Irland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralph Raymond Braun

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Irland Reiseführer Michael Müller Verlag - Ralph Raymond Braun


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Welt versetzt. Wie das Custom House trägt der Sitz von Irlands höchs­tem Gericht klassizistische Züge, strebt aber mehr in die Hö­he. Über einem Zen­tralbau mit korinthischen Säulen thront eine Dachtrommel mit flacher Kup­pel. Von ihm gehen Seitenflügel aus, die vier Höfe einfassen - daher der Na­me des Gebäudes. Auch die Four Courts wurden im Bürgerkrieg in Schutt und Asche gelegt, in den 1930er-Jahren aber wieder aufgebaut. Die vielen Statuen ha­ben unter Ab­ga­sen und saurem Regen sichtbar ge­lit­ten.

      ♦ Die Gerichtsverhandlungen sind in der Regel öf­fentlich. Prozessiert wird Mo-Fr 11-13 und 14-16 Uhr.

      Attraktion der 1095 gegründeten, seit­her vielfach um­ge­bau­ten Kirche ist ihre düs­tere Gruft, deren trockene, me­than­hal­tige Luft die un­ge­wöhn­liche Ei­gen­schaft hat, Leichname zu konservieren. Ein fußloser „Kreuz­rit­ter“, der al­ler­dings „nur“ 300 Jahre alt ist, und drei wei­tere Leichname liegen of­fen. In ei­nem anderen Raum stapeln sich die Sär­ge der Grafen von Leitrim, und in ei­ner drit­ten Gruft liegt hinter hin­ge­rich­teten Rebellen die Totenmaske des Frei­heits­kämp­fers Theobald Wolfe To­ne. Die Gewölbe sind seit dem 19. Jh. eine Pu­bli­kums­att­rak­tion und haben Bram Stoker zu seinem Dracula-Roman in­spiriert. We­ni­ger be­achtet wird die schö­ne Orgel oben in der Kirche - an­geb­lich hat schon Hän­del hier gespielt, wo­für es aber keine Belege gibt. Das aus einem Stück ge­schnitz­te Pa­neel der Or­gelbalustrade zeigt Musikinstru­men­te der Barockzeit.

      ♦ März-Okt. Mo-Fr 10-12.30 und 14-16.30, Sa 10-12.30 Uhr. Nov.-Febr. Mo-Fr 12.30-15.30, Sa 10-12.30 Uhr; Eintritt 7 €. Church St.

      Westlich der Four Courts erblühte die In­dustriebrache der früheren Jameson-De­s­til­le­rie zu neuem Leben. Ein In­ves­tor überbaute den Block mit einem fu­tu­ris­ti­schen En­semble schicker Apart­ment­häuser und rüstete den alten Schorn­stein The Chim­ney zum Aus­sicht­sturm um - da der Fahrstuhl seit ge­raumer Zeit stillgelegt ist, sind 244 Stu­fen zu erklimmen (Tickets im Gen­e­ra­tor Hostel, 5 €). Freitag­abends er­strahlt der Platz in be­son­de­rem Glanz, dann flammen die Fa­ckeln hoch oben auf den gigantischen Licht­mas­ten. Re­flek­tierende Segel werfen das Licht von Strah­lern an die an­gren­zen­den Haus­fas­saden.

      Die von portugiesischen Arbeitern mit 300.000 Kopf­stei­nen gepflasterte Frei­fläche ist am ersten Sonn­tag im Mai und Sep­tember Schauplatz des Dub­li­ner Pferdemarktes, des pro­le­ta­ri­schen Ge­gen­stücks zur Dublin Horse Show. Händler und Käufer sind Bauern aus der Umge­bung, Tra­vel­ler und ein­fa­che Leute, oft Jugendliche aus der Nord­stadt, die dort mit ihren Tie­ren in­off­izielle Rennen veranstalten.

      Auf dem Ge­län­de der 1971 ge­schlos­se­nen und ab­ge­ris­se­nen Schnapsfabrik wur­de ein Bren­ne­rei-Museum in­stal­liert. Nach einem ein­füh­ren­den Pro­pa­gan­dafilm über den glor­reichen Fir­men­gründer John Jame­son erfährt man auf einer un­ter­halt­sa­men Führung an­hand von Re­pli­ken mehr über die Sta­tio­nen der Whiskey-Her­stellung, auch eine Probe in der Whis­key­bar und ein Sou­ve­nir­shop ge­hö­ren selbst­ver­ständ­lich dazu. Und man wird das Ge­fühl nicht los, ge­ra­de auf einer Wer­be­ver­an­stal­tung für Spirituosen zu sein und da­für auch noch bezahlt zu haben.

      ♦ Führungen: Tägl. 10-17.30 Uhr (Beginn letz­te Führung), Fr/Sa bis 19 Uhr. Eintritt mit De­gustation ab 20 €. Bow St, Bus Nr. 83 via West­moreland St; Luas-Station Smithfield. www.tours.jamesonwhiskey.com.

Die Whiskeybar der Old Jameson Distillery

      Die Whiskeybar der Old Jameson Distillery

      Mit 226 Jahren (1701-1997) un­unter­bro­chener militärischer Nut­zung bean­sprucht die Kaserne einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Auch der für sechs Re­gi­menter geeignete Exer­zier­platz ist wegen seiner Größe re­kord­verdächtig. Einen Teil des weit­läu­fi­gen Gebäudes hat das National Mu­se­um of Decorative Arts & His­to­ry be­zo­gen. Diese Außenstelle des Natio­nal­mu­seums zeigt allerlei Artefakte wie Glas­waren, chinesische Porzellane, Tex­tilien, Musikinstrumente und Mö­bel. Be­son­ders sehenswert sind die 25 Ex­ponate im Raum Curator’s Choice - die Direktoren der führenden Museen Ir­lands stellen hier ihre Lieblings­ob­jek­te aus, etwa das Hoch­zeits­geschenk Oli­ver Cromwells an seine Tochter. Out of Storage zeigt eine eklek­tizistische Samm­lung von japanischen Rüstungen bis hin zu Edinson’schen Pho­no­gra­phen, allesamt mithilfe von Touch­screen-Computern erläutert.

      ♦ Di-Sa 10-17, So/Mo 13-17 Uhr. Eintritt frei. Luas Station Museum. www.museum.ie.

      Tierschutz oder Schikane?

      „Acht Smithfield-Pferde im Hinterhof gehalten!“ „Smithfield-Pfer­de für die Schlach­ter in Frankreich!“ Solche und ähnliche Schlag­zei­len der Boulevard­pres­se haben den Pferdemarkt in Verruf ge­bracht. Ein neues Gesetz reg­le­men­tiert die nicht unbedingt art­ge­rech­te Pferdehaltung der städtischen Unter­schichten und gibt den Be­hörden die Handhabe, den pittoresken, doch mit dem Image des mo­dernen Dublin kaum zu vereinbarenden Pfer­de­han­del von Smith­field zu unterbinden. Besonders für die Kids aus Finglas wä­re dies ein har­ter Schlag. Dort sind die Ponys mindestens so be­liebt wie im vor­neh­men Fox­rock - und werden vielleicht sogar noch mehr umsorgt. Denn die Ju­gend­li­chen der Nordstadt be­kom­men ihre etwa 2500 € teuren Pferde nicht von Papi ge­schenkt, son­dern sparen sich das Geld vom Mund ab oder züch­ten die Tie­re. Nur an genügend Platz zum Ausreiten fehlt es dem örtli­chen Pony­club. Doch die pferdevernarrten Underdogs haben, anders als die Tierschützer, keine Lobby. So darf der früher allsonntägliche Pfer­demarkt jetzt nur noch zweimal im Jahr stattfinden. Un­ter­bin­den kann man den Pfer­dehandel kaum - die Deals laufen dann halt anderswo.

      Der rund 7 km2 große Park im Westen ist die grüne Lunge Dublins. Ur­sprüng­lich zu einem Kloster gehörend, wurde er im 17. Jh. als Jagdrevier des eng­li­schen Gou­ver­neurs eingezäunt. Bis heu­te bewohnt ei­ne Herde Hirsche den Park, in dem auch die Häuser des ame­ri­kanischen Bot­schafters und des iri­schen Prä­si­den­ten stehen, bei­des Bau­ten aus dem 18. Jh. Obwohl der Phoe­nix­park auch ei­nen metallenen Phoe­nix be­sitzt, der sich auf einer Säule aus den Flam­men er­hebt, entstand der Na­me als Ver­ball­hor­nung des gälischen Fionn Uisce, „kla­res Wasser“. Zum Park­ge­län­de ge­hö­ren auch die Fifteen Acres, wo sich die Herrschaften früher zu du­el­lie­ren pfleg­ten und heute harm­lo­sere Spie­le wie Kri­cket, Polo und Fuß­ball zu se­hen sind.

      1882 erregten die Phoenixpark-Mor­de die Gemüter der Zeitgenossen, als eine ra­di­kale nationalistische Split­ter­grup­pe den britischen Irlandminister Lord Ca­ven­dish samt seinem Stell­ver­tre­ter er­mor­de­te. Mit gefälschten Brie­fen versuch­te die unio­nistische Presse, eine Ver­bindung zwischen den Mör­dern und der für die Rechte der irischen Bau­ern kämp­fenden Land League zu kons­truieren. Doch der Schwin­del flog auf und be­einflusste die englische Öf­fent­lichkeit eher im Sinne der iri­schen Sa­che.

      Nahe dem Park-Street-Eingang ragt der Obelisk zu Ehren des Herzogs von Wel­ling­ton knapp 63 m in den Himmel. Chro­nischer Geldmangel verzögerte die Voll­en­dung des 1817 begonnenen Bau­werks bis 1861. Von der auf der Spitze ge­plan­ten Rei­terstatue blieb die Nach­welt ver­schont. Dem Herzog war es übri­gens zeit­lebens eher peinlich, in Dub­lin ge­bo­ren und damit irischer - nicht engli­scher - Ab­stam­mung zu sein. Na­he der Phoenix-Säule erinnert ein gewaltiges Kreuz an den Besuch Jo­han­nes Pauls II., der hier 1979 vor mehr als einer Million Menschen die


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