung der Korcycäer. Den rechten Flügel der Korinther bildeten die Megareischen Schiffe und die Umbrakistischen Mittelpunkt die übrigen Bundesgenossen der Reihe nach. Der linken Flügel, gegenüber von den Athenern und dem rechten Flügel der Korcycäer, hatten mit ihren besten Seglern die Korinther selbst besetzt.

      49. Nachdem nun von beiden Seiten das Zeichen gegeben war, so geriethen sie an einander, und das Seetreffen begann. Beide Theile hatten auf den Verdecken viele Schwerbewaffnete, Bogenschützen und Lanzenträger: und ihre Rüstungs-Weise war noch nach alter Sitte ziemlich roh. Man focht mit Hitze, aber nicht mit verhältnismäßiger Geschicklichkeit: die Seeschlacht hatte mit einem Landtreffen viele Ähnlichkeit. Denn wenn Schiffe zusammenstießen, so konnten sie wegen der Menge und des Getümmels der Fahrzeuge sich nicht leicht wieder losmachen. Man erwartete mehr von der auf dem Verdecke befindlichen Schwerbewaffneten den Sieg, welche in fester Stellung fochten, indem die Schiffe ruhig standen. Die Linien wurden nicht durchbrochen, und man kämpfte mehr mit Anstrengung und Erbitterung, als nach den Regeln der Kunst. Ueberall herrschte große Verwirrung und Unordnung in dieser Seeschlacht. Die Athenischer Schiffe stellten sich zwar dabei den Korcyräischen, wenn sie irgendwo ins Gedränge kamen, zur Seiten und schrecktest die Feinde; doch mochten ihre Anführer aus Achtung gegen den Befehl der Athener nicht zuerst angreifen. Am meisten litt der rechte Flügel der Korinther. Denn die Korcycäer trieben sie mit zwanzig Schiffen zurück, und verfolgten die Zerstreuten gegen das Festland hin, und rückten bis zu ihrem Standorte vor, landeten dort, verbrannten die leeren Zelte, und plünderten die Habseligkeiten. Auf dieser Seite nun waren die Korinther und ihre Bundesgenossen im Nachtheile, und die Korcycäer im Vortheile. Aber auf dem linten Flügel, wo die Korinther selbst standen, entschied sich der Sieg für sie, weil die zwanzig Schiffe der Korcycäer, die ohnedieß an Zahl schwächer waren, mit Verfolgung des Feindes beschäftigt, und nicht zugegen waren. Als die Athener die Korcycäer im Gedränge sahen, so rückten sie, da sie bisher sich zurückgehalten hatten, um mit Niemanden sich einzulassen, nunmehr unbedenklich zur Hülfe heran: und da die Korcycäer entschieden zur Flucht sich wandten, und die Korinther ihnen nachsetzten, so legte jeder ohne Unterschied Hand an’s Werk, und die Noth wurde so dringend, daß die Korinther und Athener einander angriffen.

      50. Während nun die Feinde Hohen, so banden die Korinther die Wracke der Schiffe, in die sie etwa Lecke gebohrt hatten, nicht an das Schlepptau, sondern wandten sich gegen die Mannschaft, und durchfuhren die Schiffsreihen, mehr um zu morden, als um Gefangene zu machen. Sie hieben auch aus Unvorsichtigkeit auf ihre eigenen Freunde ein, da sie nicht bemerkt hatten, daß ihr rechter Flügel geschlagen war. Denn bei der großen Zahl von Schiffen auf beiden Seiten, die einen großen Raum auf der See einnahmen, war es unter dem Getümmel des Kampfes nicht leicht zu unterscheiden, welche die Sieger und die Besiegten waren. Denn der Schiffszahl nach war dieß die größte Seeschlacht, die je Griechen gegen Griechen geliefert. Nachdem aber die Korcycäer von den Korinthern bis zum Lande verfolgt worden waren, wendeten diese ihre Aufmerksamkeit auf ihre Schiffstrümmer und ihre Todten. Sie bemächtigten sich ihrer größtentheils, und brachten sie nach Sybota, wohin das. Landheer der Barbaren ihnen zu Hülfe gekommen war. Sybota aber ist eine verlassene Bucht in Thesprotien. Hierauf sammelten sie sich wieder, und schifften gegen die Korcycäer. Diese aber rückten auch ihrerseits gegen sie vor mit den noch diensttauglichen und übrig gebliebenen Schiffen, sammt den Athenischen, aus Furcht, jene möchten eine Landung auf ihrem Gebiete versuchen. Es war aber schon spät: und bereits hatten sie den Schlachtgesang zum Angriff angestimmt, als die Korinther plötzlich, ohne umzuwenden, rückwärts ruderten, weil sie zwanzig Athenische Schiffe heransegeln sahen, welche die Athener zur Unterstützung der zehen später ausgesandt hatten: aus Furcht, die Korcycäer möchten, was auch der Fall war, geschlagen werden, und ihre zehen Schiffe möchten zu schwach sein, um sie zu schützen.

      51. Weil nur die Korinther diese zuerst erblickten und vermutheten, daß sie von Athen kämen, und ihrer nicht blos so viele, sondern mehr, als sie sahen, sein möchten, so zogen sie sich zurück. Die Korcycäer aber hatten sie nicht bemerkt: denn kamen eigentlich von einer Seite her, wo man sie nicht sehen konnte; jene wunderten sich also, daß die Korinther rückwärts ruderten, bis einige, die es bemerkten, sagten, daß jene Schiffe sich nähern. Nun zogen auch sie sich zurück; denn es wurde bereits dunkel, und die Korinther hatten sich entfernt. So trennten sie sich, und mit Anbruch der Nacht endete die Seeschlacht. Den Korcycäern nun, die bei Leukimme ihre Stellung nahmen, näherten sich jene zwanzig Schiffe von Athen unter Anführung des Glanko, des Sohns von Leager, und des Andocides, des Sohns von Leogoras, und gelangten durch Leiden und Schiffstrümmer zu ihrem Standorte, wenige Augenblicke, nachdem man sie zuerst entdeckt hatte. Die Korcycäer aber fürchteten, weil es Nacht war, es möchten Feinde sein. Bald jedoch erkannte man sie, und sie legten sich vor Anker.

      52. Am andern Tage liefen die dreißig Athenischen Schriffe und die Korcyräischen, so viele deren noch diensttauglich waren, aus, und schifften auf den Seehafen bei Sybota zu, wo die Korinther vor Anker lagen, und wollten sehen, ob diese nicht ein Seetreffen wagen würden. Die Korinther stießen nun zwar mit ihren Schiffen vom Lande, und stellten sich auf hoher See in Schlachtordnung; aber sie verhielten sich ruhig, weil sie nicht gemeint waren, freiwillig die Schlacht zu beginnen, da sie sahen, daß noch mehr unbeschädigte Schiffe von Athen angelangt waren; sie selbst aber in mancher Verlegenheit sich befanden, theils wegen Bewachung der Gefangenen, die sie auf den Schiffen hatten, theils weil in dieser einsamen Gegend keine Gelegenheit zur Schiffsausbesserung sich darbot. Ihre Gedanken waren mehr darauf gerichtet, wie sie die Heimfahrt bewerkstelligen möchten, indem sie fürchteten, die Athener möchten, da sie handgemein geworden, den Vertrag für gebrochen ansehen, und ihnen den Rückweg versperren.

      53. Sie fanden also für gut, einige Männer in einem Jagdschiffe ohne Heroldsstab zu den Athenern voraus zu senden, und deren Gesinnung zu erforschen. Durch diese ließen sie Folgendes sagen: "Ihr thut Unrecht, Männer von Athen, daß ihr Feindseligkeiten anfanget, und den Vertrag verletzet. Denn ihr erhebet die Waffen gegen uns, und wollt uns an der Bestrafung unserer Feinde hindern. Habt ihr die Absicht, und die Fahrt gegen Corcyra, oder wohin es und sonst zu steuern gefällt, zu wehren, und wollt ihr den Vertrag brechen, so ergreift uns, wie wir hier sind, zuerst, und behandelt uns feindlich." Also redeten sie. Das Corcyräische Schiffsheer aber, so weit es sie vernehmen konnte, schrie: man sollte sie sogleich ergreifen und tödten. Die Athener aber antworteten also: "Wir fangen die Feindseligkeiten nicht an, ihr Männer vom Peloponnes, noch brechen wir den Vertrag: wir sind nur diesen unsern Bundesgenossen, den Korcycäern, zu Hülfe gekommen. Wofern ihr nun anderswohin schiffen wollt, so werden wir es nicht hindern: wenn ihr aber gegen Corcyra oder ein dorthin gehöriges Gebiet zu steuern gedenkt, so werden wir, so weit unsere Macht reicht, dieß nicht dulden."

      54. Nachdem die Athener diese Antwort ertheilt hatten, schickten sich die Korinther zur Heimfahrt an, und errichteten zu Sybota auf dem Festlande ein Siegeszeichen. Die Korcycäer versammelten ihre Schiffstrümmer und Todten, die von der Strömung und dem Winde, der sich bei Nacht erhoben und sie überall hin zerstreut hatte, an's Land getrieben waren, und errichteten dagegen auch, als hätten sie das Treffen gewonnen, ein Siegeszeichen zu Sybota auf der Insel. Die Gründe, warum beide Theile sich den Sieg zuschrieben, waren folgende: Die Korinther stellten darum ein Siegeszeichen auf, weil sie in der Seeschlacht bis zum Anbruche der Nacht im Vortheil gewesen, so daß sie die meisten Schiffstrümmer und Todten wegbrachten, weil sie nicht weniger als tausend Gefangene gemacht, und gegen siebzig Schiffe versenkt hatten. Die Korcycäer aber, weil sie gegen dreißig Schiffe vernichtet, und nach der Ankunft der Athener ihre Schiffstrümmer und Todten gesammelt hatten, und weil Tags zuvor die Korinther, beim Anblick der Athenischen Schiffe, rückwärts rudernd, sich vor ihnen zurückgezogen, und bei ihrer Annäherung vor Sybota nicht gegen sie vorgerückt waren. So machten beide Theile Anspruch, auf die Ehre des Sieges.

      55. Die Korinther nahmen auf der Heimfahrt durch List Anaktorium in Besitz, das an der Einfahrt des Ambrakischen Meerbusens (Golf von Arta) liegt, einen Platz, der ihnen und den Korcycäern gemeinschaftlich gehörte: dort setzten sie Korinthische Ansiedler ein,


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