Dantes Inferno I. Akron Frey

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Dantes Inferno I - Akron Frey


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Botschaften einbezogen zu werden und mich auf der inneren und äußeren Ebene gleichzeitig zu reflektieren. D.h., mir blieben nicht nur die Teile meines Bewußtseins offen, auf der mir seine inneren Botschaften zuflossen, sondern mir erschloß sich auch die Perspektive, aus der ich den Mechanismus dieser Übermittlungen beobachten konnte, und so konnte ich erkennen, wie diese Übermittlungen dank ihrer raffinierten symbolischen Verschlüsselungen meine «kritische Vernunft» umschifften. Dadurch, daß ich mir das Denken zum Verbündeten gewann, das sich mir in der Verkörperung von Akron bis zu den Grundlagen seiner eigenen Relativität offenbarte, konnte ich den Strukturen des Denkens außerhalb meiner eigenen Denkmuster begegnen und damit die «Botschaften aus dem Universum» relativieren, ohne ihnen aber ihr inneres Geheimnis zu stehlen.

      Und nun die pragmatische Antwort:

       Das, was ich hier im Buch als meinen Geistesführer bezeichne, ist ein Energieimpuls in meinem Hirn. Es ist die Zusammenfassung der Muster, wie sich das kollektive Wissen in meinem persönlichen Erleben reflektiert. Dieser Teil kann genauso eine höhere Wesenheit sein wie ein abgespaltener Teil in mir, vielleicht mein eigener geistiger Machtanspruch, der mir in dieser ausgelagerten Form viel besser behagt, weil ich mich mit ihm in dieser personifizierten Gestalt nicht restlos zu identifizieren brauche. Im Grunde interessieren mich aber alle Fragen nach Akron auch nur insofern, als daß der innere Dialog funktioniert und daraus etwas Kreatives entsteht.

      Sollte mich also heute jemand fragen, ob ich ein «Kanal» für höhere Intelligenzen sei, dann würde ich das aus meiner Sichtweise wahrscheinlich eher verneinen, denn die transpersönliche Erscheinung von Akron scheint mir doch mehr der Odem zu sein, um den von meinem eigenen Selbstbild unterdrückten geistigen Teilen Leben einzuhauchen. Andererseits möchte ich auch nichts ausschließen, da meine persönlichen Ansichten meiner «kritischen Vernunft» genauso unterliegen wie meine überpersönlichen Botschaften meiner «unterdrückten kreativen Irrationalität», und manchmal scheint mir, daß das eine das andere bedinge und erst im gelassenen Zusammenspiel dieser beiden verschiedenen Bewußtseinsebenen sich etwas manifestieren könne, das sich mit den Worten Akrons als «erkennendes Erkennen in meinem Kopf» dann so ausdrückt: «Ich bin der Träumer und der Traum, das Bewußte und das Unbewußte. Ich bin der Zauberer, dessen Zauber die Sphäre des Bewußtseins schafft: Ich bin in allem – alles ist in mir!»

      St. Gallen im Februar 2000

      Charles F. Frey

      (erste Fassung im Mai 1997)

       Ich saß an meinem Schreibtisch und grübelte darüber nach, wie es in meinem Leben weitergehen sollte. Ich war traurig, deprimiert, zerstört. Nichts wollte mir gelingen, ich war überall blockiert. Meine Gedanken gingen ins Leere, ich ging ohne mich zu bewegen, denn es war das Schicksalsrad, das sich für mich drehte, eine Fahrt in den Abgrund, in dem die Zeit stillstand. Eigentlich wollte ich ein Buch über das Ringen um die Sinnfrage schreiben, die den Menschen oft in seiner Lebensmitte befällt, doch plötzlich fühlte ich mich selbst in die Abgründe hineingerissen, die ich nur beschreiben wollte, und auf einmal kam mir mein Leben grau und sinnlos vor. Mit dem virtuosen Blick der Selbstzerfleischung hatte ich den dunklen Fleck in mir entdeckt, der mein Selbstverständnis von der Welt und alles, wofür ich kämpfte, allein schon dadurch bedrohte, daß es ihn gab, und deshalb mußte es wohl auch einen Weg geben, ihn aus meinem Leben wieder zu entfernen. «Der Fleck muß verschwinden!» dachte ich laut.

       «Doch die Exekution des Fleckes willst du nicht selbst übernehmen, damit dein Weltbild auch weiterhin in Ordnung bleibt, du möchtest vielmehr, daß ich diese Aufgabe für dich übernehme», hörte ich eine näselnde Stimme in mir, die ich für mein abgespaltenes psychologisches Verständnis hielt, «und weil du dich nicht ändern willst, versuchst du, das Leben für dein Scheitern verantwortlich zu machen, statt dir vor Augen zu führen, wo das Übel sitzt und wie schwer es ist, Bestehendes dort zu verändern, wo du selbst Sachverwalter des Bestehenden bist, nämlich in deinem eigenen Kopf.»

       «Ich weiß manchmal auch nicht, wie ich das alles in mir zusammenreime», erwiderte ich dem Geist dieser Stimme, die in mir sprach und die ich als inneren Dialog wahrnahm, als sie die Beweggründe meiner Denkmuster kritisierte: «Immer versuchst du dich deinen inneren Ängsten zu entziehen, um dich den Voraussetzungen deiner eigenen Handlungen zu verschließen. Auch jetzt versuchst du über deine Krise intellektuell zu debattieren, aber nicht, um deine Lage zu verändern, sondern nur, um deiner Situation einen vernünftigen Grund zu unterlegen. Wie solltest du da je zur Einsicht gelangen, es sei denn …», sagte sie, einen Augenblick lang innehaltend, um mir die Gelegenheit zu geben, ihr beizustimmen und mich nach einem möglichen Ausweg zu erkunden, was ich auch sofort mit der Frage tat: «… es sei denn was?»

       «Es sei denn, du ließest dich bedingungslos in dein unbewußtes schwarzes inneres Loch hineinfallen, in das Zentrum des Flecks», erwiderte die Stimme und machte wieder eine kleine Pause, um diese abschließende Botschaft gewissermaßen in mich einsinken zu lassen: «In deinen Ängsten drückt sich eigentlich nur die Tatsache aus, daß du das moralische Weltbild, die Werte gesellschaftlicher Prägungen, noch immer soweit verinnerlicht hältst, daß du die Erkenntnisse deiner Sinnlosigkeit nicht als Befreiung von diesen anerzogenen Wertvorstellungen, sondern als unzulässige Abweichung von ihnen und damit als Schuld erfährst. Deshalb ist deine Depression auch nicht da draußen, sondern in dir selbst. Sie beruht auf einem Modell, das dir seit Kindesbeinen eingefüttert wurde. Und eine willentliche Veränderung dieser Perspektive bedeutet nicht darüber zu lamentieren, warum das Leben für dich keinen Sinn mehr hat, sondern zu merken, daß im Gegenteil alle dir eingetrichterten Modelle außerhalb ihrer gesellschaftlichen Zielrichtung sinnlos sind. Der Wille zur Genesung kann also nicht bedeuten, den Lebenssinn zurückzuholen, sondern ihn für immer zu verlassen.»

       «Wie?» entschlüpfte mir die Frage, denn irgendwie ahnte ich schon, daß diese Verhinderungen nur dazu da waren, erkannt zu werden, denn das innere Erkennen aller Zusammenhänge schien mir die einzige Möglichkeit, die Bedingungen der Leiden kennenzulernen und damit die Voraussetzungen zu ihrer Beseitigung zu schaffen. Die Frage war nur: Wie? Wie sollte das geschehen?

       «Zum Beispiel, indem du aus dem Fenster springst!» orgelte es in meinem Inneren.

       Meine innere Stimme wollte mich wohl veralbern: «Hast du keinen originelleren Ratschlag für mich?» fragte ich.

       «Der Sturz ist die Auflösung des Ich, von dem aus es sich verlierend durch Selbstbetrachtung wieder zurückgewinnen kann. Erst wenn dein Verstand an den Grundlagen des rationalen Weltbilds zerschellt», erwiderte die Stimme, «werden alle deine unterdrückten Persönlichkeitsanteile aus den Umklammerungen des unterdrückenden Denkens wieder frei und du kannst alles sein, was du sein möchtest. Vieles ist in dir, du brauchst es nur zu wollen. Geh jetzt zum Fenster!»

       «Ich bin nicht so verrückt, wie du mich darstellst», gab ich zu bedenken, während ich mich erhob und zögernd zum Fenster ging. Der ganze Himmel war von rotem Abendglanz durchglüht. Es hatte am Vormittag und am Nachmittag die meiste Zeit geregnet, erst gegen Abend teilten sich die Wolken, und die Sonne schien ins Zimmer. «Wahrscheinlich habe ich nur einen Sinnfindungs-Komplex. Im Grunde bin ich ein schüchterner kleiner Junge, der nie richtig erwachsen geworden ist», erklärte ich, «und darum beständig naseweis über seine eigenen Bilder hinauswachsen möchte, die er pausenlos produziert und sie im gleichen Atemzug wieder in Frage stellt, um sich vor seinen eigenen Zweifeln zu schützen …»

       Plötzlich züngelte vor meinen Augen ein Blitz, und was dann geschah, erlebte ich wie einen «Trip». Hätte mir jemand eine LSD-Droge verabreicht, so hätte die Erfahrung nicht phantastischer sein können. Ich starrte durch das Fenster in die Sonne, und von einer Sekunde zur anderen entzündete sich mit ungeheurer Kraft ein Feuerwerk von Visionen in meinem Kopf. Es war, als


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