Ponton-Kids. Siegrid Graunke Gruel

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Ponton-Kids - Siegrid Graunke Gruel


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wie Kalle plötzlich aus dem Schatten herauskommt. „Dann schaffen wir es bestimmt nich mehr bis auf den Ponton!“

      Sie entschließt sich, hinzugehen. Sie kann sich doch einfach zeigen und „Hallo, was macht ihr denn hier?“ sagen. Aber als sie bei Jonas ankommt, sagt sie einfach nur: „Hi! Na, Jonas?“ Im nächsten Moment starren sie ganz verdutzt zwei weit aufgerissene Augenpaare an. „Keine Panik“, sagt Julia etwas gelassen. „Ich bin’s nur wieder, die nervige Julia, was?“ Dabei guckt sie Kalle etwas bissig an. Bestimmt ist er für alles verantwortlich, er scheint hier ja den Boss zu machen.

      „Oh, oh, Julia …“, sagt Jonas verwirrt, aber trotzdem auch sehr erfreut. Das kann Julia gleich in seinen Augen erkennen!

      Ob das Liebe ist …?

      „Was willst du hier?“, fragt Kalle sofort ziemlich barsch. „Hast du dich verlaufen?“

      „Kann schon sein!“, gibt Julia zurück und heftet ihre Augen ganz fest an Jonas’ Blick.

      „Ja, dann geh mal besser gleich wieder!“, fährt Kalle sie böse an.

      „Dein Weg geht sicher da lang!“ Dabei deutet er mit ausgestrecktem Arm in die Richtung des Campingplatzes.

      „Hallo, Shuli“, lenkt Jonas aber ein. „Wie kommst du denn auf einmal hierher?“ Er ist richtig begeistert, gerade, weil sie sich so völlig unbeeindruckt von Kalle zu ihm vorgewagt hat. Aber er schaut jetzt auch ein wenig verlegen drein, weil er sich daran erinnert, dass er sich nicht an seine Zusage gehalten hat.

      „Ach, ich geh hier nur gerade am Strand spazieren“, sagt Julia und kann ihren Blick gar nicht von seinen schönen Augen abwenden.

      „Die … die soll sich verpissen! Was will die?“ Kalle ist inzwischen ziemlich wütend geworden, anscheinend aber auch verunsichert, denn er guckt zwischen Julia und Jonas hin und her.

      Aber Jonas hat nur Augen für Julia. Was für ein faszinierend hübsches Mädchen sie doch ist …

      „Mach deine Lovestorys woanders klar!“, sagt Kalle sichtlich genervt, aber seine Stimme hat mit einem Mal gar keinen richtigen Ton mehr.

      „Warte, geh nicht gleich wieder weg, Julia“, übernimmt Jonas jetzt das Wort. „Wir haben Essen, bestimmt ist dir kalt! Aber schöne Mädchen dürfen doch nicht frieren. Wartest du eben hier? Ich bin gleich wieder zurück!“ Dann entfernt er sich schnell vom Feuer und verschwindet in der Dunkelheit. Julia bleibt, wartet auf der anderen Seite des Feuers und wärmt sich auf.

      Nach kurzer Zeit ist Jonas wieder zurück und trägt ein großes Tablett vor sich her. „Soo!“, sagt er laut und setzt sich damit neben Julia auf den Baumstamm am Feuer. „Hier, greif zu … alles für dich – und für mich“, ergänzt er. Auf dem Tablett liegen jede Menge fertige Brotspieße, eine Plastikschüssel, gefüllt mit Hackbällchen, und zwei Äpfel. Bei dem Anblick bekommt Julia jetzt richtig Hunger.

      „Halt sie einfach ins Feuer“, sagt Jonas. „Schau her, so wie ich.“ Er nimmt einen von den langen Stöcken, die überall herumliegen, und klemmt einen Brotspieß mit einem Aluclip daran fest. Zum Schluss kommt ein Hackbällchen auf die Spitze und schon ist es fertig.

      „Danke, Jonas“, sagt Julia erfreut und tut das Gleiche.

      Das ist aber lecker! Der Duft des gerösteten Brotes erinnert sie an ihre letzte Klassenreise. Da haben sie es auch mal so gemacht.

      „Na gut“, geht Kalle jetzt wieder dazwischen und stellt sich neben Julia. „Ich bin Kalle, du Julia – okay? Wo hast du denn die Hackbällchen her?“

      „Ja, okay“, sagt Julia, guckt dabei aber schon wieder verliebt zu Jonas.

      Dann sitzen alle drei am Feuer und nagen schmatzend an ihren Brotstangen. Als es plötzlich wieder zu schneien anfängt, stehen sie aber schnell auf, denn dazu wird es auch noch windig. „Komm mit!“, ruft Jonas ihr zu, als er sich Kalle anschließt, der aufbrechen will.

      „Wohin?“, ruft Julia zurück.

      Der Wind ist jetzt so heftig geworden, dass er Schneeflocken ins Gesicht treibt. „Komm! Wohnmobil!“, versteht sie nur noch, denn Jonas ist schon dicht hinter Kalle auf dem Weg irgendwohin. Aber „Wohnmobil“ klingt zumindest warm und trocken.

      Kalle ist schon weit vorn. Durch die vielen Schneeflocken sieht man ihn kaum noch und der Weg geht auch ziemlich steil nach oben. Jonas macht jedoch einen Moment halt, wartet, bis sie bei ihm angekommen ist, und legt seinen Arm um ihre Schultern. Dann gehen beide doch wieder langsamer. Ja, Jonas kennt doch den Weg!

      Aus dem Wohnmobil dröhnt ihnen laute Rockmusik entgegen und grelles Licht ist an. Auf der Bank am Tisch sitzt Kalle und stellt gerade eine Flasche Wodka drauf. „Die letzte, Jonas“, sagt er dabei. „Aber ich weiß nich, ob die Schöne überhaupt Alkohol verträgt.“

      „Die Schöne, das bin wohl ich“, sagt Julia gleich, bevor Jonas darauf antworten kann. „Gern, ja, Kalli, kann ich gut vertragen.“ Auf dem Campingplatz trinkt sie mit Corinna manchmal auch Wodka, allerdings aus Gläsern. Julia nennt ihn einfach Kalli und setzt sich sogar neben ihn auf die Bank.

      „Gut, dann hol mal Gläser, Jonas“, sagt Kalle.

      Also geht Jonas zu einem Hängeregal herüber, dahin, wo wahrscheinlich die Küche ist. Schweigend trinken sie dann alle drei den ersten Schluck bei dem einzigen Wort, „Prost“, das Kalle dabei laut sagt.

      „Habt ihr kein besseres Licht?“, sagt Julia und kramt schon in ihrer Tasche herum. Da kommen auch schon eins, zwei, drei kleine Teelichter zum Vorschein. Also grelles Licht aus und Kerzenlichter an.

      Jonas macht das Licht aus und guckt ihr dabei mit einem fragenden Blick in die Augen.

      Keine Sorge, Jonas, ich bin in dich verliebt, signalisiert Julia ihm.

      Na, dann ist ja gut!

      Ja, das Licht ist viel besser. Und die Musik wechselt jetzt auch von schlecht zu gut, empfinden es Jonas und Julia gleichzeitig und fühlen sich absolut wohl dabei.

      Doch die nächste Ansage von Kalle trifft sie wie ein Donnerschlag: „Ich bin Kalle der Erste, das hab ich dir ja auch schon gesagt. Du kannst nur bis morgen Früh hierbleiben. Danach musst du weg sein!“

      Da nimmt Julia ihre Tasche und sieht Jonas nicht mehr an. Am besten gleich weg hier, denkt sie sich, egal, wie weit es bis nach Hause ist!

      „Was hat sie denn jetzt?“, fragt Kalle und guckt Jonas verdutzt an, während er sich das Glas noch mal vollgießt.

      „Wahrscheinlich findet sie dich nicht besonders nett!“, sagt Jonas und greift nach Julias Hand unter dem Tisch. Sie erwidert seinen Händedruck, denn jetzt kann sie fühlen, wie sehr er in sie verliebt ist! Jonas grinst dabei den betrunkenen Kalle an und schaut zu, wie der sich schon wieder etwas ins Glas gießt.

      „Da… dann fick sie doch!“, sagt Kalle besoffen und will durch, weil er wahrscheinlich mal muss. Oder vielleicht will er am besten gleich ins Bett fallen, falls, ja falls er überhaupt eines findet. Statt wieder an den Tisch zu kommen, liegt er nämlich mitten im Weg, als Jonas noch mal aufsteht. Also steigt er einfach über ihn hinweg.

      „Willst du nen Cocktail, Shuli?“, fragt er leise. Und noch etwas leiser flüstert er ihr ins Ohr: „Bin damit gleich wieder bei dir. Oder möchtest du Cola? Sag, was du haben willst.“

      Nein, Julia möchte keine Cola, lieber einen Cocktail mit O-Saft!

      „Schläft dein Freund jetzt?“, will sie wissen, als sie ihr Glas zusammen mit Jonas in kleinen Schlücken austrinkt.

      „Ja, ’türlich“, sagt Jonas, „der schläft.“

      „Was macht ihr hier? Du und der?“, fragt Julia und kann nicht wirklich glauben, dass Jonas hier mit diesem Kalle hausiert. „Was habt ihr gemeinsam?“

      „Wir haben gar nichts gemeinsam“, sagt Jonas. „Warum fragst du das?“

      „Hasst er mich deshalb?“, fragt Julia zurück.


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