Dantes Inferno I. Akron Frey

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Dantes Inferno I - Akron Frey


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hast du geschluckt, und so konnte ich dich im letzten Augenblick aus ihren Armen fischen. Jetzt sind die Unerlösten um eine Seele ärmer …»

      «Und der Schlag?» wollte ich wissen und sah blinzelnd auf den Stab.

      «In diesem Fall war er eine reine Zugabe», lachte er hart.

      Jupiter in Fische

       Vorhölle

      Die Vorhölle des schimmernden Elysiums an der Schwelle zur spirituellen Inflation

       Sünder

      Erleuchtete Verdränger, abgehobene Träumer, übertreibungssüchtige Schwärmer, falsche Propheten, scheinheilige Verführer, leichtgläubige Dummköpfe, religiöse Fanatiker, größenwahnsinnige Visionäre, übertriebene Frömmler, leichtsinnige Optimisten, sektiererische Pharisäer, religiöse Spinner, Pseudo-Esoteriker, selbsternannte Auserkorene, Berufene vor dem Höchsten, für die eigenen Himmelsziele sich aufopfernde Idealisten, Wolkenkuckucksheim-Erbauer (Opfer eigener Sehnsüchte und Träume)

       Disposition

      Der Schattenbereich von Jupiter in den Fischen und Jupiter im 12. Haus sowie disharmonische Jupiter/​Neptun-Aspekte

       Schuld

      Religiöses Sektierertum, selbstgefälliges Märtyrertum, visionäre Verwirrungen, Expansionsdrang, spiritueller Größenwahn, abwegige Ideologien, versponnene Visionen, abgehobene Weltbilder, übertriebene Sehnsucht nach dem Grandiosen, religiöser Wahn

       Strafe

      Dieser Ort zeigt ein Fluidum seraphischen Elysiums an, das zum Alptraum werden kann, wenn du deine unerlösten Instinkte ungelebt in die Wolken verlegst. In dieser Hölle ist es nämlich dein Los, deiner unstillbar expandierenden Sehnsucht ständig Räume zur Verfügung stellen zu müssen, in denen sie sich durch immer abgehobenere Träume und Bilder zu den Gralsweihen des höchsten Gottesbewußtseins «durchfressen» muß. Es ist die Suche nach Wahrheit, das Streben nach Lebenssinn, um der drohenden Sinnlosigkeit zu entkommen. Der innere Sinn dieser Hölle ist nämlich die Erkenntnis, niemals finden zu können, weil sich in jedem Suchen nur das Finden «sucht». Zwar erahnst du den Geist, der dein Leben erfüllt, denn in religiösen und mystischen Bereichen, in denen sich das Ego zugunsten transzendenter Erfahrungen auflöst, kannst du jene schimmernde Lichtinsel erahnen, die in den Wassern des Ewigen aufglimmt. Doch der kosmische Glanz befriedigt dich nicht, denn dieses Licht ist zwar mehr als die Summe allen Bewußtseins, aber alles Bewußtsein ist auch, was es ist: Nichts!

       Lösung

      Du liebst das Empfinden kindlichen Versinkens in einer Woge kollektiven Gefühls, was sich nicht selten zur kultischen Anbetung spiritueller Inhalte ausdehnt, und fühlst dich selbst als Auserkorener, der zu den höheren Weihen zugelassen ist. Hier zeigt sich ein transzendentes Erahnen jenes Empfindens, das sich nur schwer im bloßen Mitschwingen des sphärischen Atems in Gott verwirklichen kann, denn hier findet sich jenseits aller Vorstellungen der Abgrund, der dich in deiner Abgehobenheit ständig scheitern läßt. Der Enthusiasmus, der dich erfüllt, katapultiert dich in Gefilde, in denen deine Psyche nicht immer stabil genug ist, zwischen Realität und Irrealität zu unterscheiden. Dafür kannst du zu philosophischen Einsichten vordringen, die sich aus der Relativität deines Sehens und der Einbeziehung dieser Relativierungen nähren, wenn du die Subjektivität deiner persönlichen Wahrnehmung als das einzig Objektive erkennst. Laß deine überhöhten Ziele los: Das einzige, was du nicht findest, ist das, was du suchst!

      Ich setzte mich ans Ufer. Das Boot hatte gewendet und rauschte führerlos an mir vorbei, und meine flammenden Erinnerungen flogen leise hinterher und sangen tonlos den Sang der Sirenen. Was war es, dieses unbestimmte Etwas, das mich in den Netzen meiner Sehnsucht gefangen hielt? War es die Suche nach Freiheit? Aber was ist schon Freiheit? Wenn alles, selbst die Liebe, wie Akron meinte, ein Spiel meiner Einbildung sei, dann wäre selbst die Liebe zu Gott nur die Sehnsucht des Menschen nach sich selbst. Solche und andere Gedanken rauschten mir ohne Pause durch den Kopf, als ich mit den Wellen spielte und wie ein Perlenfischer nach ihrem tiefen inneren Geheimnis haschte. Das Wasser umspülte meine Beine und vertraute mir die Gabe, Gott in seiner fundamentalen Sehnsucht zu erfahren, wie er seit Milliarden Jahren aus den Tiefen der Meere ans Licht der Ufer strebt, denn ich war wie betrunken von dem Wunsch, das Rätsel zu lösen, um nicht länger die ohnmächtige Beute der ständig auf mich einprasselnden eigenen Fragen zu sein.

      «Sei bloß vorsichtig», hörte ich da die Stimme Akrons hinter mir, «daß dich die Urgewässer nicht verschlingen, denn du hältst lebendiges Plankton in der Hand.» Da fragte ich ihn, ob es meine Sehnsucht nach Freiheit sei, die mich zwinge, mich immer über mich hinauszuheben und die Welt in ihrer höchsten spirituellen Ausdehnung zu erfahren, wie sie durch die menschliche Brille gerade noch erahnt werden kann?

      «Mach dir keine Sorgen! Du littest schon als Kind an einer Art spirituellem Größenwahn, denn seitdem ich dich kenne, befindest du dich auf einem philosophischen Höhenflug», blies er mir lächelnd den Marsch, «und nun kommt in dieser Hölle zum jupiterhaften Verlangen, dich ins Unermeßliche auszudehnen, auch noch das auflösende Sehnen, dich im Streben nach einem Ganzen aufzugeben, und das katapultiert deinen Geistesanspruch natürlich so hoch in die Wolken, daß er von dir dort oben nur noch schwer zu finden ist.»

      «Willst du damit sagen, daß das Streben nach Freiheit gefährlich für mich ist?» wollte ich wissen, nachdem ich mir seine Botschaft angehört hatte.

      «Nein, so kann man das nicht sagen, denn innerhalb deiner spirituellen Abgehobenheit bist du ja ein sehr bemühter Esoteriker. Es ist nur so, daß die Sehnsüchte in dieser Hölle so hoch in den Wolken schweben, daß sie für keinen leicht zu gewinnen sind.»

      «Dann kann ich sie auch nie erreichen», entgegnete ich matt und zuckte mit den Schultern. Die Fragen waren mir ausgegangen.

      «Ganz im Gegenteil, du kannst sie gar nicht verfehlen, denn sie richten sich ja ausschließlich auf dich aus, weil du der einzige bist, der sich von ihnen anziehen läßt, nur wissen das die meisten Seelen nicht», sagte er. «Sehnsüchte sind wie kleine Kinder, die unablässig von der Mutter Aufmerksamkeit fordern. Wenn du sie vergißt und sie in dir nicht festhältst, dann entfalten sie ihre Flügel und breiten sich ins Leben aus. Du kannst sie später als Ziele nutzen, wenn du ihre Energien kontrollierst. Letztlich sind sie es, die dich bedingungslos anziehen und die du niemals verfehlen kannst.»

      «Ich darf sie also nur nicht wollen?»

      «Du darfst sie schon wollen, du darfst sie nur nicht in dir festhalten. Damit es etwas im Leben gibt, das sich für dich später zu erreichen lohnt.»

      «Ich soll sie loslassen?»

      «Ja. Benutze dafür deinen Willen, und bau dir deine persönlichen Ziele auf. Ziele sind wie Zugvögel. Sie fliegen durch deine Sehnsüchte hindurch und ziehen ihre Fäden in die Welt hinaus. Wenn du die Ziele in dir zurückbehältst, dann staust du die Sehnsüchte gefährlich ihn dir an.»

      «Aber wohin soll ich die Sehnsucht transportieren, wenn ich weiß, daß ich sie sowieso nicht verfehlen kann?»

      «Das fragst du mich? Zum Schöpfungsgipfel natürlich! Denn das Werdende strebt nach Zerfall, aber mit dem Zerfall schwillt gleichzeitig das Werden an, das das Zerfallende wieder zu binden sucht: Das unendlich sich Bildende zerstäubt nicht im Grenzenlosen, es formt sich zu immer neuen Schöpfungszielen. Denn erst jenseits aller Vorstellungen ahnst du den Geist, der dein Leben erfüllt; in religiösen und mystischen Bereichen, in denen sich das Ego zugunsten transzendenter Erfahrungen auflöst, kannst du jenen schimmernden Gipfel erreichen, der über den Wassern des Unbewußten thront. Dieser Gipfel ist zwar mehr als die Summe allen Bewußtseins, aber alles Bewußtsein


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