Schöpfung und Schöpfer. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
Читать онлайн книгу.Formen seiner essenziellen Einheit.
Diese beiden Seinsweisen, wie wir sie sehen, sind, wie alle anderen, Vergegenwärtigungen in Chit, in dem freien und allschöpferischen Selbst-Gewahrsein des Absoluten, das sich selbst vielfältig, unendlich, unzählbar betrachtet und formuliert, was es betrachtet. Chit ist eine Kraft nicht allein der Erkenntnis, sondern des ausdrückenden Willens, nicht nur der wahrnehmenden Schau, sondern der formenden Vergegenwärtigung; diese beiden sind in der Tat eine Kraft. Denn Chit ist ein Handeln des Seins, nicht der Leere. Was es sieht, das wird. Es sieht sich selbst jenseits von Raum und Zeit; und das wird in den Bedingungen von Raum und Zeit.
Schöpfung ist nicht ein Erschaffen von etwas aus dem Nichts heraus oder von einem Ding aus einem anderen, sondern eine Selbst-Projektion des Brahman in die Bedingungen von Raum und Zeit. Schöpfung ist nicht ein Machen, sondern ein Werden in den Bedingungen von Raum und Zeit.
Im Werden ist jedes Individuum Brahman, das sich vielfältig vergegenwärtigt und in dem Spiel des göttlichen Bewusstseins in verschiedene Beziehungen zu Sich selbst tritt; im Sein ist jedes Individuum das ganze Brahman.
Als das Absolute oder das Universale hat Brahman die Möglichkeit, im Relativen von Sich selbst zurückzustehen. Durch eine untergeordnete Bewegung des Bewusstseins begreift Es das Individuum als unterschieden vom Universalen, das Relative als verschieden vom Absoluten. Ohne diese trennende Bewegung würde das Individuum immer dazu neigen, sich im Universalen zu verlieren, das Relative, im Absoluten zu verschwinden. So unterstützt Es eine entsprechende Haltung im Individuum, das sich selbst als vom Transzendenten und universalen Brahman „verschieden“ und als „verschieden“ vom Rest der Vielen betrachtet. Das Individuum verbirgt die Identität und führt das Spiel des Seins im getrennten Ego durch.
Das Individuum mag sich selbst als ewig unterschieden von dem Einen betrachten, oder als ewig eins mit Ihm und doch verschieden, oder es mag in seinem Bewusstsein vollständig auf die reine Identität zurückgehen.2 Aber niemals kann es sich selbst als unabhängig von irgendeiner Art der Einheit betrachten, denn eine solche Betrachtungsweise würde keiner vorstellbaren Wahrheit im Universum oder jenseits von ihm entsprechen.
Diese drei Wahrheiten entsprechen drei Wahrheiten des Brahman, die gleichzeitig gültig sind und von denen keine ohne die anderen als ihre Ergänzung vollständig wahr ist. Ihr gleichzeitiges Bestehen, dem logischen Intellekt schwer vorstellbar, kann durch Identität mit Brahman im Bewusstsein erfahren werden.
Selbst dann, wenn wir von Einheit sprechen, müssen wir uns daran erinnern, dass Brahman jenseits unserer mentalen Unterscheidungen liegt und eine Tatsache nicht des unterscheidenden Denkens, sondern des absoluten, unbegrenzten Seins ist, das sich der Unterscheidung entzieht. Unser Bewusstsein ist (nur) darstellend und gleichnishaft; es kann das Ding-an-sich, das Absolute, nicht erfassen, außer durch Negation, in einer Art Leere, indem es dieses von allem, was es im Universum zu enthalten scheint, entleert. Doch Das Absolute ist nicht eine Leere oder Negation. Es ist alles, was hier in der Zeit und jenseits der Zeit ist.
Selbst Einheit ist eine Repräsentation und existiert nur in Bezug auf Vielfalt. Vidya und Avidya sind gleichermaßen Mächte des höchsten Chit. Weder Vidya noch Avidya ist das absolute Wissen.
Dennoch ist Einheit, nicht Vielfalt die geheime Grundlage aller Beziehungen. Einheit begründet und erhält die Vielfalt aufrecht. Vielfalt begründet und erhält nicht die Einheit aufrecht.
Daher haben wir Einheit als unser Selbst und als die wesenhafte Natur des Seins zu verstehen. Vielfalt als Darstellung des Selbstes und als eine Werdensweise. Wir müssen uns Brahman als Ein Selbst von allem vorstellen und dann auf die Vielen zurückkommen als auf die Werdensweisen des Einen Seins (bhutani ... atman). Aber sowohl das Selbst wie die Werdensweisen sind Brahman; wir können nicht das eine als Brahman und die anderen als unwirklich und nicht Brahman ansehen. Beide sind wirklich; das eine als grundlegende und umfassende, die anderen als abgeleitete oder abhängige Wirklichkeit.
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1 Die Gedankenfolge unter dieser Überschrift scheint mir die unabdingbare metaphysische Grundlage der Upanishad zu sein. Die Isha-Upanishad lehrt nicht einen reinen und ausschließlichen Monismus; sie verkündet das Eine, ohne die Vielen zu leugnen, und ihre Methode ist, den Einen in den Vielen zu sehen. Sie versichert die gleichzeitige Gültigkeit von Vidya und Avidya und zeigt als das Ziel von Tätigkeit und Wissen eine Unsterblichkeit, die mit Leben und Geburt in dieser Welt in Einklang steht. Sie betrachtet jeden Gegenstand als sich selbst, das Universum und jede Seele als sich selbst, den göttlichen Purusha. Die Gesamtheit dieser Ideen stimmt nur mit einem synthetischen oder umfassenden, im Gegensatz zu einem illusionistischen oder exklusiven Monismus überein.
2 Das entspricht, in umgekehrter Reihenfolge, den Standpunkten der drei philosophischen Schulen des Vedanta: Monismus, modifizierter Monismus und Dualismus.
Kapitel 3
Der Lauf der Götter
Brahman, das Sich selbst im Universum als das Beständige darstellt, ist durch Seine unwandelbare Existenz (Sat) Purusha, Gott, Spirit; indem Es Sich selbst als das Wandelbare darstellt, ist Es durch Seine Macht aktiven Bewusstseins (Chit) Natur, Kraft oder Welt-Prinzip (Prakriti, Shakti, Maya).1 Das Spiel dieser beiden Prinzipien ist das Leben des Universums.
Die Götter sind Brahman, das Sich selbst in kosmischen Persönlichkeiten darstellt, Ausdrucksformen der einen Gottheit, die in ihrem unpersönlichen Handeln als das vielfältige Spiel der Naturprinzipien erscheinen.
Die „anderen“ sind sarvani bhutani eines späteren Verses, alle Werdensweisen - Brahman, das sich selbst im getrennten Bewusstsein der Vielen darstellt.
Alles im Universum, selbst die Götter, erscheint sich selbst als ein Sich-Bewegen innerhalb der allgemeinen Bewegung auf ein Ziel hin, das außerhalb seiner oder anders als seine unmittelbare Vorstellung von sich selbst ist. Brahman ist das Ziel; denn Es ist sowohl der Anfang wie das Ende, die Ursache und das Ergebnis aller Bewegung.
Doch ist die Vorstellung eines letzten Ziels in der Bewegung der Natur selbst illusorisch. Denn Brahman ist das Absolute und Unendliche. Die Götter, die sich mühen, es einzuholen, finden stets bei jedem Ziel, das sie erreichen, dass Brahman immer noch vor ihnen ist und zu einer weiteren Verwirklichung voranschreitet. Nichts innerhalb der Erscheinungen des Universums kann für das relative Bewusstsein vollständig Das sein; alles ist nur eine gleichnishafte Darstellung Des Unerkennbaren.
Alle Dinge sind in Brahman bereits verwirklicht. Das Laufen der Anderen im Ablauf der Natur ist nur ein Ausarbeiten (Prakriti) von etwas, das Brahman bereits eigen ist, in den Bedingungen von Kausalität, Zeit und Raum.
Sogar in Seinem universalen Sein geht Brahman über die Bewegung hinaus. Im Überschreiten der Zeit enthält Es in Sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig und muss nicht erst bis an das Ende der vorstellbaren Zeit laufen. Im Überschreiten des Raumes enthält Es in Sich alle Gestaltungen zugleich und muss nicht bis an das Ende des vorstellbaren Raumes laufen. Im Überschreiten der Kausalität enthält Es frei in Sich selbst alles vorstellbare Geschehen und alle Möglichkeiten, ohne durch die scheinbare Kette der Kausalität gebunden