Katzmann und die Dämonen des Krieges. Uwe Schimunek

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Katzmann und die Dämonen des Krieges - Uwe Schimunek


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      Uwe Schimunek

      Katzmann und die

       Dämonen des

       Krieges

      Der zweite Fall

      Kriminalroman

      Jaron Verlag

      Uwe Schimunek, Leipziger Journalist und Autor, wurde vor allem durch seine Kurzgeschichten bekannt. Er nimmt seit 2006 mit Lesungen an den jährlich stattfindenden Ostdeutschen Krimitagen teil. Mit dem Krimi-Kleinkunst-Programm «Killer-Kantate» ist er regelmäßig auf der Bühne zu sehen. Zuletzt erschienen von ihm die Erzählbände «13 kleine Thriller» (2009) und «13 kleine Thriller plus drei» (2010) sowie die Novelle «Das Thüringen Projekt» (2009).

      Originalausgabe

      1. Auflage 2011

      © 2011 Jaron Verlag GmbH, Berlin

      1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

      Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

       www.jaron-verlag.de

      Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin

      ISBN 9783955520519

      Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titelseite

       Impressum

       Widmung

       EINS Freitag, 13. Februar 1920

       ZWEI Samstag, 14. Februar 1920

       DREI Sonntag, 15. Februar 1920

       VIER Montag, 16. Februar 1920

       FÜNF Dienstag, 17. Februar

       SECHS Mittwoch, 18. Februar

       SIEBEN Donnerstag, 19. Februar

       ACHT Freitag, 20. Februar

       NEUN Sonnabend, 21. Februar

       ZEHN Sonntag, 22. Februar

       ELF Mittwoch, 24. März 1920

       NACHBEMERKUNG

       Die Reihe

      Meinen Großvätern - den Großhandels-Kaufleuten

      Werner May (1918–1984) und Franz Schimunek (1912–1993)

       Freitag, 13. Februar 1920

      HELMUT CRAMER hielt nicht viel von Aberglauben, deshalb fiel es ihm auch nicht schwer, seinen kleinen Beutezug an diesem Freitag, dem dreizehnten Februar, anzutreten. Was sollte schon passieren, hier im Großhandel Preßburg in der Mittagspause? Die Lagerarbeiter und die Angestellten saßen mit Sicherheit beisammen, aßen Schwarzbrot mit Schmalz und unterhielten sich über das bevorstehende Wochenende.

      Der Gang am Rande der Lagerhalle zog sich so weit hin, dass die Stahltür am Ende wie ein verbeulter Verschlag für Liliputaner wirkte. Helmut Cramer passierte die Porzellanabteilung. Zu seiner Rechten stapelten sich bemalte Kaffeekannen bis zur Decke, in zehn Meter Höhe. Ein Regal weiter runde Teller, die in ihrer exakten Ausrichtung wie antike Säulen in die Höhe ragten. Zwischen den rostigen Regalträgern wirkten die sauberen Geschirrteile, als wären sie Boten einer besseren Zukunft.

      Die bessere Zukunft für Helmut Cramer musste ihren Anfang hinter der Stahltür und eine Treppe höher nehmen, genauer gesagt im Bureau des Inhabers. Dort wartete das Startkapital für die großen Pläne seines Bruders.

      Helmut Cramer merkte, wie er schneller lief, die Töpfe und Tiegel zu seiner Rechten nur noch als leuchtende schwarze Punkte wahrnahm. Er passierte Regale mit den neuen elektrischen Waschmaschinen, die Wäsche wie von alleine reinigten. An den hölzernen Bottichen waren Antriebsräder angebracht, groß wie der Boden eines Bierfasses. Die Geräte wirkten ein wenig so, als wollten sie aufstehen und losrollen, um ihre reichen Besitzer in der guten Stube heimzusuchen und mit Maschinenöl zu bespritzen. Er kam an den Waschbecken vorbei, weiße Unschuld blendete seine Augen.

      Als er die Badezimmerspiegel erreichte, hielt Helmut Cramer kurz inne. Ja, die Frisur saß korrekt. Er lächelte: Es gab gute Gründe dafür, dass er von den Kumpels «der Schöne» genannt wurde. Aber sein Bruder hatte recht, der Anzug musste dringend ersetzt werden. Er sah schon fast aus wie einer der Hungerleider, die sich den ganzen Tag in der Stadt rumtrieben, an den Knien war der Stoff der Hose abgewetzt, unter dem offenen Mantel knitterte das Jackett, als hätte er darin geschlafen. So würde ihn niemand als Geschäftsmann ernst nehmen.

      Als er an den Kleinteilen vorbeikam, überlegte er kurz, ob er nicht seine Taschen mit Haarreifen, Kämmen und Handspiegeln vollstopfen sollte, Frauen standen auf Geschenke. Aber dann würde sein Bruder ihn bestimmt ausschimpfen. Bertold hatte den Humor verloren, seit ihm dieser Franzose im Krieg mit dem Gewehrkolben den rechten Kiefer zertrümmert hatte und sie als Bruderpaar bei den Kumpeln «der Schöne» und «der Schiefe» hießen. Na ja, das war sicher auch nicht leicht für Bertold. Seither nahm der die Sache mit den Gesetzen nicht mehr ganz so ernst.

      Helmut Cramer erreichte die Tür, aus der Nähe erwies sich der vermeintliche Stahl als billiges Blech. Er drückte die Klinke, zog. Die Scharniere quietschten, als würde eine Katze gefoltert. Ein Blick zurück beruhigte ihn. Niemand da, alle noch beim Essen.

      Im Treppenhaus klangen seine Schritte, als würde ein Stein durch eine Höhle schnippen. Er versuchte, nur mit den Fußballen auf die Stufen zu treten, obwohl er sicher war, dass in den Bureaus keine Angestellten arbeiteten. Im ersten Stock bog er in den Gang ein. Ganz hinten rechts musste nach der Beschreibung seines Bruders Preßburgs Bureau sein.

      Früher hatte auch Bertold hier auf diesem Gang gearbeitet, vor dem Krieg, als er noch Handelsvertreter beim Großhandel Preßburg war und noch nicht «der Schiefe» genannt wurde. Jetzt saß er für ein kümmerliches Gehalt draußen im Pförtnerhäuschen und träumte wahrscheinlich wieder von seinem eigenen Geschäft. Helmut Cramer konnte den Ehrgeiz seines Bruders nur schwer nachvollziehen. Die Stadt, ja ganz Deutschland lag am Boden, das war doch nicht die Zeit für Visionen. Bertold sagte immer, das werde schon wieder. Helmut Cramer selbst nahm


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