Colt-Helden: Super Western Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

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Colt-Helden: Super Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett


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»Wir wollen euch vergessen!«

      Jay stieg in die Auslagen des Fensters. Sein Blick glitt an den Hausfronten entlang nach Westen, zurück und neuerdings nach Westen.

      Rio erreichte die Tür, das Gewehr an der Hüfte angeschlagen und jede Sekunde bereit, zu schießen.

      Nichts rührte sich, kein Gewehrlauf schob sich vor. Nur der alte, gebeugte, aber unbewaffnete Mann beim Saloon stand noch da. Selbst wenn er einen verborgenen Revolver bei sich führte, mussten sie ihn nicht fürchten. Er stand zu weit entfernt.

      »Irgend etwas ist faul«, murmelte Rio. »Auch wenn wirklich kein Schütze in der Nähe lauert.

      Jay trat weiter vor und stieg auf den Fußweg. Das Hemd klebte ihm zwischen den Schulterblättern auf der Haut. Auch über das Gesicht und den Hals lief ihm der Schweiß.

      Rio trat heraus und schaute sich auf dieser Seite um. »Nichts. Keiner da. Hast du jetzt eine Erklärung dafür?«

      »Nein.« Jay ging bis zur Fußwegkante weiter und stieg die beiden Stufen hinunter.

      Nicht weit entfernt lag der Leichnam des Farmers am Straßenrand. Sie konnten ihn erst jetzt sehen.

      Jay erreichte den braunen Hengst und griff mit der linken Hand nach dem schleifenden Zügel. Rio trat zwischen die Tiere.

      »Ist dein Sattel wirklich fest, Rio?« Jay musste danach fragen, weil er das zweite Tier vorher so genau nicht sehen konnte.

      »Ja.«

      »Dann los!«

      Sie schwangen sich in die Sättel und trieben die beiden Pferde an. Die Hufe trommelten auf den harten Sandboden und warfen neue Staubfontänen in die Höhe.

      Kein einziger Schuss wurde hinter ihnen abgefeuert. Unbehelligt galoppierten sie aus der Stadt.

      *

      Um den Barbier standen die Männer. Keach grinste. Ein paar begannen zu lachen.

      »Die hauen wir in die Pfanne«, sagte der Barbier. »Das wird uns ein bisschen Mühe kosten, ist aber nötig.«

      Die aufwirbelnde Staubwand verschluckte die beiden Reiter.

      »Schnell, satteln wir die Pferde!«

      Sie liefen gemeinsam zum Mietstall.

      Mattie Cobb tauchte im Hof auf, als Keach als erster die Baracke verließ.

      »Mörder!«, rief die Frau. »Ihr habt den Storebesitzer auf dem Gewissen.«

      »Wir sind alle erwachsene Leute und wissen, was wir zu tun haben!«, stieß Keach barsch hervor.

      »James liegt im Office in seinem Blut!«, herrschte die Frau ihn mit blitzenden Augen an. »Ihr habt ihn niedergeschossen.«

      »Er muss von allen guten Geistern verlassen sein, unsere Existenz, vielleicht unser Leben zu gefährden.«

      »Genau!« schimpfte der Schmied, der sich schon in den Sättel schwang. »Den Denkzettel hat er nötig gehabt. Und sagen Sie ihm gleich, dass wir einen anderen zum Marshal machen, wenn wir zurückkehren. Der Stadt-Marshal hat unsere Interessen zu vertreten. Nur unsere Interessen.«

      »James vertritt das Gesetz, hat er eben noch zu mir gesagt.«

      »Hier ist Gesetz, was uns dient!«, brüllte Keach die bleiche Frau an. Er saß ebenfalls auf und sprengte an Mattie Cobb vorbei, bevor sie ihm in den Zügel fallen konnte.

      Hilflos stand die Frau auf der Straße. Rechts und links an ihr galoppierte die Meute vorbei. Staub hüllte sie ein.

      Erst als die Reiter die Stadt hinter sich ließen, wagten einige Frauen, den Kopf aus den Häusern zu strecken. Die erste trat heraus, kam auf die Straße und umarmte die konfuse Mattie Cobb. »Lass uns nach dem Marshal sehen, Mattie.«

      »Er verliert sehr viel Blut!«

      »Das bringen wir schon hin, Mattie.«

      Noch ein paar Frauen traten hinzu, machten der Frau des Stadtmarshals Mut und gingen mit ihr zum Office hinauf.

      Cobb lag in der Tat in seinem Blut, aber die Verletzung erwies sich als nicht sehr schlimm. Nur der Schmerz peinigte ihn sehr.

      Fachkundig untersuchte die Frau des Schreiners Cobb und sagte: »Wir werden die Wunde auswaschen, mit Salbe bestreichen und verbinden. In ein paar Wochen spüren Sie kaum noch etwas davon, Mister Cobb.«

      »Savage ist übler dran«, ließ eine andere Frau wissen. »Den werden wir beerdigen.«

      »Die Cowboys sind unschuldig!«, stieß der Stadt-Marshal hervor.

      Kalte Abweisung trat auf die Züge der Frauen.

      »Ist es euch wirklich so egal?«

      »Wir müssen an unsere Kinder denken«, sagte die Frau des Schreiners kühl. »Ihre Zukunft können wir nicht hinter die von zwei dahergelaufenen Tramps stellen.«

      »So ist es!«, stimmte die Frau des Schmieds zu.

      Und alle anderen nickten.

      »Dafür wird euch alle der Teufel holen!«, stieß der Marshal gepresst hervor. »So etwas geht nicht gut. Wenn die Cowboys ihre Ranch erreichen, geht es euch schlecht.«

      »Ihre Ranch?«, fragte die Frau des Schmieds.

      »Ja, ihre Ranch.«

      Die Frauen wechselten verstörte Blicke.

      »Das sind keine Tramps, um die sich kein Mensch kümmert. Das dachten nur wir. Es sind Cowboys von einer großen Ranch im Osten.«

      »Dann machen die Männer vielleicht einen Riesenfehler«, flüsterte Madam Watson aus der Schmiede. »Die gehen doch davon aus, dass es dahergelaufene Halunken sind.«

      »Mein Gott, steh uns bei!« Die Frau des Schreiners faltete die Hände und schaute zur Decke. »Es ist doch nur wegen der Kinder. Was können die armen Kleinen dafür!«

      *

      Jay zügelte sein Pferd und schaute zurück.

      »Was ist los?« Rio hielt ebenfalls an, wandte sich um und stellte sich in den Steigbügeln.

      Jay meinte unter der Sonne im Westen dünne Staubschleier zu erkennen. »Sie sind hinter uns her.«

      Rio lenkte das Pferd herum.

      Von Sekunde zu Sekunde ließ sich der Staub deutlicher erkennen. Schon hörten sie Hufschlag.

      »Aber warum das?«

      »Vielleicht, um hier zu erledigen, was sie in ihrer Stadt nicht zuwege brachten.«

      »Glaubst du das wirklich?«

      »Es ist jedenfalls eine Erklärung für alles. Keine gute, weil wir schnelle Pferde besitzen. Aber jedenfalls eine Erklärung.«

      Das Trommeln der Hufe schwoll an.

      »Weiter!« Jay gab seinem Pferd die Sporen.

      Sie sprengten weiter nach Osten, aber die Verfolger blieben ihnen auf den Fersen.

      Am Abend erreichten sie die Ausläufer der Brasada. Von einer Hügelkuppe aus sahen sie den Pulk. Trotz der großen Entfernung jagten ihnen die Männer aus Montrose ein paar Kugeln nach.

      »Die wollen, dass wir reiten, bis die Pferde umfallen«, vermutete Rio.

      »Das ginge ihnen kaum besser.« Jay schaute noch auf die Verfolger, dachte aber an den weiten Weg, der bis zur Ranch noch vor ihnen lag. Ohne Rast würden die Pferde sie dahin nicht tragen können.

      »Hast du noch was zu essen in der Satteltasche? «

      Jay öffnete die Tasche und zog einen schmutzigen Lappen von roter Farbe heraus.

      »Was ist denn das?«, staunte Rio. »Gehört der dir?«

      »Nein.« Jay warf den Lappen weg und zog weitere aus der Tasche, die er hinter


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