Dantes Inferno II, Das Auge der Hölle. Akron Frey

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Dantes Inferno II, Das Auge der Hölle - Akron Frey


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mit einer Frau auf meinen ersten Orgasmus zuritt.

       „Wir können aber auch Anfang und Ende aufeinanderlegen, um Ihnen die Dimension Ihres Erlebens näherzubringen“, sagte sie, bevor ich eine Antwort geben konnte und betätigte den Überblendungsschalter. „Was sehen Sie jetzt?“

       Wie von einer Tarantel gestochen fuhr ich aus dem Traum. Der Wecker hatte geklingelt. Sie lag neben mir und ihre Stimme klang hellwach: „Wie spät ist es?“

       „Acht! Verdammt, irgendwie habe ich den Wecker überhört“, entgegnete ich aufgeregt. „Ich muß sofort gehn… Redaktionsschluß ist um zehn!“

       „Bist du immer so spät?“

       „Oft. Aber heute ist ein besonderer Tag. Ich wurde für eine Reportage in die Unterwelt geschickt, und nun habe ich mich verschlafen und die Zeit rennt mir weg. Zwar habe ich die Geschichte im Kopf, aber ich muß sie für die Ausgabe von morgen noch in den Computer tippen…“

       „Welche Geschichte?“

       „Die Geschichte vom Roten Drachen, die ich eben geträumt habe…!“

       „Ach so, du meinst den Aufhänger auf der ersten Seite der Zeitung: ‘Tod im Hotel! Berüchtigter Kultautor Opfer einer Verschwörung… ’ Das ist aber eine ganz andere Story“, lächelte sie. „Wenn du willst, daß ich dich hier ‘rausbringen soll, mußt du erst den Stöpsel ziehn!“

       „Welchen Stöpsel?“

       „Wenn du aus dieser Hölle ‘rauswillst, mußt du erst den Stöpsel aus der Badewanne ziehen. Sonst bleibst du in den Morästen deiner eigenen Ängste eingesperrt… willst du wirklich schon gehen?“

       „Wo bin ich hier?“ wollte ich wissen. Trotz der Angst bekam ich eine mächtige Erektion.

       „In mir“, kicherte sie, „hast du zufällig mein Höschen gesehn…?“

       Im Schlafzimmer herrschte überall Unordnung. Ächzend erhob ich mich vom Bett. Der hirnschalenförmige Aschenbecher war zersplittert und die Zigarettenkippen hatten sich über die am Boden liegenden Kleidungsstücke verstreut.

       Neben meinen Jeans lag ein schwarzer Stab. „Und der gehört wohl auch zum Spiel“, erwiderte ich und hob ihn auf.

       „Das ist der Dildo, mit dem ich dich gefickt habe“, feixte sie. „Erinnerst du dich nicht? Im Traum!“

       „Davon weiß ich nichts“, knirschte ich zerstört.

       „Du hast die Geschichte doch selbst geträumt“, zwitscherte die Stimme vergnügt. „Die Story von der umgedrehten Möse. Schau doch hin! Sie liegt gedruckt vor deinen Füßen. Das Ziel liegt darin, den Zauberstab durch das umgestülpte Loch hindurchzustoßen und es damit wieder aus sich herauszuziehen. Die umgedrehte Vagina zieht den Geist der Sünder in sich hinein und überschreibt ihn mit den Informationen der Organisation des Roten Drachens…“

       Meine Augen fielen auf das aufgeschlagene Buch neben meinem Bett. Ich hob es auf und ein Buchzeichen fiel heraus, und als ich mich danach bückte, erkannte ich, daß es eine Visitenkarte war. „Le Salon Rouge“ konnte ich lesen, und darunter ein Drache, kunstvoll auf den runden Bauch einer Göttin tätowiert.

       „Aber wie kann eine Geschichte in einem Buch stehen, die ich am Träumen bin?“

      „Weil du das Ganze aus der Sichtweise einer möglichen Form von Zukunft siehst! Das Buch ist das Tor zur Seele, durch das du in dein Inneres hineinsehen kannst. Vieles, was darin steht, ist dem Schläfer noch gar nicht begegnet. Im Moment des Todes hast du das Ende möglicherweise mit dem Tattoo auf dem Bauch des Todesengels in Verbindung gebracht, der dich im Hotel besuchte, eine Agentin des Geheimbundes des Roten Drachens. Es ist dies eine Variante von Zukunft, von der sich erst entscheiden wird, ob du sie so träumen willst…“

       Ich war verblüfft. Das Licht schien sich über der Oberfläche zu ballen und die Visitenkarte krümmte sich wie eine Plastikfolie zusammen, die zu dicht an eine Flamme gehalten wurde. Das Symbol stülpte sich langsam vor meinem Gesichtsfeld um, so daß sich das Innere nach außen wand, und plötzlich überkam mich das „verdrehte“ Gefühl, als ob sich das Bild in zahlreiche dünne Fäden auflöste, die von meinen Vorstellungen eingesaugt wurden. Zudem hatte ich eine merkwürdige Halluzination. An der Stelle, an der sich das geheimnisvolle Zeichen umkehrte und in sich selbst verschlang, schimmerte ein tiefer Spalt. Daraus leuchteten die roten Augen einer Gestalt hervor, deren Gesicht im Schatten einer mächtigen Kapuze lag. „Wenn du die verschiedenen Ebenen deiner Gedanken im Kopf mit den Büchern in deiner Bibliothek vergleichst“, hörte ich sie sagen, „dann ist der Spalt, der dadurch entstanden ist, weil das Zauberbuch aus dem Regal herausgefallen ist, das Tor, durch das dir das Vergessene wieder zufließen kann…“ Das Gesicht war mir sehr vertraut und irgendwie schienen mir auch seine Augen zu antworten, denn auf einmal hatte ich das sonderbare Gespür, als blinzelten sie mich an.

       „Welches Tor?“ Dann war die mönchsähnliche Gestalt verschwunden und auf dem Monitor erschien das Gesicht einer virtuellen Sternenfee.

       Ein Augenblick des Schweigens folgte, in dem wir einander anstarrten. „Die Lücke, die entstanden ist, als du das geheimnisvolle Buch zwischen den Welten verschobst“, gab sie mir zur Antwort. Ich spürte den Sog aus dem Zentrum des Hirns, und hatte den Eindruck von etwas Lebendigem im Gewebe meiner Gedankenlinien.

       „Zwischen welchen Welten?“ Etwas zog mich durch seinen Willen an. Es hatte eine physische Form, die man mit dem Bild eines Drachens vergleichen konnte. Zumindest war es eine interessante Szene in meinem Hirn.

       „Zwischen Anfang und Ende, Vergangenheit und Zukunft, Realität und Traum. Am Schnittpunkt dieser Dualitäten ist dir das Buch aus dem Regal gefallen…“

      „Regal?“ Ich ließ das Buch sinken und spürte gleichzeitig einen heftigen Schlag, und mit einem dumpfen Knall fiel der „Dante“ aus meinem Bücherregal auf den Boden und ließ einen Spiegel dahinter erscheinen, der wie ein leuchtendes Rechteck aussah. Ich schaute hinein und mit einem Mal spürte ich den Doppelgänger aus der grenzenlosen Tiefe meiner Erinnerung hervorkommen. Ich wußte nicht warum, aber auf irgendeine Weise hatte ich den Eindruck, als ob er mit mir sprechen wollte. Ich empfand eine geistige Einladung, einen spirituellen Sog, und dann hatte ich die Vision, als ob es mein eigenes Gesicht wäre, aus einer anderen Ebene, und in der selben Sekunde blitzte an meinem Finger eine Art Dreieck im opalisierenden Licht eines Ringes auf, in dessen Mitte ein Auge schimmerte.

       „Erkennst du mich?“ vernahm ich eine Stimme hinter dem Spiegel. Während ich mir die Hände wusch und anschließend mein unrasiertes Gesicht befühlte, hatte ich ein komisches Gefühl.

       „Wo sind wir hier?“ klopfte ich an die Scheibe.

       „Im Kopf des Schreibers“, sagte er. „Hier sind alle seine unbewußten Gedanken aufgelistet. Dreh jetzt den Ring!“

       „Welchen Ring?“ Vorsichtig schielte ich nach dem Ring an meiner Hand, den ich vor vielen Jahren von meiner Mutter bekam. Seit Generationen wanderte der Ring in den Reihen der Familie.

       „Der Ring des Autors! Wenn du ihn am Finger drehst, kannst du den Kerker öffnen und alle Geheimnisse erfahren, die in deinem Unbewußten gefangen sind…“

       „Was weißt du von ihm?“ Es schien mir wichtig zu wissen, woher er seine Kenntnisse über den Verfasser hatte: Hatte er einen Zugang zu meinen Gedanken, oder war ich


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