Yoga und Religion. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Yoga und Religion - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter


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intellektuellen Menschen entspricht. Yoga ist der Austausch eines egoistischen für ein universelles oder kosmisches Bewusstsein, das auf das suprakosmische, transzendente Unbenennbare, das die Quelle und Stütze aller Dinge ist, ausgerichtet oder von diesem beeinflusst wird. Yoga ist der Übergang des menschlichen denkenden Tieres zum Gott-Bewusstsein, aus dem es hervorgegangen ist. — Sri Aurobindo

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      „Religion“ nennen wir jede Vorstellung von der Welt oder dem Universum, die als die ausschließliche Wahrheit dargestellt wird, in der man absoluten Glauben haben muss, weil man im Allgemeinen diese Wahrheit als das Ergebnis einer Offenbarung erklärt. — Die Mutter

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Teil I
Die Mutter

      Die Zeit der Religionen ist vorbei. Wir sind in das Zeitalter der universellen Spiritualität eingetreten, der spirituellen Erfahrung in ihrer ursprünglichen Reinheit. — Die Mutter

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      Kapitel 1

      Unterschied zwischen Yoga und Religion

      Liebe Mutter, was ist der Unterschied zwischen Yoga und Religion?

      Oh, mein Kind! ... Das ist, als ob du mich fragtest: Was ist der Unterschied zwischen einem Hund und einer Katze!

      Stelle dir jemanden vor, der irgendwie von so etwas wie dem Göttlichen gehört oder der persönlich das Gefühl hat, dass es so etwas wie einen Gott gibt, und der allerhand Mühen auf sich zu nehmen beginnt: Anstrengungen des Willens, der Disziplin, der Konzentration, alle möglichen Bemühungen, dieses Göttliche zu finden, um zu entdecken, was Es ist, um Einsicht in Es zu gewinnen und sich mit Ihm zu vereinigen. Dann macht diese Person Yoga.

      Wenn nun diese Person alle Verfahren, die sie anwandte, aufgeschrieben hat, und wenn sie ein festes System errichtet, und wenn sie alles, was sie entdeckt hat, zu absoluten Gesetzen erhebt – sie sagt etwa: „Das Göttliche ist so und so, um das Göttliche zu finden, muss man es so und so machen, die und die Gebärde ausführen, die und die Haltung einnehmen, die und die Zeremonie vollziehen“, und man muss dies als die Wahrheit annehmen und sagen: „Ich erkenne dies als die Wahrheit an, und ich bin ganz und gar ihr Anhänger, und diese Methode ist die einzig richtige, die einzige, die es gibt“ –, wenn dies alles niedergeschrieben, geordnet und mit festgelegten Gesetzen und Zeremonien geregelt ist, wird das eine Religion.

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      Kapitel 2

      Die Wesensart der Religion

      Was ist eigentlich die Wesensart der Religion? Ist sie ein Hindernis auf dem Weg des spirituellen Lebens?

      Religion gehört zum höheren Mental der Menschheit. Sie stellt die Bemühung des Menschen dar, sich seiner Kraft entsprechend einer Sache zu nähern, die ihn übersteigt und der er Namen wie Gott, Geist, Wahrheit, Glaube, Wissen oder Unendliches gibt, eine Art Absolutes, das das menschliche Mental nicht erreichen kann und dennoch zu erreichen strebt. Religion mag in ihrem Ursprung göttlich sein. Ihrer gegenwärtigen Natur nach ist sie nicht göttlich, sondern menschlich. Wir sollten wohl eher von Religionen sprechen als von der Religion, denn der Mensch hat unzählige Religionen geschaffen. Sie wurden fast alle auf dieselbe Art gemacht, wenn auch ihr Ursprung nicht der gleiche ist. Es ist bekannt, wie die christliche Religion entstanden ist. Bestimmt ist nicht Jesus für das verantwortlich, was man Christentum nennt. Einige sehr gelehrte und gewitzte Leute steckten ihre Köpfe zusammen und konstruierten das, was wir heute sehen. Da war nichts Göttliches in der Art, wie es gebildet wurde, und auch nicht in der Art, wie es funktioniert. Und dennoch war die Rechtfertigung oder der Anlass seines Entstehens zweifellos eine Verkündigung, die von einem solchen Göttlichen Wesen stammt, einem Wesen von anderswoher, das der Erde aus einer höheren Region ein bestimmtes Wissen, eine bestimmte Wahrheit brachte. Es kam und litt für seine Wahrheit. Aber sehr wenige begriffen, was Jesus sagte, sehr wenige bemühten sich, die Wahrheit zu finden, für die er gelitten hatte, und sich danach zu richten. Buddha zog sich aus der Welt zurück. Er setzte sich in Meditation und entdeckte einen Weg, der aus dem irdischen Leiden und Elend, aus Krankheit, Tod, Begehren, Sünde und Hunger hinausführt. Er sah eine Wahrheit, die er den um ihn versammelten Jüngern und Eingeweihten mitzuteilen versuchte. Aber schon vor seinem Tode war die Lehre von ihrem wirklichen Sinn abgewichen. Erst nach dem Ableben von Buddha trat der Buddhismus als ausgerüstete Religion auf, gegründet auf angebliche Aussprüche des Meisters und deren vermutliche Bedeutung. Weil sich aber die Jünger – und die Jünger der Jünger – nicht darüber einig waren, was ihr Meister gesagt oder gemeint habe, entstand bald ein Heer von Sekten und Untersekten im Körper der Mutterreligion – das „Kleine Fahrzeug“ oder der Südliche Pfad, das „Große Fahrzeug“ oder der Nördliche Pfad, die zahlreichen Pfade des Fernen Ostens –, jede mit dem Anspruch, die einzige, ursprüngliche, reine Lehre des Buddha zu sein. Dem, was Christus gelehrt hat, ist das gleiche Schicksal widerfahren. Auch da gingen zahllose kleine Kirchen aus der ersten Religion hervor. Es wird oft gesagt, dass Jesus, kehrte er wieder, seine Lehre unter all den Verkleidungen nicht wiedererkennen würde. Und Buddha, käme er wieder auf die Erde und sähe, was man aus seiner Lehre gemacht hat, liefe entmutigt gleich wieder ins Nirvana zurück. Von jeder Religion kann man dieselbe Geschichte erzählen. Der Anlass zu ihrer Entstehung ist die Ankunft eines großen Weltlehrers. Er verkörpert eine Göttliche Wahrheit und sucht sie zu enthüllen, doch die Menschen reißen sie an sich, nutzen sie aus und ziehen eine gleichsam politische Organisation auf. Sie versehen sie mit Regierung, Verwaltung und Gesetzen, Glaubensartikeln und Dogmen, Regeln und Reglementen, Riten und Zeremonien – alles den Gläubigen als absolut und unantastbar vorgeschrieben. Wie der Staat, so verteilt auch die so errichtete Religion Belohnungen an den Getreuen und Strafen an den, der sich auflehnt oder irregeht, den Ketzer, den Abtrünnigen.

      Der erste und hauptsächliche Glaubensartikel dieser etablierten und formellen Religionen pflegt zu sein: „Meine Religion besitzt die höchste, die einzige Wahrheit. Alle anderen stecken in der Lüge oder stehen jedenfalls tiefer.“ Denn ohne dieses grundlegende Dogma hätte keine auf dem Glauben errichtete Religion fortbestehen können. Wenn du nicht davon überzeugt bist und nicht verkündest, dass du allein die höchste, die einzige Wahrheit besitzt, kannst du die Leute nicht so beeindrucken, dass sie dir in Scharen zulaufen.

      Diese Einstellung ist für die religiöse Mentalität ganz natürlich, doch stellt gerade sie die Religion in Gegensatz zum spirituellen Leben. Die Glaubensartikel und Dogmen einer Religion sind Erzeugnisse des denkenden Mentals, und wenn du ihnen zu große Wichtigkeit beilegst und dich in einen fix und fertigen Lebenskodex einschließt, kennst du die Wahrheit des Geistes nicht – und kannst sie auch gar nicht kennen –, die frei und weit über allen Vorschriften und Dogmen steht. Wenn du bei einem religiösen Glauben haltmachst, dich an ihn bindest und ihn für die einzige Wahrheit auf der Welt nimmst, hältst du damit zugleich das Voranschreiten und die Entfaltung deines inneren Wesens auf. Von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet, braucht die Religion jedoch nicht unbedingt jeden am Fortschritt zu hindern. Sieht man sie als eine der höchsten Betätigungen der Menschheit an und kann man in ihr die Sehnsüchte der Menschen erkennen, ohne deshalb vor dem Unvollkommenen allen Menschenwerks die Augen zu verschließen, kann sie gut ihren Platz unter den Dingen einnehmen, die auf das spirituelle Leben vorbereiten. Wendet man sich ihr ernst und einsichtig zu, kann man darin die Wahrheit entdecken, die hinter den Formen versteckte Sehnsucht und die ihr zugrundeliegende Eingebung, die durch menschliche Einmischung, Auslegung und Organisation so viele Entstellungen erlitten hat, und bei einer entsprechenden Geisteshaltung kann die Religion, auch so wie sie ist, Licht auf den Weg werfen und dem spirituellen Bemühen als Hilfe dienen.

      In allen Religionen findet man Menschen mit großem emotionalen Vermögen und wirklicher Inbrunst und Aspiration, die aber nur einen ganz einfachen Geist haben und kein Bedürfnis


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