Trevellian und die Organ-Mafia: Action Krimi. Pete Hackett

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Trevellian und die Organ-Mafia: Action Krimi - Pete Hackett


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      Der Chef seufzte.

      „Aber wem erzähle ich das, Jungs? Das wisst ihr sicherlich ebenso gut wie ich.“

      Da war ich mir nicht so sicher. Deshalb erwiderte ich nichts.

      Auch Milo hüllte sich in Schweigen.

      „Nichts von alledem wurde bei dem texanischen Ölmulti beachtet. Soviel ich herausbekommen habe, wurde er nach Bogota ausgeflogen, dort war er nach der Operation drei Wochen in stationärer Behandlung, und dann wurde er per Privatjet nach New York zurück gebracht. Alles das geschah unter der Obhut dieses Dr. Dick Svenson.“

      „Und dem ist er schließlich unter den Händen gestorben“, verlautbarte Milo mit kühnem Scharfsinn.

      „Ja, sonst wäre er nicht tot“, sagte ich sarkastisch.

      „Ha, ha“, machte Milo. „Dein Scharfsinn ist bewundernswert.“

      „Meine Herren“, ermahnte uns der Chef.

      Jetzt kam Mandy mit dem Kaffee. Sie schenkte unsere Tassen voll. Er war schwarz wie die Hölle und schon nach wenigen Augenblicken roch es in dem Büro wie in einem türkischen Kaffeehaus. Mandys Kaffee war der beste. Wir schnüffelten an dem Gebräu wie Trüffelschweine.

      Wir bedankten uns artig, Mandy wehrte lächelnd ab und verließ uns. Die Thermoskanne ließ sie auf dem Tisch zurück.

      „Sorry“, murmelte Milo. „Ich schätze, wir sollen jetzt losmarschieren, um diesen Dr. Svenson ein wenig unter die Lupe zu nehmen, Sir.“

      „So ist es.“ Mr. McKee nickte. „Lew Harper ist ein Mann, der weiß, von was er schreibt. Sicher, man wird es unten in Kolumbien vielleicht nicht ganz so genau nehmen mit den Transplantationsgesetzen. Es gibt dort viele Obdachlose, Straßenkids und andere arme Schlucker, die der bitteren Armut auf dem Land entfliehen wollen und in die Großstadt gehen – um dort noch tiefer in der Verelendung zu versinken. Sie sterben oftmals an Entkräftung, und es gibt niemanden, der einer Transplantation zustimmen muss. Unabhängig davon – die Ärzte müssen sich an die geltenden Bestimmungen halten. Und da habe ich den unumstößlichen Verdacht, dass einige der Herrn in Weiß ihre Pflichten nicht ganz so ernst nehmen, vor allem dann nicht, wenn eine schöne Stange Geld winkt.“

      „Allein der Eid des Äskulap nährt noch lang nicht seinen Mann“, philosophierte Milo.

      „Und wie in jeder Gesellschaftsschicht gibt es auch unter den Göttern in Weiß schwarze Schafe“, fügte Mr. McKee lakonisch hinzu.

      „Kann ein ruhiger Job werden“, bemerkte ich. „Sicher ist Doc Svenson ein ehrenhafter Mann, und er wird uns eine einleuchtende Erklärung abgeben können. Ehe wir uns aber mit dem armen Dr. Svenson, der nun durch sämtliche Medien gezerrt wird, befassen, will ich mich von Doc Howard erst mal über die medizinische Seite einer Organverpflanzung aufklären lassen. Man will ja schließlich mitreden können.“

      Ich schlürfte genussvoll von meinem Kaffee.

      Indes griff Mr. McKee zum Telefon. Nach kurzer Zeit sagte er: „Hallo, Doc, zwei Gentleman namens Trevellian und Milo brauchen Ihren fachmännischen Rat. Haben sie eine halbe Stunde Zeit für Sie? – Gut. Sie sind in drei Minuten bei Ihnen.“

      Immer diese Zeitvorgaben, dachte ich und beeilte mich, die Tasse leer zu kriegen.

      „Erstattet mir Bericht, Leute“, rief der SAC, als wir schon unter der Tür waren.

      „Ehrensache“, versprach Milo, dann staksten wir zum Aufzug.

      9

      „G-men, was kann ich für Sie tun?“, fragte Doc Howard, der Medizinmann im New Yorker Field Office. Er saß hinter seinem Schreibtisch. Doc Howard war Spezialist in Sachen Gerichtsmedizin und ein erstklassiger Gutachter.

      „Erzählen sie uns was über Organverpflanzungen, Doc“, sagte ich.

      „Die rechtliche oder ...“

      „Die medizinische Komponente, Doc“, sagte Milo.

      Der Arzt schaute meinen Freund und Kollegen streng an. „Haben Sie‘s eilig, Tucker?“, stieß er schließlich hervor.

      „Nein, wieso? – Oh, verzeih‘n Sie, ich habe Sie unterbrochen.“ Milo schaute mich an. „Ist wohl nicht mein Tag heute, wie?“

      Doc Howard deutete ein Grinsen an. „Schon gut. Also die medizinische Seite. Was wollen Sie wissen?“

      „Nur ein paar ganz lapidare Dinge, Doc. – Wie viel Zeit darf zum Beispiel zwischen einer Organentnahme und der Einpflanzung verstreichen? Oder – was ist der Auslöser, wenn ein Organ vom Körper nicht angenommen wird? Welche Kriterien sind beim Spender zu beachten?“

      „Hm“, machte der Doc. „Fangen wir mal bei Ihrer letzten Frage an, Jesse. Je nach Art des Organs, das verpflanzt werden soll, sind die Kriterien anders zu bewerten. Die Blutgruppe muss natürlich bei jedem inneren Organ, das transplantiert werden soll, identisch sein. Bei Niere und Bauchspeicheldrüse müssen darüber hinaus die Gewebeeigenschaften zusammen stimmen, bei Herz und Lunge die Größe und das Gewicht des Spenders, bei der Leber ebenfalls das Gewicht.“

      Ich nickte. Das war nicht schwer zu begreifen.

      Der Doc fuhr fort: „Zur Zeitspanne zwischen Entnahme und Transplantation. – Nun, das ist recht unterschiedlich. Ein Herz sollte spätestens nach vier Stunden eingesetzt sein. Die Konservierung erfolgt durch Kühlung. Die Konservierungszeit einer Leber liegt bei allerhöchstens vierundzwanzig Stunden. Eine Lunge kann mit Hilfe einer kalten Kristalloidlösung eine Konservierungszeit von sechs Stunden erreichen, eine Niere, die durch Perfusion gekühlt und in speziellen Eislösungen konserviert wird, sollte innerhalb von sechsunddreißig Stunden eingepflanzt werden. Das ist aber das höchste der Gefühle. Sechsunddreißig Stunden sind nur möglich, wenn kontinuierlich eine mit Sauerstoff angereicherte, kalte Plasmalösung eingesetzt wird.“

      Milo griff sich an den Kopf. „Ich glaube, wir sollten uns das aufschreiben, Jesse“, sagte er und es klang fast ein wenig verzweifelt.

      Der Doc grinste. „Es gibt weitere Möglichkeiten der Transplantation. Nicht durchblutete Gewebe, wie Augenhornhaut und Gehörknöchelchen, können in gut gekühltem Zustand sehr lange Zeit aufbewahrt werden. Es gibt für diesen Zwecke extra eingerichtete Gewebebanken. – Zu den Risiken: Das Immunsystem des Körpers wehrt sich natürlich gegen das fremde Organ. Diese Reaktionen des Immunsystems lassen sich nur mit Medikamenten abschwächen, was wiederum Infektionen beim Patienten auslösen kann.“

      „Immunsuppressivum!“, rief ich. Irgendwann hatte ich diesen Begriff mal gehört im Zusammenhang mit Transplantationen. Auf Gut Glück brachte ich ihn los.

      „Genau“, bestätigte Doc Howard.

      Treffer! Ich schoss Milo einen triumphierenden Blick zu.

      „Das Gerüst hierfür bildet die Kombination von Azathioprin und Corticosteroiden“, erläuterte uns der Doc. „Daraus hat sich das hochwirksame Immunsuppressivum namens Cyclosporin A entwickelt. Dieses Mittel hat seit seiner Einführung die Transplantationsmedizin entscheidend revolutioniert.“

      „Heiliger Herr“, murmelte Milo.

      „Reicht Ihnen das, oder


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