Götter der Sterne. Lars A. Fischinger

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Götter der Sterne - Lars A. Fischinger


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aus dem Zusammenhang gerissen worden. Diese Stelle des ersten Verses müsste richtig "Aus dem, was am Anfang war" lauten. Dieser eindeutige Hinweis auf eine Schöpfung aus bereits vorhandenem Material (Materie) wurde hier einfach weggelassen!

      Wie oft haben wir diese bekannten Worte des Genesis schon in unserem Leben gehört, und doch sind sie falsch oder fehlerhaft übersetzt. Der biblische "Gott" schuf seine Schöpfung nicht einfach aus dem Nichts, wie es die Lehre des "allmächtigen Gottes" will, sondern bediente sich bereits eines existierenden "Etwas". Schon allein diese Tatsache macht das Festhalten an diesen Überlieferungen unverständlich.

      Interessanterweise dokumentiert die griechische Mythologie ebenfalls das Vorhandensein eines "Etwas", das da war, bevor ihre "Götter" die Bildfläche der Schöpfung betraten. So beschreibt der griechische Dichter Hesiod aus Askara in Böotien (ältester Dichter nach Homer, ca. 700 a.D.), dass am Anfang nur qualmartiger Nebel, Finsternis und ein riesiger Abgrund die gesamte Welt bildeten. Hier wird angeblich vom Chaos gesprochen, welches sich noch nicht in seiner endgültigen Vollendung befand. Erst dann, so Hesiod, kamen die "Götter in die Welt" (Nack, S. 43ff). Auch chinesische Überlieferungen (um 200 a. D.) überliefern uns: "Im Anfang war das Chaos" (Sproul, östlich, S. 242) - obwohl zwischen diesen Mythen Jahrhunderte liegen.

      Diese mythische Überlieferung ist heute sehr bemerkenswert, weil sie in gewisser Weise den aktuellen Erkenntnissen der Astronomie gegenübergestellt werden kann: Die Entstehung eines Sonnensystem aus einem "Spiralnebel", der sich in einem scheinbaren Zustand des Chaos befand. Auch andere Überlieferungen haben einen ähnlichen Inhalt (s. II.3). Irgendwer muss dieses Wissen jemandem vermittelt haben.

      Das Alte Testament und die griechischen Überlieferungen stehen aber inhaltlich nicht alleine da. Zahlreiche Schöpfungsmythen kennen ähnliche Schöpfungsanfänge. Als Beispiel sei hier noch auf die Weltwerdung der Germanen, Inder und Ägypter hingewiesen. Die germanische Dichtung Völuspa ("Der Seherin Gesicht") überliefert, dass zu Beginn zwar alles existierte, aber nur in einem ungeordnetem Zustand; eben im Chaos. Nur ein Riese namens Ymir lebte dort:

      "Urzeit war es, da Ymir hauste: nicht war Sand noch See, noch Salzwogen, nicht Erde unten noch Himmel, Gärung grundlos und Gras nirgends." (Nack, S. 215)

      Und die Ägypter? Sie halten in ihren Mythen aus Heliopolis fest, dass die Welt aus einer vorhandenen, materiellen Substanz entstand, die lediglich aus dem Chaos getrennt werden musste (Nack, S. 15)!

      Auch Indien besitzt einen uralten Mythos, Rig-Veda genannt (um 1200 v. Chr.), der die öde am Anfang der Welt beschreibt:

      "Nur dunkel war, verhüllt von Dunkel, anfangs und unverkennbar wogte dieses alles; Vom leeren Raum war zugedeckt die öde, das eine ward durch die Macht der Glut geboren." (Sproul, östlich, S. 213)

      Bei einem Blick in das Buch Genesis stellen wir fest, dass sich dessen Schöpfung zwar auf eine Ordnung des vorhandenen Chaos bezieht, dass aber dieser Akt von "Gott" alleine gemeistert wurde. Frappierend ist aber nicht nur der "kleine" Übersetzungsfehler, dass am Anfang kein Nichts war. Wer machte sich daran, dieses vorhandene Material zu einer "Welt" zusammen zu fügen? "Gott" alleine?

      Der erste Vers der Genesis dokumentiert, wie ein "Geist Gottes" ("ruah elohim") über den Wassern (oder Urmeer/Urflut, "tehom") schwebte, was von den Kirchenvätern sogar als Vorausweisung auf die Taufe verstanden wurde (wie die Flut und das mosiatische Meerwunder). Hier bieten sich erneut einige sinngleiche Möglichkeiten an, denn diesen schwebenden Geist kann man gleichfalls als "Ein gewaltiger Sturm brauste über dem Wasser" übersetzen. Auch nach dem hebräischen Wort für "schweben", "rhp" in konstantinischer Diktion, könnte hier synonym von einem "Wehen" gesprochen werden. Ugaritisch-syrische Schriften verwenden "rhp" auch als Vergleich mit einem brütenden Vogel, wodurch dieses "Wehen" meist in Beziehung zu einem Vogel verwendet wurde (Lurker, Symbole, S. 179).

      Somit erhält dieser Vers eine völlig neue Sichtweise, denn ein Sturm - und nicht ein "Gott" - schwebte über der Urflut. Ob aber dieses "Schöpfungswesen" tatsächlich als ein Geist umherschwebte, ist demnach erneut dem Auslegungswillen des Übersetzers überlassen, denn bedeutungsgleich zu diesem "Geist" können wir wiederum "Schnauben", "Brausen" bzw. "Braus" oder das oben erwähnte "Wehen" verwenden. Auch in dem analytischen Werk der Theologin Dr. Edeltraut Staimer (Universität Köln), das sich ausschließlich mit der Interpretation der Schöpfungsberichte befasst, heißt es an einer Stelle (Staimer, S. 35): "über der Urflut, über dem Chaos schwingt der Braus Gottes". Die hebräische Fassung der Genesis lässt also diese Übersetzungen ebenso gut zu, wie einen schwebenden Geist.

      Erstaunlicherweise stellte ich beim Studium der biblischen Texte fest, dass eine Ausgabe "im heutigen Deutsch" (Katholisches Bibelwerk 1982) als Anmerkung zu diesen Versen tatsächlich die zweite Möglichkeit nannte, dass auch ein Sturm getobt haben könnte. Was nun um alles in der Welt geschah dann am ersten Schöpfungstag? Schwebte der Geist "Gottes" über dem Urwasser, tobte ein gewaltiger Sturm oder schwebte ein "göttliches" Brausen umher - alles ist möglich und richtig!?

      Ein weiteres Übersetzungsproblem und zugleich das schwerwiegendste in Bezug auf die ersten Worte der Schöpfung ist, dass sich nicht nur "Gott" an diesem Meer aufhielt, sondern mehrere "Götter"! Wir haben es genau genommen bei der Erschaffung der Welt mit einem Werk von mindestens zwei Wesen zu tun, die bereits vorhandenes Material für ihre Zwecke nutzten. So lassen sich die zwei ersten Verse in etwa auch wie folgt übersetzen:

      "Im Anfang (oder: "Aus dem was, am Anfang war") schufen Elohim die Himmel und das Erdreich. Und das Erdreich war wirr und leer (öde), ein Abgrund bedeckt von Dunkel, und über den Wassern schwebte das Brausen Elohim ("ruah elohim", L.A.F.)."

      Elohim, so das Wort, welches im Hebräischen an Stelle von "Gott" steht (eine Bezeichnung der sogenannten Elohisten), ist ein kleines Wort von äußerst interessanter Bedeutung. Es stammt aus dem Semitischen und bedeutet in der Übersetzung "Götter", "Gottheiten" oder "Götterwesen". Der Singular lautet (semitisch) El, "Gott" (akkadisch "ilu", arabisch "ilah" - vielleicht eine ethymologische Ableitung von "’wl", "stark sein"/"vorne sein", Haag, S. 374), aber eindeutig findet sich an verschiedenen Stellen der Genesis der Ausdruck Elohim in der Schöpfungsgeschichte 66 Mal! Im gesamten Alten Testament taucht der "Göttername" Elohim sogar mehr als 2000 Mal auf (Haag, S. 384). Hier wird uns von "Göttern", von einer Mehrzahl von Schöpferwesen, berichtet, sowie auch der "Braus Gottes", also "ruah elohim", als "Braus/Wind/Wehen der Götter" verstanden werden kann.

      Unter dem Stichwort "Elohim" findet sich sogar in Band III des angesehenen "Lexikon für Theologie und Kirche" (katholisch) der Hinweis, dass Elohim auch allgemein "göttliche Wesen oder Menschen mit göttlicher Vollmacht" bedeuten könnte! In dem Plural, Elohim ("Gottheiten"), sieht Michael Buchberger, der Autor des Lexikons, "Gott als Träger der ganzen Fülle göttlicher Kräfte, Eigenschaften und Vollkommenheit...". Oder in Haags "Bibel Lexikon" (S. 348) erfahren wir, dass Elohim im Alten Testament eine "Erhebung der betreffenden Person zum generellen Repräsentanten" bedeuten soll. Dies sind reine, nichtssagende "Deutungen", um dem Monotheismus, die Lehre des einzigen "Gottes", aufrecht zu erhalten. In einer Bibelanmerkung (Lainen-Bibel 1938) ist zu lesen, dass "der Gottesname, den die Schrift in diesem ganzen Bericht gebraucht, Elohim ein in der Mehrzahl stehender Ausdruck ist." Also ganz klar wird hier eingestanden, dass es "Götter" waren. Aber dennoch steht auch in dem Bibeltext der Laien-Bibel der Singular "Gott", und das, obwohl die entsprechenden Anmerkungen aussagen, dass es sich hier um einen pluralischen Ausdruck handelt.

      In einem Buch, das dem ungeübten Bibelinteressierten "Einführungen-Texte-Kommentare" des Alten Testamentes verständlich machen will (Lutz, S. 23), wird Elohim schlicht als "Gottheit" übersetzt. Von der ebenso möglichen Pluralform keine Spur. "Dabei hat das Wort Singular- und Pluralbedeutung, also auch Götter", hält der bekannte Experte Manfred Lurker fest (Lexikon, S. 125).

      Der biblische Text unterscheidet sich von anderen religiösen Schriften dieses Kulturraums


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