Unversucht. M. TroJan
Читать онлайн книгу.rel="nofollow" href="#fb3_img_img_9750d1a7-c55c-5789-b16f-5e075b4fd7fc.jpg" alt=""/> 50 Prozent sind Alkoholiker
50 Prozent haben eine Depression
20 Prozent sind arbeitslos
Bei dem Wort »Sucht« denken viele Menschen an eine gewisse Art von Schwäche. Wobei es alles andere, als das ist. Zielstrebige Arbeiter gehen oftmals durch ihre Perfektion zu Grunde, bemerken viel zu selten, dass statt den angewandten 100 Prozent, auch 80 Prozent ausgereicht hätten. Viel zu selten wird das Logische in Betracht gezogen, weil in unserer Gesellschaft alles von Zwang und Perfektion geprägt wurde. Das Leben ist hart – keine Frage –, aber dennoch reicht es zumeist aus, wenn man am Ball bleibt. Übereifrige, erzwungene Schnelligkeit bremst dich auf längere Sicht, denn ein Burnout-Syndrom wird dich länger als dir lieb ist vollständig außer Gefecht setzen. Warum arbeiten Mitarbeiter freiwillig in der Mittagspause? Weil sie von der Menge abstechen wollen, wobei dieser Ehrgeiz nicht belohnt werden wird, denn man erwartet ab diesen Zeitpunkt, dass es für dich eine Normalität wird, auf die Mittagspause zu verzichten. Die guten Arbeitskollegen sind genauso lange gut zu dir, wie du ihnen dienst.
Wenn etwas schlecht gar miserabel läuft, dann wird einer die Schuld auf den anderen schieben, so war es und so wird es auch immer sein. Die wenigsten Menschen machen sich freiwillig die Hände schmutzig, wenn es nicht nötig ist. Die deutsche Gesellschaft wurde zum Musterbeispiel, wie man etwas nicht machen sollte. Aber dennoch wird es täglich so weitergeführt. Man führt ein Leben, das unsichtbare Grenzen verehrt, vergöttert und gutheißt. Mit dem Beisatz »Zum Wohle der Menschheit« betont man heute gewisse Gesetze, Richtlinien und Käfige. Man ähnelt immer mehr einem blutrünstigen Tier, aber diese Ähnlichkeit fällt uns natürlich nicht auf, denn immerhin unterscheiden wir uns dadurch, dass wir Tiere wie Produkte einsperren und nach Belieben schlachten und essen. Der heutige Tierfreund ist ein Mensch, der seine Katze streichelt und zeitgleich auf dem Teller ein fettes blutiges Stück Steak verschlingt. Tierliebe sieht anders aus, aber in einer Gesellschaft, wo ein Süchtiger nur als schwacher Mensch angesehen wird, kann man von einer Einsicht nicht ausgehen. In einer Welt, in der 1/3 alles Geld der Welt besitzt und zusieht, wie sich die Restlichen 2/3 darüber streiten, »Wer was besitzt« – dort läuft meiner Meinung nach zu vieles falsch, um es auch nur Ansatzweise in Worte fassen zu können. Womöglich ist dies einer der Gründe dafür, warum Menschen sich in eine Sucht flüchten, denn der Alltag wurde zu etwas, was das Leben nicht wirklich Lebenswert darstellt. Es gibt viel Ungerechtigkeit im Leben, sie widerfährt jedem Menschen auf gewisse Sicht, selbst wenn jemand mehr Geld, oder materielle Dinge besitzt, ist er dennoch nicht glücklicher, oder mehr Mensch, als jemand, der es nicht besitzt. Menschen mit viel Geld bestreiten meine Ansicht, versuchen das Gegenteil zu beweisen, doch sobald ein Beweis für Glück notwendig ist, dann ist man nicht glücklich, geschweige denn Reich. Man wurde seines eigen Blender, seines eigen Feind und sein eigener größter Gegner im Leben. Unser Getriebe hat mehr Sand in sich, als wir bisher angenommen haben, Geld haben, Reich sein, all das bringt keine frohe und heile Welt. Nur Zufriedenheit lenkt dich in die richtige Richtung. Was du haben könntest, ist theoretisch betrachtet irrelevant, nur was du noch erreichen wirst, das darf auf keinen Fall aus den Augen verloren werden. Viele Menschen denken, sie wären ganz unten angekommen, aber diese denken dies nur, weil es zu diesem Zeitpunkt bereits wieder nach oben geht. Wenn du Zeit zum Jammern hast, dann kann es nicht mehr so schlimm sein, wie befürchtet.
Ein Mensch, der ganz unten angelangt ist, wird nicht mehr jammern oder trauern, er akzeptiert sein Ende. Das klingt natürlich sehr hart, aber leider sieht es in unserer Gesellschaft so aus. Jeden Tag läuft es auf diese Weise ab und jeden Tag frustriert diese Erfahrung mehr Menschen. Für viele Menschen bietet die Sucht genau ab diesen Punkt eine frohe und heile Welt, jedenfalls gaukelt es die Sucht einen vor. Man verliert sich darin mit dem Glauben, man hat etwas für sich gefunden, das Genugtuung bringt. Doch im Grunde belügt man sich selbst, eine Sucht zerstört mehr, als man jemals wieder beheben kann. Du machst als süchtiger Mensch immer mehr kaputt, als du denkst. Selbst dann, wenn es dir selbst nicht einmal bewusst ist. Als Betroffener kannst du dich nicht einfach in ausreden flüchten, natürlich könnte man, aber es wird dir auf längere Sicht noch mehr Leid zufügen. Ich denke, du weißt wovon ich spreche. Meiner Meinung nach, ist nach dem Schritt der Einsicht, der Schritt mit der Ehrlichkeit das wohl Wichtigste. Ohne Ehrlichkeit wirst du eine Sucht nicht mit dem nötigen Wissen in seine Grenzen weisen können.
Selbstdisziplin, Motivation und Wissen sind Wegbegleiter, aber ohne die nötige Ehrlichkeit, wird nichts davon funktionieren. Denn das Eine, wird durch das Andere ausgehebelt. Die Sucht ist wie ein Getriebe, es hat hunderte von Zahnrädern, die ineinandergreifen, sich stützen und durch das Drehen eines einzigen Rades, fangen alle an sich zu bewegen. Eine Sucht hat tausend Falltüren. Wenn du einen unüberlegten Zug machst, dann fängt die gesamte Sucht an zu rebellieren. Kaufsucht, Esssucht, Fettsucht, Aufmerksamkeitssucht und viele andere Süchte entstehen durch Vorbelastungen. Es war ein unüberlegter Zug, der das gesamte Bild drehen ließ. Plötzlich ist alles sichtlich Falsche eine mögliche Option, man empfindet es nicht mehr als Schlecht, gar gefährlich, es wirkt plötzlich akzeptabel. Man feilscht, mit sich und mit den Dingen um sich herum.
Auch wenn Menschen im eigenen Bekanntenkreis versuchen, etwas daran zu ändern, geht man dennoch den falschen Weg weiter. Möglicherweise aus übertriebenen Stolz, doch hauptsächlich deshalb, weil man nicht wahrhaben möchte, dass man von einer Krankheit betroffen ist, die man nur selbst wieder in den Griff bekommen kann. Im Bereich der Spielsucht an Automaten bin ich einer der Bekanntesten geworden, weil ich meinen Werdegang bzw.
Leidensweg auf ein Blatt Papier gebracht hatte. Doch hätte ich nie damit begonnen, mich selbst mit der Sucht im Großen und Ganzen zu befassen, würde ich heute noch mein Geld verspielen. Wie gesagt, Menschen mit anderen Süchten können das nicht wirklich verstehen, geschweige denn nachvollziehen, aber eine Sucht muss nicht nachvollziehbar, oder schöner, harmloser oder gefährlicher dargestellt werden, wie sie ist, man muss Ehrlichkeit zulassen. Das Problem bei einer Sucht und das wird wohl jeder Betroffene bereits bemerkt haben, man kann eine Sucht nicht einfach wieder ausschalten. Einmal zu weit aus dem Fenster gelehnt und man wird fallen. Doch sollte der Sprung namens Realität einen nicht das Leben kosten, dann sollte man seinen zweiten Geburtstag feiern, denn es ist der Anfang eines neuen Abschnitts und das Ende von bisherigen Taten. Vieles wird dir so wie allen anderen auch widerfahren, doch deshalb darf man sich nicht darauf festsetzen, dass eine Sucht alles wieder regeln wird, denn das wird definitiv nicht der Fall sein.
Ich war schon immer eine Art von Künstler, bereits als Kind zeichnete ich in einem Stil, der in meinem Alter nicht üblich war. Ich gewann bereits in der 1.Klasse Malwettbewerbe und konnte mit Hauptschülern problemlos konkurrieren. Ich hörte im Grunde in meiner gesamten Schullaufbahn, wie talentiert ich beim Malen sei, doch geholfen hatte es mir rein gar nichts. Ich sah die Welt immer anders, doch anstatt diese Gabe zu fördern, war ich dazu gezwungen, mich anzupassen. Aus einem ungeschliffenen Diamant, wurde ein Stein, wie jeder andere auch. Ich wusste bereits im jugendlichen Alter, dass ich den falschen Weg für mich gewählt hatte, da ich nicht mehr das tun konnte, was ich gerne tat, – nämlich Bilder malen. Die Zeit heilte diese Wunde nicht, innerlich stumpfte ich ab, sah Talent bei anderen, aber bei mir selbst ging immer mehr davon verloren. Die Unzufriedenheit wuchs ins Grenzenlose, die Traurigkeit über die vielen Fehlentscheidungen wurde immer größer, erst durch das Spielen an Automaten fing ich an, meine Gefühle zu akzeptieren. Jeder süchtige Mensch lebt in dem Glauben, man würde durch eine zwanghafte Handlung gewisse Gefühle kontrollieren können, doch im Grunde kontrollieren sie dich. Tja, da stand ich nun, am Ende hatte ich jahrelang mein Geld verspielt und dann kam ich noch auf die Idee, auch diese »Gabe« an den Nagel zu hängen. Für einen gesunden Menschen ist es einfach zwischen Gut und sichtlich Schlecht unterscheiden zu können, für einen Menschen wie ich einen darstellte, war das Ganze schwieriger als gedacht. Denn nichts Gutes ergab für mich einen Sinn. Ich denke, dass man als süchtiger Mensch, viel zu oft den Vergleich zu anderen Süchtigen sucht, denn dann wirkt das eigene Problem harmlos. Wobei jede Sucht, ganz gleich ob Nikotin oder Heroin, Kauf- oder Spielsucht, alles hat einen Ursprung in der Enttäuschung, die uns einst widerfahren ist. Welche Sucht